„Auf zur Solitude “ … lautete ein Spruch, der bis Mitte der 60er Jahre in und rund um Stuttgart Tradition sowie auch eine Bedeutung hatte. Die Zeit, wo über 435 000 Zuschauer die Rennstrecke der „Solitude“ säumten, ist bedauerlicherweise seit 1965 vorbei.
Dennoch,- aufs Jahr genau und nach 40 Jahren kehrten Gespannrennfahrer wieder an die „Solitude-Rennstrecke“ zurück. Allen voran Max Deubel, welcher noch 1964 an dieser Stätte gegen Fritz Scheidegger um Weltmeisterschaftspunkte kämpfte;
bekanntlich (wegen 5 m) auf Rang 2 endete, aber dennoch am Ende die Weltmeisterschaft gewann.
Weil die Solitude „die schönste Rennstrecke der Welt“ (Zitat Agostini) und noch immer ein Magnet für den Motorsport ist, trafen sich dort am 15. Oktober sämtliche
ehemalige Gespannrennfahrer des deutschen Gespannrennsports.
Benno Deifel, Gespannfahrer aus Winnenden u.a. auch Vorsitzender der „Oldtimerfreunde Rems-Murr“, brachte es fertig, ein „Treffen der Gespannrennfahrer“ zu organisieren.
„Seit Jahren höre ich immer wieder, wie schön es wäre, wenn es ein Treffen gäbe.“ Da an diesem Wochenende der AMSC Leonberg sein 20stes Gespanntreffen abhielt,
war es eine klare Sache für Benno, das Treffen als „Highlight“ mit in die Veranstaltung des AMSC zu integrieren. Eine Sache, die sich für beide Seiten lohnen sollte. Bereits ab 12:30 Uhr starteten die Renngespanne die Motoren, um sich für den
ersten von drei Demonstrationsläufen vorzubereiten.
Zum offiziellen Sektempfang hatte Benno die Rennfahrerlegenden in den Start- und Zielturm eingeladen. Es war ein herzliches Empfangen, denn „wir haben uns schon seit über 30 Jahren nicht mehr gesehen“, meinte Franz Linnarz, welcher mit Frau eigens aus Lüdenscheid angereist war.
Währendessen gab es im ehemaligen Fahrerlager, dem heutigen Verkehrsübungsplatz, eine Renngespannausstellung, welche die Entwicklung der Renngespanne über die letzten 50 Jahre demonstrierte. Von 1954 bis 1975 war alles zu sehen.
Unter anderem schwang sich kein Geringerer als Europameister Bernd Scherer nach über 20 Jahren wieder mal ins Cockpit einer 120 PS starken Busch YAMAHA. Und dass es noch genauso
lief wie früher, bestätigten ihm die 3000 Zuschauer, die zur Solitude gekommen waren. „Es hat mal wieder richtig Spaß gemacht“, meinte Bernd Scherer. Beifahrer Andreas Sättele, der sonst das Gespann als Beifahrer mit seinem Bruder Jörg bewegt, fügte
hinzu: „Mit Bernd zu fahren ist schon etwas anderes … ich habe ganz schöne Schläge in die Rippen bekommen
...!“ Schon lange durften die Baumwipfel der Naturrennstrecke Solitude zu solch hochfrequenten Tönen offener Megaphone nicht mehr tänzeln. Und ein angereister Zuschauer meinte, so etwas müsste jedes Jahr stattfinden.
Ab 16:30 Uhr gaben sich die Altmeister in Form einer Autogrammstunde die Ehre: Max Deubel, gefolgt vom deutschen Vizemeister Arsenius Butscher mit Beifahrer Sepp Huber und dem 9maligen TT Gewinner Siegfried Schauzu
mit Copilot Lorenzo Puzo. Für die Besucher war es eine Freude, bei freiem Eintritt Rennfahrerlegenden zum anfassen zu erleben. Für viele eine Gelegenheit, sich eine Signatur auf Papier, Sturzhelm oder ins Autogrammheft geben zu lassen. Am Abend hatte Benno Deifel die
„Akrobaten auf drei Rädern“ ins Hotel „Glemseck“ eingeladen, wo nach Gespannrennfahrermanier gefeiert wurde. Ob sie alle beim nächsten Treffen noch so vollzählig sein würden, das vermochte keiner zu sagen. |