|
Sonderausstellung
im Deutschen Zweiradmuseum Neckarsulm
„Flinke Flitzer –
Quickly und Co.“
Mopeds aus den 50er und 60er Jahren
Fotos
+ Text: Karl-Heinz Bendix
|
|
Seit vielen Jahren
organisieren die Verantwortlichen des Deutschen Zweiradmuseums
in Neckarsulm hervorragende Sonderausstellungen, die selbst
die Besucher immer wieder in die Mauern des Neckarsulmer
Deutschordensschlosses locken, die die ausgezeichnete
Dauerausstellung schon viele Male gesehen haben. Dabei gelingt
es stets, interessante Themen durch Exponate aus den eigenen
Beständen und durch Leihgaben so aufzuarbeiten, dass nicht
nur die reine technische Entwicklung der Fahrzeuge beleuchtet
wird, sondern dass auch die (zum Beispiel gesellschaftlichen)
Randbedingungen für diese Entwicklung umfassend
betrachtet werden. Dieses Jahr gab es einen besonderen Anlass
für das Thema der Sonderausstellung:
|
|
Das
Moped feiert 50. Geburtstag |
|
Schon frühzeitig in der
Entwicklungsgeschichte des Motorrades zeichneten sich zwei
Trends ab: das große Reisemotorrad mit möglichst viel
Hubraum und das preiswerte Leichtmotorrad mit kleinem Hubraum
für den Interessenten mit kleinem Geldbeutel. Die unterste
Klasse der Leichtmotorräder waren stets motorisierte Fahrräder,
zum Teil mit Konfektionsmotoren für das unveränderte
Fahrrad, zum Teil mit verstärkten Fahrwerkskomponenten für
die durch die Motorisierung bedingten verbesserten
Fahrleistungen.
Vor dem zweiten Weltkrieg
bildete sich ganz besonders in Deutschland z.B. durch die äußerst
erfolgreichen F&S-Motoren die Klasse der „MoFa’s“
heraus, die zu einem großen Angebot an 100cm³-Leichtmotorrädern
führte. In den späten 30er Jahren war die Motor-Technologie
bereits soweit, dass man den Hubraum weiter verkleinern
konnte, ohne auf die MoFa-typischen Fahrleistungen verzichten
zu müssen. F&S brachte zB die „Saxonette“ mit
60 cm³
auf den Markt und von ILO gab es einen konventionellen
Einbau-Motor gleichen Hubraums. Allerdings wurde diese
Entwicklung durch den Krieg unterbrochen, so dass sich die 60
ccm³-Klasse nicht etablieren konnte.
Nach dem Krieg gab es
erst einmal einen riesigen Marktbedarf für preiswerte
Motorfahrzeuge aller Art, und aufgrund einer Hubraumbeschränkung
durch den Alliierten Rat entstanden erst einige
Fahrradhilfsmotoren mit 40 cm³ wie zum Beispiel der Victoria
FM 38. Als diese Beschränkung aufgehoben wurde, zeigte sich,
dass 50 cm³ für eine sinnvolle Leichtkraftrad-Motorisierung
ausreichten. Es entstanden dann viele
Leichtkraftrad-Motorisierungskonzepte in den frühen 50er
Jahren, und das rief notwendigerweise den Gesetzgeber auf den
Plan, der neu regulieren musste, welche Leichtkrafträder
weiterhin steuerfrei ohne Zulassung und ohne Führerschein
betrieben werden durften, und für welche davon abweichenden
Leichtkrafträder z.B. der seinerzeitige Führerschein der
Klasse IV benötigt wurde.
So wurde zum 01.01.1953
das Fahrrad mit Hilfsmotor gesetzlich definiert als ein
Fahrzeug mit 50
cm³ Hubraum bei maximal
30 kg Masse (+ 10 % Toleranz). Zudem wurden die
Tretkurbelabmessungen und der Mindest-Raddurchmesser
festgelegt. Diese neue Fahrzeugklasse wurde quasi „über
Nacht“ zum großen Erfolg, und selbst bedeutende
Motorradhersteller wie NSU (für einige Jahre in den 50ern
immerhin der weltweit größte Hersteller von motorisierten
Zweirädern!) und Zündapp wollten die damit verbundene
Marktchance umgehend wahrnehmen. Allerdings gefiel den
Herstellern überhaupt nicht, dass es sich definitionsgemäß
um ein Fahrzeug mit „Hilfsmotor“ handeln sollte, denn
dadurch wurde suggeriert, dass es sich um etwas handelte, das
nur für die Unterpriviligierten der
Wirtschaftswunder-Gesellschaft vorgesehen war. Von dem Image
wollte man unbedingt weg, und das führte zu der Idee eines
Wettbewerbs für einen angemessenen Namen der neuen
Fahrzeugkategorie.
Auf der IFMA 1953 wurde dann der prämierte
Name vorgestellt. Das MOPED wurde aus der Taufe gehoben, geschaffen aus den nahe
liegenden Begriffen:
Bald zeigte sich jedoch,
dass das Gewichtslimit der Entwicklung wirklich sinnvoller
Mopeds im Wege stand, und so wurde die limitierte
Fahrzeugmasse der Mopeds bereits ab dem 01.01.1957 aufgehoben.
Dadurch wurde der Weg frei für Mopeds, die sich nicht mehr am
motorisierten Fahrrad orientierten, sondern am viel imageträchtigeren
Motorrad, obwohl das „Krad“ gerade in der gefährlichsten
Krise seiner historischen Entwicklung steckte. Bei den 50ern
aber gab es ja die Zielgruppe derer, die altersbedingt noch
keinen Automobil-Führerschein besitzen durften, und die daher
überhaupt nicht vor die Alternative Auto statt Motorrad
gestellt wurden. Daher erlebte der Moped-Markt in der zweiten
Hälfte der 50er Jahre nicht den katastrophalen Einbruch, der
fast die komplette deutsche Motorradindustrie vom Markt fegte.
Es entstanden
vielmehr die leistungsstarken 50er, die keine
Tretkurbelmotoren mehr hatten, da sie ja kleine Motorräder
sein wollten. Außerdem brauchten sie nicht die für Mopeds
neu definierte Maximalgeschwindigkeit von 40 km/h zu
respektieren.
Dieser Zusammenhang und
der Trend zum Zweisitzer zwang allerdings den Gesetzgeber
erneut zur Handlung:
die 50er Klasse wurde zum 01.08.1960
aufgeteilt in solche 50er, die weiterhin die
Maximalgeschwindigkeit von
40 km/h einzuhalten hatten, die
aber nicht mehr notwendigerweise mit Tretkurbeln ausgestattet
zu sein brauchten: das Mokick war geboren. Auch die bislang
geltende Definition der Radgröße entfiel ersatzlos.
Darüber entstand das Kleinkraftrad als neue
Fahrzeugkategorie, ebenfalls auf 50 cm³ Hubraum limitiert.
Dieser ganzen Entwicklung
der Gesetzgebung und der ihr folgenden technischen Entwicklung
dieser Fahrzeuge, die vor nunmehr 50 Jahren begann, wurde mit
der Neckarsulmer Ausstellung ein würdiges Denkmal gesetzt.
|
|
NSU
Quickly... |
NSU war zweifellos ein
Pionier der Leichtkraftrad-Entwicklung. Schließlich gehörte
NSU schon seit geraumer Zeit zu den wirklich großen
Fahrradherstellern nicht nur im Ländle, sondern im ganzen
seinerzeitigen Deutschland. So wusste man, dass es bereits in
den 20er Jahren einen beachtlichen Bedarf für
Fahrradhilfsmotoren gab, denn immerhin schafften es einige
Firmen wie z.B. DKW und HOREX/Columbus, vom
Fahrradhilfsmotor-Hersteller zum NSU-Wettbewerber auf dem umkämpften
Motorrad-Markt zu werden. So fiel bei NSU die Entscheidung für
die Produktion eines Fahrradhilfsmotors mitten in der
Weltwirtschaftskrise, in der die Zweirad-Hersteller
reihenweise den ökonomischen Verhältnissen zum Opfer fielen,
weil sie die Markterfordernisse verkannten. NSU baute auch das
Fahrrad mit verstärktem Rahmen und Gabel dazu und taufte das
Gerät, das über einen vor dem Lenkkopf montierten 63 cm³-Zweitaktmotor
und damit über Frontantrieb verfügte, auf den
phantasievollen Namen „Motosulm“. Von 1931 bis 1935 wurden
ca. 25000 Exemplare davon verkauft.
Allerdings setzten die
Konfektionäre, die zuerst den 75er und dann den 98er
F&S-Motor in ihre Fahrwerke implantierten, den auf viele
Jahre gültigen Konstruktions-Trend für die „MoFas“, und
daher musste NSU erneut reagieren: man schuf eine eigene 98er
mit der populären „Quick“, die 1936 erschien und nach dem
Krieg weiterproduziert wurde bis 1953, als das neu definierte
Moped den MoFas
endgültig den Rang ablief. Bis dahin wurden aber immerhin
fast 350000 Quick produziert.
Ein weiterer Trend
hingegen kam aus Zschopau: DKW konzipierte sein eigenes
Leichtkraftrad, ohne sich am MoFa zu orientieren. Man schuf
dort das echte Leichtmotorrad, verzichtete auf die
Tretkurbel-Konzeption und setzte darauf, dass die
Interessenten den Mehrpreis für die viel aufwändigere
Konstruktion zu zahlen bereit wären, wenn sie dafür ein
Fahrzeug kaufen können, das mit dem vollen Motorrad-Image
ausgestattet ist. Die DKW RT 2,5/3 setzte diesen langfristig
erfolgreichen Trend, und NSU reagierte erneut schnell: man
konzipierte einen 100er Kickstarter-Motor auf der Basis des
Quick-Motors und konnte daher bereits von 1937 an das
„Pony“ anbieten. Allerdings konnte es sich bis zum
Kriegsausbruch bei weitem nicht so erfolgreich am Markt
platzieren wie die Quick, so dass nur ca. 25000 Ponys die
Neckarsulmer Hallen verließen.
Die Neckarsulmer
erkannten nach dem Krieg rasch, dass die nun verfügbaren
Technologien zu völlig neu konzipierten Motorrädern führen
mussten, um am Markt erfolgreich bestehen zu können. So wurde die Produktion der Vorkriegs-Typen natürlich nur
wieder aufgenommen, um den gewaltigen Bedarf an motorisierten
Fahrzeugen decken zu können. Die FOX zeigte dann aber bald,
dass man in Neckarsulm keine Furcht vor völlig
unkonventionellen technischen Lösungen kannte wie den 100 cm³
Viertakt-Motor und das Pressblech-Fahrwerk.
Als dann die erste 50er
entwickelt wurde, waren FOX und LUX bereits fest etabliert und
die MAX war nicht weit von der Serienreife entfernt, und so
war es nur nahe liegend, dass der kleinste Spross der
Neckarsulmer Entwicklung die wesentlichen und nun bereits bewährten
Konstruktionsprinzipien der großen Schwestern zu übernehmen
hatte. Also erschien die Kleine mit Pressblechrahmen und
Blech-Kurzschwinge vorn, und selbstverständlich atmete der
Motor auch „beruhigte Luft“ wie die Großen. Ein
geschickter Schachzug der von Arthur Westrup lange Jahre
hervorragend geleiteten NSU-Werbung war es auch, den eingeführten
Namen „Quick“ abzuwandeln und die Kleine eben als
modernisierte Neuauflage des bisherigen, bewährten
Neckarsulmer Leichtkraftrades (das allerdings in die Jahre
gekommen war) zu charakterisieren. Die Preisgestaltung tat ihr
Übriges dazu, dass der berühmte Werbespruch der Neckarsulmer
„Und wann startest Du auf NSU“ nun von vielen
Interessenten und Fans der Marke endlich positiv beantwortet
werden konnte.
Sehr schnell wurde die
Quickly über alle Maßen populär, und NSU konnte bereits im ersten
Jahrgang 1953 problemlos weit über 100000
Exemplare absetzen.
„Nicht mehr laufen – Quickly kaufen“, das war der Traum vieler, und
sie konnten sich diesen Traum nun leisten. Westrup’s
„Comics“ unterstützten die Marktbearbeitung vorbildlich:
|
|
|
Quickly
N |
|
Zwei Jahre lang, von 1953
bis 54 gab es nur ein Modell, die Quickly.
1955 brachte NSU das erste aufgewertete Modell, die Quickly S,
und daher wurde aus der Quickly die
Quickly N. Beide besaßen
den gleichen Zweigangmotor mit 1,4 PS Leistung bei 5000 1/min.
Die NSU- Konstrukteure investierten einigen technischen
Aufwand, um das Gewichtslimit einzuhalten wie zum Beispiel den
Aluminiumzylinder mit hartverchromter Lauffläche. Auch der
Mittelständer, der aus starkem Stahl-Draht gefertigt wurde,
diente diesem Ziel. Ursprünglich gab es nur eine Lackierung:
grün, mit elfenbein für den 3 ltr.-Tank.
Bald konnte sich der zahlungswillige Kunde auch für grau mit
beigem Tank entscheiden.
Einschließlich der ab den frühen 60er Jahren produzierten Version
„N23“, bei der man sich endlich von den früher
vorgeschriebenen 21’’-Felgen trennte und zu 19-zölligen
wechselte, wurden über eine halbe Million Quickly N
produziert! |
|
Quickly S |
|
Als die Varianten S und N 1955 eingeführt
wurden, stand „N“ für die Normalversion, „S“ aber nicht für „Sport“, sondern für „Super“, denn die beiden
Modelle unterschieden sich in der Ausstattung, nicht in der
Leistung. Der Quickly S spendierten die Neckarsulmer
Chromfelgen, einen gefälligeren 4,5 ltr.-Tank (der 1956 aber
auch der Quickly N gegönnt wurde), besseren
Verschmutzungsschutz des Fahrers durch vergrößerte
Schutzbleche, einen in den Scheinwerfer integrierten Tacho und
sogar eine Seitenstütze. |
|
|
Quickly L |
|
Noch ein Jahr später lancierte NSU die
nächste Quickly-Variante: die Quickly L, wobei das „L“ sicherlich auf
„Luxus“ gemünzt war, denn abermals hob NSU den Ausstattungs-Standard
an, und zwar in diesem Fall ohne Rücksicht auf das Gewichtslimit, so dass
man 1956 zum Betrieb der Quickly L Führerscheininhaber sein musste. Damit
war die „L“ definitionsgemäß eigentlich gar kein Moped mehr, aber nach
nur einem Modelljahr änderte sich das, weil der Gesetzgeber eingesehen
hatte, dass das Gewichtslimit der Mopeds anachronistisch geworden war und
nicht gerade die Sicherheit dieser Fahrzeugkategorie förderte.
Dann spielte es also keine Rolle mehr, dass NSU der „L“ Vollnaben
spendiert hatte, und dass man dem Komfortwunsch der Kunden nachkam und die
„L“ mit einer Hinterradschwinge ausstattete, ohne allerdings extra dafür
einen komplett neuen Rahmen zu konzipieren.
Trotzdem gewährte man der „L“ viel mehr Blech zum Zweck des
Schmutzschutzes, und besonders das großflächiger abgedeckte Hinterrad wurde von der weiblichen
Kundschaft geschätzt, die immer mehr zum Moped drängte, und die in den
50er Jahren meist mit Rock gekleidet im Sattel saß und daher fürchtete,
dass die Textilien mit dem Hinterrad in Konflikt gerieten.
Außerdem muss die bei PKWs gerade in Mode gekommene Zweifarbenlackierung
bei der Ausstattung der „L“ genannt werden. Ob die Lackierung des in der
Ausstellung gezeigten Modells (korallenrot/walgrau) ein Verkaufshit war?
Blau/grau und braun/beige waren jedenfalls die typischen
Zweifarben-Lackierungen, die man dann bei allen Quicklys jahrelang auf
unseren Straßen häufig sehen konnte. |
|
|
Quickly-Sondertypen |
|
|
|
|
Polizei-Quickly
|
Werksfeuerwehr-Quickly
|
Sehr bald stellte sich heraus, dass den
Neckarsulmern ein großer Wurf mit der Konzeption der Quickly gelungen war:
preiswert, zuverlässig und wirklich flott (was der Name ja betonen sollte)
zugleich. So fand die Quickly Eingang in manchen Fuhrpark: in vielen baden-württembergischen
Gemeinden gehörte die Quickly zur Ausstattung der Bediensteten, die ein
Fahrzeug im Dienst benötigten, wozu sogar die Polizei gehörte, und die
NSU-Werksfeuerwehr setzte selbstverständlich auch Quicklys ein. Das in der
Ausstellung gezeigte Feuerwehr-Exemplar gehört heute noch zum Fundus von
AUDI, dem NSU-Nachfolger in Neckarsulm. |
|
|
Quickly Cavallino |
|
Ein weiteres Jahr später erschien zum
ersten Mal eine Variante der Quickly, deren Motor weitgehend überarbeitet
war: nun gab es einen Dreigang-Motor mit 1,7 PS Leistung, und den steckte
NSU in ein völlig neu konzipiertes Moped, das weitgehend abwich von der
bisherigen Modell-Philosophie:
NSU blieb der Trend zum Sport-Moped natürlich nicht verborgen, und man
wollte auch in dem Marktsegment schlagkräftig vertreten sein. So schauten
sich die Stylisten einmal an, wie die Sport-Mopeds mittlerweile in Italien
aussahen, und die Techniker konzipierten einen für NSU völlig untypischen
Rahmen aus einer Kombination von Rohren und Pressteilen.
Auch die Telegabel wollte eigentlich überhaupt nicht zu dem von NSU seit
einigen Jahren in der ganzen Modellpalette vertretenen Konstruktionsprinzip
der Pressblech-Kurzschwinge passen.
Um den italienischen Stil noch weiter hervorzuheben, gab man der
Sport-Quickly auch noch einen italienischen Zusatznamen: Quickly Cavallino. Das flott gestylte Rennerle, das natürlich nur
rot lackiert werden konnte, erfüllte erstaunlicherweise die Erwartungen der Neckarsulmer nicht und wurde nach nur drei Jahrgängen 1960
wieder vom Markt genommen, da man nur ca. 20000 Exemplare absetzten konnte. Vielleicht hätten sich
bessere Absatzzahlen erzielen lassen, wenn man die Entscheidung der
Kornwestheimer Nachbarn übernommen hätte, konsequent auf Kleinmotorräder
zu setzen, und wenn man daher auf die Tretkurbeln zugunsten von Kickstarter
und Fußrasten verzichtet hätte? |
|
|
Quickly T |
|
In den späten 50er Jahren
hatte die NSU-Geschäftsführung voll auf die Strategie gesetzt,
die Hauptumsätze im Automobil-Geschäft zu erzielen, und man
glaubte, mit der Entwicklung des Wankel-Motors einen unschlagbaren
Trumpf zu besitzen. Daher wurde das Motorrad-Programm stark
zusammengestrichen, und Neuentwicklungen gab es nicht mehr. Es
herrschte die Meinung vor, dass jedes verkaufte NSU-Motorrad einen
nicht verkauften NSU Prinz repräsentiere.
Wenige Jahre zuvor war man noch stolz, das größte Zweiradwerk
der Welt zu besitzen, und nun hatte man jeden Glauben daran
verloren, dass der Motorradmarkt jemals wieder aus seinem
historischen Tief herauskäme. Zu genau diesem Zeitpunkt glaubten
einige Leute in Japan hingegen fest daran, dass sich das Motorrad
sicherlich besonders in den USA als „Spielzeug“ und
Freizeitgerät neu definieren ließe, und dass der Markt dann außerordentlich
aufnahmefähig werden könne, wenn man nur vom Image des
Motorrades als dreckiges Arme-Leute-Fahrzeug wegkäme.
Völlig überraschend glaubte NSU aber nach wie vor noch an die
Absatzchancen von 50 cm³-Zweirädern. Vielleicht brauchte man die
Umsätze bis zu der Zeit, wo man sich sicher in der Top-Liga der
Automobilhersteller etabliert wüsste? Jedenfalls hielt man die
ursprüngliche, auf der 1953er Regulierung basierende Quickly
nicht mehr für zukunftsfähig, und man entschloss sich zu einer
kompletten Neukonzeption, für die allerdings das vorhandene
Dreigang-Triebwerk mit 1,7 PS als Basis übernommen werden konnte.
So erschien 1959 das Modell Quickly T. Vermutlich wollte Westrup
von Anfang an die werbeträchtige Buchstabenkombination „TT“
(die das NSU-Nachfolge-Unternehmen AUDI auch wieder
„ausgegraben“ hat!) für die besseren Versionen verwenden, und
das führte wohl zum einfachen „T“ bei der Standardversion.
Der Kundschaft versuchte man aber das Gefühl zu vermitteln, dass
es sich um den „Traum“ von einer modernen Quickly handelte,
nachdem die Original-Quickly wirklich noch deutlich an die
mitlerweile anachronistische Herkunft vom Fahrrad mit Hilfsmotor
erinnerte.
Für die Quickly T entstand in Neckarsulm schon wieder ein neues,
eigenständiges Fahrwerk, nun mit einer besser in die generelle
NSU-Konstruktionslinie passenden längeren Schwinge vorn, und da
man die Damenwelt als Kunde nicht ausgrenzen wollte, kam nur ein
„Durchsteige-Rahmen“ (mit dem Tank unterhalb des Fahrersitzes)
in Frage, wie er im fast vergangenen Jahrzehnt so vorbildlich bei
italienischen Scootern und deren Derivaten vorgeführt wurde. So
konnten die Mädels Moped und Roller fahren, auch wenn sie sich
mit Petticoats statt Levis-Jeans ausstaffieren wollten.
Bei der stylistischen Orientierung der Quickly T schaute man nun
nicht mehr gen Süden über die Alpen, sondern gleich über den
großen Teich! US-Limousinen und deren Styling-Trends schienen
vielen in Europa damals als das NonPlusUltra, und wenn sogar der
„gute Stern“ aus Untertürkheim nicht auf die von den
gigantomanischen US-„Straßenkreuzern“ stammenden
Stylingelemente wie z.B. Heckflossen verzichten mochte, warum
sollten sich solche Styling-Elemente nicht auch bei kleinen Zweirädern
verkaufsfördernd einsetzen lassen? „Size sells“ war die
Devise, und das führte zu heute manchmal skurril wirkenden
Styling-Entwürfen von der Quickly T bis zur „Blechbanane“
(s.u.).
Ob wegen oder ob trotz des Stylings der Quickly T der kommerzielle
Erfolg versagt blieb, ist heute schwer zu beurteilen. In den nur
vier Modelljahren bis zur Einstellung der Produktion dieser
Quickly-Variante 1963 wurden nur ca. 40000 Stück an den Mann,
bzw. an die Frau gebracht. |
|
|
Quickly
TT/TTK |
|
|
|
|
Mit der
Einführung der Quickly T erschien auch deren
sportliche Schwester: die Quickly TT.
In den zwei Jahren 1953 und 1954 hatten die beiden
NSU-Rennmotorräder Rennnfox und Rennmax die gesamte weltweite
Konkurrenz vernichtend in Grund und Boden gefahren und damit
das in Neckarsulm vorhandene technische Potential überzeugend
demonstriert. Dabei wurden natürlich auch Erfolge auf der Isle of Man gefeiert, beim nach damaliger weltweiter Überzeugung schwersten Motorradrennen der Welt, der
„Tourist Trophy“. Deren imageträchtige Abkürzung
„TT“ verwendete NSU nun beim zweiten Anlauf, ein
Moped-Rennerle für die sportbegeisterte Jugend zu
konzipieren. Da dafür der Durchsteige-Rahmen der Quickly T
nicht in Frage kam, mussten die Rahmen-Konstrukteure schon
wieder an’s Reißbrett, um einen neuen Rahmen für die TT zu
entwerfen. Die Gabel konnte hingegen von der T übernommen
werden wie auch das Triebwerk, das nun natürlich nicht mehr
wie bei der Quickly T hinter Blechen versteckt wurde. Zwei
Jahre lang wetteiferten Quickly TT und Cavallino gemeinsam um
die Kunden, doch dann unterlag die Cavallino.
Allerdings hatte die TT 1960 Unterstützung von der TTK
bekommen: endlich begriff NSU, dass man auch eine 50er ohne
Tretkurbeln für die jungen Sportfans brauchte, und so schuf
NSU aus dem 1,7 PS Dreigang-Motor eine Kickstarter-Variante.
Die hielt sich aber nur für zwei Jahrgänge im Programm, nach
nur ca. 12000 Exemplaren kam 1961 bereits das Aus für die TTK.
Die TT hielt sich auch nur bis 1963 im Programm. In diesem
Jahr dachte NSU daran, sich nicht nur von der
Motorradproduktion zu trennen, sondern auch die
Moped/Mokick-Linie einzustellen. Die TT brachte es in vier
Jahren nämlich auch nur auf knapp 25000 Exemplare. Der Erfolg
über die Cavallino war also ein Phyrrus-Sieg.
NSU schien das Gespür und das Interesse für und am
Zweiradmarkt gänzlich verloren zu haben. |
|
|
Quickly F |
|
Während alle Neuauflagen,
die den Namen Quickly trugen, nicht mehr den durchschlagenden
Erfolg am Markt wiederholen konnten, den die Quickly N und S
errangen (was sicherlich auch mit der Marktsättigung
zusammenhing), lief der Absatz der „Ur-Quicklys“ immer noch
überraschend gut, was für die Güte der Konzeption sprach, und
was darauf hindeutete, wie gut sie sich am Markt etabliert
hatte. „Mit Moped
meint man Quickly“ textete Westrup und traf damit den Nagel
exakt auf den Kopf.
So wurde der ursprüngliche Plan aufgegeben, Quickly N und S
nach der Einführung der Quickly T einzustellen, und man machte
sich hingegen an die Modellpflege der Urmodelle. Das führte
einerseits zu den 23er-Modellen mit den kleineren und damit gefälligeren
Rädern, und man hob andererseits mit der Quickly F sogar noch
einmal eine neue Quickly-Variante aus der Taufe. Es galt, die
Ur-Quickly für den Zweipersonen-Betrieb tauglich zu machen, und
zu dem Zweck hatte man ja bereits das Vollschwingen-Fahrwerk der
Quickly L, stylte „neues Blech“ dazu, wie zum Beispiel einen
moderner wirkenden Tank, der sogar die Möglichkeit des
Knieschlusses suggerierte, verpasste dem Neuling eine Zweisitzer-Bank, und zusammen
mit den 23er Rädern und dem altbekannten Dreigang-Motor war die
neue Quickly-Variante fertig.
Bis ca. 1967 wurden die späten Quickly-Modelle bei den NSU-Händlern
verkauft. Wenn nicht der lange stabile Absatz immer noch einen
schönen Umsatz garantiert hätte, hätte sich die Händlerschaft
vermutlich bald geweigert, noch länger mit dem Image des
Moped-Händlers zu leben. Im Laufe der 60er Jahre fielen die
Quicklys dann aber technisch und optisch doch hinter den
Wettbewerb z.B. von Zündapp, Kreidler und Hercules zurück, und
damit verschwanden
dann motorisierte Zweiräder der Marke NSU für immer vom Markt.
Über die wirkliche Produktionsdauer und die Stückzahlen der letzten
Jahrgänge gibt es widersprüchliche Aussagen. Vermutlich wurden
1965 die letzen Quicklys und Quicks produziert. Vielleicht veröffentlich
das AUDI-Archiv die zugehörigen Zahlen irgendwann einmal? |
|
|
Quick 50 |
|
Die Quickly-Geschichte ist
aber nicht abgeschlossen ohne die Quick 50, die auch zur Familie
gehört, auch wenn für sie der traditionelle Name des
seinerzeitigen MoFa’s wieder zu neuen Ehren kam, ergänzt
durch den neuen Hubraum.
Nach der erneuten Modifizierung der Gesetzgebung 1960, die zum
Mokick und zum Kleinkraftrad führte, entschloss sich NSU doch
tatsächlich, es noch einmal mit einem Kleinkraftrad am Markt zu
probieren. Die Beispiele einiger Wettbewerber hatten ihre
Wirkung beim Neckarsulmer Marketing offensichtlich nicht
verfehlt.
Man nahm also das TTK-Fahrgestell, veränderte es optisch entsprechend,
um den Charakter des 60er Jahre-Leichtmotorrades zu
unterstreichen und verpasste ihm einen weitgehend neu
entwickelten 4,3 PS Viergangmotor. Damit ließen sich ca. 70
km/h erreichen, und das entsprach etwa dem Niveau der
Wettbewerber. Trotzdem kam die Quick 50 nicht mehr so richtig
bei der Zielgruppe an. NSU behandelte sie auch eher wie einen
ungeliebten Zögling, und mittlerweile war vielen Interessenten
klar, dass NSU keine zukunftsweisende Zweiradstrategie mehr
verfolgte. So verschwand der Name NSU als Motorradhersteller
nach nur ca. 10000 produzierten Quick 50, die zum Schluss noch
verramscht werden mussten, sang- und klanglos von der Bildfläche.
Die NSU-Zweiradtradition hätte sicherlich ein würdigeres Ende
verdient gehabt. Sie endete aber auch mit den Quickly N- und
S-Modellen in ihrer Abschluss-Form, und die repräsentierten
immer noch den letzten ganz großen Wurf der Neckarsulmer aus
den 50er Jahren. |
|
...
und Co (andere Marken)
|
|
Zündapp Combinette |
|
Bei Zündapp hatte man einen „guten Riecher“ für den
kommenden kommerziell äußerst lukrativen Moped-Trend und entschied
sich frühzeitig für die Entwicklung eines Fahrradhilfsmotors, der
„Combimot“ (KM 48) getauft wurde. Bereits 1953 konnte man damit
dann das erste eigene Moped ausrüsten, die Combinette, die auf ein
Fahrwerk zurückgreifen konnte, das für eine Produktionsgemeinschaft
verschiedener Marken vorgesehen war.
Wie NSU konnte auch Zündapp im Jahr 1953 bereits die Stückzahl von
100000 Motoren (für die eigene Combinette und für Konfektionäre) überschreiten.
Bei der Combinette (Typ 408), die zum Neckarsulmer Fundus gehört,
handelt es sich um die bis 1955 angebotene preiswerteste Variante mit
Riemenantrieb und Tank unterhalb des Sattels, aber sie hat bereits die
Pendelgabel. Wer noch weniger Geld ausgeben wollte, konnte auch ein
Modell mit starrer Gabel erwerben. Diese Combinette war das erste
Glied in einer langen Kette erfolgreicher Zündapp-Moped- und
Kleinkraftrad-Modelle, die alle über selbst entwickelte und
gefertigte Motoren verfügten.
|
|
|
Heinkel Perle |
|
Heinkel hatte zu Beginn der Moped-Ära gerade ein neues Geschäftsfeld
mit seinem legendären Roller „Tourist“ gefunden und brauchte
daher etwas Zeit, sich auch für einen Einstieg in die Moped-Szene zu
entscheiden. Als man dann ein Moped entwickelte, wollte man keine
Primitiv-Lösung, die die Väter der Gesetzgebung eigentlich mit der
Regulierung festschreiben wollten, sondern konziperte ein „HighTech“-Produkt
mit eigenem Motor, gegossenem Alu-Rahmen und
geschlossenem Kettenkasten, Telegabel und Schwinge hinten. Man schuf damit ein
hochinteressantes Fahrzeug, aber man verfehlte die Markterfordernisse,
so dass in den drei Produktionsjahren (1955 bis 1957) nur ca. 25000
Perlen produziert wurden.
|
|
|
Dürkopp Fratz |
|
Dürkopp war ein sehr traditioneller Fahrzeug-Hersteller mit PKW- und
Motorrad-Produktion mit eigenen Motoren schon vor dem ersten
Weltkrieg. In der Zwischenkriegszeit beschränkte man sich auf
konfektionierte Leichtmotorräder, und das war eine typische Strategie für die großen Fahrrad-Hersteller aus dem Großraum
Bielefeld. Nach dem zweiten Weltkrieg stieg Dürkopp aber wieder in
den Motorradbau ein und überbrückte mit Konfektionsmotoren die Zeit,
die benötigt wurde, um eigene Motoren zu entwickeln. Dürkopp gehörte
dann aber nicht zu den Pionieren der Moped-Szene, denn man entschied
sich erst, Mopeds und Moped-Motoren zu entwickeln und auf den Markt zu
bringen, nachdem man den Nürnberger Wettbewerber Ardie übernommen
hatte, der sich schon mit Mopeds beschäftigt hatte. Das Neckarsulmer
Museum besitzt dieses schöne Exemplar des Modells „Fratz II“ mit
dem Dürkopp M50-Motor aus dem Jahr 1957.
In den frühen 60er Jahren entschloss sich Dürkopp allerdings, aus dem
Markt für motorisierte Zweiräder auszusteigen und stellte somit auch
die Moped-Produktion ein.
|
|
|
Gritzner Monza de Luxe |
|
1958 war ein hartes Jahr in der deutschen
Zweirad-Wirtschaft, und so kam es zum Ende etlicher Firmen. Auch der
traditionsreiche Nürnberger Hersteller Mars ging in Konkurs. MARS
hatte als erster deutscher Hersteller bei den 50ern auf das
Sport-Moped gesetzt und war sehr erfolgreich damit. Die
Wortkombination MARS Monza war legendär unter der mopedbegeisterten
Jugend damals, schließlich durfte man mit dem Ding sogar auf die
Autobahn. Mit dem Gerät war man wer in der Szene. Daher fand MARS
beim Konkurs einen Abnehmer für die Fertigungseinrichtungen: Gritzner
Kayser in Karlsruhe übernahm die Fertigung der MARS-Mopeds und
fertigte, bzw. verkaufte besonders die Monza bis 1963, bevor die
Fertigungsanlagen von Pfaff, dem Mehrheits-Besitzer von Gritzner, nach
Griechenland weiterverkauft wurden. |
|
Miele K53
|
Miele in Gütersloh begann einst vor über 100 Jahren mit der Fertigung
von Butterzentrifugen und wendete das KnowHow über rotierende
Trommeln dann bei Waschmaschinen an, die noch heute gefertigt
werden. In der Zwischenzeit ließ man sich von der nahen
Bielefelder Zweiradszene inspirieren und baute natürlich auch
Fahrräder und deren motorisierte Abkömmlinge. So war es
keine Frage, dass man sich bei Miele auch rechtzeitig in’s
Moped-Geschäft begab. Allerdings orientierte man sich in
Gütersloh bereits 1961 weg vom motorisierten Zweirad, so dass
diese K53 aus dem Jahr 1960 schon die Endstation der
Miele-Moped/Mokick-Entwicklung darstellt. Sie weist alle
Details auf, die ein hochwertiges Mokick seinerzeit
charakterisierten wie Schwinge vorn und hinten, Doppelsitzbank
und den unverwüstlichen gebläsegekühlten
Dreigang-F&S-Motor.
|
Für die K53 galt natürlich ganz besonders
der alte
Miele-Werbeslogan:
„Du kommst stets leicht und schnell zum
Ziele, fährst Du ein Rad der Marke Miele!“
|
|
|
|
Maico Wiesel
|
|
Durch den 125er Motors M125 gelang es Maico, sich von einem Konfektionär
zum Motoren-Hersteller zu entwickeln. Als man jedoch den sich
entwickelnden lukrativen Markt der Mopeds beobachtete und sich
selbstverständlich eine Stück von dem Kuchen abschneiden wollte,
entschied man sich, ein Fahrzeug dafür zu konfektionieren mit dem
F&S-Motor „50/2“, der ebenfalls zu den „Topsellern“ der
Szene gehörte, und der im ersten Modelljahr 1953 ebenfalls die
100000er Hürde mit Leichtigkeit übersprungen hatte.
Dieses dem Museum gehörende Modell mit gummigefederter
Hinterrad-Schwinge (heute würde man „Cantilever-Schwinge“ dazu
sagen!) stellte die Top-Version des Wiesel dar. Leider gelang es Maico
weder mit diesen Konfektions-Mopeds der 50er
noch mit den selbst motorisierten Kleinkrafträdern der 60/70er
Jahre, sich fest in der 50ccm-Szene zu etablieren.
Der erläuternde Text des Museums zum Wiesel nennt das Baujahr 1950,
aber zum einen gab es in dem Jahr den F&S 50/2-Motor noch nicht,
und dann gab es das Wiesel mit der Gabel dieses Exemplars erst ab 1955.
|
|
|
|
|
|
Hercules 217/3 |
|
Das Neckarsulmer Museum besitzt diese Hercules 217/3 aus dem Jahr 1957,
deren fahrtwindgekühlter F&S-Motor „50/3“ (50 G 3 S)
geschnitten ist. Hercules als uraltes Nürnberger
Zweirad-Unternehmen profitierte ganz besonders erst vom Boom
der Mopeds und dann von dem der Mokicks und Kleinkrafträder.
Die bei weitem längste Zeit dieser Epoche hielten die
Entwickler von Hercules an der Vorderradschwinge fest, die
geradezu zu einem Markenzeichen wurde. Allerdings waren die
Konstruktionen dann wesentlich simpler aufgebaut als das
exotische Federungssystem der 217/3.
|
|
|
|
|
|
Zweirad Union
155 |
|
Das wohl gewagteste Styling aller 50er dieser Zeit hat wohl das Modell
115/155 der Nürnberger Zweirad Union aufgewiesen, dem der Volksmund
den unsterblichen Namen „Blechbanane“ verliehen hat. Die 1958 aus
der Fusion von DKW, Victoria und Express entstandene Zweirad Union kam
später unter die Kontrolle von F&S, und das Modell 155, das als
Victoria Kavalier und DKW
Hummel vertrieben wurde, wurde durch das viel ansprechender gestylte
Modell 159 abgelöst. |
|
|
|
|
|
Kreidler K51 |
|
|
|
|
Wie bei Heinkel witterte man auch bei
Kreidler in der
Nachkriegsmotorisierung mit neuen Fahrzeugkategorien wie Roller und
Moped den kommerziellen Erfolg und begab sich also in ein neues Geschäftsfeld,
mit dem man bislang nichts oder nur wenig zu tun gehabt hat.
Kreidler schuf also bereits 1950 weit vor dem Moped-Boom sein erstes
eigenes motorisiertes Fahrzeug mit dem Modell K50, das dann 1953 fast
perfekt in die Moped-Regulierung passte. Aber leider nur fast, denn es war gemäß der ersten
Moped-Definition zu schwer, um von der Moped-Definition profitieren zu
können. Das hieß, man brauchte damals den Führerschein IV, um es im
Straßenverkehr bewegen zu dürfen. Kreidler schuf dann „gschwind“
(wie es schließlich typisch schwäbische Art ist) mit dem Modell
„Junior“ (J50) ein „echtes Moped“, und das war keine große
Kunst, denn der Antrieb mit dem eigenen Motor war ja bereits
vorhanden.
Bei Kreidler blickte man aber nach vorn und wollte sich in Richtung
Motorrad entwickeln. So gab es ab 1954 eine Version der K50, die sogar
auf die Tretkurbeln verzichtete, um dem Motorrad näher zu kommen: das
Modell K51. Kreidler hat damit eigentlich bereits 1954 das Mokick
definiert, das der Gesetzgeber erst zu Beginn der nächsten Dekade
festlegte. Der K51 war allerdings kein langes Produktionsleben
beschieden, denn es kam eigentlich zu früh. Als sich Kreidler
entschied, sich mit seinen Produkten noch stärker in Richtung
Motorrad zu bewegen, führte das dann zum weltberühmten
„Florett“, und während der Entwicklung des Florett wurde 1956
bereits die Produktion der K51 beendet.
Das Florett kennt fast jeder und der liegende Zylinder des neuen
Kreidler-Motorkonzepts hat dann die Kreidler-Motoren-Technik
definiert, bis man sich Jahrzehnte später bei der Entwicklung der
80er entschied, dieses Motorkonzept aufzugeben. Da viele
Kreidler-Interessenten ab den 60er Jahren die Kreidler-Produkte aus
der Vor-Florett-Zeit nicht kennen und sich daher kaum vorstellen können,
dass es motorisierte Kreidler-Zweiräder in den 50er Jahren ohne
liegenden Zylinder gab, ist es um so mehr zu begrüßen, dass die K51
in dieser Ausstellung gezeigt werden konnte.
|
|
Kreidler Florett |
|
|
|
Kreidler Florett „Sportsatz“
|
|
Kreidler betrieb ab der Markteinführung des Florett eifrig Sport
mit dem neuen Modell, und da sich der Motor äußerst geeignet für
Leistungssteigerungen erwies, gab es schon bald ein Werks-Rennteam,
das 1961 den neu eingeführten FIM-Cup gewann mit dem großartigen H.-G.
Anscheidt im Sattel. Als es ab 1962 eine WM gab, kämpfte man hart mit
den japanischen Marken, die über ein vielfaches an Budget für den
Rennsport verfügten im Vergleich zu den Kornwestheimern. Leider
gelang es Kreidler bis zur Aufgabe der GP-Beteiligung im Jahr 1965
nicht, einen WM-Titel zu erringen. Die wurden dann aber ab den 70er
Jahren quasi im Abonnement errungen. In der Zeit nach 1965 darf man
die von Kreidler erzielten Weltrekorde nicht vergessen, wobei sich
Rudi Kunz als vollwertiger Ersatz für den zu Suzuki gewechselten H.-G.
Anscheidt erwies.
Als die FIM ab 1969 für eine neue „Formel“ des 50er WM-Reglements entschied, erkannte
Kreidler rasch, dass man nun wieder mit einem Motor auf Basis des
Florett-Serienmotors mit guten Chancen im 50er Rennsport teilnehmen konnte. Daher wurde ein „Sportsatz“ entwickelt, mit dem die Leistung
des Florett-Serienmotors auf immerhin 9,5 PS angehoben wurde. Das war
eine gute Basis für viele am 50er Rennsport Interessierte, z.B. in
den Ausweissport einzusteigen, und es war eine ebenso gute Basis für
viele Tuner, den Motor mit eigenen Verbesserungen noch schneller zu
machen.
Das in der Ausstellung gezeigte mit dem Sportsatz ausgerüstete Florett
ist jedenfalls ein würdiger Abschluss der Ausstellung, um zu zeigen,
was entwicklungstechnisch aus den Fahrzeugen wurde, die ab 1953 als
Mopeds zahlreich auf den deutschen Straßen fuhren.
|
|
|
|
|
Zweiradmuseum
Neckarsulm
www.zweirad-museum.de
|