Irische
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Als ich bei der Jahrtausend TT von Iren zur „North West“ eingeladen wurde um „richtiges Roadracing“ anzusehen, wusste ich bei meiner Zusage nicht, dass bis zur Verwirklichung noch 3 Jahre vergehen würden.
Schon Tage vor dem Rennsonnabend ging es in den Pubs hoch her, sodass man fast vergaß, dass es immer wieder vom Nordatlantik her zu heftigen Schauern neigte. Auch die Fahrer hatten so ihre Schwierigkeiten, sich und ihre Motorräder auf die Wetterkapriolen einzustellen. Adrian Archibald aus Ballymoney und bei TAS Suzuki neuer Teammate von David Jefferies hatte Ian Lougher, der zu Honda gewechselt war, ersetzt und löste diese Aufgabe zuerst, wurde dann aber von Michael Rutter, BSB Fahrer für Ducati, noch abgefangen. Da Honda eine Collin Edwards SP2 für Lougher und auch noch Steve Plater aus der BSB aufbot, waren bekannte Fahrer wie der Ire Ryan Farquhar, Richard Britton, Jason Griffiths, Jim Moodie, John Mc Guinness oder Vorjahressieger Ian Duffus anscheinend Staffage für die Bemühungen und letzten Tests der großen Werke vor der TT. Noch etwas angeschlagen gingen wir wie ca.100.000 andere dann zur Rennstrecke und mussten dann noch etwas warten, bis endlich das erste Superbikerennen startete . Ganz im GP-Stil preschten die Fahrer auf dem nur 9 Meilen langen Kurs auf die ersten Schikanen los. Zwei lange Schenkel des Dreiecks erlauben dabei Geschwindigkeiten bis an die 300 Km/h. Es wird dabei von anscheinend gelangweilten Fahrern eine rege Aussprache (Daumen/Zeigefinger oder Mittelfinger) betrieben, und auch schon mal der Killschalter des Gegners betätigt ... Ausgezeichnete Abwechslung wird bis zur letzten Runde geboten, da auf den langen Geraden das „Slipstreaming“ auch schwächeren Maschinen die Chance bietet, „dran“ zu bleiben und im letzten Moment vor der „Metropole“ Kurve auf der Bremse den Gegner niederzuringen. Es sind dann nur noch knappe 2 Km voll aus gedrehten Kurvengeschlängeln bis zum Zielstrich... Die North West hat große Fahrer geboren und begraben, und
irgendwie waren alle sehr froh, dass diesmal außer ein paar Stürzen nichts passierte. Für mich
besonders schön, dass Benny Jerzenbeck und Axel Rauch ihre Rennen erfolgreich beenden konnten.
Michael Rutter, Sohn des aus den 70ern bekannten Tony stellte zwar nach 22 .25 Minuten seine Ducati
als erster ab, muss die 999 aber wohl so geschunden haben, dass er später aus Sorge um die noch raren
Superbikes nach England abreiste und wie schon im letzten Jahr der TT absagte. Die strengere Regelauslegung bezüglich der nicht Produktion Klassen (Veränderungen „über“ der Kopfdichtung d.h. flowing, Wellen, Kompression, Auspuff ,Vergaser) hatte bis jetzt gezeigt, dass die Triumphs gut im Futter standen, und mit der Hoffnung auf deren ersten Erfolg seit fast 30 Jahren fuhr ich schon eine Woche später nach Douglas. Dort empfingen mich Marj und Geoff Turner, mein B&B
Homestay seit Jahren, abends mit, ihr ahnt es, Guinnes und Malt, und als ich in der Woche alle
Freundschaftsbesuche erledigt hatte, waren die Teams für das „Southern 100“ auf dem Billown
Circuit bei Castletown schon fast alle eingetroffen. Neben Deutschen wie Werner Mölders waren viele Freunde mit ihren klassischen 50er, 60er und 70er Jahre Maschinen und
ihrer großartigen
Gastfreundlichkeit und einer Tasse englischen Tees superbe Unterhaltung. Man sprach über die
fantastischen Maschinen, deren Fortschritte und Rückschläge. So war es kein Wunder, dass Adrian Archibald, der seines TT Formula 1 Sieges seinem Teamgefährten widmete, auch I.Lougher, Mc Guinness als Zweiter und Dritter sowie Geoff Duke, Star der 50er und Hauptsponsor (Duke Video), ein sehr trauriges Podiumbild abgaben. Insbesondere der schwere Sturz von Publikumsliebling „Milky“ Richard Quale, letztjährig 400er Gewinner, der nachher seinen Abschied vom Rennsport bekanntgab, besorgte die Offiziellen. Das anschließende Sidecar “A“ sah Ian Bell /Neil Carpenter vor Crowe/Hope und Norbury/Smith. David Molyneux/Craig Hallam mussten in Ramsey aufgeben, konnten sich aber später im „B“ Rennen mit einem Sieg revanchieren. Da Bell in diesem Rennen ausschied, wurden „Manxmen“ Nick Crowe und Darren Hope wieder Zweite, als Gesamtsieger der Sidecar Class mit Kind und Kegel gefeiert. Dritte im „B“ Rennen waren Lambert/Sayle. Am 2.Juni wollte der Nebel so gar nicht weichen, sodass
wir bis mittags warteten, als endlich 125er (Ultra Lightweight) und 400er (Lightweight) nacheinander
starteten. „Manxman“ Chris Palmer, dem Zweiten M.Wilcox im Training noch hoffnungslos unterlegen,
konnte mit Hilfe von J. Lilley einen neuen Zylinder für seine Maschine ergattern und gewann umjubelt.
Lougher wurde vor R.Dunlop Dritter. Die Junior TT(600er) war endlich auch für die Insel der erste Höhepunkt. Bruce Anstey, Sohn einer „Manx“ und letztjähriger 250er Sieger, wurde als Sohn der Insel aufgenommen, als er die Val Moto Triumph mit ca. 11 Sek. vor der Honda I. Loughers und Archibalds Suzuki ins Ziel brachte. Gereift auf den Straßen Irlands hatte der Durchhaltewillen und die exquisite Vorbereitung durch Jack Valentine und Steve Mellor die Triumph zum Sieg geführt. Die 5 verschiedenen Fabrikate unter den ersten Sechs zeigten die außerordentlichen Bemühungen, die die Werke in der heißumkämpften Klasse bemühen, um dem Interessenten einen Kauf nahezulegen. Dass seit Jahrzehnten der Roadracesport von Händlern wie Padjett`s oder Val Moto lebt und überlebt, hat auch die Produktion 600 TT gezeigt. Das Blacks Team hatte für Shaun Harris wieder eine Siegermaschine; Lougher und Farquhar konnten dem entfesselt fahrenden Rotschopf nichts entgegensetzen. Wie schon im Jahre 2000 waren viele abgereist, als am Sonnabend das abgesagte Senior TT Rennen bei herrlichem Wetter begann. Adrian Archibald konnte nach einiger Zeit doch noch die Monster Mob Ducati von Mc Guinnes auf Distanz halten; Lougher auf der Edwards Honda lag vor der Road & Track Yamaha Jason Griffiths. Überglücklich konnte er seinen zweiten Sieg feiern. Balsam auch auf die Seelen des TAS Suzuki Teams nach soviel Unglück. Hinter den Kulissen aber war zu sehen, was die TT schon immer zu “Dem“ Rennereignis machte: die unzerstörbare Liebe der Fahrer zum Rennsport. Wie hatte die Jefferies Familie das Suzuki Team gebeten das Training und die Rennen wieder aufzunehmen? “David hätte es nicht anders gewollt, und er hätte nicht anders gehandelt ...“ Es war tröstlich, die beiden jungen Kiwis ausgelassen ihre Siege feiern zu sehen, ich habe aber in ein paar Jahren TT keinen besseren Fahrer auf der Insel gesehen, und die Momente in seiner Nähe werden mich wohl nie verlassen. Nicht zu vergessen: Der TT Kurs ist 37,73 miles lang und sicher eine der schwierigsten Rennstrecken der Welt. |
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