Zum Beginn unseres Beitrags möchten wir dem Boxenstop-Team um Reiner Klink herzlich gratulieren, dass es ihnen nicht nur gelungen ist, das Museum Boxenstop in der Klasse der mit hochwertigen Exponaten ausgestatteten Sammlungen hervorragend zu platzieren, sondern dass sie die zum jedes Jahr ausgerichteten Retromotor-Festival gehörenden Veranstaltungen fest im Terminkalender der ausgezeichneten Events etabliert haben.
Für uns besonders an den Zweirad-Veteranen Interessierte gab es dieses Jahr eine bedauerliche Terminüberschneidung, denn die Veranstaltung in Villingen-Schwenningen fand am gleichen Wochenende statt. So war leider im Vergleich zum Vorjahr ein kleiner Rückgang an Qualität und Quantität bei den Zweirad-Teilnehmern zu bemerken. Daher möchten wir mit diesem Artikel dazu beitragen, den Bekanntheitsgrad der Veranstaltung an der Schönbuchsteige unter den Motorrad-Veteranen-Freunden weiter zu steigern, damit 2005 noch mehr Fans wissen:
Zum Schwäbischen Hill Event, da muss man hin! Nicht nur als Zuschauer, sondern möglichst als Teilnehmer, denn jedes historische Fahrzeug ist dort willkommen.
Dieses Jahr fand die Veranstaltung wieder bei ausgezeichnetem Spätsommerwetter statt, also bei besten Bedingungen, um sie mit ein paar Fotos zu dokumentieren: |
Fahrerlager |
|
CZ |
|
Los geht's mit dieser schönen CZ aus der ersten Hälfte der 50er Jahre, bei der oft der Name des Konstrukteurs Jaroslav Walter mitgenannt wird.
Die Dinger gingen damals wirklich gut, und sie
wurden auch gekonnt bewegt, so dass sie ab und zu die ganze
Sportmax-Meute (nee, über die schreiben wir nicht mehr…) abhängen
konnten. Diese hier hat viel schöne originale Substanz wie Gabel und Naben, und der Sitz könnte als Vorbild dienen für die 350er, die in der Galerie zu sehen ist.
|
Nimbus |
|
|
|
|
Gunther Müllers wunderbare Nimbus Sport wurde hier schon letztes Jahr umfassend gewürdigt, und sie gehört auch dieses Jahr zu den echten Highlights der Veranstaltung, und wenn sie nächstes Jahr wieder erscheint, werden wir sie wieder zeigen.
Merkwürdig nur, dass noch niemand auf die Idee gekommen ist, einen solchen ohc-Königswellen-Vierzylinder für die VFV-Clubsportklasse zu verfrickeln? |
|
|
Triumph
T90 |
|
Neben den bekannten britischen Production
Racers der Vorkriegszeit gab es noch etliche mit weniger klangvollen Namen, die sich in den Nachwuchsklassen mit den getunten Production Bikes der Fahrer herumzuschlagen hatten, die sich keinen echten Racer leisten mochten. Es gab ja auch eine Vielzahl von „competition parts“,
die oft von den Werken selbst vertrieben wurden. Triumph Singles waren bei den Nachwuchs-Privatiers recht beliebt, schließlich setzte das Werk sie zeitweise selbst ab und zu ein. Kurt Mächler konnte mit dieser 1937er T90 den Hill Event 2004 in seiner Klasse gewinnen. |
|
|
Triton |
|
Die seinerzeitige britische Leidenschaft für Café-Racer wird heute in der kontinentalen Veteranenszene fortgesetzt. Triumph-Twins in Featherbed-Rahmen waren damals bestaunte Raritäten, heute gibt’s vermutlich „zigmal“ so viele nachträglich aufgebaute im Vergleich zur seinerzeitigen Stückzahl? Aber die Manx-Optik hat doch was, auch wenn sich Brit-Puristen an den Mikunis stören. Beim Tank kann man sich die Marke aussuchen, und auf dem Rahmen klebt der Triumph-„Bepper“….. |
|
|
Illg
Nothing |
|
Featherbed-Rahmen, Roadholder-Gabel und auch die Naben zeigen deutlich die Herkunft dieses Britbikes an, das aber erstaunlicherweise unter dem Fabrikat „Illg“ genannt wurde.
Auf dem Tank hat jemand „Nothing 500“ mit dem Filzstift gekritzelt, und als „Nothing“ steht sie auch im Programm. Wie wahr, wie wahr! Ob von der Namensgebung auf den Erbauer zurück geschlossen werden darf, zumal das Ding deutliche Rat-Bike-Symptome aufweist?
„Poor man’s racer“ in Reinkultur, aber „poor“ bedeutet ja nicht nur „arm“ im finanziellen Sinn … |
|
|
Honda RC 181 Replica |
|
Mike Hailwood nannte die 500er Honda „the pig“ wegen des ihm nicht zusagenden Handlings. Trotzdem konnte er Giacomo Agostini und die MV damit 1966/67 ernsthaft herausfordern.
Jim Redman (nein, nicht der Nervtöter aus dem classic-motorrad.de-Kennerspiel, sondern der echte!) fand die 500er Honda gar nicht so schrecklich, und er war gut unterwegs mit ihr in der Saison 1966, bis ein schlimmer Sturz im strömenden Regen in Spa seine Karriere beendete.
Wo sonst als auf einer RC 181 Replica kann Jim sein Autogramm besser platzieren?
Auf einer originalen RC 180 gewiss, aber wer hat die schon? |
|
|
Die Serien-Hondas der 60er Jahre waren eine gute Basis für den Amateurrennsport. Sie hatten damals bereits den Drehzahlmesser als Serienausstattung, und zwar in dem gezeigten Kombi-Instrument mit gegenläufigen Zeigern. Gerüchteweise hörte man damals, dass wirklich schnelle Leute es sich zur Aufgabe gesetzt hatten, die beiden Zeiger-Spitzen zur Berührung zu bringen … |
|
|
Horex Regina
|
|
Immer wieder schön anzuschauen ist es, wenn sich Fahrer mit ihrem völlig originalen Jugendtraum zeigen wie hier Herbert Neuffer und seine 51er Regina, damals für viele eine hoch hängende Traube! Mir fällt bei dem Erscheinungsbild von Mann und Maschine nur der Begriff „vorbildlich“ ein! |
|
|
UT |
|
Günther Wolf aus Holzgerlingen besitzt ein hyper-rares Sportmotorrad der 20er Jahre, die vom Gründer der Stuttgarter Marke UT Hermann Scheihing (im Programm stand „Scheibing“) konzipierte 250er Zweitakt-Maschine mit dem selbst gebauten Motor mit liegendem Zylinder aus der Zeit, wo UT noch kein Konfektionär war. Wunderbar, dass so ein Stück Württemberger Industriegeschichte erhalten geblieben ist, und dass es beim
Schwäbischen Hill Event am Start war.
Selbstverständlich erkletterte die kleine UT zweimal problemlos die Schönbuchsteige! |
|
Maico |
|
Einem anderen schwäbischen Motorrädle, dem auf der Maico MD 50 basierenden Eigenbau-Racer von
H.-M. Habermann und Hans Hinn, gelang das leider nicht.
Der Motor ist eine schwäbische Kooperation, denn das Pfäffinger Gehäuse trägt einen Zylinder aus Kornwestheim!
|
|
|
die beiden Namensgeber hinter dem Fuffzgerle
|
|
Hier herrschte noch
gute Stimmung vor
dem ersten Start.
|
Lokalmatador Kurt Moser trat dieses Mal auf dem schwäbischen Boden nicht wie sonst mit der Ducati an, sondern stilvoll mit seiner MAICO
MD 125 RS |
|
|
Hier schaut Kurt so konzentriert auf die 50er, dass er sie vielleicht
beim nächsten Mal
als Fahrer in's Ziel bringen möchte?
|
|
Kurts guter Geist ist seit geraumer Zeit Erich Stögerer,
der seinerzeit noch jahrzehntelang auf der MAICO-Gehaltsliste gestanden hat als Ingenieur.
Erich setzte die Sonne vermutlich so ziemlich zu, dass er seinen Vorjahreserfolg auf der MD 250 nicht wiederholen konnte. |
|
|
Die MD 250 ist
Erichs Lieblings-Maico, denn schließlich ist er bei ihr seinerzeit als
Konstrukteur „durch jeden Gewindegang gepirscht“. Trotzdem machte ihm die schöne Pfäffingerin beim ersten Lauf irgendeinen Ärger, so dass sich Erich dieses Mal in seiner Klasse am gegenüberliegenden Ende der Ergebnis-Tabelle wiederfand. |
|
|
Martin Gürth und seine Maico MD 250 WK „Cup“ gehören auch zu den Stammgästen, und beim Anblick von
Maicos letztem Wettbewerbsmotorrad für die Straße kommt unweigerlich die Frage auf, warum keine weiteren Cup-Maicos dort antreten? |
|
|
Youngtimer werden immer populärer bei diesen Veranstaltungen, was man nur begrüßen kann, wenn sich schöne zeitgemäße Fahrzeuge unter die Teilnehmer mischen wie diese Exemplare aus der italienischen Fraktion wie
… |
…diese Ducati 750 „coperchio rotondo“… |
|
|
|
… und diese Laverda 750
… |
|
…und Guzzis waren natürlich auch vertreten, auch wenn diese zwei
… |
|
…noch ziemlich jung und damit eigentlich
noch gar keine „Youngtimer“ sind.
Bemerkenswert ist übrigens die Saugrohr-Benzineinspritzung dieser V2 aus Mandello. |
|
|
|
Auch dieser kleine MV-Einzylinder passt hervorragend in die Youngtimer-Kategorie. |
|
|
|
|
Abschließend bei den Youngtimern noch ein beispielhaftes, zeitgemäßes japanisches Bike:
die Kawasaki H1 in wirklich schönem Zustand. |
|
Beim heutigen Image von Harley-Davidson kann man sich nur noch
schwer vorstellen, dass sich diese Marke jahrzehntelang am US-Rennsport
mit den V-Twins beteiligt hatte. Mit den Bikes mit dem ersten echten Serien-ohv-Motor, von den Fans „Knucklehead“ genannt, rüsteten
sich viele Privatiers aus für Hillclimbing und Flattrack-Racing aus.
|
|
Das klassische 16''-Rad mit der hydraulisch betätigten
Doppelsimplex-Bremse vorn, damit ist man bei einem historischen Renngespann aus der Zeit unmittelbar vor der Kneeler-Epoche
immer korrekt unterwegs.
|
|
In's Fahrerlager gehört auch dieses Gespann, aber nicht auf die Rennstrecke:
Lange Zeit war das die Transportmethode der nicht so sehr auf Rosen gebetteten Privatfahrer für ein Solo-Rennmotorrad! Man nahm das Boot
vom SW-Rahmen und baute sich eine Vorrichtung, um das Rennmotorrad
zu befestigen. Damit waren etliche Fahrer auf dem Weg zum und dann vom Rennen viel schneller unterwegs als mit dem geschwindigkeitslimitierten
PKW mit Anhänger. Schön, dass es so etwas heute wieder bei den
historischen Veranstaltungen zu sehen gibt.
|