Biglietto.jpg

Mostra Scambio Automotociclo d´Epoca

Pesaro, 16./17. Oktober 2004

Fotos und Text: Karl-Heinz Bendix

SIMG1973.jpg

Die Industrialisierung Italiens fand hauptsächlich im Norden statt, und so befanden sich die Zentren der KFZ-Industrie natürlich ebenfalls dort. Ausnahmen waren z.B. die Regionen einiger großer Städte wie Bologna und Modena, und eine Ausnahme war ausgerechnet auch die Gegend um die Adria-Hafenstadt Pesaro (mit der Betonung auf dem „e“).
Dort entwickelte sich eine industrielle Keimzelle, die dann auch ganz natürlich zu Betrieben führte, die sich in der aufblühenden KFZ-Industrie engagierten. Die bekannteste Firma wurde Benelli, und dann gab es nach dem Krieg noch die zur Benelli-Familie gehörende Marke MotoBi, die gut 10 Jahren nach der Gründung zurück in den Schoß der Familie fand.
Italien war schon immer ein rennsportbegeistertes Land, aber das galt für diese Region an der Adria in ganz besonderem Maße, denn hier gab es in praktisch jedem der bekannten Badeorte ein Rennen, das natürlich mitten durch die Städte führte. Erstaunlicherweise ließen sich diese Veranstaltungen bis in die 70er Jahre organisieren, und bis heute gibt es selbstverständlich noch die Rennstrecke in Misano Adriatico, die auch zu dieser Tradition gehört.
Benelli verdankte seinen Aufstieg zu den europäischen Top-Marken den Rennsport-Erfolgen, und heute, kaum 35 Jahre später, kann man sich kaum noch vorstellen, welche Stimmung in den Adria-Städten herrschte, wenn die sieggewohnten Piloten auf den MV Agustas zu den Adria-Rennen kamen, um von den Benelli Piloten herausgefordert zu werden, wobei es für die Fans ganz egal war, wer auf den Pesaroer Maschinen saß.
Tarquinio Provini und Silvio Grassetti sind hier zuerst zu nennen, wobei Silvio aus der Region stammt und somit natürlich Lokalmatador war, und dann saßen mit Renzo Pasolini, Mike Hailwood und Jarno Saarinen unglaublich charismatische Piloten auf den Benellis, die sensationelle Zuschauermassen an die Pisten lockten. Der Sieg der Benelli Bialbero mit Ted Mellors im Sattel bei der Lightweight-TT 1939 über die favorisierten DKWs soll hier ebenso noch erwähnt werden wie Benelli’s zwei 250er WM-Titel, die Dario Ambrosini 1950 gegen die sieggewohnten Guzzi Gambalunghino und Kel Carruthers 1969 gegen die Yamahas und Santiago Herrero’s OSSA holten.
Davon beeinflusst gab es einen neuen Schub industrieller Rennsport-Beteiligung im Pesaroer Raum, als branchenfremde Fans Racing-Teams gründeten. Die gewiss wichtigste Person aus diesem Umfeld war Giancarlo Morbidelli, dessen Motorräder in der Mitte der 70er Jahre die 125er Motorrad-WM beherrschten, und der auch einen 250er WM-Titel nach Pesaro holen konnte. Sein Angriff auf die 500er WM allerdings scheiterte an der Finanzkraft der japanischen Wettbewerber.
Immerhin gab er das Beispiel für weitere Teams aus dem Pesaroer Raum wie zum Beispiel Piovaticci, mit der Eugenio Lazzarini die Morbidellis herausforderte, bevor er seinen WM-Titel auf einer Morbidelli, die nun MBA (Morbidelli- Benelli Armi) hieß, holte.
Mittlerweile hat sich Giancarlo Morbidelli auf seine Sammler-Leidenschaft konzentriert, und er hat eines der wohl weltweit besten Motorrad-Museen in Pesaro etabliert.
Pesaro ist aber auch der Ort von jährlich zwei Veteranen-Märkten, und über den des Herbstes 2004 soll im Folgenden berichtet werden. Aber natürlich fährt man nicht dorthin, ohne einen Termin im Morbidelli-Museum zu machen! So wurden dort 200 Fotos für www.classic-motorrad.de geschossen, aber da der Artikel extrem aufwändig ist, soll hier erst einmal über den Markt, über den „Mostra Scambio Automotociclo d’Epoca Autunno 2004“ berichtet werden.

Benelli

BenelliMonoalbero.jpg

Ein wunderschönes Exemplar der Benelli 250 4TS in der Version „telaio rigido“
ohne Hinterradfederung aus den späten 30er Jahren, hoffentlich ist sie so teuer, 
dass niemand auf die Idee kommt, sie in einen VFV-Racer zu verfrickeln!

Leoncino2T.jpg Die herrlichen Monoalbero-Viertakter der Vorkriegszeit brauchte Benelli nach dem Krieg nicht wieder aufzunehmen, denn nun waren kleine „Nutzfahrzeuge“ angesagt. So entstand als erstes Nachkriegskonzept ein 100er Zweitakter, die Letizia, deren erste hier zu sehende Version ein am Lenker geschaltetes Dreigang-Getriebe besaß: ein liebevoll restauriertes Gerät! Leoncino2TManubrio.jpg

Benelli50.jpg

Als die Mopeds entstanden, war Benelli bei dieser neuen „Nutzfahrzeug“-Kategorie natürlich gleich „am Ball“, und diese neue Tradition wurde bis in die 70er Jahre durchgehalten.
Hier ein Modell der 60er Jahre, bei dem die Motobi-Tradition der Motoren mit liegendem Zylinder fortgesetzt wurde. Der bei vielen Modellen verwendete eiförmige Werkzeugkasten wurde hier ausnahmsweise nicht untergebracht, denn bei dem Modell befindet sich an gleicher Stelle ein eiförmiger Tank, und so bleibt „die Linie“ gewahrt!


Sei.jpg

Das wäre doch eine prima Basis für einen Benelli „Clubsport“-Phantasie-„Sei-Racer“, von dem seinerzeit die Presse immer wieder einmal berichtete, und auch Zeichen einer Benelli V8 wollte die italienische Sportpresse damals ausgemacht haben.
Hoffentlich wecke ich hiermit nicht „schlafende Hunde“…..
Motobi
CatriaSport.jpg

Motobi (mit der Betonung auf dem „i“!) entstand bekanntlich bei einem Benelli-Familien-Zoff, und da die Neugründung den Namen Benelli nun einmal nicht benutzen konnte, nannte man die Dinger „Moto B“, italienisch „Moto Bi“ ausgesprochen. Wenn das Vorbild von George Brough  gewirkt hätte, dann hätte der Name „Benelli Superiore“ geheißen, doch vielleicht stand dem das italienische Markenrecht entgegen?
Wie dem auch gewesen sei, Motobi etablierte sich schnell im Sport und mischte kräftig in der 175er Formel III mit, und die hier zu sehende, prachtvolle Catria Sport war das Homologations-Modell. Ich habe mein Geld gezählt, als ich vor ihr stand……

CatriaS.jpg

TifosiMotobi.jpg Bei dieser von staunenden Fans (vielleicht ehemalige Benelli/Motobi-Mitarbeiter?) bewunderten Imperiale vermute ich, dass es sich um eine aufgepeppte „Tipo Normale“ oder „Tipo Turismo“ handelt. Die Sitzbank sieht selbstgemacht aus, der Tank gehört in der Tat zur  Imperiale Sport, aber die hatte stets Lenkerstummel. Dieser Vergaser gehört natürlich nicht auf’s Saugrohr. Trotzdem, mit wenig Aufwand ließe sich daraus eine herrliche historisch korrekte Motobi machen……..

ImperialeS.jpg


MotobiDaRestaurare.jpg ……., was bei der hier schon etwas schwieriger ist.

Motobi50S.jpg Aus den „Nutzfahrzeug“-Mopeds der frühen 50er Jahre wurden dann bald kleine „Sport-Rennerles“, das war in Italien nicht anders als in Deutschland. Von der 50er Benelli „Sport“ gab es eine Motobi-Version, die im „Outfit“ der Imperiale Sport daherkam. Diese hier hat noch den Standard-Lenker, das Top-Modell für die Ragazzi war natürlich die Version mit „clip-on manubri“, also mit Lenkerstummeln.

ClubsportMotobi.jpg Auch in den 60er Jahren blieben die Motobi im Sport erfolgreich, aber natürlich nur in der nationalen italienischen Szene, denn für den internationalen Sport fehlte das Geld, und mit der seriennahen Konstruktion konnte man im „Krieg“ der japanischen Marken sowieso nicht mitmischen. Klar, dass heute die Frickler über die Seriengeräte herfallen und sie zu „Fake-Replicas“  der seinerzeitigen Racer aufmotzen…..

MotobiSS_d.jpg

In den späten 60er Jahren sah die 5Gang 
„Sport Special“ so aus,
die rot lackierte Version ist selten.
Fazit: schöne, 100 % originale Substanz!

MotobiSS_s.jpg


SpringLasting.jpg Die frühe Motobi Zweitakt-Entwicklung gipfelte in einem 200/250er Twin, 
der „Spring Lasting“ genannt wurde. Ob diese Namensgebung dem Markterfolg dienlich war, entzieht sich meiner Kenntnis, aber sie zeigt, dass Anglizismen 
sogar im Italien der 50er Jahre für verkaufsfördernd gehalten wurden! 
Diese hier ist weitgehend original aufgebaut,…

SLCorsa.jpg

….wohingegen diese hier zwar einige Komponenten der „Spring Lasting Corsa“ aufweist, aber andere fehlen, so dass es sich vermutlich um eine modifizierte
 „Gran Sport“ handelt.


UoviDellaPotenza.jpg
 
Motoren und andere Teile geschlachteter Motobi’s findet man hier in 
Pesaro natürlich eher als irgendwo sonst.

oBi.jpg Dieses Moped der 70er Jahre stammt natürlich nicht von OBI, es ist nur ein Stück des Markenaufklebers verloren gegangen. Selbst als Benelli an de Tomaso gegangen war, wurde die Strategie nicht aufgegeben, einige Modelle des Programms immer noch unter dem Markennamen Motobi anzubieten, der nämlich nach wie vor „positiv besetzt“ war im italienischen Markt.
MotoBi50.jpg

oBi50.jpg


SIMG1977.jpg

Abschließend noch ein
 Motobi Cinquanta Motofurgone, 
den habe ich auch noch nie zuvor gesehen……

SIMG1976.jpg

Andere italienische Marken

AermacchiMC.jpg Wer weiß noch, dass es bei Aermacchi einen MotoCross Production Racer mit dem ganz frühen Ala d’Oro-Motor gegeben hat? So sah sie aus, mit einem extra für diesen Zweck gemachten Rahmen für den eigentlich beim Moto Cross nicht so sehr geeigneten Motor mit dem liegenden Zylinder. Ob’s ein Original ist?

AladOroRep.jpg Die Anbieter der Ala d’Oro Replica Teile fehlen bei einer solchen Gelegenheit natürlich nicht……

CarterAermacchi.jpg ….und hier liegt die gesicherte Versorgung mit 
Ala d’Oro-Replica-Motoren…..hoffentlich werden wenigstens einige
von Ala Verde-Restauratoren erworben.

B300.jpg

Der von Gilera 1953 vorgestellte Twin „B300“ war ein ziemlich unsportliches Gerät einer Marke, die mit ihrer Quattro damals bei den 500ern schwer zu schlagen war in der WM. Die B300 hatte dafür ein langes Leben, und die Produktion wurde erst eingestellt, als Gilera an Piaggio verkauft wurde. Es gab nie eine Sport-Version der B300, aber der VFV registriert sie als „Clubsport-Racer“…noch irgendwelche Fragen?
Hier sehen wir ein schönes Exemplar der „Tipo Extra“ von 1961.


BFreccia.jpg Bianchi war in den späten 20er und in den frühen 30er Jahren eine der Top-Marken Italiens, und der Ruhm der Rennsiege der Freccia Celeste mit Tazio Nuvolari im Sattel hielt lange an. Hier haben wir ein wunderbares Exemplar der 175 „Turismo“ von 1932, der „zahmen Schwester“ der Freccia D’Oro, die den Benelli’s in der 175er Klasse Widerstand leistete.

BianchiMilitaria.jpg

1958 übernahm Lino Tonti die Entwicklungsleitung bei Bianchi, und 1959 wurde die Ausschreibung für ein neues Militär-Motorrad für die italienische Armee veröffentlicht.
Tonti konzipierte umgehend einen Motor mit 318 ccm und nur 10 PS bei 4750 1/min, und die Bianchi gewann völlig überrraschend die Ausschreibung gegen starke Konkurrenz der größeren italienischen Marken. So wurde die „MT61“ in 4800 Exemplaren in den Jahren von 1961 bis 1963 an das Heer geliefert.
Hier auf dem Foto links sehen wir eine davon. Ob sie auch „Clubsport-registrierbar“ wäre beim VFV?


 Bianchi2T.jpg

Wie alle Wettbewerber auf dem frühen italienischen Nachkriegsmarkt musste auch Bianchi ein Alltags-Motorrad anbieten, und so kam bereits 1946 die 125er Zweitakt-Bianchina in das Verkaufsprogramm. !953/54 gab es davon eine luxuriöse Sonderversion, die „Scudo del Sud“, die im traditionellen „celeste“ lackiert wurde, und die einige Chromteile bekam.
Das hier ist die Version „Tipo Turismo“ der Scudo, und da sie komplett ist, wird sich hoffentlich jemand finden, der sie wieder in altem Glanz erstrahlen lässt!


BianchiStorica.jpg Das hier ist aber ein echter historischer Racer, allerdings nicht für die Fans der langen Liste schneller Piloten auf Bianchis von Tazio Nuvolari über Alberto Ascari bis zu Bob McIntyre und Tino Brambilla, sondern für die Fans von Fausto Coppi!

SIMG1983.jpg SIMG1982.jpg SIMG1985.jpg SIMG1981.jpg

Dieser Ducati Scrambler ist so schön, dass wir gleich einige Fotos davon zeigen!


ClubsportDucati.jpg

Frickel-Racer, etwas vornehmer „Clubsport“ genannt, gibt’s natürlich besonders bei Ducati in großer Zahl.


Ducati98.jpg Neben den teuren Königswellen-Modellen gab es bei Ducati natürlich jahrelang auch preiswerte Modelle wie diese „98 Sport“ mit dem 100er ohv-Motor.

EmmeVi98.jpg Das wäre doch was für jemanden, der in den exklusiven MV Agusta Owners Club eintreten möchte, aber das Geld für eine Quattro nicht ausgeben mag: eine fast komplette unrestaurierte MV Agusta „125 Lusso“ von 1949! Der Kopf scheint aber zu einem Nachfolgemodell zu gehören.

Pullman.jpg Noch ein Restaurations-Objekt für den MV-Fan: ein 125er Pullmann aus der Mitte der 50er Jahre.

MV_Ben.jpg Ein MV Agusta 150 GT-Motor von 1952/53 neben dem „Lokalmatador“ aus Pesaro, dem 50er Benelli Moped-Triebwerk. "Matador" bezieht sich in diesem Fall auf die Produktions-Stückzahlen!

LambrettaPrima.jpg Wer sich für die frühen Scooter interessiert, 
hätte diese ganz frühe Lambretta erwerben können.

Mosquito.jpg Die Fahrradhilfsmotoren der späten 40er und frühen 50er Jahre werden natürlich auch von Sammlern gesucht: hier ein komplettes Exemplar des kommerziell sehr erfolgreichen Mosquito!

Dei.jpg Analog zur Entwicklung des Motorrad-Marktes in Deutschland gab es auch in Italien die 98er „MoFas“, und dieses Exemplar der „Motobici Dei“ birgt einen alten Bekannten im Rahmen.

Delfino.jpg Motom verkaufte viele lange Jahre lang sein 50er Viertakt-Moped in legendären Stückzahlen. Alle Versuche, in anderen Hubraumklassen und mit anderen Zweirad-Konzepten Fuß zu fassen, scheiterten jedoch am Markt, wie zum Beispiel diese Motom Delfino aus Mitte der 50er Jahre, mit 166 ccm-Motor, Variomatik und 15’’-Rädern.

GalettoForcellaPosteriore.jpg Guzzi wollte sich natürlich auch ein Stück vom großen Kuchen des rasch wachsenden Scooter-Marktes abschneiden und stellte 1950 den Galletto vor, den Carlo Guzzi höchstpersönlich konzipiert hatte. Wir hatten neulich die APRILIA 125 „Sport Pro“ im Kennerspiel und ein Teilnehmer meinte, dass deren Einarmschwinge von Honda „abgekupfert“ sei, und „wie traurig es sei, dass jetzt die Italiener von den Japanern kopieren“. Hier sehen wir die italienische „Inspiration“ von Honda, die Einarmschwinge mit der außen liegenden Antriebs-Kette.

MondialMonoalbero.jpg

Mondial gewann seine drei 125er WM-Titel in Serie natürlich mit der „Bialbero ufficiale“, doch der Production Racer bekam nur einen Monoalbero-Motor, der zuerst in das ziemlich altmodische Fahrwerk mit Trapezgabel und Geradweg-Hinterrad-Federung gesetzt wurde.
1953 wurde endlich ein modernes Fahrwerk mit Telegabel und Hinterrad-Schwinge vorgestellt, das bis 1956 erhältlich war. Natürlich gab es davon auch Versionen für die italienische Langstrecken-Rennszene, wie wir sie hier sehen. Der Tank scheint nachgefertigt zu sein. Ein wunderbares Stück!

MondialMonoalberoMotore.jpg

MondiMonoalbero.jpg Als die 175er Klasse in Italien in der Mitte der 50er Jahre eine überragende Popularität erlangte, brauchte Mondial einen neuen Motor, denn der mit dem Monoalbero verwandte ohv-Motor war nicht mehr konkurrenzfähig, und der Monoalbero war nicht für die echte Serie konzipiert. So entstand ein neuer Serien-Monoalbero, der nun mit dem Nockenwellen-Antrieb auf der linken Motorseite überraschte. Echte Erfolge im heimischen Serien-Rennsport gelangen Mondial damit nicht, denn nach der höchst erfolgreichen WM-Saison 1957 mit zwei Titeln für Tarquinio Provini und Cecil Sandford folgte eine Rennpause, und danach kam Mondial mit Zweitaktern zurück auf die Pisten.

Mondi200.jpg

Hier sehen wir den gerade erwähnten ohv-Motor, den es von 125 bis 250 ccm gab, 
in einem sportlichen Outfit aus der Mitte der 50er Jahre. Das Motorrad ist komplett, also eine schöne, lohnende Restaurations-Aufgabe.


MondiOHV.jpg

Nach dem Monoalbero renovierte Mondial auch noch den ohv-Motor, der in verschiedenen Hubräumen bis zu dem Zeitpunkt Mitte der 60er Jahre im Mondial-Programm blieb, als man sich entschied, nur noch mit kleinen Zweitaktern weiterzumachen.


Mondialino.jpg

Als sich die Racingszene der 50er auch (oder gerade!) in Italien entwickelte, und als sich die sportlichen Serien-50er möglichst eng an das Styling der Racer anlehnen mussten, um am Markt erfolgreich zu sein, war Mondial mit seinem Mondialino natürlich sofort dabei. Die Viergang-Version der frühen 60er Jahre war ein dankbares Frisier-Objekt, und zum Beispiel von Francesco Villa präparierte Exemplare waren echt konkurrenzfähige Privatfahrer-Geräte.


Minarelli50.jpg

Im Lauf der 60er Jahre setzten sich neue Wettbewerber bei den 50ern durch, zum Teil Konfektionäre mit heimischen oder auch deutschen Motoren, zum Teil aber auch Marken mit eigenen Motoren wie Minarelli, die die in Italien stets enorm breite Szene des Nachwuchs-Rennsports mit dankbaren Objekten für den Einstieg in den Sport versorgten. Diese typischen Nachwuchs-Rennmaschinen sieht man recht häufig auf den italienischen Märkten.


ItaljetRD125.jpg 1959 gründet der auch als Rennfahrer erfolgreiche Ingenieur Leopoldo Tartarini in Bologna seine eigene Motorrad-Marke „Italjet“. Nach frühen Kontakten zu Ostblock-Marken wie MZ und JAWA wird Italjet 1972 italienischer Importeur von Yamaha und setzt sofort Yamaha-Motoren in eigene Fahrwerke. Beim hier zu sehenden Modell „Buccaneer“ pflanzte Tartarini den Yamaha RD 125-Twin in einen eigenen Doppelschleifen-Rahmen. Es gab davon sogar einen Production Racer in kleinster Stückzahl, der immerhin dreimal die italienische Junioren-Meisterschaft bei den 125er gewann von 1973 bis 1975.

SIMG1974.jpg In den 80er Jahren erlangte die 125er Klasse in Italien erneut eine überragende Bedeutung aufgrund der Führerschein-Regelung für die 16jährigen Ragazzi. So setzte ein über 10 Jahre langes „Wettrüsten“ der am italienischen Markt operierenden Marken ein, das zum Schluss, als Italien die 125er EU-Regulierung übernahm, zu Motorleistungen von weit über 30 PS geführt hatte. Die 125er aus dieser Epoche tauchen nun auch auf den Märkten auf wie diese Malaguti.
Ausländische Marken
Beeza.jpg Als die britische Industrie die Kraftfahrzeug-Welt beherrschte in den 20er Jahren, waren deren Top-Modelle natürlich auch Italien heiß begehrt, was sich zum Beispiel an den Rennergebnissen nachvollziehen lässt, denn oft genug mussten sich die führenden italienischen Marken den heimischen Fahrern auf Nortons, Sunbeams und Rudges geschlagen geben. Die seinerzeitigen Markterfolge der britischen Roadster basierten selbstverständlich auch auf diesen Sport-Erfolgen, und heute sieht man die damaligen Top-Seller unter den Brit-Beauties auf den Veteranen-Märkten wie diesen BSA V-Twin…..

N18.jpg …….und diese äußerst begehrenswerte Norton „Eighteen“, der Traum der schnellen Leute damals, die einen direkten Racer-„Ableger“ auf der Straße fahren wollten.

PuchRotax.jpg Italien war ab den späten 60er Jahren für mindestens zwei Jahrzehnte das Eldorado der Enduro- und GS-Motorrad-Anbieter, die sich hier in beachtlichen Stückzahlen absetzen ließen, wobei die meisten verkauften Motorräder gar nicht einmal zum Einsatz in Wettbewerben gekauft wurden. Daher sieht man heute überproportional viele GS-Modelle auf den Märkten wie beispielsweise diese Puch aus der Zeit unmittelbar vor dem Ende der Marke, die dann an Piaggio verkauft wurde. Damals hatte sich Steyr-Daimler-Puch bereits von der Produktion von Motorrad-Motoren verabschiedet, und für einen kurzen Zeitraum setzte man Motoren von Bombardier-ROTAX in die Puch-Fahrwerke.
Autos

Nur ein kurzer Seitenblick zu den vierrädrigen Fahrzeugen:


FulviaHF.jpg

Bei Lancia hatte man seinerzeit, als die Fa. noch selbstständig war, immer ein Faible für avantgardistische Technik und manchmal für ziemlich exotisches Styling. Die Fulvia hatte bereits Frontantrieb und einen engwinkligen V-Motor, als man das in Wolfsburg noch für Schwachsinn hielt. Heute bekommt man diese Technik bei etlichen VW-Typen. Die Fulvia wurde in der Rallye-WM eingesetzt, mit Piloten wie Rauno Aaltonen, Harry Kallström und Sandro Munari. Der Durchbruch zum Erfolg kam aber erst mit dem Stratos, als Lancia bei FIAT untergeschlupft war und auf den Ferrari DINO V6 als Triebwerk zurückgreifen konnte.
Hier sehen wir eine wunderbare Fulvia HF (phonetisch: „akka-effe“).


SIMG1975.jpg Die Klassiker aus Arese und Portello, die Alfa’s aus der Zeit, als die italienische Fahrzeug-Szene noch nicht von der heutigen Ein-Marken-Monotonie (FIAT) geprägt war, gibt’s hier natürlich auch zu finden. Solche Exemplare wie diese Giulia stehen auch ständig unter der Gefahr, nach einem langen Leben auf der Landstraße noch in einen Phantasie-Racer verwandelt zu werden.

SIMG1980.jpg BMW vertraute jahrelang auf italienische Styling-Unterstützung, zuerst von Michelotti, dann von Bertone. Dieses 2,8 l-Coupé trägt noch deutlich die Bertone-Linien, und die Verkaufserfolge der Marke auch in Italien gaben den Münchnern seinerzeit Recht, was die Wirksamkeit der Design-Philosophie betraf.

SIMG1979.jpg Lange vor dem Smart gingen die Fahrzeuge von Piaggio schon sparsam mit dem zur Verfügung stehenden Verkehrsraum um. Gibt es von den Dingern eigentlich einen „Owners Club“?
Pesaro-Umfeld
SIMG2000.jpg

SIMG1997.jpg

SIMG1999.jpg

Als sich Benelli 1921 als Motorradhersteller etablierte, zog die Familie aus dem Zentrum von Pesaro, wo die ursprüngliche Fertigungstätte von Motorkomponenten lag, an den Rand der historischen Stadt, in die Viale Mameli Nr. 5.
Einige Jahre später reichte der Platz dort schon nicht mehr, und Benelli zog ein paar Meter weiter in der Viale Mameli zum Grundstück Nr. 22, und die Adresse galt dann bis zum Ende der klassichen Benelli-Epoche, bis zur Ära „de Tomaso“.
Anschließend wurde das alte Industrie-Gelände saniert und neu bebaut. An Benelli erinnert dort heute das „Monumento Tonino Benelli“. Antonio „Tonino“ Benelli  war einer der sechs Söhne der Firmengründerin Teresa Benelli, die den Familienbetrieb 1911 gegründet hatte. Als sich die Benelli Monoalbero als überragend schnelle 
175 ccm-Rennmaschine erwies, wuchs mit Tonino ein adäquates Fahrtalent heran, der in den Jahren 1927/28 und 1930/31 vier italienische Meisterschaften gewinnen konnte. 1932 beendete ein Rennunfall seine Karriere, und dann fiel er 1937 einer Kollision mit einem LKW zum Opfer.

Tonino.jpg

ToninoB.jpg


SIMG1991.jpg
SIMG1992.jpg SIMG1995.jpg

Als Benelli in den 20er Jahren rapide wuchs und ein größeres Gelände benötigte, übernahm man die Gebäude der Fa. Molaroni, die weltweit berühmt war für Majolika-Keramik. Weniger bekannt ist, dass Molaroni auch Fahrzeuge produzierte und für den Zeitraum von 1922 bis 1924 sich auch als Motorrad-Fabrikant versuchte, aber rasch scheiterte.
Als Benelli die Molaroni-Fertigungsstätte übernahm, hatte man damit auch das Molaroni-„Wappentier“ übernommen, den Löwen, der von nun an das Tankemblem der Benellis zierte.
Zwei Keramik-Löwen „bewachten“ dann das Werkstor von Benelli, und nach dem Abriss der Fabrikations-Gebäude haben die beiden Löwen nun einen neuen Job zugewiesen bekommen: Sie bewachen nun die Mülleimer an der Via Goffredo Mameli.


SIMG1987.jpg

Nach dem obligatorischen Pilger-Besuch bei Tonino Benelli ging's rasch einmal zu den Fratelli Lazzarini, wo Ivan Lazzarini die Racer-Tradition in der nächsten Generation erfolgreich fortsetzt: Immerhin ist er der amtierende italienische Supermotard-Meister!

SIMG1988.jpg 

SIMG1989.jpg

Schön zu sehen, dass viele heutige Motorrad-Händler auch wieder Exemplare der ruhmreichen italienischen Motorrad-Tradition in ihren Ausstellungsräumen zeigen, wie diese Morini Corsaro’s und die Settebello, bei der aber die Gabel und die Naben darauf hinweisen, dass es sich um eine „Tipo Corsa“-Replica handelt.

SIMG1990.jpg

BenScooterAnt.jpg

BMW ist mit dem C1 nicht sehr glücklich geworden, und kaum haben sich die Münchner von dem Konzept getrennt, versuchen sich andere Marken daran. Wer hätte gedacht, dass der Leone Benelli je auf so einem Gerät zu finden sein könnte, der  vermutlich auch nur hier im „Paese Benelli“ einige Verbreitung finden dürfte? Es handelt sich nun schließlich auch um ein „Driving Test“-Fahrzeug, doch früher hätte der Aufkleber „Prova“ gelautet. So ändern sich die Zeiten…..

BenScooterPos.jpg

SIMG2001.jpg

Wo sieht man noch eine überhaupt nicht modifizierte, gut erhaltene
Lambretta aus der Mitte der 60er Jahre am Straßenrand?


SIMG2002.jpg

Dass Benelli den Molaroni-Löwen als Markenzeichen übernahm, hat natürlich auch damit zu tun, dass es sich dabei um ein uraltes Herrschaftssymbol in der Regione
Le Marche und der Provincia di Pesaro handelt, wie man an den zwei Wasser
speienden Großkatzen dieses Brunnens sehen kann.


SIMG2003.jpg SIMG2005.jpg SIMG2015.jpg SIMG2013.jpg

Wenn bei uns die dunkle Zeit zur Herbstdepression bei vielen führt, hier am Hafen von Pesaro
 kann man dann noch Sonne tanken,…..

SIMG2016.jpg …oder mit den Tifosi den ersten Titel des aus dieser Gegend stammenden Valentino Rossi auf Yamaha feiern, den er genau an diesem Tag errungen hat. Hier nennt man Valentino „il figlio di tutti“, doch in der „Joe BAR“ wurde eigenartigerweise nicht gefeiert.

SIMG2014.jpg

An der Mole zeigt man gern seine „Schmuckstücke“ wie diesen 356, aber der Kennerblick des Alfa Romeo-Restaurators führte zu dem Urteil, dass das Blech des Zuffenhauseners dringend der Überarbeitung bedarf.

SIMG2008.jpg

DittaMorbi.jpg
Die ganze Gegend ist voller Hinweise auf die alte Motorrad-Tradition, wie hier auf die noch existenten Teile der Fa. Morbidelli, nachdem Giancarlo Morbidelli die Holzbearbeitungsmaschinen-Firma verkauft hat.

Misano_Rest_Lamb.jpg Immer öfter sieht man Exemplare der italienischen Fahrzeug-Tradition an Stellen, wo man sie eigentlich nicht erwartet, wie diese frühe Lambretta in einem Restaurant……

Misano_Cafe_MV.jpg …….und diese MV Agusta Centomila in einem Café in Misano.

Dann schnell noch zu Paolo Campanelli, um ein Foto signieren zu lassen…..

PaoloCampanelliScriveUnAutografo.jpg


Elvis.jpg

….und wie man sieht, gibt es aber auch Fans anderer Themenbereiche! 
Wer mag gemeint sein, Elvis Costello?

Wenigstens ein „Beutestück“ wurde heimgeschleppt, die kleinste 
GRIMECA Doppel- Simplex-Nabe, wie sie in einigen „Super Sport“ 50er z.B.
von Italjet, Malanca, etc. verbaut wurde.

Copyright: Classic-Motorrad.de