Es
gibt in unserer Szene leider nicht sehr viele interessante
Buchtitel, die wirklich aus der persönlichen Sicht der
Beteiligten entstanden sind. Die Autobiographie von Colin
Seeley sticht insofern unter den Neuerscheinungen der letzten
Jahre weit heraus. Mir ist seit langem keine so umfassende
Insiderbeschreibung der Rennszene der 50er und 60er Jahre,
sowohl national britisch als auch international, vor die Augen
gekommen. Colin Seeley war in seiner aktiven Zeit nicht nur ein Gespannfahrer der ersten
Garde, der sich lange mit englischem Material gegen die
bayrische Übermacht stemmte, um dann doch auch auf deutsches
Material zuzugreifen. Sondern er war eben auch ein begnadeter
Konstrukteur. Durch seine Zeit auf den Rennstrecken und durch
seine Firma Colin Seeley Racing Development, die die
zusammengebrochenen Reste und Rechte der Rennabteilung des AMC
Konzerns übernahm, kannte und kennt er sie alle, die
Hailwoods, Ivys, Reads, Taits, Croxfords und Mahoneys. Aber
eben auch Camathias, Scheidegger, Deubel, Noll, Fath, Enders und Kalauch gehören dazu und viele, viele andere, die auf ihre Art auch Helden
der Geschichte, bei uns aber längst vergessen oder gänzlich
unbekannt sind.
Auch einige Lebenswege von aus anderen Bereichen des
Motorsports bekannten Persönlichkeiten
werden von ihm berührt, Bernie Ecclestone z.B. zählt dazu.
Anekdoten, Geschichten
und Fakten von seiner Kindheit bis in die späten sechziger
Jahre, gepaart mit vielen, zumindest von mir noch nie
gesehenen, Bildern füllen dieses Werk. Die Geschichte seiner
eigenen Rennmaschinenentwicklung mit den Entwicklungsstufen
seiner berühmt gewordenen Rahmen kommt natürlich auch nicht
zu kurz. Das Ende des Kurztitels lügt nicht, wenn es verkündet:
Freuen werden sich über die Wiederbelebung der Momente die, die dabei waren; die, die es nicht waren, werden
sich wünschen dabei gewesen zu sein!
Ich wäre gerne dabei
gewesen!
Der Titel ist natürlich
in englischer Sprache erschienen und wird wohl auch nicht in
deutscher Übersetzung verlegt werden. Für den echten Fan
lohnt es aber sicher, sich auch mit nicht perfekten
Fremdsprachenkenntnissen und einem Wörterbuch an den Text
heranzumachen. Wer aufgepasst hat wird sich fragen: Wieso
endet die Geschichte am Ende der Sechziger? Colin Seeley war
doch noch bis in die neunziger Jahre im Rennsport aktiv!
Stimmt, seine Biographie in ein Buch zu packen hätte, bei
dieser umfangreichen Beschreibung, den Rahmen gesprengt. Der
zweite Teil wird sich neben der Verwendung seiner
Konstruktionen in Verbindung mit den ungeliebten japanischen
Motoren, z.B. seinem Serienbau mit Motoren der Honda 750, auch
mit seiner Karriere im Vierradbereich befassen. Das Buch
erscheint im Herbst diesen Jahres, ich warte schon ungeduldig! |