Das eigentliche Highlight
aber waren die vielen Rennmaschinen aus den längst vergangenen
Epochen. Waren die alten Triumph-Maschinen T 90 oder T 100 aus
den 40er Jahren noch Nostalgie, glänzten die Augen der
Engländer-Fans bei den Matchless, Norton-Manx, AJS der 50er und
60er Jahre gehörig. An die 750er Rocket 3 von BSA oder die
John-Player-Norton mit dem Commando-Motor, können sich
sicherlich noch die jüngeren Rennfans erinnern.
Die brachte Norbert
Prokschi mit, der die Norton als Replica aufgebaut hat. Dabei
handelt es sich aber um das Modell mit dem Monocoque-Rahmen aus
V2A-Blech. Obwohl eigentlich nur eine 2mx2m große Blechtafel für
einen Rahmen benötigt wird, hat der Oldtimer-Restaurateur einige
Bleche verbraucht, bis der erste funktionsfähige Rahmen fertig
war. Das das Blech sehr schwierig zu schweißen ist, ist eine
Sache. Aber schließlich musste der integrierte Benzin- und
Öltank absolut dicht sein.
Als er übrigens mit der
Norton letztes Jahr bei einer Veranstaltung in England
auftauchte, wusste der ehemalige Cheftechniker Peter Williams
nicht, ob er ihn bedauern oder beglückwünschen sollte.
Ausgerechnet seine schwierigste und komplizierteste
Konstruktion, die schon nach einem Jahr wieder von der
Bildfläche wegen technischer Probleme verschwand, hatte der
deutsche nachgebaut. Aber dennoch war Williams begeistert, seine
Konstruktion so perfekt nachgebaut und wieder fahren zu sehen.
Die Italo-Fraktion
wartete sehnsüchtig auf die originale MV Agusta-Werksmaschine
von 1962, die Sammler Willi Marewski einmal für viel Geld aus
Italien geholt hatte. Mit der musikalischen Untermalung des
Vierzylinders aus Gallarate holte er ein Stück
Grand-Prix-Geschichte auf den Flugplatzkurs. Einzylinder-Ducatis
mit 250, 350 und 450 Kubik gab es zuhauf, wie auch Benellis,
Aermacchis oder Laverdas. Dass speziell Moto-Guzzi zahlreich
vertreten war, war schließlich der Verdienst des
Italo-Rennstalles aus dem Nachbarort Mudau und dem Sammler
Richard Bechthold. Er zeigte im Hangar seine Sammlung der
liegenden Einzylinder-Guzzi aus mehreren Zeitepochen.
Ein weiterer Höhepunkt
war die Solo BMW-RS von 1954, die Lothar John bewegte.
Schließlich holte er mit der bayerischen Lady 1961 seinen ersten
WM-Punkt in der Halbliterklasse. Und damals gab es nur für die
ersten sechs Fahrer WM-Punkte. Von den deutschen Marken waren
die NSU-Sportmäxe, eine Adler RS und die moderneren Maicos als
RS 125 und in der 250er Cup-Version zu sehen.
Besonders stark vertreten
waren bei den Superbikes die Honda CR 750 Replica-Modelle.
Allesamt wunderschön hergerichtet und vom Original nur in
Details zu unterscheiden.
In den
Grand-Prix-Rennklassen waren natürlich die Yamahas tonangebend.
Zahlreich vertreten natürlich die TZ 250 und 350. Interessant
aber das Vorgängermodell der erfolgreichsten
Produktions-Rennmaschine, die 250er TD 2 aus dem Jahr 1968,die
ebenfalls Lothar John fuhr. Josef Hage, ehemaliger
Vertragsfahrer bei Mitsui Deutschland brachte seine neu
erstandene Halbliter- Vierzylinder TZ 500 mit den äußeren
umgedrehten Zylindern mit. Ebenfalls ein Leckerbissen war die in
den Yamaha-USA Originalfarben lackierte TZ 700 von Franz
Weidacher, die einst der Amerikaner Gene Romero bewegte. Aber
noch eine weitere Yamaha mit Historie war u sehen. Die TZ 750
von Yamaha Canada, die Steve Baker in der Formel 750 erfolgreich
fuhr, setzte Heiner Morhardt ein.
Der Schweizer Bunz
Baggenstoß brachte neben seiner 350er Aermacchi noch eine der
seltenen Suzuki TR 250 Produktion Renner mit. Ebenfalls selten
zu sehen, war damals die Kawasaki A 7 R Production Racer mit dem
Drehschieber Parallel-Twin aus den 60er Jahren, die Rainer
Bomhard bewegte.
Als Ausstellungsstück
waren die beiden Reimo-Eigenbauten von Wolfgang und Winfried
Reinhard zu bestaunen. Hatten die beiden rennbegeisterten Brüder
aus Ludwigshafen in den 60er Jahren zunächst eine 50er auf
Kreidler-Basis mit Achtgang-Getriebe gebaut, folgte später dann
ihr Meisterstück mit einem 125er-Zweizylinder, bei die Zylinder
übereinander liegend angeordnet waren. Leider kam in Ermangelung
der finanziellen Möglichkeiten damals die wunderschön gebaute
Achtelliter-Maschine nie zum Renneinsatz und wurde erst später
fertig gestellt.
Walldürn schickt sich an,
ein neues Mekka des Young- und Oldtimersports zu werden. Das
offene Fahrerlager, die reichlichen Fahrgelegenheiten und das
Engagement des Organisationsteam, kamen bei den Fahrern und rund
3 000 Zuschauern bestens an. Aber man muss es sich einmal selbst
anschauen, um die besondere Atmosphäre einer solchen
Veranstaltung mit zu erleben. Schauen Sie sich Walldürn 2010
einmal an, schon jetzt steht der Termin in der ersten Juni-Woche
fest. Und wer noch einen Youngtimer in der Garage stehen hat,
sollte den dort bewegen, bevor er vollends einrostet.
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