Vor wenigen Tagen verstarb mit
Hans Fischer eines der größten Talente, die der deutsche Motorradsport überhaupt
je gehabt hat. Leider
war er in den letzten Jahren selbst nach dem Ende der DDR in der Öffentlichkeit
so gut wie vergessen, was auch zu der Tragik gehörte, die bedauerlicherweise
Teil seiner Karriere und auch seines Lebens war.
Hans Fischers Kindheit im erzgebirgischen Gelenau wurde früh
von den Folgen des Weltkriegs überschattet, doch schon während der kargen
ersten Nachkriegsjahre erwacht seine Begeisterung für alle motorisierten
Fahrzeuge und natürlich auch für den Motorsport. Schließlich war es nicht
weit nach Zschopau, der Heimat der weltberühmten Marke DKW, die während der
ganzen Zeit ihres Bestehens stets Motorsport in vielen Disziplinen betrieben
und gefördert hat, und diese Tradition wird wie selbstverständlich fortgeführt,
als der von der sowjetischen Besatzungsmacht weitgehend demontierte Betrieb
wieder anfängt, Motorräder zu bauen.
So war es bald Hans
Fischers großer Wunsch, seine Berufsausbildung in Zschopau zu absolvieren, und
bald fällt der junge Kerl schon durch Begeisterung, Fleiß und technischen
Sachverstand auf. Für
ihn steht frühzeitig fest, dass er aktiver Motorsportler werden will, sobald
sich die Chance dazu ergibt.
Sie kommt sogar schneller, als
er sich das anfangs erträumte.
1953 wird der bislang von der in Chemnitz beheimateten
zentralen KFZ-Entwicklung der verstaatlichten DDR-Industrie koordinierte
Motorsport-Organisation dezentralisiert, und so entsteht beim Motorradwerk
Zschopau der Industrievereinigung Fahrzeugbau „IFA“ (damals übrigens der
Handelsname der Motorräder aus Zschopau!) eine Sportabteilung (damals
„Rennkollektiv Zschopau“ genannt), für deren Leitung man Ing. Walter Kaaden verpflichtete, womit man einen echten Glücksgriff tätigte.
Hans Fischer schafft es schon bald nach der Beendigung
seiner Lehre (die Berufsbezeichnung war damals übrigens „Schlosser“) mit
beharrlichem Fleiß und ausgezeichneter Lernfähigkeit, seinen
Traumarbeitsplatz in der Sportabteilung zu erlangen. So hatte er beste
Voraussetzungen, direkt nach dem Erwerb der Motorrad-Fahrerlaubnis mit dem
Aufbau einer RT 125 für den Einsatz im damals sehr populären Zuverlässigkeits-Geländesport
zu beginnen, denn er arbeitete schließlich tagtäglich an der Vorbereitung der
Werksmaschinen. Obwohl die Entwicklung von Rennmotorrädern damals noch klar im
Vordergrund stand, wurden die Qualität der RT 125 und der BK 350 natürlich im
seriennahen Geländesport nachgewiesen.
Wer damals keine Sporterfolge aufweisen konnte, hatte
Probleme, ein hochwertiges Markenimage aufzubauen. So lag es z.B. nahe, dass
eine der ersten MZ ES 250 Prototypen sofort für die Teilnahme an Gelände-Wettbewerben
präpariert wurde und unter Harald Linke 1955 bei „Rund um Zschopau“ debütierte, wo auch die
NSU-Werksmannschaft mit keinem geringeren als dem dreifachen Straßen-Weltmeister
Werner Haas am Start war.
Hans Fischer fährt bei dieser Veranstaltung letztmalig in
der 125er Ausweisklasse, und sein Talent hat sich längst bewiesen. Im Jahr
darauf wird er bereits offizieller Fahrer für die Zschopauer Sportabteilung
auf der Geländeversion der MZ 125/2. Mittlerweile war nämlich die
Markenbezeichnung „MZ“ entstanden, und die aus der Vorkriegszeit stammende
Bezeichnung „RT“ („Reichstyp“) war auch fallen gelassen worden. Hans
Fischer dominiert sofort die 125er GS-Klasse, gewinnt natürlich auch als
Lokalmatador seine Klasse bei „Rund um Zschopau“ und wird überlegen
DDR-Meister. An den SixDays in Garmisch lässt man ihn aber noch nicht
teilnehmen, denn man hält die 125er erstaunlicherweise dafür als ungeeignet.
1957 wechselt Hans Fischer folgerichtig auf die MZ ES250G,
und hier soll endlich auch erwähnt werden, dass das Zschopauer „Urgestein“
Hans Sprung, DKW-Werksfahrer bereits in den frühen 20er Jahren, erst sein Förderer
und dann sein Betreuer bei den Wettbewerben wird, die sich nun auf der großen
Bühne des europäischen Geländesports abspielen. Der krönende Abschluss der
Saison waren die SixDays in Spindlermühle/Spindleruv Mlyn, bei denen die DDR
zum ersten Mal mit einer kompletten Trophy-Mannschaft antritt, und die Hans
Fischer mit einer souveränen Goldmedaille beendet. Viel wichtiger noch für
seine kommende Karriere:
Beim traditionellen Schlussrennen der SixDays überrundet
der wie entfesselt fahrende Hans Fischer drei Viertel der Teilnehmer seines
Laufs, dabei Fahrer wesentlich stärkerer Motorräder, die aber vielleicht nach
den sechs Tagen nicht mit dem Durchhaltevermögen der „Ballerina aus
Zschopau“ (der damalige Werbeslogan für die ES 250) glänzen konnten.
Danach war bereits klar: Hans Fischer war mit seinen 21
Jahren schon der bei weitem beste Mann im DDR-Geländesport, und er zählte
gewiss auch bereits zur kleinen Handvoll der absoluten Top-Fahrer im Gelände
europaweit.
1958 wird sein großes Jahr im europäischen Geländesport!
Er startet bei etlichen der traditionellen GS-Wettbewerben, wie zum Beispiel
der schweren österreichischen Alpenfahrt oder der Erfurter 4-Tage-Fahrt, und
er räumt die Goldmedaillen nur so ab. Auch bei den SixDays in Garmisch zeigt er, wo das internationale Spitzen-Niveau in der 250er
zu suchen ist. Da er damit auch die Qualität der Zschopauer Motorräder in
hervorragender Weise repräsentiert, wird ihm zum Saisonschluss eine ganz
besondere Ehrung zuteil: Er bekommt die DDR-typische Auszeichnung „Meister
des Sports“.
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Nach der Saison war der erst 21jährige Hans Fischer
bereits der absolute Star des DDR-Geländesports. |
Aber es ereignete sich noch etwas zum
Schluss der
Motorsportsaison 1958! Hans Fischer hat nämlich die Erfolge der
MZ-Rennsport-Kollegen hautnah miterlebt, und er feierte mit Horst Fügner nach
dem Sieg im schwedischen 250er GP, der für den Vize-WM-Titel eines DDR-Fahrers
auf einem DDR-Motorrad gegen die diversen bislang überlegenen italienischen
Viertakter sorgte! Der damalige Prestige-Gewinn der sogenannten
„Ostblock-Technologie“ ist heute nur noch schwer nachzuvollziehen! Da möchte
er dabei sein, das ist sein eigentliches Ziel: Straßenrennsport!
So bittet er im Laufe der Saison 1958 immer wieder Walter
Kaaden und Bernhard Petruschke, ihm den Start bei Straßenrennen auf einer
125er MZ zu ermöglichen. Natürlich war sein Talent für „Speed“ spätestens
seit den SixDays 1957 allen klar, aber man wollte ihn im Geländesport
behalten, wo er für die MZ-Sportabteilung viel wichtiger war. Schließlich
beherrschten Horst Fügner und Ernst Degner den DDR-Rennsport in ihren Klassen,
und sie waren gerade dabei, zur Weltspitze aufzuschließen. Dahinter gab es mit
Werner Musiol und Walter Brehme eine zweite Garde, die auch erst einmal
geschlagen werden musste. So ließ man Hans Fischer bis nach den SixDays 1958
warten, bis man ihm die Chance eines Starts bei einem Straßenrennen gab, und
zwar beim Eifelrennen auf der Nürburgring-Südschleife. Selbstverständlich
musste er in der Ausweisklasse starten, doch er mischte die gleich mal mächtig
auf. Nur einer konnte sich hinter ihm einigermaßen glimpflich auf der Affäre
ziehen, ein gewisser Max Deubel auf einer Mondial. Alle anderen wurden förmlich
deklassiert.
Kunststück: Er saß auf einer Werks-MZ, wie sie stets
nach der Saison an die DDR-Clubs abgegeben wurde. Aber so ein empfindliches
Teil muss man auch erst einmal adäquat bewegen, und Hans Fischer hat ganz
offensichtlich das „feine Händchen“ dazu!
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Als Hans Fischer zum Straßenrennsport wechselte, war
seine MZ RE technisch nicht
weit von den Maschinen entfernt, mit denen die MZ-Top-Fahrer wie Ernst
Degner, Horst Fügner, Gary Hocking und Luigi Taveri die italienischen
Viertaktmarken herausforderten, und die den modernen Rennzweitakter
wieder im GP-Sport etablierten. |
Im folgenden Winter hat sich bei Hans Fischer der Gedanke
festgesetzt, den Geländesport aufzugeben. Er sieht seine Motorsport-Zukunft
auf der Straße! Doch er muss diese Karriere-Planung gegen seine Chefs
durchsetzen. Erstaunlicherweise gelingt ihm das. Walter Kaaden und Bernhard
Petruschke, die verantwortlichen Personen für den Motorradsport in Zschopau,
vertrauen auf ihre Fähigkeit, ein echtes Talent erst entdecken und dann gezielt
fördern zu können. Sie glauben an seine Fähigkeiten und an seine Chance,
relativ rasch internationales Niveau zu erreichen.
Er bereitet sich über den Winter gewissenhaft wie stets
auf die entscheidenden Renneinsätze
seiner Karriere vor, und er bereitet sein Motorrad natürlich komplett selbst
vor. Wie seine großen Vorbilder Ernst Degner und Horst Fügner, die er tagtäglich
in der MZ-Sportabteilung erlebt, kennt er sein Motorrad 100 %ig, ist er
vertraut mit jedem Handgriff bei der Vorbereitung. Trotzdem lässt er es sich
nicht nehmen, wie jeden Winter in der Erzgebirgs-Skijöring-Meisterschaft
anzutreten: ein echter Sportler durch und durch!
Dann geht auf der Straße endlich die Saison los:
Auf der Halle-Saale-Schleife deklassiert er die 125er Ausweisklasse und auf dem
Treppchen steht neben ihm jemand, von dem man auch noch hören wird: Heinz
Rosner.
Schon bald hat der ADMV, die DDR-Motorsport-Organisation
ein Einsehen, dass es sich um einen ungleichen Wettbewerb in der 125er
Ausweisklasse handelt, und bereits am 10. Mai 1959 in Bernau bekommt Hans
Fischer die Lizenz. Nun muss er gegen die „Platzhirsche“ des DDR-Rennsports
antreten. Bei seinem ersten 125er Lizenzrennen muss er mit Platz 6 hinter
Degner, Musiol, Brehme, Fügner und Werner Köhler vorlieb nehmen, aber sein
Motorrad hat noch nicht die Details der aktuellen Zschopauer Werksmaschinen,
und noch viel wichtiger: Es hat noch keine Verkleidung, weil man die für ihn
noch nicht vorgesehen hat. In der Ausweisklasse hat Heinz Rosner nun einen
Gegner weniger, und er steht nun auf dem Treppchen ganz oben.
In Schleiz sitzt Hans Fischer
bereits auf einer RE 250 und liegt auf Platz vier hinter Fügner, Taveri und
Musiol, als ihn ein Motorschaden der empfindlichen Zschopauer Zweitakter
ereilt. Auf der Dresdener „Spinne“
steht
er erstmals als Lizenzler auf dem Treppchen: Platz zwei hinter Werner Musiol,
aber Degner und Fügner fuhren den WM-Lauf in Spa, mit üblen Folgen für Horst
Fügner: ein schwerer Sturz führt zu seinem Karriere-Ende.
Auf der Nürburgring-Südschleife
fühlt sich Hans Fischer wie zuhause, und er fährt immer wieder die schnellste
Rennrunde, aber erneut hält der RE-Twin die Distanz nicht durch.
Beim DDR-GP auf dem Sachsenring,
der allerdings erst ab 1961 zur WM zählte, steht er bei den 125er als Dritter
hinter Musiol und Degner auf dem Treppchen. Bei den 250er fährt er das
gleiche Tempo wie Luigi Taveri, ein anerkannter Spitzenmann dieser Jahre, bis
er erneut einem technischen Problem des RE-Twins zum Opfer fällt. Eine andere
RE 250 hingegen gewinnt, und zwar die in den Händen des schnellen Gary Hocking,
der allerdings bald darauf mit einem Scheck von Conte Agusta zu MV gelockt
wurde.
Hans Fischer hat sich in der
Reihe der MZ-Werksfahrer etabliert. Das Jahr war ein voller Erfolg für ihn,
und so fährt er zum Saisonabschluss noch ein einziges Mal im Gelände, seine
Heimveranstaltung „Rund um Zschopau“, und er dominiert nach einjähriger
Abstinenz erneut die 250er Klasse. Im Jahresabschluss der 125er
DDR-Meisterschaft wird er „nur“ Vierter hinter Musiol, Brehme und Zimpel,
aber Platz 2 wäre drin gewesen, wäre er nur von Anfang an am Start gewesen.
1960 wird er also mit einem
Fahrervertrag der MZ-Sportabteilung ausgestattet, und zwar mit Material analog
zu dem von Werner Musiol und Walter Brehme. Der Topstar von MZ ist nun nach Fügners
Karriere-Ende Ernst Degner allein, und Kaaden hofft, internationale Stars wie
Alberto Gandossi, Dave Chadwick, John Hempleman, Mike Hailwood und andere so
oft wie möglich auf den REs bei den WM-Läufen antreten zu lassen.
Schon im Frühjahr holt Hans
Fischer seinen ersten internationalen Sieg: Beim Hockenheimer Mai-Pokal fahren
er und John Hempleman im Duett dem ganzen restlichen Feld auf und davon, und zu
John’s Überraschung gelingt es Hans, mit dem schnelleren Motorrad auf der
Zielgeraden ganz locker zu überholen und zu gewinnen. Der Sieg wird allerdings
getrübt durch den damals üblichen Fahnen- und Hymnen-Streit zwischen der DDR
und der Bundesrepublik, und so greift die Politik nicht zum ersten, aber schon
gar nicht zum letzten Mal in die Karriere und in den Lebenslauf von Hans
Fischer ein. Immerhin: Nach dem Sieg in Hockenheim „kennt man“ ihn nun in
der „Szene“ im Westen!
In Schleiz schlägt er seinen
„ewigen Kontrahenten“ Werner Musiol in einem superspannenden Rennen
erstmals, und zwar auf tropfnasser Straße nach einem starken Regenschauer.
Dritter wurde übrigens Hartmut Bischof, auch ein Talent für die Zukunft.
Beim DDR-GP auf dem Sachsenring,
dem „Probegalopp“ für den kommenden WM-Lauf, wird Hans Fischer im 125er
Rennen nur von Ernst Degner geschlagen, der nun zur internationalen Top-Klasse
bei den 125ern aufgeschlossen hatte. Das 250er Rennen wurde auch wieder eine
extrem spannende Angelegenheit, denn John Hempleman, Enst Degner und Hans
Fischer waren in dieser
Reihenfolge nur durch 0,3 Sekunden getrennt.
Die Saison endet mit einem Sieg
von Hans Fischer bei den 250ern auf der Dresdener „Spinne“. Hans Fischer
hat sich wie erwartet in beiden Klassen weiterentwickelt und ist nun reif für
die internationalen Rennen im Jahr 1961, reif dafür, die Lücke auszufüllen,
die Horst Fügners vorzeitiges Karriere-Ende hinterlassen hat.
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Hans Fischers offizielle Autogramm-Karte,
die ihn auf der 1960er MZ RE
250 zeigt |
1961 gehört er nun zu den
MZ-Fahrern, die nicht mehr für die DDR-Meisterschaft gewertet werden, und
daher tritt er auch nicht mehr bei allen DDR-Rennen an. Er soll internationale
Erfolge holen. In Imola wird er 5. bei den 125ern, seinen ersten WM-Lauf in
Barcelona beendet er auf Platz 5 in der 250er Klasse. In St. Wendel wird er Zweiter bei den 250ern, und in Hockenheim fährt er in beiden WM-Rennen „in
die Punkte“. Bei den 125ern wird er Vierter in einer Reihe von MZs mit Degner,
Shepherd und Brehme vor ihm. Bei den 250ern siegt Takahashi vor Redman auf den
Hondas, dann Provini auf der legendären Morini Bialbero, und anschließend
kamen drei MZ RE 250 ins Ziel mit Degner, Shepherd und unserem Hans Fischer.
Auf der Bernauer Schleife siegt er in beiden Klassen.
Aber dann wird der Rest der
Saison zu einer großen Enttäuschung für Hans Fischer:
Die Verletzungen eines
Trainingsunfalls heilen zu langsam, er kommt nicht rechtzeitig zurück in den
Sattel der REs, um den Kampf Ernst Degners um den 125er WM-Titel aus der
Fahrer-Perspektive zu erleben. Er kann ihn dabei nicht unterstützen, indem er
den Honda-Fahrern WM-Punkte wegnimmt.
Dann kommt es noch viel
schlimmer: Degner’s Flucht, sein Verrat an MZ, sein „Transfer“ der überlegenen
MZ-Zweitakt-Technologie an Suzuki im Gegenzug für einen Fahrervertrag lassen
eine „Motorsport-Eiszeit“ in der DDR ausbrechen. Zum Saisonschluss weiß
keiner, wie es mit dem Zschopauer Motorrad-Rennsport weitergehen wird. Nur die
dortigen Köpfe der Entwicklung wie Walter Kaaden sind weiterhin überzeugt, in
der Weltspitze mitmischen zu können. Allerdings werden sie nach dem Bau der
Berliner Mauer durch den Beschluss der NATO-Staaten extrem behindert, im Jahr
1962 keine DDR-Sportler einreisen zu lassen.
Hans Fischer ist jedenfalls
wieder fit beim Saisonstart 1962. Finnland lässt die DDR-Sportler einreisen,
so kann Hans Fischer die 125er Klasse in Helsinki und in Turku gewinnen. Natürlich
können solche Erfolge die ausbleibenden Platzierungen in den WM-Läufen nicht
kompensieren. In Schleiz gewinnt er beide Klassen, und am Sachsenring beim
WM-Lauf fährt er sogar auf die Pole Position bei den 125ern! Im Rennen kommt
er immerhin auf’s Treppchen hinter Taveri und Redman. Bei
den 250ern war er aussichtsreich platziert in einem legendären Rennen, in dem
Mike Hailwood auf der RE 250 den kommenden Weltmeister Jim Redman auf der
dominierenden Honda Four herausforderte, aber knapp geschlagen wurde. Hans hatte nach schlechtem Start
bereits zu Werner Musiol aufgeschlossen, der bei Rennende den dritten Platz
ergattern konnte. Doch Hans hatte einmal mehr Pech mit dem RE-Twin, der bei
Rennmitte den Dienst quittierte.
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Hans Fischer völlig entspannt am Vorstart vom Sachsenring,
im Hintergrund Tommy Robb und Walter Brehme |
1963 wurde die Situation der
DDR-Motorsportler ein wenig besser, was internationale Starts betraf, aber
volle Chancengleichheit herrschte in der WM nach wie vor nicht. Hans Fischer
begann die Saison mit einem Sieg auf der 250er RE auf der Halle-Saale-Schleife.
In Salzburg springen ein zweiter Platz bei den 250ern und ein dritter bei den
125ern heraus. Beide Rennen gewann übrigens der Ungar Laszlo Szabo auf MZ. Bei
den 250ern dominierte allerdings Mike Hailwood bei einem seiner gelegentlichen
Starts auf der RE 250 bis zu seinem Ausfall.
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Hans Fischer auf den 63er MZ REs,
hier auf der 125er…… |
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…..und hier auf der 250er. |
Dann kam der 22. Juni 1963, ein
rabenschwarzer Tag in der MZ-Renngeschichte, ganz besonders für Hans Fischer
und für seinen jungen Markenkollegen Wolfgang Moses, ein weiteres
aufstrebendes Talent: In der Startrunde des 125er Rennens kam es zu einem
folgenschweren Massensturz und anschließenden Rennabbruch, dem die beiden und
mit Klaus Enderlein ein dritter MZ-Fahrer zum Opfer fielen. Die Art der
Verletzungen lassen bei Wolfgang Moses sofort die spätere Fortsetzung der
Karriere ausgeschlossen erscheinen, und auch bei Hans Fischer glaubt kaum
jemand, dass er wieder in den Sattel der REs kommen könnte, doch Hans kämpft
um seine Rennsport-Karriere. Als jedoch die Saison 1964 begann, hat sich Klaus
Enderlein von den Unfall-Folgen erholt, und er gehört wieder zur Zschopauer
Nachwuchs-Mannschaft, zusammen mit Heinz Rosner und Dieter Krumpholz. Der
Gesundheitszustand von Hans Fischer lässt aber seine Rückkehr auf die
Rennstrecken zu dem Zeitpunkt noch lange nicht zu.
Er arbeitet weiter und trainiert
seine Physis, doch er schafft das Renn-ComeBack leider nicht.
So versucht er, wieder im Geländesport
Fuß zu fassen, doch die Zschopauer GS-Truppe war zu dem Zeitpunkt bereits die
stärkste weltweit! Auch da waren die Türen für ihn also nun verschlossen,
und das war vermutlich auch besser so für alle Beteiligten. Aber selbstverständlich
ist er weiter in der Zschopauer Sportabteilung willkommen als Mitarbeiter, doch
er zieht es bald vor, sich mit einer kleinen Fertigung von GFK-Teilen auf
eigene kommerzielle Beine zu stellen. So liefert er für eine geraume Zeit
GFK-Teile an die Zschopauer Sportabteilung, aber als exzellenter, aber leider
auf der Straße „unvollendeter“ Motorsportler geriet er langsam in
Vergessenheit. Bald war er nur noch denen ein Begriff, die sich mit der
MZ-Renngeschichte beschäftigten. Zudem wurde er im Laufe der Zeit unbequem für
die Herrschenden in der DDR, was seine Lebenssituation nicht gerade
erleichterte.
Als die Veteranen-Rennszene
populär wurde, tauchte er ab und zu bei Veranstaltungen auf, und es ist das
Verdienst von Jürgen Lenk, ihn jeweils dorthin gebracht zu haben, so zum
Beispiel 1990 nach Hockenheim, 30 Jahre nach seinem dortigen 250er Triumph.
Allerdings, kaum jemand erkannte ihn, und er wurde von Jahr zu Jahr mehr von
seinen medizinischen Problemen und Spätfolgen seiner damaligen
Sturzverletzungen behindert.
Bei der diesjährigen
historischen Geländefahrt in Zschopau im Juni ließ er sich noch einmal
blicken, aber jeder, der ihn erkannte, ahnte, wie schlecht es ihm bereits ging.
Nun ist er leider knapp 72jährig
verstorben, aber damit auch von seinen Leiden erlöst. Die Zschopauer
Sport-Tradition verliert erneut einen der letzten Zeitzeugen einer großen
Motorradsport-Epoche.
www.classic-motorrad.de
trauert mit den Angehörigen!
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Beim Treffen der alten
Zschopauer Sportabteilung im Februar 1990 wollte sich Hans Fischer in seiner überaus
bescheidenen Art nicht einmal vor oder auf einer MZ RE fotografieren lassen,
die nicht aus „seiner Zeit“ stammte, weil er meinte, dass das niemanden
interessieren würde! Schade, ich hätte ihn gern im Sattel fotografiert! |
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