,Mitten im kalten Krieg,
zur Zeit der heißesten Phase des Vietnam-Krieges und der
sogenannten „Studenten-Revolte“ im Jahr 1968, gab es eine
deutsch-deutsche Begegnung, die nun endlich einmal auch an
dieser Stelle gewürdigt werden soll:
Neckermann hatte in der
zweiten Hälfte der 60er Jahre die Idee, dass man motorisierte
Zweiräder, vom Mofa bis zum ausgewachsenen Motorrad, über das
Versandhandels-System erfolgreich vertreiben könne, wenn es
lokale Service-Stellen dafür gibt.
So übernahm Neckermann
den Deutschland-Import von Garelli, JAWA/CZ und MZ. Im
Management entstand schon rasch die Idee, mit den
Wettbewerbsmotorrädern von JAWA/CZ Werbung für die Marken zu
machen, und so wurde das Neckermann Racing Team gebildet, das
anfangs auf JAWA/CZ im Gelände und beim MotoCross aktiv war. 1967 jedoch wurden bereits CZ- und JAWA-Racer eingesetzt.
Zu
den ersten, die als Piloten damit auffielen, gehörte der junge
Dieter Braun aus Hermaringen. Er hatte ursprünglich MotoCross
gefahren, was seiner beachtlichen Statur sehr entgegenkam. Er
setzte MAICO’s ein und er kam im Laufe seiner Racer-Karriere
auch zu diesem Fabrikat immer wieder einmal zurück. 1965 zog
es ihn jedoch zum Straßenrennsport, und wer als Zuschauer
dabei war, wird Dieter Braun’s Sieg auf einer kaum modifizierten Cross-MAICO beim
Bremerhavener Fischereihafen-Rennen in der 500er Klasse 1965
nie vergessen. Im gleichen Jahr gewann er den 250er
Junioren-Pokal auf einer Yamaha TD1 und wechselte anschließend
zu den Lizenzfahrern. 1967 holte er dann seine erste deutsche
Meisterschaft in der 350er Klasse auf einer Aermacchi, als er
den Abonnements-Meister Karl Hoppe und seine AJS schlug und
diesen damit zwang, im folgenden Jahr ebenfalls Aermacchi zu
fahren.
Zwischenzeitlich war Dieter Braun aber bereits im
Neckermann-Umfeld, und so wurde er 1968 trotz seiner für die
125er nicht gerade prädestinierten Maße auf die 125er MZ
gesetzt. Nachdem Siggi Möhringer, der für die 250er
Neckermann-MZ vorgesehen war, beim ersten GP-Einsatz auf der Nürburgring-Südschleife
schwer gestürzt war, konnte Dieter Braun auch dieses Motorrad
einsetzen. Mit der 125er MZ buchte er in diesem Jahr einen
weiteren DM-Titel.
Dabei fiel er dem legendären MZ-Rennchef
Walter Kaaden auf, und dieser sorgte dafür, dass Dieter Braun
1969 direkt mit MZ-Werks-Material versorgt wurde. Das war
angesichts der politischen Situtaion in dem Jahr ganz gewiss
kein normaler Sachverhalt angesichts der Berührungsängste
der DDR-Behörden mit BRD-Sportlern. Kaaden hatte aber die
Kombination von Talent und Ehrgeiz bei Dieter Braun erkannt,
und die Erfolge Dieter Braun’s in der Folgezeit (leider
nicht auf MZ-Motorrädern) zeigte, wie gut Kaaden in der Lage
war, Talente zu entdecken. Dieter Braun fuhr allerdings 1969 nicht weiter die 125er MZ,
denn er hatte sich für einen beachtlichen Betrag eine 67er
ex-Werks-Suzuki von H.-G. Anscheidt gekauft, mit der er den
WM-Titel angreifen wollte. Das hat 1969 leider noch nicht
geklappt, denn er konnte mit der Suzuki, die vom legendären
Gespann Schlögl/Mang technisch betreut wurde, erst den
letzten GP der Saison in Opatija gewinnen, nachdem er zuvor
etliche Male in Führung liegend wegen kleinerer technischer
Probleme ausscheiden musste.
1970 aber war es soweit, und
Dieter Braun holte sich auf der nun reglementskonform mit
6-Gang-Getriebe ausgerüsteten Suzuki den Titel. Auch 1970
bekam er noch MZ-Werks-Materiel hauptsächlich in der 250er
Klasse, und ab und zu auch bei den 350ern. Dann war ihm klar,
dass er damit in diesen zwei Klassen nicht in der Spitze
konkurrieren konnte, und so wurde er einer der vielen
Top-Piloten, die damals auf Yamaha vertrauten. Dass diese
Entscheidung in Ordnung war, zeigt sein Gewinn des 250er
WM-Titels im Jahr 1973.
Noch vor dem Fall der Mauer kam es zum
Wiedersehen mit Walter Kaaden beim Treffen der alten Meister
in Hockenheim 1989. Anschließend kam es meines Wissens
jedoch nicht mehr dazu, dass Dieter Braun bei einer
Veranstaltung mit historischen Rennmotorrädern auf einer MZ
unterwegs war bis zur 3. Historic-Leipzig. |
Walter Deisinger aus Großschirma , der
bekannte MZ-Enthusiast und –Sammler stellte eine seiner
tadellos original
restaurierten MZ RE 250 zur Verfügung, so dass ganz
besonders die Fans in den neuen Bundesländern, die immer noch
von Dieter Brauns GP-Sieg bei den 250ern am Sachsenring 1971
schwärmen, endlich wieder ihren Dieter auf dem Fabrikat aus
dem Erzgebirge erleben konnten.
Hoffen wir also, dass Walter Deisinger und Dieter Braun sich einmal gemeinsam eine große
historische Veranstaltung auswählen, um so daran zu erinnern,
dass in der langen Liste großer Motorrad-Rennfahrer, die
Walter Kaaden auf die von ihm entwickelten MZ setzte, der
zweifache Weltmeister Dieter Braun nicht vergessen werden
darf.
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