Das
hatte der veranstaltende Auer MSC zu seinem diesjährigen
Zschorlauer Dreieckrennen nun wirklich nicht verdient. Erstens
feiert dieser heuer als erster ADMV-Club der Geschichte
ebenfalls sein 50-jähriges Bestehen, zweitens kann er stolz
auf zehn Jahre Zschorlauer Dreieckrennen in der Neuzeit zurückblicken,
und drittens hatte man sich wieder alle Mühe gegeben, um
seinem Publikum hochkarätige Teilnehmer und Gäste zu präsentieren.
Ergo, alle Daheimgebliebenen haben echt was verpasst, denn die
Stimmung war trotz des leider regnerischen Wetters prächtig.
Als Ehrengast begrüßte
man August Hobl, den Vizeweltmeister von 1956 auf der weltberühmten
350er-„Singenden Säge“ von DKW-Ingolstadt. „Ich bin auf
Grund meiner guten Verbindung zu Heinz Rosner eingeladen
worden. Wir waren ja früher als Zweitaktakteure irgendwie
Leidensgenossen und kennen uns schon lange. Nachdem ich im
vorigen Jahr leider absagen musste, hat es diesmal endlich
geklappt, auch hierher zu kommen. Dabei ist es immer wieder
das Gleiche – die Leute hier sind wahrscheinlich nicht
mit Buttermilch, sondern Benzin aufgezogen worden. Egal
welchen Alters, hier sind alle bestens informiert. Auch über
die alte Zeit“, so der 76-Jährige, der bis vor zwei Jahren
noch selbst für das DKW- bzw. Auto Union Historic Team bei
Classic-Veranstaltungen gefahren ist, bis dieses seine Aktivitäten
ganz auf den Vierradbereich legte. Auch in Zschorlau juckte es
den quicklebendigen Altmeister wieder, „... aber irgendwann
muss halt Schluss sein.“
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Ebenfalls „nur“ bis
zum Vizeweltmeister hat es Ralf Waldmann in seiner Berg- und
Talkarriere gebracht. Der war am ersten Veranstaltungstag,
erstmals wurde in Zschorlau an zwei Tagen gefahren, noch nicht
zugegen, da er mal schnell noch ein Achtstunden-Mofa-Rennen
auf der Kartbahn in Liedolsheim bestreiten musste. Noch am
Abend reiste er mit seinem Salatöl-befeuerten Motohome nach
Zschorlau, wo er nach eigener Aussage inzwischen ein zweites
Zuhause gefunden hat. Doch auch am Sonntagvormittag präsentierte
sich Waldi den Fans noch nicht fahrend – seiner 80er-Seel
hatte lediglich Slicks untergeschnallt, was auf dem nassen Geläuf
auch dem früheren Regenspezialist Ralf Waldmann zu heiß war.
Beim nachmittäglichen Sonderlauf der ehemaligen Rennfahrer
zog der inzwischen auch schon 41-Jährige dann gemeinsam mit
Heinz Rosner, Gernot Weser, Stefan Tennstädt („Ich habe bei
der 80-Jahre-Sachsenring-Veranstaltung wieder Blut geleckt und
kann mir schon vorstellen, wieder öfter zu fahren.“),
Thomas Wittig, Klaus Pellert, Rainer Pommer und Siegfried
Merkel am Kabel.
Unter diese stellvertretend genannten Herren
mischte sich erstmals wieder eine Dame – Helga Heinrich
geb. Steudel, die Rennamazone aus dem Vogtland gab nach 40-jähriger
Pause ihr Comeback auf dem Motorrad. Ermöglicht wurde der
68-Jährigen ihr großer Wunsch vom MZ-Liebhaber Rainer
Pommer, der der Mylauerin eine seiner RE 125 zurecht gemacht
hatte, gerade so, wie sie sie früher ihr Eigen nennen durfte
und gefahren hatte. Wie in der guten alten Zeit hatte man ihr
die legendäre Startnummer 112 auf das unverkleidete Motorrad
geklebt, und Rainers Vater Erhard Pommer stand ihr wie damals
als Mechaniker beiseite. In diesem Zusammenhang muss man den
Pommers ein riesiges Kompliment machen.
Was sich im ersten Sonderlauf auf regennasser Strecke schon
recht gut anließ, sollte im zweiten und letzten Lauf der
Tages noch besser klappen. Doch schon nach wenigen Runden war
es mit der Herrlichkeit vorbei. Klaus Pellert war gestürzt
und musste mit gebrochenem Schulterblatt medizinisch versorgt
werden. Fahrtleiter Thomas Haase sah die Sicherheit des
Verunfallten sowie der anderen Fahrer nicht mehr gewährleistet
und brach den Lauf ab.
Weniger mit großen Namen, dafür um so mehr mit wunderschönen
Motorrädern, wartete der MV Agusta Club Deutschland auf, der
zum 1. Auer MSC seit vielen Jahren ein sehr freundschaftliches
Verhältnis hat. Umgekehrt gilt natürlich das Gleiche.
Die Autos waren zwar etwas in der Unterzahl, rundeten das
reichhaltige Programm aber mit zwei Klassen (Renn- und
Tourenwagen) ab.
Für einen Teil der Motorräder und Seitenwagen ging es in
Zschorlau, wie schon eingangs erwähnt, wieder um
Wertungspunkte zum ADMV Classic Cup. In der Klasse 1 für
Renn- und Sportmotorräder bis Baujahr 1945 ging der Tagessieg
an Hartmut Geyer aus Burgstädt auf einer BMW R 51 mit 500 ccm
von 1938, gefolgt von Frank Hille (Neugersdorf, FN M67, Bj.
1928) und Rudolf Förster (Neusalza-Spremberg, BMW R62, Bj.
1930).
Die Klasse 2 (Renn- und Sportmotorräder bis 175 ccm, Baujahr 1946 bis
1980) gewann der nicht in den Cup eingeschriebene Magdeburger
Klaus Schellig auf einer 50-ccm-Simson-RS, Jahrgang 1969. Das
Punktemaximum sicherte sich hingegen Mandy „Rehlein“
Rehschuh aus Lichtenstein mit ihrer 125er-Benelli von 1975 vor
ihrem Partner Steffen Lehmann (ebenfalls Lichtenstein,
ebenfalls Benelli RS
125, allerdings zwei Jährchen älter) und Christian Glaßmann
(Leipzig, Benelli 125, Bj. 1974).
In der Klasse 3 für Motorräder
über 175 ccm drehten Ulrich Dölling (St. Egidien, Yamaha
250, Bj. 1978) und Günter Sörgel (Schneeberg, Benelli 250,
Bj. 1970) die gleichmäßigsten Runden. Da aber auch die
beiden hier nicht in Wertung fuhren, rückten Heinz-Jürgen
Walther (Schleiz, AWO 250, Bj. 1953), Frank Weber (Aue, MZ-ETZ
250, Bj. 1980) und Volker Seydel (Chemnitz, Honda 250, Bj.
1974) nach.
Den Sieg in der
Klasse 4 (Motorräder über 250 ccm 1946 – 1980) holte sich
Andreas Liebscher aus Flöha mit einer 500 ccm von 1973. Eine 350er-MV Agusta aus dem
Produktionsjahr 1970 verhalf dem Raschauer Mario Reinwardt zu
Platz zwei, und Gert Roch aus Gönnsdorf chauffierte eine
350er-Jawa Junior von 1967 auf Rang drei.
Die Gespannklasse
entschieden Klaus Riedel/Reiner Hase auf einem BMW-RS-Gespann
mit 750 ccm von 1955 für sich, gefolgt von den Brüdern
Christian und Ingo Rodehau (Nossen, BSA / A 10 mit 650 ccm,
Bj. 1952) und dem vierfachen Solo-DDR-Meister Frank Wendler
mit André Krieg im Boot seiner Kneeler DWR Honda von 1978 mit
600 ccm Hubraum und rund 100 PS.
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