Das Schleizer Dreieck ist die älteste deutsche Rennstrecke, auf der immer noch Veranstaltungen stattfinden. Allerdings
ist sie natürlich im Laufe der Zeit einige Male an die sich ändernden Bedingungen des Rennsports angepasst worden.
2003 war wieder so ein Jahr, in dem die für die Strecke Verantwortlichen die Konzeption der Piste als reinen Straßenkurs überdenken mussten, nachdem es herbe Kritik einiger Aktiver an der seit einigen Jahrzehnten fast unverändert gebliebenen Streckenführung gegeben hat.
Das führte dazu, dass sich die Schleizer entscheiden mussten, die Strecke zu verkürzen, indem ein neuer Streckenteil eingezogen wurde, der aber zum einen die klassische Dreiecksform des Kurses fortführt, und der die traditionellen Streckenteile am Buchhübel und in der Seng weiter im Streckenverlauf belässt.
Erneut hat sich die seit Jahrzehnten immer wieder zu bewundernde Schleizer Zähigkeit durchgesetzt, die Rennstrecke zu erhalten und damit in Schleiz die Tradition der Rennstadt fortzusetzen, denn schon etliche Male schien für den Kurs das Ende gekommen zu sein.
1923 fand die erste Veranstaltung statt, und die muss damals so eindrucksvoll organisiert gewesen sein, dass schon im folgenden Jahr zum ersten Mal ein Prädikats-Rennen veranstaltet wurde, denn
bereits das zweite Schleizer Dreiecksrennen zählte zur deutschen Motorradmeisterschaft.
Erstaunlicherweise wurde die Strecke schon 1927 erstmals kritisiert:
Schließlich bestand der Kurs aus öffentlichen Straßen, und Thüringen gehörte nicht zu den wohlhabenden Ländern der Weimarer Republik, das sich ausgezeichnete Beläge für die kleinen Straßen leisten konnte, aus denen der Kurs bestand.
Schließlich entstanden in dieser Zeit die ersten
Pisten, die nur für den Sport geschaffen wurden wie zum Beispiel
der Nürburgring, und die setzten den neuen Standard. Trotzdem wurde die Schleizer Veranstaltung immer populärer, und mit den Einnahmen gelang es, die Infrastruktur der Piste sinnvoll zu gestalten, so dass sich das Schleizer Dreicksrennen ab 1931 mitten in der ökonomisch kritischen Zeit mit dem Prädikat eines „Internationalen Rennens“ schmücken konnte. Die Schleizer hatten längst erkannt, dass die Veranstaltung einen positiven Effekt auf die lokale Ökonomie hatte, und das gilt gewiss bis heute!
Im „1000jährigen Reich“ verloren die Schleizer erst einmal die Oberhoheit über ihre Veranstaltung, denn die staatlichen Behörden hatten den Motorsport als Propaganda-Instrument entdeckt und nahmen seine Organisation selbst in die Hand. Die Kosten für den Streckenausbau übernahmen sie aber natürlich nicht, denn die
blieben an den lokalen Veranstaltern hängen. Immerhin sahen die Zuschauer die Kämpfe der konkurrierenden deutschen Werksrennställe von BMW, DKW und NSU, so dass ihnen großer Sport geboten wurde. 1937 ahnte noch keiner, dass es eine 10 Jahre dauernde Rennpause auf dem Dreieck der Rennstadt Schleiz geben würde, denn den Schleizern wurde es untersagt,
weiterhin Rennen auf dem Kurs zu veranstalten, der für veraltet und zu gefährlich gehalten wurde. Gegen eine solche Entscheidung der Behörden war
im Deutschland der 30er Jahre kein Kraut gewachsen, und dann kam der Krieg.
Kaum war dieser vorbei mit dem bekannt katastrophalen Ergebnis, regte sich die alte Rennbegeisterung wieder in Thüringen, und im Oktober 1948 wurde die erste Rennveranstaltung in der Ostzone (die DDR
gab es bekanntlich noch nicht) natürlich in Schleiz organisiert, bevor es überhaupt wieder so etwas wie eine offizielle Motorsport-Organisation gab. Das änderte sich mit Gründung der DDR 1949, und 1950 war das Schleizer Dreieck bereits wieder im Kalender als gesamtdeutscher Meisterschaftslauf.
Doch erneut verloren die Schleizer den direkten Einfluss auf
ihr Rennen, als nicht nur der Motorsport, sondern der gesamte Sport zum Spielball zwischen den „Systemen“ im kalten Krieg wurde. Außerdem trug die ökonomische Situation der DDR nicht gerade dazu bei, die Strecke immer wieder den zeitlichen Erfordernissen anzupassen, und wie schon in den dreißiger Jahren wurde der
Hohensteiner Kurs im benachbarten Sachsen von den Behörden bevorzugt.
Wer hingegen gemeint hätte, dass daraus nur folgen könne, dass die
Einstellung der Schleizer Renntradition damals nur eine Frage der Zeit sei, kennt die Schleizer schlecht! Es gelang ihnen immer wieder,
das Rennen zu veranstalten und den Kurs immer wieder so zu modifizieren, dass er für Aktive und Zuschauer stets attraktiv war. In den 60er Jahren half im besonderen Maße, dass man das Dreieck als Strecke für die auch in der DDR ausgeschriebenen Rennen für Monoposti der Formel Junior und dann der Formel III entdeckte. So gelang es den Schleizern ,
das Dreieck bis zur politischen Wende im Herbst als aktive Rennstrecke zu erhalten. Wer annahm, dass anschließend alles einfach war, weil die alten Probleme wegfielen, irrt gewaltig, denn es kamen etliche neue hinzu:
Der internationale Rennsport hatte sich schon lange von den Straßenkursen entfernt hin zu permanenten Rennstrecken, die oft
Arena-Charakter besaßen, und so war das Dreieck erneut gefährdet. Zuerst behalf man sich in Schleiz mit einigen kleineren
Maßnahmen:
So wurde der Fahrbahnbelag komplett modernisiert, und die üblichen Sicherheitsmaßnahmen wurden auch am Dreieck auf den neuesten Stand gebracht. Das änderte aber nichts am grundsätzlichen Charakter der Piste. So schien es vor gar nicht so langer Zeit nun wirklich so weit zu sein, dass die schöne Tradition der ältesten deutschen Rennstrecke kurz vor dem Aus stand. Wer das meinte, hat aber die Kraft und die Ausdauer der Schleizer unterschätzt, die ihr Dreiecksrennnen immer wieder am Leben gehalten haben, und die sich auch nun wieder entschlossen haben, nicht aufzugeben, sondern erneut den Kurs den Erfordernissen des heutigen Sports anzupassen.
Im Laufe des Jahres 2004 wurde also die neue Streckenführung realisiert, und in der zweiten Jahreshälfte wurde der modifizierte Kurs wieder in Betrieb genommen. Dadurch rückte leider der
mittlerweile auch schon wieder traditionelle Termin der Veranstaltung für historische Fahrzeuge in den Herbst, und wer Schleiz kennt, weiß, was das heißt:
Schleiz ist aufgrund seiner geographischen Lage im
Thüringer Wald ein „Wetterloch“, und Ende September muss man
damit rechnen, dass die Veranstaltung nicht über das ganze
Wochenende bei angenehmen Temperaturen und bei herrlichem
Sonnenschein stattfindet. Aber schließlich ist Motorsport
in „Neudeutsch“ eine „Outdoor Activity“, und da muss
man sich halt mit den nun einmal gerade herrschenden Wetterverhältnissen
begnügen.
Dieses Jahr war es sogar noch schlimmer, denn es goß
fast den ganzen Samstag und Sonntag wie aus Kübeln. Doch
altgediente Schleizer Aktive und Zuschauer können noch von ganz
anderen Wetterkapriolen berichten, zum Beispiel bei dem damals
traditionellen Schleizer Frühjahrstraining, so dass die
klimatischen Verhältnisse bei der Schleizer Dreieck Classic 2004
noch unter „normal“ (zumindest für den Thüringer Wald)
eingestuft werden können.
Warum erwähnen wir das hier als lange Einleitung unseres Beitrages? Weil wir uns wünschen, dass wir in den kommenden Jahren noch oft nach Schleiz kommen können, und weil wir uns wüschen, dass es den Schleizern gelingen möge, ihr Dreieck noch lange zu betreiben, und zwar nicht nur für historische Fahrzeuge, sondern für den zeitgenössischen Rennsport. Wir möchten ein wenig dazu beitragen, diese nach wie vor wunderschöne Strecke populär zu halten, und wir möchten daher alle Freunde historischer Rennfahrzeuge auffordern: „Kommt wieder nach Schleiz!“ Der Kurs hat es verdient, und ganz besonders der hartnäckige Kreis derer, die dafür sorgen, dass dort weiterhin Veranstaltungen organisert werden, und das sind viele, die sich ehrenamtlich dafür einsetzen! Sie haben unsere Unterstützung redlich verdient!
Wir möchten euch zeigen, was es dieses Jahr bei den historischen
Fahrzeugen im Schleizer Regen zu sehen gab: |