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Mostra Scambio Automotociclo d´Epoca
Pesaro, 16./17. Oktober 2004
Fotos und Text: Karl-Heinz Bendix
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Die
Industrialisierung Italiens fand hauptsächlich im Norden statt,
und so befanden sich die Zentren der KFZ-Industrie natürlich
ebenfalls dort. Ausnahmen waren z.B. die Regionen einiger großer
Städte wie Bologna und Modena, und eine Ausnahme war ausgerechnet
auch die Gegend um die Adria-Hafenstadt Pesaro (mit der Betonung auf dem „e“).
Dort entwickelte sich eine industrielle Keimzelle, die dann auch
ganz natürlich zu Betrieben führte, die sich in der aufblühenden
KFZ-Industrie engagierten. Die bekannteste Firma wurde Benelli, und
dann gab es nach dem Krieg noch die zur Benelli-Familie gehörende
Marke MotoBi, die gut 10 Jahren nach der Gründung zurück in
den Schoß der Familie fand.
Italien war schon immer ein rennsportbegeistertes Land, aber das
galt für diese Region an der Adria in ganz besonderem Maße, denn
hier gab es in praktisch jedem der bekannten Badeorte ein Rennen,
das natürlich mitten durch die Städte führte.
Erstaunlicherweise ließen sich diese Veranstaltungen bis in die
70er Jahre organisieren, und bis heute gibt es selbstverständlich
noch die Rennstrecke in Misano Adriatico, die auch zu dieser
Tradition gehört.
Benelli verdankte seinen Aufstieg zu den europäischen Top-Marken
den Rennsport-Erfolgen, und heute, kaum 35 Jahre später, kann man
sich kaum noch vorstellen, welche Stimmung in den Adria-Städten
herrschte, wenn die sieggewohnten Piloten auf den MV Agustas zu
den Adria-Rennen kamen, um von den Benelli Piloten herausgefordert
zu werden, wobei es für die Fans ganz egal war, wer auf den
Pesaroer Maschinen saß.
Tarquinio Provini und Silvio Grassetti sind hier
zuerst zu nennen, wobei Silvio aus der Region stammt und somit natürlich
Lokalmatador war, und dann saßen mit Renzo Pasolini, Mike
Hailwood und Jarno Saarinen unglaublich charismatische Piloten auf
den Benellis, die sensationelle Zuschauermassen an die Pisten
lockten. Der Sieg der Benelli Bialbero mit Ted Mellors im Sattel
bei der Lightweight-TT 1939 über die favorisierten DKWs soll hier
ebenso noch erwähnt werden wie Benelli’s zwei 250er WM-Titel,
die Dario Ambrosini 1950 gegen die sieggewohnten Guzzi
Gambalunghino und Kel Carruthers 1969 gegen die Yamahas und
Santiago Herrero’s OSSA holten.
Davon beeinflusst gab es einen neuen Schub industrieller
Rennsport-Beteiligung im Pesaroer Raum, als branchenfremde Fans
Racing-Teams gründeten. Die gewiss wichtigste Person aus diesem
Umfeld war Giancarlo Morbidelli, dessen Motorräder in der Mitte
der 70er Jahre die 125er Motorrad-WM beherrschten, und der auch
einen 250er WM-Titel nach Pesaro holen konnte. Sein Angriff auf
die 500er WM allerdings scheiterte an der Finanzkraft der
japanischen Wettbewerber.
Immerhin gab er das Beispiel für weitere Teams aus dem Pesaroer
Raum wie zum Beispiel Piovaticci, mit der Eugenio Lazzarini die
Morbidellis herausforderte, bevor er seinen WM-Titel auf einer
Morbidelli, die nun MBA (Morbidelli- Benelli Armi) hieß, holte.
Mittlerweile hat sich Giancarlo Morbidelli auf seine
Sammler-Leidenschaft konzentriert, und er hat eines der wohl
weltweit besten Motorrad-Museen in Pesaro etabliert.
Pesaro ist aber auch der Ort von jährlich zwei Veteranen-Märkten,
und über den des Herbstes 2004 soll im Folgenden berichtet
werden. Aber natürlich fährt man nicht dorthin, ohne einen
Termin im Morbidelli-Museum zu machen! So wurden dort 200 Fotos für
www.classic-motorrad.de
geschossen, aber da der Artikel extrem aufwändig ist, soll hier
erst einmal über den Markt, über den „Mostra Scambio
Automotociclo d’Epoca Autunno 2004“ berichtet werden. |
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Benelli |
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Ein wunderschönes Exemplar der Benelli 250 4TS in der
Version „telaio rigido“
ohne Hinterradfederung aus den späten 30er Jahren, hoffentlich
ist sie so teuer,
dass niemand auf die Idee kommt, sie in einen VFV-Racer zu
verfrickeln! |
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Die herrlichen Monoalbero-Viertakter der
Vorkriegszeit brauchte Benelli nach dem Krieg nicht wieder
aufzunehmen, denn nun waren kleine „Nutzfahrzeuge“ angesagt.
So entstand als erstes Nachkriegskonzept ein 100er Zweitakter, die
Letizia, deren erste hier zu sehende Version ein am Lenker
geschaltetes Dreigang-Getriebe besaß: ein liebevoll restauriertes
Gerät! |
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Als die Mopeds entstanden, war Benelli bei
dieser neuen „Nutzfahrzeug“-Kategorie natürlich gleich „am
Ball“, und diese neue Tradition wurde bis in die 70er Jahre
durchgehalten.
Hier ein Modell der 60er Jahre, bei dem die Motobi-Tradition der
Motoren mit liegendem Zylinder fortgesetzt wurde. Der bei vielen
Modellen verwendete eiförmige Werkzeugkasten wurde hier
ausnahmsweise nicht untergebracht, denn bei dem Modell befindet
sich an gleicher Stelle ein eiförmiger Tank, und so bleibt „die
Linie“ gewahrt! |
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Das wäre doch eine prima Basis für einen Benelli
„Clubsport“-Phantasie-„Sei-Racer“, von dem seinerzeit die
Presse immer wieder einmal berichtete, und auch Zeichen einer
Benelli V8 wollte die italienische Sportpresse damals
ausgemacht haben.
Hoffentlich wecke ich hiermit nicht „schlafende Hunde“….. |
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Motobi |
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Motobi (mit der Betonung auf dem „i“!) entstand
bekanntlich bei einem Benelli-Familien-Zoff, und da die Neugründung den Namen
Benelli nun einmal nicht benutzen konnte, nannte man die Dinger „Moto B“,
italienisch „Moto Bi“ ausgesprochen. Wenn das Vorbild von George Brough gewirkt hätte, dann hätte der Name „Benelli Superiore“
geheißen, doch vielleicht stand dem das italienische Markenrecht entgegen?
Wie dem auch gewesen sei, Motobi etablierte sich schnell im
Sport und mischte kräftig in der 175er Formel III mit, und die hier zu sehende,
prachtvolle Catria Sport war das Homologations-Modell. Ich habe mein Geld gezählt,
als ich vor ihr stand……
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Bei dieser von staunenden Fans (vielleicht ehemalige Benelli/Motobi-Mitarbeiter?)
bewunderten Imperiale vermute ich, dass es sich um eine
aufgepeppte „Tipo Normale“ oder „Tipo Turismo“ handelt. Die Sitzbank sieht
selbstgemacht aus, der Tank gehört in der Tat zur Imperiale Sport, aber die hatte stets Lenkerstummel. Dieser
Vergaser gehört natürlich nicht auf’s Saugrohr. Trotzdem, mit wenig Aufwand
ließe sich daraus eine herrliche historisch korrekte Motobi machen……..
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……., was bei der hier schon etwas schwieriger
ist. |
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Aus den „Nutzfahrzeug“-Mopeds der frühen 50er Jahre
wurden dann bald kleine „Sport-Rennerles“, das war in Italien nicht anders
als in Deutschland. Von der 50er Benelli „Sport“ gab es eine Motobi-Version,
die im „Outfit“ der Imperiale Sport daherkam. Diese hier hat noch den
Standard-Lenker, das Top-Modell für die Ragazzi war natürlich die Version mit
„clip-on manubri“, also mit Lenkerstummeln. |
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Auch in den 60er Jahren blieben die Motobi im Sport erfolgreich, aber natürlich
nur in der nationalen italienischen Szene, denn für den internationalen Sport
fehlte das Geld, und mit der seriennahen Konstruktion konnte man im „Krieg“
der japanischen Marken sowieso nicht mitmischen. Klar, dass heute die Frickler
über die Seriengeräte herfallen und sie zu „Fake-Replicas“
der seinerzeitigen Racer aufmotzen….. |
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In den späten 60er Jahren sah die 5Gang
„Sport Special“ so aus,
die rot lackierte Version ist selten.
Fazit: schöne, 100 %
originale Substanz!
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Die frühe Motobi Zweitakt-Entwicklung gipfelte in einem
200/250er Twin,
der „Spring Lasting“ genannt wurde. Ob diese Namensgebung
dem Markterfolg dienlich war, entzieht sich meiner Kenntnis, aber sie zeigt,
dass Anglizismen
sogar im Italien der 50er Jahre für verkaufsfördernd gehalten
wurden!
Diese hier ist weitgehend original aufgebaut,… |
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….wohingegen diese hier zwar einige Komponenten der
„Spring Lasting Corsa“ aufweist, aber andere fehlen, so dass es sich vermutlich um eine
modifizierte
„Gran Sport“ handelt.
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Motoren und andere Teile geschlachteter Motobi’s
findet man hier in
Pesaro natürlich eher als irgendwo sonst. |
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Dieses Moped der 70er Jahre stammt natürlich nicht von
OBI,
es ist nur ein Stück des Markenaufklebers verloren gegangen. Selbst als Benelli
an de Tomaso gegangen war, wurde die Strategie nicht aufgegeben, einige Modelle
des Programms immer noch unter dem Markennamen Motobi anzubieten, der nämlich
nach wie vor „positiv besetzt“ war im italienischen Markt. |
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Abschließend noch ein
Motobi Cinquanta Motofurgone,
den habe ich auch noch nie zuvor gesehen…… |
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Andere italienische Marken |
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Wer weiß noch, dass es bei Aermacchi einen
MotoCross Production Racer mit dem ganz frühen Ala d’Oro-Motor
gegeben hat? So sah sie aus, mit einem extra für diesen Zweck
gemachten Rahmen für den eigentlich beim Moto Cross nicht so sehr
geeigneten Motor mit dem liegenden Zylinder. Ob’s ein Original
ist? |
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Die Anbieter der Ala d’Oro Replica Teile fehlen bei
einer solchen Gelegenheit natürlich nicht…… |
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….und hier liegt die gesicherte Versorgung
mit
Ala d’Oro-Replica-Motoren…..hoffentlich werden wenigstens
einige
von Ala Verde-Restauratoren erworben. |
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Der von Gilera 1953 vorgestellte Twin
„B300“ war ein ziemlich unsportliches Gerät einer Marke, die
mit ihrer Quattro damals bei den 500ern schwer zu schlagen war in
der WM. Die B300 hatte dafür ein langes Leben, und die Produktion
wurde erst eingestellt, als Gilera an Piaggio verkauft wurde. Es
gab nie eine Sport-Version der B300, aber der VFV registriert sie
als „Clubsport-Racer“…noch irgendwelche Fragen?
Hier sehen wir ein schönes Exemplar der „Tipo Extra“ von
1961. |
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Bianchi war in den späten 20er und in den frühen
30er Jahren eine der Top-Marken Italiens, und der Ruhm der
Rennsiege der Freccia Celeste mit Tazio Nuvolari im Sattel hielt
lange an. Hier haben wir ein wunderbares Exemplar der 175 „Turismo“
von 1932, der „zahmen Schwester“ der Freccia D’Oro, die den
Benelli’s in der 175er Klasse Widerstand leistete. |
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1958 übernahm Lino Tonti die
Entwicklungsleitung bei Bianchi, und 1959 wurde die Ausschreibung für
ein neues Militär-Motorrad für die italienische Armee veröffentlicht.
Tonti konzipierte umgehend einen Motor mit 318 ccm und nur 10 PS
bei 4750 1/min, und die Bianchi gewann völlig überrraschend die
Ausschreibung gegen starke Konkurrenz der größeren italienischen
Marken. So wurde die „MT61“ in 4800 Exemplaren in den Jahren
von 1961 bis 1963 an das Heer geliefert.
Hier auf dem Foto links sehen wir eine davon. Ob sie auch
„Clubsport-registrierbar“ wäre beim VFV? |
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Wie alle Wettbewerber
auf dem frühen italienischen Nachkriegsmarkt musste auch
Bianchi ein Alltags-Motorrad anbieten, und so kam bereits 1946
die 125er Zweitakt-Bianchina in das Verkaufsprogramm. !953/54
gab es davon eine luxuriöse Sonderversion, die „Scudo del
Sud“, die im traditionellen „celeste“ lackiert wurde, und
die einige Chromteile bekam.
Das hier ist die Version „Tipo Turismo“ der Scudo, und da
sie komplett ist, wird sich hoffentlich jemand finden, der sie
wieder in altem Glanz erstrahlen lässt! |
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Das hier ist aber ein echter historischer Racer,
allerdings nicht für die Fans der langen Liste schneller Piloten auf Bianchis von Tazio Nuvolari über Alberto Ascari bis zu Bob
McIntyre und Tino Brambilla, sondern für die Fans von Fausto
Coppi! |
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Dieser Ducati Scrambler ist so schön, dass wir gleich
einige Fotos davon zeigen! |
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Frickel-Racer, etwas vornehmer „Clubsport“ genannt,
gibt’s natürlich besonders bei Ducati in großer Zahl.
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Neben den teuren Königswellen-Modellen gab es bei
Ducati natürlich
jahrelang auch preiswerte Modelle wie diese „98 Sport“ mit dem 100er
ohv-Motor. |
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Das wäre doch was für jemanden, der in den exklusiven
MV Agusta Owners Club eintreten möchte, aber das Geld für eine Quattro nicht
ausgeben mag: eine fast komplette unrestaurierte MV Agusta „125 Lusso“ von 1949!
Der Kopf scheint aber zu einem Nachfolgemodell zu gehören. |
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Noch ein Restaurations-Objekt für den MV-Fan:
ein 125er
Pullmann aus der Mitte der 50er Jahre. |
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Ein MV Agusta 150 GT-Motor von 1952/53 neben dem
„Lokalmatador“ aus Pesaro, dem 50er Benelli Moped-Triebwerk. "Matador" bezieht
sich in diesem Fall auf die Produktions-Stückzahlen! |
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Wer sich für die frühen Scooter interessiert,
hätte
diese ganz frühe Lambretta erwerben können. |
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Die Fahrradhilfsmotoren der späten 40er und frühen
50er Jahre werden natürlich auch von Sammlern gesucht: hier ein komplettes Exemplar des
kommerziell sehr erfolgreichen Mosquito! |
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Analog zur Entwicklung des Motorrad-Marktes in
Deutschland gab es auch in Italien die 98er „MoFas“, und dieses Exemplar der
„Motobici Dei“ birgt einen alten Bekannten im Rahmen. |
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Motom verkaufte viele lange Jahre lang sein 50er
Viertakt-Moped in legendären Stückzahlen. Alle Versuche, in anderen
Hubraumklassen und mit anderen Zweirad-Konzepten Fuß zu fassen, scheiterten
jedoch am Markt, wie zum Beispiel diese Motom Delfino aus Mitte der 50er Jahre,
mit 166 ccm-Motor, Variomatik und 15’’-Rädern. |
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Guzzi wollte sich natürlich auch ein Stück vom großen
Kuchen des rasch wachsenden Scooter-Marktes abschneiden und stellte 1950 den
Galletto vor, den Carlo Guzzi höchstpersönlich konzipiert hatte. Wir hatten
neulich die APRILIA 125 „Sport Pro“ im Kennerspiel und ein Teilnehmer
meinte, dass deren Einarmschwinge von Honda „abgekupfert“ sei, und „wie
traurig es sei, dass jetzt die Italiener von den Japanern kopieren“. Hier
sehen wir die italienische „Inspiration“ von Honda, die Einarmschwinge mit
der außen liegenden Antriebs-Kette. |
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Mondial gewann seine drei 125er WM-Titel in
Serie natürlich mit der „Bialbero ufficiale“, doch der
Production Racer bekam nur einen Monoalbero-Motor, der zuerst in
das ziemlich altmodische Fahrwerk mit Trapezgabel und
Geradweg-Hinterrad-Federung gesetzt wurde.
1953 wurde endlich ein modernes Fahrwerk mit Telegabel und
Hinterrad-Schwinge vorgestellt, das bis 1956 erhältlich war. Natürlich
gab es davon auch Versionen für die italienische
Langstrecken-Rennszene, wie wir sie hier sehen. Der Tank scheint
nachgefertigt zu sein. Ein wunderbares Stück! |
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Als die 175er Klasse in Italien in der Mitte der
50er Jahre eine überragende Popularität erlangte, brauchte
Mondial einen neuen Motor, denn der mit dem Monoalbero verwandte
ohv-Motor war nicht mehr konkurrenzfähig, und der Monoalbero war
nicht für die echte Serie konzipiert. So entstand ein neuer
Serien-Monoalbero, der nun mit dem Nockenwellen-Antrieb auf der
linken Motorseite überraschte. Echte Erfolge im heimischen
Serien-Rennsport gelangen Mondial damit nicht, denn nach der höchst
erfolgreichen WM-Saison 1957 mit zwei Titeln für Tarquinio
Provini und Cecil Sandford folgte eine Rennpause, und danach kam Mondial mit Zweitaktern zurück auf die Pisten. |
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Hier sehen wir den gerade erwähnten ohv-Motor,
den es von 125 bis 250 ccm gab,
in einem sportlichen Outfit aus der Mitte der 50er Jahre. Das
Motorrad ist komplett, also eine schöne, lohnende
Restaurations-Aufgabe. |
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Nach dem Monoalbero renovierte Mondial auch noch
den ohv-Motor, der in verschiedenen Hubräumen bis zu dem
Zeitpunkt Mitte der 60er Jahre im Mondial-Programm blieb, als man
sich entschied, nur noch mit kleinen Zweitaktern weiterzumachen. |
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Als sich die Racingszene der
50er auch (oder gerade!) in Italien entwickelte, und als sich die
sportlichen Serien-50er möglichst eng an das Styling der Racer
anlehnen mussten, um am Markt erfolgreich zu sein, war Mondial mit
seinem Mondialino natürlich sofort dabei. Die Viergang-Version
der frühen 60er Jahre war ein dankbares Frisier-Objekt, und zum
Beispiel von Francesco Villa präparierte Exemplare waren echt
konkurrenzfähige Privatfahrer-Geräte. |
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Im Lauf der 60er Jahre setzten sich neue
Wettbewerber bei den 50ern durch, zum Teil Konfektionäre mit
heimischen oder auch deutschen Motoren, zum Teil aber auch Marken
mit eigenen Motoren wie Minarelli, die die in Italien stets enorm
breite Szene des Nachwuchs-Rennsports mit dankbaren Objekten für
den Einstieg in den Sport versorgten. Diese typischen
Nachwuchs-Rennmaschinen sieht man recht häufig auf den
italienischen Märkten. |
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1959 gründet der auch als Rennfahrer erfolgreiche
Ingenieur Leopoldo Tartarini in Bologna seine eigene
Motorrad-Marke „Italjet“. Nach frühen Kontakten zu
Ostblock-Marken wie MZ und JAWA wird Italjet 1972 italienischer
Importeur von Yamaha und setzt sofort Yamaha-Motoren in eigene
Fahrwerke. Beim hier zu sehenden Modell „Buccaneer“ pflanzte
Tartarini den Yamaha RD 125-Twin in einen eigenen
Doppelschleifen-Rahmen. Es gab davon sogar einen Production Racer
in kleinster Stückzahl, der immerhin dreimal die italienische
Junioren-Meisterschaft bei den 125er gewann von 1973 bis 1975. |
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In den 80er Jahren erlangte die 125er Klasse in
Italien erneut eine überragende Bedeutung aufgrund der Führerschein-Regelung
für die 16jährigen Ragazzi. So setzte ein über 10 Jahre langes
„Wettrüsten“ der am italienischen Markt operierenden Marken
ein, das zum Schluss, als Italien die 125er EU-Regulierung übernahm,
zu Motorleistungen von weit über 30 PS geführt hatte. Die 125er
aus dieser Epoche tauchen nun auch auf den Märkten auf wie diese
Malaguti. |
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Ausländische Marken |
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Als die britische Industrie die Kraftfahrzeug-Welt
beherrschte in den 20er Jahren, waren deren Top-Modelle natürlich
auch Italien heiß begehrt, was sich zum Beispiel an den
Rennergebnissen nachvollziehen lässt, denn oft genug mussten sich
die führenden italienischen Marken den heimischen Fahrern auf
Nortons, Sunbeams und Rudges geschlagen geben. Die seinerzeitigen
Markterfolge der britischen Roadster basierten selbstverständlich
auch auf diesen Sport-Erfolgen, und heute sieht man die damaligen
Top-Seller unter den Brit-Beauties auf den Veteranen-Märkten wie
diesen BSA V-Twin….. |
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…….und diese äußerst begehrenswerte Norton „Eighteen“,
der Traum der schnellen Leute damals, die einen direkten Racer-„Ableger“
auf der Straße fahren wollten. |
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Italien war ab den späten 60er Jahren für
mindestens zwei Jahrzehnte das Eldorado der Enduro- und
GS-Motorrad-Anbieter, die sich hier in beachtlichen Stückzahlen
absetzen ließen, wobei die meisten verkauften Motorräder gar
nicht einmal zum Einsatz in Wettbewerben gekauft wurden. Daher
sieht man heute überproportional viele GS-Modelle auf den Märkten wie beispielsweise diese Puch aus der Zeit
unmittelbar vor dem Ende der Marke, die dann an Piaggio verkauft
wurde. Damals hatte sich Steyr-Daimler-Puch bereits von der
Produktion von Motorrad-Motoren verabschiedet, und für einen
kurzen Zeitraum setzte man Motoren von Bombardier-ROTAX in die
Puch-Fahrwerke. |
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Autos |
Nur ein kurzer Seitenblick zu den vierrädrigen
Fahrzeugen: |
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Bei Lancia hatte man seinerzeit, als die Fa.
noch selbstständig war, immer ein Faible für avantgardistische
Technik und manchmal für ziemlich exotisches Styling. Die Fulvia
hatte bereits Frontantrieb und einen engwinkligen V-Motor, als man
das in Wolfsburg noch für Schwachsinn hielt. Heute bekommt man
diese Technik bei etlichen VW-Typen. Die Fulvia wurde in der
Rallye-WM eingesetzt, mit Piloten wie Rauno Aaltonen, Harry
Kallström und Sandro Munari. Der Durchbruch zum Erfolg kam aber
erst mit dem Stratos, als Lancia bei FIAT untergeschlupft war und
auf den Ferrari DINO V6 als Triebwerk zurückgreifen konnte.
Hier sehen wir eine wunderbare Fulvia HF (phonetisch: „akka-effe“). |
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Die Klassiker aus Arese und Portello, die Alfa’s
aus der Zeit, als die italienische Fahrzeug-Szene noch nicht von
der heutigen Ein-Marken-Monotonie (FIAT) geprägt war, gibt’s
hier natürlich auch zu finden. Solche Exemplare wie diese Giulia
stehen auch ständig unter der Gefahr, nach einem langen Leben auf
der Landstraße noch in einen Phantasie-Racer verwandelt zu
werden. |
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BMW vertraute jahrelang auf italienische
Styling-Unterstützung, zuerst von Michelotti, dann von Bertone.
Dieses 2,8 l-Coupé trägt noch deutlich die Bertone-Linien, und
die Verkaufserfolge der Marke auch in Italien gaben den Münchnern
seinerzeit Recht, was die Wirksamkeit der Design-Philosophie
betraf. |
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Lange vor dem Smart gingen die Fahrzeuge von Piaggio
schon sparsam mit dem zur Verfügung stehenden Verkehrsraum um.
Gibt es von den Dingern eigentlich einen „Owners Club“? |
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Pesaro-Umfeld |
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Als sich Benelli 1921 als Motorradhersteller
etablierte, zog die Familie aus dem Zentrum von Pesaro, wo die
ursprüngliche Fertigungstätte von Motorkomponenten lag, an den
Rand der historischen Stadt, in die Viale Mameli Nr. 5.
Einige Jahre später reichte der Platz dort schon nicht mehr, und
Benelli zog ein paar Meter weiter in der Viale Mameli zum Grundstück
Nr. 22, und die Adresse galt dann bis zum Ende der klassichen
Benelli-Epoche, bis zur Ära „de Tomaso“.
Anschließend wurde das alte Industrie-Gelände saniert und neu
bebaut. An Benelli erinnert dort heute das „Monumento Tonino
Benelli“. Antonio „Tonino“ Benelli
war einer der sechs Söhne der Firmengründerin Teresa
Benelli, die den Familienbetrieb 1911 gegründet hatte. Als sich
die Benelli Monoalbero als überragend schnelle
175
ccm-Rennmaschine erwies, wuchs mit Tonino ein adäquates
Fahrtalent heran, der in den Jahren 1927/28 und 1930/31 vier
italienische Meisterschaften gewinnen konnte. 1932 beendete ein
Rennunfall seine Karriere, und dann fiel er 1937 einer Kollision
mit einem LKW zum Opfer. |
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Als Benelli in den 20er Jahren rapide wuchs
und ein größeres Gelände benötigte, übernahm man die Gebäude
der Fa. Molaroni, die weltweit berühmt war für Majolika-Keramik.
Weniger bekannt ist, dass Molaroni auch Fahrzeuge produzierte und
für den Zeitraum von 1922 bis 1924 sich auch als
Motorrad-Fabrikant versuchte, aber rasch scheiterte.
Als Benelli die Molaroni-Fertigungsstätte übernahm, hatte man
damit auch das Molaroni-„Wappentier“ übernommen, den Löwen,
der von nun an das Tankemblem der Benellis zierte.
Zwei Keramik-Löwen „bewachten“ dann das Werkstor von Benelli,
und nach dem Abriss der Fabrikations-Gebäude haben die beiden Löwen
nun einen neuen Job zugewiesen bekommen: Sie bewachen nun die Mülleimer
an der Via Goffredo Mameli. |
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Nach dem
obligatorischen Pilger-Besuch bei Tonino Benelli ging's rasch
einmal zu den Fratelli Lazzarini, wo Ivan Lazzarini die
Racer-Tradition in der nächsten Generation erfolgreich fortsetzt:
Immerhin ist er der amtierende italienische Supermotard-Meister!
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Schön zu sehen, dass
viele heutige Motorrad-Händler auch wieder Exemplare der
ruhmreichen italienischen Motorrad-Tradition in ihren
Ausstellungsräumen zeigen, wie diese Morini Corsaro’s und die
Settebello, bei der aber die Gabel und die Naben darauf hinweisen,
dass es sich um eine „Tipo Corsa“-Replica handelt.
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BMW ist mit dem C1 nicht sehr glücklich geworden, und kaum haben
sich die Münchner von dem Konzept getrennt, versuchen sich andere
Marken daran. Wer hätte gedacht, dass der Leone Benelli je auf so
einem Gerät zu finden sein könnte, der vermutlich auch nur
hier im „Paese Benelli“ einige Verbreitung finden dürfte? Es
handelt sich nun schließlich auch um ein „Driving
Test“-Fahrzeug, doch früher hätte der Aufkleber „Prova“
gelautet. So ändern sich die Zeiten…..
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Wo sieht man noch eine überhaupt
nicht modifizierte, gut erhaltene
Lambretta aus der Mitte der 60er Jahre am
Straßenrand?
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Dass Benelli den Molaroni-Löwen als Markenzeichen
übernahm, hat natürlich auch damit zu tun, dass es sich dabei um
ein uraltes Herrschaftssymbol in der Regione
Le Marche und der Provincia di Pesaro handelt, wie man an
den zwei Wasser
speienden Großkatzen dieses Brunnens sehen kann.
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Wenn bei uns die dunkle Zeit zur
Herbstdepression bei vielen führt, hier am Hafen von Pesaro
kann man dann noch Sonne tanken,….. |
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…oder mit den Tifosi den ersten Titel
des aus dieser Gegend stammenden Valentino Rossi auf Yamaha
feiern, den er genau an diesem Tag errungen hat. Hier nennt man
Valentino „il figlio di tutti“, doch in der „Joe BAR“
wurde eigenartigerweise nicht gefeiert. |
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An der Mole zeigt man gern seine
„Schmuckstücke“ wie diesen 356, aber der Kennerblick des Alfa
Romeo-Restaurators führte zu dem Urteil, dass das Blech des
Zuffenhauseners dringend der Überarbeitung bedarf.
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Die ganze Gegend ist voller Hinweise auf
die alte Motorrad-Tradition, wie hier auf die noch existenten
Teile der Fa. Morbidelli, nachdem Giancarlo Morbidelli die
Holzbearbeitungsmaschinen-Firma verkauft hat. |
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Immer öfter sieht man Exemplare der
italienischen Fahrzeug-Tradition an Stellen, wo man sie eigentlich
nicht erwartet, wie diese frühe Lambretta in einem
Restaurant…… |
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…….und diese MV Agusta Centomila in
einem Café in Misano. |
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Dann schnell noch zu Paolo Campanelli,
um ein Foto signieren zu lassen…..
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….und wie man sieht, gibt es aber auch
Fans anderer Themenbereiche!
Wer mag gemeint sein, Elvis Costello?
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Wenigstens ein „Beutestück“ wurde heimgeschleppt, die kleinste
GRIMECA
Doppel- Simplex-Nabe, wie sie in einigen „Super Sport“ 50er z.B.
von Italjet, Malanca, etc. verbaut wurde.
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