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Die Geschichte einer 
Kawasaki H2 Modellminiatur

Text + Fotos:
Heike und Peter Machnik
www.scale-bikes.de

Seitdem ich motorisierte Zweiräder bewegen kann, habe ich eine Leidenschaft für sie. Insbesondere interessieren mich die Motorräder der „Golden Seventies“. Stolz und zum Leidwesen meiner Frau besitze ich auch einige davon. Zudem bastele ich meinem Spieltrieb folgend seit 35 Jahren Modellmotorräder zusammen.

Eines Tages kam der Wunsch auf, sich doch einmal ein Modell einer 3-Zylinder zuzulegen, egal ob Bausatz oder Fertigmodell.
Ich „googelte“ mich durch die virtuelle Welt und stellte erschreckend und voller Unverständnis fest, dass die virtuelle Welt nichts, aber auch gar nichts, was meinem Suchobjekt entsprach, zu bieten hatte.
Ergänzende Versuche im größten Marktplatz der Welt waren ebenso niederschmetternd.
Bei meiner Sucherei stellte ich fest, dass es nicht nur von keiner der Triples ein entsprechendes Modell mehr gibt, sondern auch der Bereich „Klassische Rennmaschinen“ sträflich vernachlässigt wird.

Langsam, schleichend kam eine Idee in mir hoch: Es müssten doch noch mehr Leute da sein, welche dieselben Interessen an diesen Miniaturen haben, wie ich. Warum sollte es nicht möglich sein, diese Miniaturen selbst zu produzieren, wenn andere es schon nicht tun?
Aber..., gedacht ist noch lange nicht getan. Erst einmal ein wenig mehr Informationen einholen.
Ich habe mich dann mit einigen H2-Clubmitgliedern unterhalten und auch die englische Fachpresse kontaktiert. Die Herausgeber von „Classic Racer“ und „Classic Motorcycle Mechanic“ haben mir Mut gemacht und mich bei meiner Idee nicht nur moralisch, sondern auch mit wichtigen Informationen unterstützt.

Die Schnapsidee, übrigens ganz ohne Alkohol geboren,  festigte sich in 2004 zu einem Projekt.

Der nächste Schritt war die Untersuchung von existierenden Modellen, denn: Wer fertigt denn überhaupt solche Dinger?
Das Resultat war erst einmal etwas überraschend, wenn auch bei näherer Überlegung nachvollziehbar. Alle Modelle, die mir untergekommen sind, sind „Made in China„ oder „Made in Macau“. Der Lohnkostenvorteil gegenüber Europa hat sich auch hier durchgesetzt.
Doch wie findet man entsprechende Unternehmen in Asien?
In solchen Situationen ist es sehr von Nutzen, wenn der Freundes- und Bekanntenkreis groß ist. Ein Freund von uns ist mit einer Chinesin verheiratet, die in ihrem Heimatland arbeitet. Ihre sehr guten Kontakte halfen mir, und so ging es für mich in dieser Phase recht problemlos.

Um alles auch professionell vernünftig auf die Beine zu stellen, ich hatte zu diesem Zeitpunkt schon die Vorahnung, dass eine Umsetzung dieser Idee nur mit erheblichen Investitionen verbunden war, musste eine Firma gegründet werden.
Da dies einen neuen Abschnitt in meinem Leben kennzeichnen würde, konnte das ohne Mitwirkung der Familie nicht gehen.
Also tagte der Familienrat: Unsere Tochter Anna Lisa hat mit 13 Jahren noch nicht den richtigen Zugang zu 70er Jahre Motorrädern, interessierte sich nur für ein Modell von Valentino Rossis Motorrad und hatte ansonsten ein eher neutrales Verhältnis zu dieser Idee. Sollte ich später ihre Hilfe aber benötigen, würde sie mehr gern helfen, ... wenn sie Zeit hätte.
Heike, meine Frau, stellte sich als praktizierende Bilanzbuchhalterin zur Verfügung. Damit war der kaufmännische und buchhalterische Part (ohne zusätzliche Kosten) besetzt.

Meine Aufgabe bestand dann darin, die Idee umzusetzen.
Ein Unternehmen braucht einen Namen. Diskussionen, Brain-Storming führten zu keinem Ergebnis, bis dann durch Freunde die Frage auftauchte: „Was heißt eigentlich „Scale“, und warum nennst Du die Motorräder „Bikes“?“ Scale ist das englische Wort für Maßstab, und Bike ist das fast eingedeutschtes englisches Wort für Zweirad.
„Scale-Bikes“ als Unternehmensname war geboren.

Unsere chinesische Freundin Yi hatte mit mehreren Unternehmen in China Kontakt aufgenommen und diese Informationen an uns weitergegeben. Nachdem wir dann das für uns in Frage kommende Unternehmen ausgesucht hatten, begannen die Verhandlungen über die Produktion. Die Schwierigkeiten, die sich in dieser Phase und auch im weiteren Verlauf des Projektes herauskristallisiert haben, sind dem Grunde nach die folgenden:

-          Die chinesischen Partner verstehen leider noch sehr wenig von Motorrädern und konnten daher unseren Enthusiasmus für diese Klassiker nicht so richtig nachempfinden.

-          Die von uns gewünschten Stückzahlen waren gegenüber anderen im chinesischen Unternehmen laufenden Modellprojekten „Fliegenfurz“.

-          Meine Vorstellungen eines höchst detaillierten Zinkdruckgussmodells in 1:18 waren in der Realität nicht in allen Punkten umsetzbar.  

Nachdem die Verhandlungen dann abgeschlossen waren, erhielten wir pünktlich im April ein erstes Muster (ein sog. „Tooling Model") im Maßstab 1:12, also 50 % größer als das endgültige Modell. Vorlage waren lediglich Fotos des Motorrades, die ich beim deutschen H2-Clubmitglied Detlev dankenswerter Weise machen konnte.
Dieses Muster habe ich dann Kawasaki Europe vorgestellt, um eine Lizenz zu erhalten. Natürlich haben Heinz (Vorsitzender des H2-Clubs) und ich zusammengesessen und dieses Modell „analysiert“. Unsere Bestandsaufnahme ergab rund 30 Punkte, die überarbeitet werden mussten.

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Tooling Modell, die ersten Fotos

Also Muster zurück, mehrseitige Kommentare mit Fotos beigefügt und gehofft, das 2. verbesserte Handmuster kurzfristig in den Händen halten zu dürfen.
Nichts passierte ..., 2 Wochen, 3 Wochen, 4 Wochen. So langsam wurden wir ungeduldig. Unsere chinesische Freundin Yi hatte wieder ihren Einsatz, und danach lief es wieder rund. Was sie mit dem Hersteller besprochen hat, wissen wir bis heute nicht, aber chinesische und deutsche Mentalitäten sind halt sehr unterschiedlich.
Im Juni erhielten wir das 2. Handmuster (Tooling Model II), welches nur noch einige wenige Punkte zur Verbesserung hatte.

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Tooling Model II, überarbeitet

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Diese Punkte aber schienen für den Hersteller nicht nachvollziehbar (Warum sollte der Schriftzug „Continental“ auf den Reifen erscheinen?) oder schlecht umsetzbar zu sein, sodass ich mich kurzfristig entschloss, meine erste Geschäftsreise nach China anzutreten.

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Hong Kong

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Diskussion mit den Ingenieuren

Fertigung

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Fertigung eines Getriebes für einen Bus

Fertigung von Autofelgen

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Dinner nach getaner Arbeit

Hong Kong und China um diese Jahreszeit bedeuten Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit. Als Brillenträger war ich es im Winter gewohnt, aus der Kälte von draußen kommend, einen beheizten Raum wie eine Nebelbank zu betreten. Dort war es jetzt umgekehrt: Verließ ich einen klimatisierten Raum, beschlug mir im Freien erst einmal die Brille.

Nach dem dreitätigen Besuch im chinesischen Unternehmen war ich voller Erlebnisse und Eindrücke:

-          Die chinesischen Arbeiter waren mit einer stoischen Ruhe und Gelassenheit an Detailarbeiten, die ich nur bewundern konnte.

-          Der Herstellungsprozess eines Diecast Fertigmodells ist doch erheblich umfangreicher und durch viel mehr Zwischenstufen gekennzeichnet, als ich mir bis dahin vorgestellt habe. Unser Modell selbst besteht aus über 60 Einzelteilen, die entweder als Zinkdruckguss, in Kunststoff gespritzt oder aus gummiähnlichem Material hergestellt und zusammengepasst wurden.

-          Nachts bin ich oft aufgewacht mit dem Gedanken: „Bloß nichts vergessen. Die ganze Aktion kostet dich sowieso schon genug.“

-          Chinesisch ist eine verdammt schwere Sprache!

Ich denke, ich habe den chinesischen Partnern ein wenig unseres Enthusiasmus wiedergegeben. Oft erntete ich aber trotz asiatischer Zurückhaltung ein Stöhnen und Augenverdrehen.
Im Oktober stand ein weiterer Besuch an, um die dann fertigen Werkzeuge und die ersten Vorserienmodelle abzunehmen.
Dort wurde auch der Liefertermin abgestimmt: Dezember 2005, rechtzeitig vor Weihnachten!

Wie einige vielleicht wissen, hat es damit überhaupt nicht geklappt. Andauernde Verschiebungen seitens des Lieferanten haben uns schon ziemlich mürbe und ärgerlich gemacht.
Unsere letzte Rettung war mal wieder unsere Freundin Yi, die sich vehement einschaltete und eine Teillieferung für Anfang Februar 2006 heraushandeln konnte.
Diese Lieferung haben wir dann persönlich am Düsseldorfer Flughafen abgeholt und konnten stolz am 3. Februar 2006 unsere ersten Modelle in den Händen halten:
72er Ausführung in Blau und Gold
74er Ausführung in Purple und Gold

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Produktionsresultat

Wir hoffen jetzt nur, dass diese ganzen Anstrengungen und Investitionen nicht gänzlich für „die Katz“ waren. Sollte sich das aktuelle Projekt auch kaufmännisch rechnen, sollen weitere klassische Modelle folgen. Gedacht ist dabei an eine AJS 7R Rennmaschine aus den 50ern, vielleicht eine Ducati 750 SS. Ihr wisst, die silber-blaue, von der es nur rund 200 Exemplare gegeben hat (natürlich mit runden Deckeln). Hier sind wir aber offen und freuen uns über jeden Vorschlag.


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