ADAC Odenwaldring Klassik - Flugplatz Walldürn 2009

Nach der gelungenen Premiere im letzten Jahr war es klar, dass es 2009 eine Neuauflage der Klassik-Veranstaltung auf einem Flugplatz geben wird. Schon vor über einem halben Jahrhundert fand Mitte der 50er Jahre das letzte Rennen auf dem Straßenkurs in dem Odenwaldstädtchen Buchen statt. Doch der zunehmende Straßenverkehr zum einen und die erhöhten Sicherheitsauflagen waren auf dem rund 3,5 Kilometer langen Straßenkurs nicht mehr zu erfüllen. So war erst mal 1954 Schluss mit der Rennerei. Aber die Region besann sich immer wieder der Tradition. Schließlich war es das Technische Gymnasium in Buchen, das im Rahmen einer Projektarbeit an das letzte Rennen vor 50 Jahren erinnerte: Auf dem Parkplatz an der Bundesstraße B 27 in Höhe der Stadt Buchen steht eine Plastik und Gedenktafel, auf denen in Kurzform die Geschichte der Rennen mit Bildern niedergeschrieben ist.

Dennoch dauerte es einige Jahre, ehe sich einige motorradbegeisterte Clubs aus der Region zusammenschlossen und eine Neuauflage der Veranstaltung planten. „Das eigentliche Problem bestand darin, einen geeigneten Rundkurs zu finden. Straßen im Industriegebiet, wie es andere Veranstalter machen, waren nur mit erheblichem Aufwand zu sperren und auch zeitlich nur eingeschränkt zu nutzen“, weiß Organisationsleiter Manfred John zu berichten. „Aber im Nachbarort, nur 5 Kilometer von dem ehemaligen Kurs entfernt, gibt es einen Sportflugplatz mit idealen Voraussetzungen. Schließlich waren wir früher auf vielen Flugplatzkursen in Deutschland unterwegs“, erinnert sich der ehemalige DM-Pilot.

Gesagt, getan, die Vorbereitungsarbeiten liefen an und 2008 ging die Premiere über die Bühne. Unter anderem mit dabei, der ältere Bruder von Manfred , Lothar John, der 1952 auf dem Odenwaldring sein erstes Rennen fuhr. Gerne erinnert sich der heute 75jährige an seinen ersten Auftritt, der erfolgreich mit einem 2. Platz endete. Es war auch der Grundstein zu einer über 20jährigen Rennfahrerlaufbahn, die mit 2 Deutschen Meistertiteln, 3 Vizemeistern und einem 9. Gesamtrang in der Viertelliter-Weltmeisterschaft äußerst erfolgreich war. In den 60er und 70er Jahren gehörte der Schriesheimer zu den besten deutschen Piloten und fuhr während seiner aktiven Zeit über 20 verschiedene Rennmotorräder von 50 cm³ bis 500 cm³. Aber das ist eine andere Geschichte.

Für 2009 hatte das Organisationsteam allerdings auch einige Rennklassen mit ins Programm aufgenommen: Grand-Prix-Maschinen bis 1985, Superbikes bis 1987 und moderne Supermotos des German-Motobike-Cup. Eine Mischung, die bei den Zuschauern ankam.

 

 

 

 

Das eigentliche Highlight aber waren die vielen Rennmaschinen aus den längst vergangenen Epochen. Waren die alten Triumph-Maschinen T 90 oder T 100 aus den 40er Jahren noch Nostalgie, glänzten die Augen der Engländer-Fans bei den Matchless, Norton-Manx, AJS der 50er und 60er Jahre gehörig. An die 750er Rocket 3 von BSA oder die John-Player-Norton mit dem Commando-Motor, können sich sicherlich noch die jüngeren Rennfans erinnern.

Die brachte Norbert Prokschi mit, der die Norton als Replica aufgebaut hat. Dabei handelt es sich aber um das Modell mit dem Monocoque-Rahmen aus V2A-Blech. Obwohl eigentlich nur eine 2mx2m große Blechtafel für einen Rahmen benötigt wird, hat der Oldtimer-Restaurateur einige Bleche verbraucht, bis der erste funktionsfähige Rahmen fertig war. Das das Blech sehr schwierig zu schweißen ist, ist eine Sache. Aber schließlich musste der integrierte Benzin- und Öltank absolut dicht sein.

Als er übrigens mit der Norton letztes Jahr bei einer Veranstaltung in England auftauchte, wusste der ehemalige Cheftechniker Peter Williams nicht, ob er ihn bedauern oder beglückwünschen sollte. Ausgerechnet seine schwierigste und komplizierteste Konstruktion, die schon nach einem Jahr wieder von der Bildfläche wegen technischer Probleme verschwand, hatte der deutsche nachgebaut. Aber dennoch war Williams begeistert, seine Konstruktion so perfekt nachgebaut und wieder fahren zu sehen.

Die Italo-Fraktion wartete sehnsüchtig auf die originale MV Agusta-Werksmaschine von 1962, die Sammler Willi Marewski einmal für viel Geld aus Italien geholt hatte. Mit der musikalischen Untermalung des Vierzylinders aus Gallarate holte er ein Stück Grand-Prix-Geschichte auf den Flugplatzkurs. Einzylinder-Ducatis mit 250, 350 und 450 Kubik gab es zuhauf, wie auch Benellis, Aermacchis oder Laverdas. Dass speziell Moto-Guzzi zahlreich vertreten war, war schließlich der Verdienst des Italo-Rennstalles aus dem Nachbarort Mudau und dem Sammler Richard Bechthold. Er zeigte im Hangar seine Sammlung der liegenden Einzylinder-Guzzi aus mehreren Zeitepochen.

Ein weiterer Höhepunkt war die Solo BMW-RS von 1954, die Lothar John bewegte. Schließlich holte er mit der bayerischen Lady 1961 seinen ersten WM-Punkt in der Halbliterklasse. Und damals gab es nur für die ersten sechs Fahrer WM-Punkte. Von den deutschen Marken waren die NSU-Sportmäxe, eine Adler RS und die moderneren Maicos als RS 125 und in der 250er Cup-Version zu sehen.

Besonders stark vertreten waren bei den Superbikes die Honda CR 750 Replica-Modelle. Allesamt wunderschön hergerichtet und vom Original nur in Details zu unterscheiden.

In den Grand-Prix-Rennklassen waren natürlich die Yamahas tonangebend. Zahlreich vertreten natürlich die TZ 250 und 350. Interessant aber das Vorgängermodell der erfolgreichsten Produktions-Rennmaschine, die 250er TD 2 aus dem Jahr 1968,die ebenfalls Lothar John fuhr. Josef Hage, ehemaliger Vertragsfahrer bei Mitsui Deutschland brachte seine neu erstandene Halbliter- Vierzylinder TZ 500 mit den äußeren umgedrehten Zylindern mit. Ebenfalls ein Leckerbissen war die in den Yamaha-USA Originalfarben lackierte TZ 700 von Franz Weidacher, die einst der Amerikaner Gene Romero bewegte. Aber noch eine weitere Yamaha mit Historie war u sehen. Die TZ 750 von Yamaha Canada, die Steve Baker in der Formel 750 erfolgreich fuhr, setzte Heiner Morhardt ein.

Der Schweizer Bunz Baggenstoß brachte neben seiner 350er Aermacchi noch eine der seltenen Suzuki TR 250 Produktion Renner mit. Ebenfalls selten zu sehen, war damals die Kawasaki A 7 R Production Racer mit dem Drehschieber Parallel-Twin aus den 60er Jahren, die Rainer Bomhard bewegte.

Als Ausstellungsstück waren die beiden Reimo-Eigenbauten von Wolfgang und Winfried Reinhard zu bestaunen. Hatten die beiden rennbegeisterten Brüder aus Ludwigshafen in den 60er Jahren zunächst eine 50er auf Kreidler-Basis mit Achtgang-Getriebe gebaut, folgte später dann ihr Meisterstück mit einem 125er-Zweizylinder, bei die Zylinder übereinander liegend angeordnet waren. Leider kam in Ermangelung der finanziellen Möglichkeiten damals die wunderschön gebaute Achtelliter-Maschine nie zum Renneinsatz und wurde erst später fertig gestellt.

Walldürn schickt sich an, ein neues Mekka des Young- und Oldtimersports zu werden. Das offene Fahrerlager, die reichlichen Fahrgelegenheiten und das Engagement des Organisationsteam, kamen bei den Fahrern und rund 3 000 Zuschauern bestens an. Aber man muss es sich einmal selbst anschauen, um die besondere Atmosphäre einer solchen Veranstaltung mit zu erleben. Schauen Sie sich Walldürn 2010 einmal an, schon jetzt steht der Termin in der ersten Juni-Woche fest. Und wer noch einen Youngtimer in der Garage stehen hat, sollte den dort bewegen, bevor er vollends einrostet.


 

 

 

   

 

 

 



Text: Manfred John

Fotos: Ad Berger

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www.klassik-motorsport.com