Neckarsulm
in Baden-Württemberg ist in der
Motorrad-Geschichte genauso verankert wie
Zschopau im Erzgebirge:
Neckarsulm war für viele Jahrzehnte die Heimat
von NSU, einer der wichtigsten deutschen Marken,
so wie Zschopau die Heimat einer ebenso
wichtigen Marke war, deren Name vor dem zweiten
Weltkrieg DKW und anschließend nach einigen
Wirren bezüglich der Markenrechte MZ lautete. In
Neckarsulm ging der Motorradbau ca. zwei
Jahrzehnte eher los als in Zschopau, dafür
konnte er sich in Zschopau mindestens vier
Jahrzehnte länger halten!
Zudem gibt es nach wie vor die Hoffnung, dass
der Motorradbau in Zschopau in sinnvoller Weise
fortgesetzt werden kann.
www.classic-motorrad.de
drückt kräftig die Daumen!
Wenn man also die gerade geschilderte
Motorrad-Geschichte der beiden Städte
betrachtet, so ist es geradezu nahe liegend,
dass es unmittelbar nach der politischen
„Wende“, noch vor der nominellen
Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten,
zu einer Städte-Partnerschaft kam. Trotzdem
gehörte damals Mut und Initiative dazu, zu der
wir heute nach fast zwei erfolgreichen
Jahrzehnten dieser Partnerschaft den damals
Beteiligten und Verantwortlichen nur herzlich
gratulieren können. Denn nur durch solche
intensiven Kontakte der Bürger der alten und der
neuen Bundesländer wächst erst wirklich
zusammen, was zusammengehört.
Weiter geht es mit den Parallelen der beiden
Städte:
Neckarsulm kann stolz sein, das großartige
Deutsche Zweirad-Museum in seinen Mauern zu
beherbergen, und nicht weit von Zschopau gibt es
mit dem Motorradmuseum Augustusburg ein Museum
von mindestens ebenbürtigem Kaliber. Zudem hat
Zschopau nun auch selbst ein kleines, aber
feines DKW/MZ-Museum direkt in der Stadt. Wieder
gibt es eine bemerkenswerte Parallele, denn das
Neckarsulmer Museum ist im alten
Deutschordensschloss einquartiert, und in
Zschopau hat man das Museum im alten Jagdschloss
Wildeck unterbringen können.
Irgendwann muss jemand in Neckarsulm oder in
Zschopau eine tolle Idee gehabt haben:
Im Jahr der „Wende“ sollte sich die turnusmäßige
Sonderausstellung des Neckarsulmer Museums mit
der Marke der Partnerstadt, mit MZ, der Marke
des Motorrad-Werks Zschopau, beschäftigen!
www.classic-motorrad.de gratuliert herzlich zu
dieser großartigen Idee!
Nächste Idee: Die Sonderausstellung soll am
03.Oktober eröffnet werden, dem Feiertag der
Deutschen Einheit! Auch die wurde natürlich in
die Tat umgesetzt!
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Das Museum wurde in den
nationalen Farben geschmückt. |
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An dieser Stelle nur noch ein kleines, aber
ausgesprochen nettes Detail:
Die Getränke des kleinen Empfangs anlässlich der
Ausstellungseröffnung waren mit dem
traditionellen MZ-Männchen geschmückt, und diese
farbliche Kombination harmonierte gut mit
schwarz-rot-gold, den Farben des Tages!
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Die Eröffnungsveranstaltung wurde mit einer
Podiumsdiskussion begonnen, u.a. mit den
heutigen und ehemaligen Bürgermeistern der zwei
Städte, den Verantwortlichen für die
Städte-Partnerschaft. Neben dem Podium hat das
Museum einige seiner DKW-Exponate mit der
zugehörigen Dokumentation der Zschopauer
Vorkriegsproduktion gruppiert, da sich die
eigentliche Sonderausstellung nur mit der
Zschopauer Motorrad-Geschichte ab 1950
beschäftigt.
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Anschließend konnte Fr. Natalie Scheerle-Walz,
der unlängst nach einer Neuorganisation der
Administration der Neckarsulmer Museen die
Leitung des Zweiradmuseums übertragen wurde, die
MZ-Ausstellung erst thematisch erläutern und
anschließend eröffnen.
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Ausstellung
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Die ökonomischen Verhältnisse in der
seinerzeitigen SBZ in den ersten
Nachkriegsjahren können aus heutiger Sicht nur
katastrophal genannt werden. Trotzdem
beschäftigte man sich in Zschopau noch vor der
Gründung der DDR mit einem neu konzipierten
Leichtmotorrad aufgrund der Hubraum-Beschränkung
durch die alliierten Siegermächte. Als diese
Beschränkung dann doch zurückgenommen wurde,
konnte man in Zschopau glücklicherweise auf
einen „großen Wurf“ der Vorkriegszeit
zurückgreifen, auf die DKW RT 125. |
DKW hatte nämlich bereits Mitte
der 30er Jahre das moderne Leichtkraftrad erfolgreich neu definiert, und zwar in
Konkurrenz zu den zu dem Zeitpunkt in großen Stückzahlen verkauften 98er MoFa’s
der vielen Konfektionsmarken, das eigentlich immer noch ein motorisiertes
Fahrrad darstellte. Die DKW RT 21/2
und anschließend die RT 3 waren vollwertige Motorräder, mit Kickstarter und
Fußrasten statt Tretkurbeln. Auf dieser Basis konzipierte der Zschopauer
Cheftechniker Hermann Weber eine richtungsweisende 125er, die RT 125, die
allerdings vor dem Krieg nur in kleiner Stückzahl ausgeliefert werden konnte,
und die im Krieg zum Behörden- und Wehrmachts-Leichtkraftrad wurde.
Diese RT 125 feierte nach 1945 ein Renaissance auf dem ganzen Globus. Viele
Marken kopierten sie, einige Marken hatten sogar Zugriff auf die als Kriegsbeute
entwendeten Fertigungsunterlagen. Harley-Davidson gehörte ebenso dazu wie BSA,
und noch in der Mitte der 50er Jahre war das RT125-Vorbild immer noch Benchmark
für Yamaha und deren erste 125er, der YA1.
Unter großen Mühen gelang es den Zschopauern, einen erneuten Serieanlauf der RT
125 im Jahr 1950 zustande zu bringen. In fünf Baujahren bis 1954 wurden ca.
30.000 Exemplare produziert, übrigens im Gegensatz zur Vorkriegs-RT stets mit
Telegabel und Hinterrad-Federung. Das Nachfolgemodell RT125/1 brachte es in drei
Baujahren auf erneut ca. 30.000 Stück, und beide Modelle wurden aufgrund der
ungeklärten Namensrechte erst als IFA-DKW, und dann nur als IFA
(Industrievereinigung Fahrzeugbau) angeboten.
1956 wurde dann der neue Markenname MZ (Motorradwerk Zschopau) verwendet, und
die hier gezeigte MZ 125/2 verzichtete zusätzlich noch auf die Typenbezeichnung
„RT“, die schließlich vor dem Krieg für „Reichs-Typ“ stand. Kein Wunder, dass
man sich besonders in der DDR nicht sonderlich gern an das untergegangene
„Reich“ erinnern lassen wollte. Die MZ-Fans in Ost und West nennen sie und die
nachfolgende MZ 125/3 trotzdem munter weiter RT/2 und RT/3!
6 PS erwarteten damals den frohen Kunden, und damit war man trotz des immer noch
verwendeten Dreigang-Getriebes auf den damaligen Straßen und bei der damaligen
Verkehrsdichte recht flott unterwegs. Übrigens war MZ’s 125er Motor wie sein
DKW-Vorläufer jahrzehntelang mit 52 mm Bohrung und 58 mm Hub langhubig
ausgelegt, wohingegen die Zschopauer 125er Rennmotoren ab 1953 den ebenso
jahrzehntelangen Standard mit der quadratischen Auslegung (54mm Hub und Bohrung)
definierten.
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Die Zschopauer mussten sich bei den diversen
Zubehörteilen mit der Qualität zufrieden geben,
die die DDR-Zubehör-Industrie liefern konnte,
und die war viel zu oft unterhalb der
Erwartungen der Ingenieure. Die Qualität der
Ketten war z.B. lange Jahre nicht ausreichend
für die Kundenansprüche auf den Exportmärkten.
Also reagierte man in Zschopau mit dem genialen
Kettenschutz mit Gummischläuchen, der den
verschleißfördernden Schmutz von der Kette
fernhält, und der bei der RT 125/1 debutierte.
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Mit der neuen
Marke „MZ“ wurde auch ein neues Emblem – heute würde man dazu „Logo“ sagen –
geschaffen, das ein Rad mit dem Dynamik suggerierenden Schweif darstellt.
Meines Erachtens eine großartige stylistische Leistung!
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Die gerade
geschilderte Situation bei den Ketten führte
dazu, dass man sich bei der ersten
Nachkriegs-Neukonzeption für den Kardan-Antrieb
entschied, galt es doch, ein
Seitenwagen-taugliches Reisemotorrad zu
schaffen. Die IFA BK 350 („Boxer Kardan“) ging
1953 mit 15 PS in Serie, und 1956 hieß sie dann
MZ BK 350, wobei die Leistung des Motors auf 17
PS angehoben wurde. 1959 endete die Produktion
nach ca. 41.000 gebauten Exemplaren.
Zuvor wurde bei MZ zwar noch mit der BK 351 eine
modernisierte Version, z.B. mit Langschwinge
vorn entwickelt, aber die politisch dominierte
Produktionsplanung verhinderte den Serienanlauf. |
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Obwohl Mitte der 50er Jahre
die BK 350 in ausgereifter Form auf dem
DDR-Markt fest etabliert war, wusste die
MZ-Leitung unter dem fähigen Werksleiter Sibbe
nur zu genau, dass ein zeitgemäßes
Mittelklasse-Motorrad gebraucht wurde, das vom
ersten Federstrich an neu zu konzipieren war.
1956 war es soweit: Die lang erwartete MZ ES250
wurde vorgestellt, mit dem damals topmodernen
Vollschwingen-Fahrwerk, das mit Priorität auf
Fahrkomfort ausgelegt worden war, was damals auf
den immer noch unter den Kriegsfolgen
„leidenden“ Straßen folgerichtig war. „Die
Ballerina aus Zschopau“, schwärmte die Werbung
seinerzeit! Zu Recht!
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Im ersten Jahrgang hatte sie noch eine
Doppelport-Auspuff-Anlage, doch schon im
Folgejahr hatten die Entwickler den Zylinder
thermisch im Griff, so dass auf die
preiswertere Einport-Anlage umgestellt
werden konnte. Das Styling war damals
absolut zeitgemäß, wenn man sich die
Wettbewerber aus dem Westen zum Vergleich
anschaut, z.B. die Victoria Swing oder die
DKW VS-Modelle. 1962 folgten die
ES/1-Modelle, die stylistisch kaum verändert
waren. Erst die ES/2-Modelle trennten sich
in dieser Hubraumklasse vom stylistischen
Mainstream ihrer Zeit, doch dazu kommen wir
gleich!
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1962 war die Fahrwerktechnik
der MZ 123/3 („RT/3“ im „Volksmund“) veraltet,
und so hatten die Zschopauer Entwickler längst
an einem Nachfolger gearbeitet. Nachdem die „/3“
das lange erwartete Viergang-Getriebe bekommen
hatte, war am Motor nur von außen kaum sichtbare
Detail-Arbeit notwendig. Das Fahrwerk wurde nun
auch endlich auf „Vollschwinge“ umgestellt, und
damit stellte man sich in Zschopau nun gegen den
weltweiten Trend zur Telegabel.
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Man darf aber bei der Konzeption der ES125
nicht vergessen, für welche Märkte sie
konzipiert war, und auf der zu erwartenden eher
mäßigen Qualität der Fahrbahnoberflächen machte
das Schwingen-Fahrwerk durchaus Sinn! Allerdings
wurde auch das Styling der 125er radikal
verändert. Es wirkte zum Teil avantgardistisch,
zum Teil aber auch „bizarr“, nicht unbedingt
„modern“, was die Vorwegnahme des kommenden
Mainstreams bedeutet hätte. Mit der technischen
Konzeption und dem „radikal“ wirkenden Styling
wurden die Exportchancen in die westlichen
Länder deutlich negativ beeinflusst.
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Die dortigen Interessenten an einer 125er hatten eben meistens kein
„Nutzfahrzeug“ auf zwei Rädern mehr im Sinn, das die ES125 in
ausgesprochen tauglicher Weise verkörperte. So konnte sie kaum dazu
beitragen, die von der politischen Führung der DDR ersehnten Valuta der
westlichen Märkte zu erwirtschaften.
Abschließend soll aber noch eine
bemerkenswerte technische Innovation erwähnt
werden: Der nicht „gelenkte“ Scheinwerfer
besaß bereits asymmetrisches Abblendlicht!
Der Scheinwerfer war aber auch nun der Ort,
an dem das mittlerweile gekonnt
simplifizierte Emblem seinen neuen Platz
fand.
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In den 50er
Jahren war NSU „in aller Munde“ wegen der
sensationellen Rennsport-Erfolge. Doch bereits
parallel zu der seinerzeit weltweit führenden
Rennsport-Technik beschäftigten sich die
Neckarsulmer Protagonisten wie Ewald Praxl und
Dr. Froede mit einer ganz anderen
Technik-Sensation, die dazu auserkoren war, NSU
an die technische Spitze der
Kfz-Serienentwicklung zu katapultieren: dem
Wankel-Motor.
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Hier ist
nicht der Platz zu diskutieren, wie das von
Felix Wankel favorisierte Konzept von NSU
modifiziert wurde, doch sorgte die Vorstellung
des NSU-Kreiskolbenmotors weltweit für
jahrelangen Gesprächsstoff sowohl für Ingenieure
und als auch für die Fans. Eine breite Fraktion
in der Industrie glaubte fest daran, dass die
endgültige Ablösung der Hubkolben-Triebwerke
bevorstand.
In der DDR beobachtete man die Wankel-Entwicklung
intensiv. PKWs mit Viertaktmotoren gab es schon
etliche Jahre nicht mehr, weil die finanziellen
Mittel in Berlin nicht genehmigt wurden, die man
benötigt hätte, um ein zeitgemäßes Viertakt-Triebwerk
zu entwickeln und in eine qualitativ hochwertige
Produktion zu bringen. Die Viertakt-AWOs aus
Suhl fuhren in den späten 50er Jahren auch
bereits ihrem Produktions-Ende entgegen, da die
politisch ausgerichtete Lenkung der zentralen
Kfz-Entwicklung voll auf den Zweitaktmotor
gesetzt hatte, genau zu dem Zeitpunkt,
als er im Westen bei den PKWs kurz vor
dem „Aussterben“ stand.
Doch dann sah man eine Möglichkeit, wieder
kostengünstig an die weltweite technische
Entwicklung anzuschließen. Die
Zweitaktentwickler kannten sich schließlich aus
mit der Ladungswechsel-Steuerung durch
„Schlitze“. Dieses Know-how gedachten die
DDR-Entscheider zu nutzen, denn Wankel-Motoren
werden schließlich ebenfalls durch den
„Läufer“ gesteuert wie Zweitakt-Hubkolben-Triebwerke
durch den Kolben. So erwarb die DDR
hochoffiziell eine Wankel-Entwicklungs-Lizenz
bei NSU, die schließlich ziemlich preiswert war,
solange noch keine stückzahlabhängigen
Lizenzgebühren für eine eventuelle Serie zu
zahlen waren.
Nicht nur in den PKW-Produktions-Standorten
Eisenach und Zwickau beschäftigte man sich also
mit dem Wankel-Motor, sondern auch in Zschopau!
Auch die Motorrad-Produktion wäre natürlich bei
entsprechendem Entwicklungserfolg auf den Wankel-Motoreinsatz
umzustellen gewesen.
Die erste Wankel-Motorentwicklung war ein
wassergekühlter Einscheiben-Motor, der sogar in
Prototypen für die Fahrerprobung umgesetzt
wurde, und zwar im Fahrwerk der nicht in Serie
gegangenen BK 351. Das hier zu sehende Exemplar
überlebte in den vielen Jahren seit der
erfolglos abgeschlossenen Entwicklung, und es
demonstriert, was in Zschopau alles möglich
gewesen wäre, hätten die Ingenieure nur so
„gekonnt“, wie sie „gewollt“ hatten!
Was hier auch nicht verschwiegen werden soll: In
Zschopau hatte man den Wankel-Motor längst ad
acta gelegt, als man in Schweinfurt und in
Nürnberg noch daran glaubte, mit Wankel-Motorrädern
die Zukunft der Fa. Hercules zu sichern.
Vergebens, wie man heute weiß. |
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Die Probleme des Wankel-Motors
wurden seinerzeit eher nicht in der
Öffentlichkeit diskutiert. Ein wesentliches
Problem ist, dass sich der Brennraum mit dem
Läufer mitbewegen muss. Bescheidene
Verbrennungswirkungsgrade und auffällig hohe
Schadstoffemissionen wurden anfangs kaum ernst
genommen. Auch in Zschopau versuchten die
Ingenieure, die benötigte Brenngeschwindigkeit
und die Entflammungssicherheit mit einer
Doppelzündung sicherzustellen. Die von BOSCH für
den Wankel-Motor erprobte HKZ fehlte ihnen
damals hingegen.
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Das Schicksal
des Wankel-Motors ist bekannt: NSU setzte voll
auf diese Karte und verlor! NSU verlor besonders
seine Selbstständigkeit, seine selbstbestimmte
Existenz! In Zschopau arbeitete man verbissen an
einer erhofften Eignung für die Serie, und es
kam sogar zu einer zweiten Konstruktion, einem
luftgekühlten Einscheiben-Motor, der zumindest
das angesetzte Kostenziel leichter erreichen
sollte als der wassergekühlte erste Entwurf.
Auch dieser Motor wurde im Fahrversuch (in einem
modifizierten ES/2-Fahrwerk) erprobt.
Trotzdem kam es nach fast einem Jahrzehnt
engagierter Arbeit zur Einstellung der Wankel-Entwicklung.
Im Gegensatz zu NSU hatte man eben in Zschopau
nicht alles auf die Wankel-Karte gesetzt, aber
nun ging es halt mit den herkömmlichen Zweitakt-Motoren
weiter. Für die MZ-Motorrad-Entwicklung war das
in den 70er Jahren noch lange kein Makel, aber
für die DDR-PKW-Entwicklung hatte man sich damit
international längst in eine Nische gestellt,
die die Rückständigkeit der
Entwicklungsmöglichkeiten dokumentierte. |
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Ein kleines
Detail des Wankel-Prototyps wollen wir hier noch
behandeln: die Kardanwelle neben dem
Schwingenholm, die schon zum BK351-Prototyp
gehörte. Diese Konstruktion gab es auch schon
bei der 1956 vorgestellten Sport-AWO.
Es wurde immer wieder einmal behauptet, dass die
BMW Werksrennmaschine 256 dafür als Vorbild
diente, doch für die beiden DDR-Konstruktionen
war es sicherlich viel wichtiger, dass für den
Rahmen mit Hinterradschwinge kein komplett
neues, an den Schwingenholm anzuflanschendes
Hinterachs-Getriebegehäuse zu entwickeln war. |
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Die Vespa von Piaggio
veränderte die Zweirad-Märkte weltweit nach dem
zweiten Weltkrieg, und zwar nachhaltig! Auch in
der DDR wurde der Markterfolg der neuen
Fahrzeug-Kategorie, der „Motor-Roller“,
aufmerksam beobachtet. 1953 wurde eine
Roller-Entwicklungs-Gruppe etabliert, aber nicht
in Zschopau! Deren Entwicklungs-Truppe war
nämlich „bis über die Ohren“ ausgelastet.
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Die Berliner Bürokraten
hielten die Industriewerke Ludwigsfelde, die in
dem dortigen ehemaligen Daimler-Benz-Werk
angesiedelt wurden, für geeignet, den
Roller-Marktbedarf der DDR zu decken.
Die Zschopauer mussten „nur“ die Triebwerke
liefern, was einfacher gesagt als getan war
angesichts der Versorgungslage mit den
benötigten Zubehör-Lieferungen, und so entstand
zuerst für diesen Zweck eine gebläsegekühlte
Variante des RT125-Motors. Die ersten beiden
Ludwigsfelder Roller, „Pitty“ und „Wiesel“
genannt, hatten es wirklich schwer, sich
durchzusetzen. Der „Pitty“ brachte es in zwei
Baujahren auf nur ca. 11.000 Exemplare, und der
„Wiesel“-Roller konnte in vier Jahren immerhin
knapp 60.000 Käufer finden.
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1959 wurde
dann mit dem Typ „Berlin“ die wohl
ausgereifteste DDR-Roller-Konstruktion in die
Produktion gebracht. Dabei war besonders
wichtig, dass der altehrwürdige RT-Motor nun
endlich mit etwas mehr Hubraum ausgestattet
wurde. Zu dem Zweck wurde die Bohrung von 52 auf
56 mm vergrößert.
Damit war der „Berlin“ nun nicht nur voll
soziustauglich, sondern auch stark genug, noch
den ebenfalls von IWL angebotenen Anhänger „Campi“
zu bewältigen!
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Das in der Ausstellung zu sehende „Berlin/Campi-Gespann“
ist heute unter den Veteranen-Fans in der
ehemaligen DDR eine gesuchte Rarität!
Bis 1962 wurden immerhin ca. 115.000 Exemplare
des „Berlin“ produziert! Weiß jemand, wie viele
"Campis" produziert wurden?
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Die Fans der
Marke MZ in Ost und West wissen sicherlich, wo
Zschopau auf der deutschen Landkarte zu finden
ist, aber es werden hoffentlich viele
Interessierte die Ausstellung besuchen, bzw.
einige diesen Artikel lesen, die sich mit diesem
geografischen Detail unseres Landes noch nicht
beschäftigt haben. Für die gibt es eine Karte in
der Ausstellung, auf der man Zschopau ganz im
Süden der seinerzeitigen DDR finden kann.
Zudem sind die Campingplätze verzeichnet, die
das Berlin/Campi-Pärchen aufsuchen konnte.
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Die Entwicklungslinie der 250er ES-Modelle
endete mit dem /2-Modell, das von 1967 bis 1973
produziert wurde. Die Produktion der ES250/2
wurde deshalb so lange fortgesetzt, weil das
sportlicher konzipierte Nachfolge-Modell ETS 250
(„Einzylinder-Telegabel-Schwinge“) nicht mehr
für den Gespannbetrieb vorgesehen war. Die
ES250/2 war hingegen voll gespanntauglich, und
die Kombination mit dem Stoye Superelastic-Seitenwagen
hatte einen hohen Reifegrad erreicht. Im
westlichen Ausland gab es zu diesem Zeitpunkt
überhaupt keine von der Industrie angebotenen
Gespanne mehr, es gab auch nach dem
Produktionsende der BMW-Schwingenmodelle keine
Motorräder mehr, bei deren Konstruktion der
mögliche Gespannbetrieb überhaupt berücksichtigt
worden war. So besetzte das ES250/2-Gespann
diese verwaiste Nische, auch wenn die im Westen
abgesetzte Gespann-Stückzahl überschaubar
geblieben sein dürfte.
Die ES250/2 übernahm das oben schon ausführlich
beschriebene gewöhnungsbedürftige Styling der
ES125, das allerdings mit den ETS-Modellen in
beiden Hubraumklassen wieder verlassen wurde
zugunsten einer weniger exotischen Formgebung.
Die ETS-Modelle erzielten damit besonders auf
den Export-Märkten eine wesentlich leichtere
Akzeptanz.
Die hier in Neckarsulm gezeigte ES250/2 ist ein
unter MZ-Fans legendäres Schnittmodell, das
seinerzeit auf unzähligen Ausstellungen
präsentiert wurde. An ihm lassen sich viele
Motor- und Fahrwerkdetails studieren.
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Die ES250/2 übernahm den Einschleifen-Rohrrahmen
von den Vorgänger-Modellen, aber auf die
Motoraufhängung am vorderen Rahmenrohr wurde nun
verzichtet, weil der Motor jetzt auf
Gummielementen gelagert wurde. Die ETS250
behielt dieses Rahmenkonzept noch bei, aber da
nun bei entsprechend steifer Gestaltung der
oberen Rahmenpartie der Unterzug ohne Funktion
blieb, bekam das nächste 250er MZ-Modell, die
TS250 folgerichtig einen Rückgrat-Rahmen.
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Zur Sportbeteiligung von MZ kommen wir gleich
noch, aber hier bei der ES250/2 muss ganz
einfach schon erwähnt werden, dass MZ in den
60er Jahren den Enduro-Zuverlässigkeits-Sport
nach Belieben beherrschte. Von 1963 bis 1967 zum
Beispiel gewann das MZ-Team ununterbrochen die
Six Days-Trophy, die (damals allerdings noch
nicht so genannte) Weltmeisterschaft im
Gelände-Sport. Daher bekam die ES250/2 den
Zusatznamen „Trophy“, mit einem entsprechenden
Schriftzug auf dem Tank!
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Die politischen Spitzen der
DDR legten stets viel Wert auf korrekte
Repräsentation bei Staatsbesuchen, und da seit
geraumer Zeit weltweit eine Motorrad-Eskorte
dazu gehörte, um den internationalen Gästen
seine Reverenz zu erweisen, schien den
Herrschaften aus Wandlitz wohl irgendwann der
„Look“ der serienmäßigen 250er MZ auch in der
Polizei-Ausführung als zu wenig repräsentativ
für diesen Zweck. So gab ausgerechnet Erich
Mielke’s Ministerium eine spezielle
Eskorten-Version der ETS 250 in Auftrag, mit
einer heute merkwürdig unelegant wirkenden
Verkleidung, und mit viel zusätzlichem Chrom. Es
wurden ca. 70 Exemplare der Eskorten-MZ
gefertigt, die heute zu den gesuchtesten
Sammlerobjekten für die MZ-Fans gehören.
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Über die MZ-Modelle der 80er Jahre brauchen wir
hier nicht viele Worte zu verlieren, denn die
sind aufgrund ihrer ausgesprochenen Robustheit
noch oft präsent im heutigen Straßenverkehr, wie
diese ETZ125…
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…und diese ETZ250. Beide Modelle wurden und
werden von den Fans immer noch liebevoll „ETZE“
genannt!
Mit der ETZ 251 und der ETZ 301 endete die
Zschopauer Zweitakt-Entwicklung, die kurz nach
dem ersten Weltkrieg mit Hugo Ruppes
Spielzeugmotor „Des Knaben Wunsch“ begonnen
hatte.
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Von allen MZ-Modellen gab es Behörden- und
Armee-Modelle. Stellvertretend für die lange
Liste dieser Sondermodelle wird in Neckarsulm
das Armee-Modell ETZ250A gezeigt.
Zu den Ausstattungsdetails von Armee-KFZ gehören
stets aufwändige Maßnahmen zur Funkentstörung
der Zündanlage, wie man hier an dem Zündkabel
sieht!
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In
den 80er Jahren wurde der brasilianische
Motorrad-Markt interessant für viele Hersteller.
Die japanischen Marken haben solche
Gelegenheiten, bemerkenswerte Stückzahlen
abzusetzen, nie ungenutzt verstreichen lassen,
und MZ wurde vom brasilianischen Importeur
signalisiert, dass gute Absatz-Chancen vorhanden
wären, wenn nur das Styling der Motorräder dem
dortigen Geschmack angepasst werden würde. So
orientierten sich die DDR-Motorrad-Formgestalter
erstmals wieder nach geraumer Zeit an den
Markterfordernissen und stylten diese „ETZ 250
RS“ getaufte Brazil-MZ, deren Design-Vorbilder
deutlich zu erkennen sind. Schade eigentlich,
dass das ganze Projekt ohne nennenswerte
Stückzahlen blieb.
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Das Konzept der Neckarsulmer MZ-Ausstellung
wurde so gestaltet, dass die ausgestellten
Großserienmodelle ab der Wiederaufnahme der
Zschopauer Nachkriegs-Motorrad-Produktion im
Jahr 1950 so platziert werden, als ob sie sich
in Richtung auf die geöffnete Berliner Mauer
bewegen würden. Die wesentlichen Jahreszahlen
für den Produktionsbeginn der diversen Modelle
sind dabei auf dem Boden dargestellt, und die
Modelle sind chronologisch geordnet. Die
Sondermodelle stehen an den Seiten, und der IWL
„Berlin“ und die ES250 gehören zur
Camping-Szene, die nicht in Beziehung zur
Maueröffnung steht.
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MZ nach der Wende
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Auf die wechselvolle Geschichte der Zschopauer
Motorrad-Produktion nach der politischen Wende
in der DDR wollen wir hier nicht detailliert
eingehen, sondern nur kurz die gezeigten
Exponate erwähnen. Vermutlich muss man noch eine
gewisse Zeit abwarten, bis die Geschichte von
MuZ/MZ nach 1990 historisch gerecht beurteilt
werden kann.
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MZ
hatte schon in den letzten beiden DDR-Jahren
Kontakte zum österreichischen
Motoren-Produzenten Bombardier-ROTAX geknüpft.
Dabei ging es anfangs weniger um eine
Entwicklung für die Serie als um neue
Eskorten-Motorräder. Den Staatsgästen möchte man
nämlich nicht mehr zumuten, dass die Zweitakter
ab und an ihre berüchtigten Qualmwolken aus den
Schalldämpfern absetzten. Der sprichwörtliche
„Räng-Täng-Täng“-Sound war auch nicht mehr
angesagt, kurz: Viertakter mussten her.
Die Eigenentwicklung schied aus Kostengründen
natürlich aus, also wählte man den ROTAX 504, um
ihn in ein nur wenig modifiziertes
ETZ-Fahrgestell zu setzen!
Die Prototypen fuhren schon zur allgemeinen
Zufriedenheit der Beteiligten, als die DDR
kollabierte. Anschließend brachen nach der
Währungsunion die Märkte für die Zweitakt-MZ
weg, so dass die von der Treuhand an eine
Interessentengruppe abgestoßene Fa. MZ dringend
zeitgemäße Produkte zum Überleben benötigte. Die
fast abgeschlossene Entwicklung des
Eskorten-Krads wurde reanimiert und in ein
serientaugliches Konzept gewandelt. Kurze Zeit
später wurde daraus ein Modell im Retro-Styling,
die „Silver Star“. Ich vermute, dass dieses
Modell in nicht allzu ferner Zukunft ein
gesuchtes Sammler-Modell werden wird.
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Natürlich blieb die Silver
Star ein Nischen-Modell, denn der Markt für
retrogestylte Motorräder war und ist begrenzt.
Beim Vortrag am 06. Oktober von "MZ-Urgestein"
Christian Steiner über die wechselvolle
Zschopauer Motorradgeschichte musste Platz
geschaffen werden für das Publikum, und so
verschwand die Silver Star wirklich in einer
Nische!
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In
den letzten Jahren versuchte MZ, sich z.B. ein
Stück des Kuchens der 125er Leichtkrafträder zu
sichern und entwickelte zu dem Zweck ein 125er
Viertakt-Modell. Wer die Szene aber einigermaßen
einschätzen kann, weiß, unter welchem
Kostendruck ein solches Produkt steht, wenn es
mit den in Asien gefertigten Wettbewerben
konkurrieren muss.
Auch die Entscheidung, es mit europäischen und
asiatischen Marken auf dem Gebiet der
Supersport-Bikes mit einer Eigenentwicklung, der
MZ 1000S aufzunehmen, war mutig und wurde von
vielen Beobachtern in Zweifel gezogen.
Allerdings muss man dann auch erst einmal
bessere Konzepte zum Überleben in der von
starkem Konkurrenzdruck bestimmten Branche
haben. Gab es welche? Die ebenfalls ausgestellte
MZ Scorpion „Replica“ ist wohl keine derartige
Alternative, denn bei ihr handelt es sich auch
um ein Nischen-Konzept.
Quo vadis, MZ?
www.classic-motorrad hofft, dass
sich ein tragfähiges Konzept finden lässt, wie
es zum Beispiel Triumph zum Neustart verholfen
hat. Dort standen allerdings auch beachtliche
Budgets zur Verfügung, die derzeit in Zschopau
leider nicht realistisch sind.
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MZ
und der Motorsport
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In
Zschopau wurde immer Motorsport betrieben. Schon
der DKW-Gründer J.S. Rasmussen hatte frühzeitig
die Werbewirksamkeit von Motorsport-Erfolgen
erkannt. Kaum war der erste Zschopauer
Fahrzeug-Motor, Hugo Ruppes Fahrradhilfsmotor
vom Gepäckträger in’s Rahmendreieck gewandert,
schon standen die DKWs am Start von
Motorsport-Wettbewerben. Schon das erste als
Motorrad, als Leichtkraftrad einzuschätzende
DKW-Modell wurde in harten Langstreckenfahrten
auf Herz und Nieren getestet, und
selbstverständlich mit Erfolg, so dass der Name
der seinerzeit äußerst populären
„Reichsfahrt“ in die
Modell-Bezeichnung übernommen wurde: das
„Reichsfahrt-Modell“ wies jeden Interessenten
auf den motorsportliche Hintergrund der
Konstruktion hin.
Schon Mitte der zwanziger Jahre gab es einen
Werks-Rennstall von beachtlichen Ausmaßen, und
in der zweiten Hälfte der 20er Jahre trennte
sich bereits die bei den Werksrennmaschinen
eingesetzte Technologie von denen der
Serien-Motorräder. Echter Profi-Sport war
bereits notwendig, um im Konzert der großen im
Motorsport erfolgreichen Marken mitspielen zu
können. Doch DKW dachte auch stets an die
Markenförderung durch Erfolge von
Privat-Fahrern, denen man reinrassige „Production
Racer“ anbieten konnte. In den 30er Jahren
stieg die Popularität des Motorsports
erneut, die Massenwirksamkeit der großen
Veranstaltungen ist heute kaum noch vorstellbar.
DKW als Marke der AUTO UNION investierte
beachtliche Summen, um an die Weltspitze zu
gelangen und dort zu bleiben. Hier seien nur
Ewald Kluges Lightweight-TT-Sieg mit der DKW ULD
250 und Heiner Fleischmanns 350er
Europameisterschaft mit der DKW UL 350 genannt.
Diese Tradition wollte man in Zschopau trotz der
furchtbaren ökonomischen Lage in der SBZ der
späten 40er Jahre selbstverständlich fortsetzen.
Kaum wurden die ersten Prototypen der kommenden
IFA-DKW RT125 aufgebaut, die man eigentlich
dringend für die Vorserienerprobung, für die
Vorführung für Journallisten und nicht zuletzt
auch für die Ausstellungen benötigt hätte, schon
wurde von der zentralen Kfz-Entwicklungsleitung
in Chemnitz entschieden, ein Rennmotorrad
aufzubauen. Auf die Demonstration der
Leistungsfähigkeit der neuen RT125 im Sport
wollte man keineswegs verzichten. Als Fahrer war
Harald Linke vorgesehen, dem somit die Ehre
zukam, als erster von der Industrie eingesetzte
Fahrer in der DDR an den Start zu gehen, lange
bevor es wieder eine Sportbeteiligung der
Zschopauer gab, lange bevor die neue
Sportabteilung unter Walter Kaadens Leitung
etabliert wurde.
Sehr bald starteten die Zschopauer selbst wieder
im Sport, und die Motorräder mussten aufgrund
der vorrangig zu lösenden Produktionsprobleme in
sogenannter „Feierabend-Tätigkeit“ präpariert
werden. Die RT125 wurde so auf die geradezu
sprichwörtliche Zuverlässigkeit gezüchtet, und
bald erschien auch die BK 350 solo und im
Gespann im damals enorm populären Geländesport.
Kaum war die ES 250 in die Nähe der
Serientauglichkeit gekommen, schon wurde einer
der beiden überhaupt zu dem Zeitpunkt
fahrfertigen Prototypen zu einer GS-Maschine
umgebaut, der seine Feuertaufe bei der
Geländefahrt „Rund um Zschopau“ erlebte. Wer saß
dabei in ihrem Sattel? Niemand sonst als wieder
Harald Linke, der heute noch lebhaft aus
seiner Motorsport-Karriere und seinen vielen
anschließenden Jahren in der DDR-Kfz-Industrie
berichten kann.
Hier noch eine Bemerkung zu „Rund um Zschopau“,
da wir uns ja gerade in Neckarsulm befinden: das
NSU-Werksteam trat dort mit einer 10 Jahre
später kaum mehr vorstellbaren
Selbstverständlichkeit an, und zwar mit dem
damaligen Superstar Werner Haas im Sattel, der
bereits drei gewonnene Straßen-WM-Titel auf
seinem Konto hatte. Werner Haas’ Erscheinen in
der Öffentlichkeit löste seinerzeit ähnlich
euphorische Fan-Bekundungen aus wie heute etwa
Valentino Rossi, aber kann man sich heute
vorstellen, dass ein dreifacher
Straßenweltmeister bei einer GS-Veranstaltung an
den Start geht?
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MZ
fuhr damals zweigleisig im Sport: neben der für
notwendig erachteten Rennsport-Teilnahme wollte
man keineswegs auf den seriennahen
Zuverlässigkeits-Sport verzichten. Die
Rennsport-Technik hatte sich längst weit von der
abgesetzt, die in der Serie einsetzbar war.
Aber im Gelände, da konnte man sich mit sehr
seriennaher Technik bewähren und damit
demonstrieren, auch welchem Niveau man sie
beherrschte. Damals wurde das eben noch vom
interessierten Publikum, die fast alle selbst
Motorrad fuhren und somit potenzielle Kunden
darstellten, sorgsam beobachtet.
Das Foto hier zeigt die typische
MZ-Geländemaschine der ersten Hälfte der 60er
Jahre, die ETS250/G als Werksmaschine. Die
Seriennähe des Motors fällt sofort auf, und die
Fahrwerkstechnik ist komplett unspektakulär,
denn die Feinheiten stecken im Detail. Der
einzige echte Unterschied zur Technik der
Serienmaschinen ist die Telegabel vorn statt der
Langschwinge der ES250/1 oder ES250/2, aber die
dann bei der ETS250 in Serie gegangene Telegabel
ist selbstverständlich aus der der
Geländemaschine hervorgegangen!
In
den ersten sechs Einsatzjahren der 250er
MZ-Geländemaschine war vorn noch die
Langschwinge in Verwendung, so dass das Modell
natürlich ES250/G genannt wurde. Da das Modell
ziemlich viele Komponenten aus Stahl und anderen
Eisen-Werkstoffen besaß, war es noch ziemlich
schwer, jedenfalls schwerer, als die Fahrer es
sich gewünscht hatten. Da die Geländefahrer
damals einen rauen, aber herzlichen Tonfall in
ihrer Sprache benutzen, wurde das Kürzel „ES“
(„Einzylinder – Schwinge“) kurzerhand zu
„Eisenschwein“ umgedeutet.
Wenn man in der Diskussion mit den Kennern der
Marke den Begriff „Eisenschwein“ verwendet, weiß
jeder, was gemeint ist. Allerdings wurde die
Bezeichnung immer noch verwendet, als die
GS-Modelle längst „ETS“ hießen und erfolgreich
abgespeckt wurden.
Immerhin dominierte MZ mit dem
Werks-„Eisenschwein“ die SixDays in der Mitte
der 60er Jahre unangefochten! Fünf Tropy-Siege
in Folge von 1963 bis 1967 sprechen eine
deutliche Sprache! Zudem hatte man die Fahrer
herangebildet, die die „Eisenschweine“ auf hohem
Niveau einzusetzen verstanden!
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In den späten 60er Jahren
zeichnete sich endlich ein neuer Motorrad-Boom
in den westlichen Ländern ab nach einer fast 10
Jahren Flaute am Markt. Der Geländesport wurde
noch wichtiger als bisher, als Erprobungsfeld,
und natürlich auch zur Demonstration der
technologischen Kompetenz der Marken. Die von
den Werken aufgewendeten Budgets wuchsen, weil
die Werbeetats die benötigten Summen hergaben.
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Dadurch trennte sich
langsam, aber unaufhörlich der technische Stand
der GS-Motorräder von der Serie, wie viele Jahre
zuvor schon bei der Rennsport-Technik zu
beobachten war. MZ versuchte solange wie möglich
mit seriennaher Technik dabei zu sein, doch
irgendwann war der Punkt erreicht, dass man auch
in Zschopau ein neues GS-Konzept auf die Räder
zu stellen hatte, um weiter erfolgreich zu sein.
So wurde nun ein Motor konstruiert und in
kleinen Stückzahlen produziert, der sich
deutlich von der Serientechnik abhob. Bei den
Serienmotoren war beispielsweise die Kupplung
stets auf der Kurbelwelle angeordnet, und so
waren auch die Motoren der „Eisenschweine“
aufgebaut. Der neue GS-Motor musste sich nun dem
konstruktiven Mainstream anpassen, und so bekam
er die Kupplung am üblichen „Ort“, auf der
Getriebe-Vorgelegewelle. Die hier in Neckarsulm
gezeigte GS350 aus dem Jahr 1975 repräsentiert
die MZ-Geländemodelle aus dieser Epoche in
wunderbarer Weise.
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Bei diesem Anblick
würden britische SixDays-Fans bemerken: „What
a nice pair!“
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Im
Laufe der Jahre veränderte sich der Charakter
der Six Days beträchtlich! Dennoch wurde man in
Zschopau nicht müde, die Motorräder den
veränderten Einsatzbedingungen anzupassen. Six
Days waren „Pflicht“ für die in Hohndorf
angesiedelte MZ-Sport-Abteilung!
In
den späten 80er Jahren degenerierten die Six
Days zu einer Art „Dauer-MotoCross“, und daher
musste sich die Motor-Technik auch der der
echten MotoCross-Motorräder anpassen. Das
bedeutete für das zu dem Zeitpunkt benötigte
Leistungs-Potential den notwendigen Einsatz der
im MotoCross-Sport längst obligaten
Wasserkühlung!
Die hier gezeigte MZ 500 GS stellt den
Schlusspunkt einer jahrzehntelangen Entwicklung
dar! Eine Entwicklung, die in der
Motorrad-Geschichte Bestand haben wird! Alle
Beteiligten können stolz darauf sein.
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Abschließend möchte ich den hier Interessierten,
die sich durch die Zschopauer Geschichte bis
hierher durchgelesen haben, noch den Zschopauer
vorstellen, der heute am intensivsten dafür
sorgt, dass die DKW- und MZ-Geschichte nicht in
Vergessenheit gerät:
Christian Steiner
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Er
hat fast die ganze Nachkriegs-Geschichte selbst
vor Ort erlebt, und er kann stundenlang
Anekdoten aus über 50 Jahren MZ-Geschichte
berichten.
(In einer kommt ein erboster Jung-Ingenieur vor,
der mit einer Testmaschine mitten in Zschopau
liegen geblieben ist und in seinem Zorn die
beiden Buchstaben der Markenbezeichnung als
Abkürzung für „Murks-Zentrale“ deutete…..)
www.classic-motorrad.de wünscht
ihm alles Gute, besonders Gesundheit für die
Zukunft!
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Christian Steiner war natürlich ein sehr
begehrter Gesprächspartner bei den beiden
Veranstaltungen am 03.10. und am 06.10.!
Herzlichen Dank, dass er sich dafür zur
Verfügung gestellt hat, auch von unserer Seite!
Abschließend müssen wir noch einen kleinen
Wermuts-Tropfen in unsere Begeisterung über die
Neckarsulmer Ausstellung gießen:
Die Ausstellung enthält nicht einen einzigen
Hinweis auf die MZ-Rennsport-Geschichte! Dabei
ist die doch so wichtig! Dabei ist die doch
komplett unverzichtbar! Schließlich haben Walter
Kaaden und seine Mannschaft den modernen
Hochleistungs-Zweitaktmotor, der ab der Mitte
der 70er Jahre den Motorrad-Rennsport dominierte
(bis in diesem Jahrzehnt die FIM Viertakter per
Reglement vorschrieb), erst in Zschopau und dann
im nahen Hohndorf entwickelt. In der ganzen
weltweiten Literatur ist dieses Faktum
dokumentiert und anerkannt!
Das hier in Neckarsulm in der Ausstellung
überhaupt nicht auch nur mit einem einzigen Satz
zu erwähnen, das – in den heutigen Worten – „das
geht schon mal gar nicht“!
Aber Fr. Scheerle-Walz hatte sofort ein offenes
Ohr für die diesbezügliche Anregung. Wir helfen
selbstverständlich nach besten Kräften bei der
Realisierung.
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Der GS-Sport wird nämlich bereits in der
Ausstellung mit dieser Dokumentation erläutert,
und hoffentlich hängt bald eine ähnliche
Dokumentation über den MZ-Rennsport daneben!
Wir freuen uns schon darauf!
Abschließend noch einmal unser herzliches
Dankeschön für die Realisierung der Ausstellung!
Hoffentlich kann ich schon bald einen Bericht
über eine NSU-Ausstellung in Zschopau in die
Tastatur tippen!
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