Wir trafen so gegen 2
Uhr Samstag früh auf dem Campingplatz „Kastlhof“ ein.
Haben schnell einen Zeltplatz gefunden und die Theke für ein
Absackerbier. Wir wurden herzlich empfangen, wie so rund 150 oder
mehr andere Indianfahrer aus Deutschland, den Niederlanden und
England auch. Rund 100 wunderbar hergerichtete Maschinen waren
mitgekommen.
Habe unser „Schätzchen“
gleich ausgepackt und zu den anderen Freunden gestellt und das
Zelt im Dunkeln aufgebaut. Eigentlich keine schlechte Idee, zur
vorgerückten Stunde auf einem Campingplatz einzutreffen und
den eigenen Zeltplatz auszusuchen. Das hat den Vorteil, dass du
gleich herausfindest, in welchem Zelt die wildesten Schnarchnasen
liegen. Deren Nähe sollte man im Hinblick auf eine angenehme Nachtruhe auf jeden Fall meiden.
Natürlich habe ich
erst mal kein Auge zu getan, weil mir die Fahrt noch in den
Knochen steckte (8 Std. oder mehr unterwegs gewesen da Staus). Am
Morgen gegen 8:00 wurden wir schon von der Hitze aus dem Zelt
gejagt. Die Sonne war gnadenlos.
Anmelden, frühstücken,
Motorrad satteln und erst mal tanken fahren. Hoffentlich springt
die Kiste gleich an, wäre ja peinlich vor all den Leuten.... 2
mal treten und die Jungfrau machte sich mit lautem Geräusch
bemerkbar. Prima! Das wäre geschafft. Freundliche und
anerkennende Blicke der Zuschauer. Abfahren... problemlos geklappt
und dann ganz gelassen zum Ausgang. Anschließend ordentlich Krach
machen und die Gänge hochschalten. Alles läuft wie geschmiert
und die Primadonna ist immer noch temperamentvoll wie eine
Jungefrau. Na wer sagt's denn.
Beim Frühstück
sitzen wir zufällig neben einem anderen stolzen Besitzer einer
500er, die übrigens in der Unterzahl vertreten sind. Die meisten
Maschinen haben mindestens 750 oder mehr ccm (Chiefs und Big
Chiefs). Macht aber gar nichts.
So auf gleicher
"Augenhöhe" macht es natürlich gleich Spaß sich
auszutauschen. Peter Pitzen fährt ein ausgesprochen schönes
Teil, klagt aber auch über viel Ölverlust. Er erklärt mir noch
einmal schnell die beiden Düsennadeln am Vergaser für Leerlauf
und Geschwindigkeit.
Auf dem Weg zur
Tankstelle habe ich das dann gleich ausprobiert. Und wie ich schon
vermutet hatte, war bei der Geschwindigkeit noch ein bisschen mehr
drin, je nach Einstellung.
Und das gute Stück
springt jetzt wieder gleich beim ersten Kick an. Wunderbar!
So gegen 11:30 trafen
sich alle Indians zum Gruppenfoto mit Fahrer vor der Kulisse von
Schloss Prunn. Und anschließend fand die gemeinsame Ausfahrt
statt. Ein Wahnsinnsspektakel, wie wenn eine Büffelherde über die
Prärie galoppiert. Rund
75 km über kleine wunderbare Sträßchen und Wege, durch Wald und
Wiesen. Das Altmühltal ist ja für seine natürliche Schönheit
bekannt. Es ging vorbei an der Ruine Randeck und der längsten
freihängenden Holzbrücke Europas. Donauaufwärts werfen wir einen Blick auf die andere Seite auf die älteste
Klosterbrauerei der Welt, Kloster Weltenburg, in dem die Braukunst
erfunden wurde. Ziel war eine Gaststätte in Deising, die wir so
gegen 14:30 erreichen sollten.
Ich fuhr ganz vorne
mit (die "kleinen" Maschinen vorne, die großen bildeten
den Schluss), bis sich der Schwimmer wieder einmal verkantete. -
Und dann war ich ganz allein! -
Nach 5 Minuten hechtete ich hinterher, besann mich aber und ließ
es ganz ruhig angehen. Ich hatte ja eine Straßenkarte mit
eingezeichneter Route bei mir. Etwas später als die anderen
erreichte ich die Kneipe. Der Applaus
war mir gewiss. Wir saßen alle draußen und genossen den
Sonnenschein, Kaffee, Kuchen oder Brotzeit.
Ich traf einen alten
Bekannten aus der Berliner Zeit (1984-89), Dirk Hüttemann, heute
Ehrenmitglied beim Club. Wir hatten uns viel zu erzählen.
Christian Timmermann
(heute schon eine lebende Legende in Indian Kreisen) tauchte
erst am Samstag Abend auf, aber im Gepäck hatte er die erste
Indian Big Chief mit nachträglich eingebautem kombiniertem E-Kick-Starter
auf deutschem und möglicherweise Weltboden. Ich bin zwar kein
Fachmann, aber die Vorführung war so überzeugend, dass ich
glaube, dass das ein Renner werden wird. Den ganzen langen Abend
bildete sich eine Menschentraube um die Maschine.
Er nennt die Indian
mit E-Starter übrigens "Wounded Knee". Das ist allen
geschundenen Indianfahrern gewidmet, die vom vielen Kicken dicke
Knie bekommen haben.
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