Unter Druck......
geraten die Brennräume der
Zweizylinder Kompressor NSU, wenn sich die Einlassventile öffnen - bis zu zwei
Atmosphären Überdruck liefert der hinter den Zylindern angeordnete
Kompressor. Dass dabei über 100 PS aus den 500ccm Hubraum entwickelt werden,
stellt mein Weltbild etwas auf den Kopf. Ich dachte immer, die großen
Zweitakter der Siebziger wären die ersten Motorräder gewesen, die über die
magische 100PS Leistungsgrenze kamen.
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Wo man das alles erfahren und erleben konnte? In Hamburg,
beim Revival des Stadtparkrennens war dieses Highlight der Motorradgeschichte
neben vielen anderen zu sehen und auch zu hören. Hören ist gut gesagt: Wenn
man sich neben der mit einer Methanol/Öl-Mischung betriebenen Rekordmaschine
vom Ende der vierziger Jahre aufhält, während Wolfgang Schneider die Maschine
auf Betriebstemperatur bringt, ist es mit dem Hören nachher wirklich Essig!
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Unter Druck geraten waren auch die Veranstalter des
Stadtparkrennens in Hamburg durch einige unerfreuliche Ereignisse bei der
letztjährigen Ausgabe. Doch die eindringlichen Hinweise im Vorfeld der
Veranstaltung zeigten Wirkung - bis auf einige eher unbedeutende Ausrutscher gab
es keine Vorkommnisse, über die hier zu berichten wäre. Zu verhindern, dass
einer der Motorradfahrer auf der Strecke einen Herzanfall erlitten hat (und
hoffentlich inzwischen auf dem Wege der Besserung ist), lag natürlich nicht in
der Macht der vielen Helfer und Streckenposten, die die Sache im und um den
Stadtpark wie immer im Griff behielten.
Unter Druck kam der Veranstalter auch
durch ein zeitgleich stattfindendes Radrennen in Hamburgs Innenstadt. Aber auch
dieses Großereignis hielt die Fans nicht davon ab zum Stadtparkrennen zu
kommen, und das lohnt sich offenbar für die ganze Familie. Wie auch im letzten
Jahr fiel die völlig offene Altersstruktur der Besucher auf - nicht ungeschickt
dabei die Ausgabe einer Familienkarte (zwei Erwachsene, drei Kinder) für 15
Euro. Auch so bekommt man ein Publikum zur Veranstaltung, welches so sonst
nicht unbedingt bei Oldtimer-Motorsportveranstaltungen auftaucht, aber für die
Zukunft wichtig ist.
Es wurde ja auch für jeden etwas geboten: Von den mit
Hilfsmotoren betriebenen Fahrrädern über die akrobatischen Vorführungen der
Gespanne bis hin zu Walter Röhrl's IMSA GTO Audi 90 Quattro mit 700PS, der von
“Striezel“ Stuck über die enge Strecke geprügelt wurde, reichte die
Palette der Fahrzeuge, die in Hamburg präsentiert wurden. Die straßenzugelassenen
Fahrzeuge fuhren nach dem Reglement für Gleichmäßigkeitsfahrten, die
Rennmaschinen und Rennwagen “nur“ Demos.
Damit dabei auch richtiges
Rennfeeling aufkam, dafür sorgten bei den Motorrädern im Sonderlauf Fahrer
wie Phil Read auf Giuseppe Pattonis 500 ccm Paton, die drei Kostwinders, Koichi Shimada mit seinen
Yamahas, Lothar John auf der BMW RS
54, der, einfach gesagt, sehr schnelle Heiner Butz auf seiner Bianchi und
weitere bekannte Fahrer aus dem deutschen Lager wie z.B. der ehemalige NSU
Werksfahrer Wolfgang Brand, Reinhard Hiller, Kurt
Harald Florin, Norbert Prokschi, und natürlich auch unser Webmaster Peter
Frohnmeyer.
Als
Streckensprecher der Motorradläufe fungierte Bahnlegende Egon Müller. Dies
sorgte zumindest auch für einige humoristische Momente, wenn er denn nicht
gerade das Micro in der Sprecherkabine mit dem Gasgriff seiner Speedwaymaschine
tauschte.
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Ein Blick über den Zaun ins Fahrerlager der vierrädrigen
Zunft zeigte mir dann doch den großen Unterschied, der in der Szene zwischen
den Zwei- und Vierrädern besteht.
Da reicht das Spektrum vom Motorradanhänger, der zum Nachtlager umgebaut wird,
bis hin zur First Class Sektbar auf dem Stand eines deutschen
Sportwagenherstellers, wo den geneigten Gästen teures französisches
Schlabberwässerchen kredenzt wurde.
Aber genau das macht das besondere Flair
der Veranstaltung ja aus. Es findet sich wirklich für fast jeden Geschmack das
Richtige. Da steht dann mal eben ein leibhaftiger Mercedes 540K Kompressor so
am Straßenrand herum und gleich um die Ecke ein Kinderkarussell aus den 30ern,
und auch die Kinder von heute finden es schön, mit “Oldtimern“ im Kreis
herumzufahren. Man findet in den Zelten Fahrzeuge aus fast allen Epochen der
Automobil- und Motorradgeschichte.
Bei den Zweirädern fiel mir z.B. das
wachsende Interesse an den 50ccm Maschinen auf: stellvertretend dafür einige
sehr schöne Kreidler KKR, die im Fahrerlager der Motorräder zu besichtigen
waren. Für das leibliche Wohl wurde natürlich auch in jeder Form gesorgt, und unzählige Stände von Händlern und Clubs
boten einen Überblick über
die gesamte Szene, wie man ihn sonst nur sehr selten bekommen kann.
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Aus der Sicht des Teilnehmers kann ich
selber noch hinzufügen, dass man sich in Hamburg wirklich wohl fühlen kann. Allein die tolle Kulisse und vor allem
die vielen Zuschauer, die offensichtlich richtig Freude an der gebotenen
Schau haben und das auch lautstark kundtun, sind die Reise wert.
Dass man auf
einem solchen innerstädtischen Straßenkurs etwas vorsichtiger zu Werke gehen
muss, gerade wenn es nass ist, versteht sich von selbst. Auf einer großen
Rennstrecke mit ihren Sicherheitsabständen wird man dieses Flair aber niemals
erzeugen können. Auch die Tatsache, dass beim Aufbau des Fahrerlagers am Freitag
ein wenig Chaos herrschte, ist doch wirklich verzeihlich. Die Hamburger
versuchen, möglichst vielen Fahrern die Teilnahme zu ermöglichen. Dann wird es
unter den gegebenen Voraussetzungen halt auch eng....und gemütlich!
Als Klaus
Schüssler, der Sportleiter des Hamburger Motorsportclubs, der als ältester
Motorsportclub Deutschlands für den Motorradteil des Stadtparkrevivals
verantwortlich ist, am Ende der Veranstaltung die von viel Applaus begleiteten
Ehrungen vornahm und auch den im Frühjahr verstorbenen Ernst Hiller nicht
vergaß, da war mir sofort klar, du musst im nächsten Jahr hier wieder dabei
sein, wenn man dich lässt!
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weitere
Bilder in der Galerie
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Ad
Bergers Bilder aus Hamburg
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weitere Infos:
www.motorevival.de/
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Text: Karl Hübben
Fotos: Sieglinde Zerwer, Peter Frohnmeyer
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