Friedel
Münch Museum
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Genialen
Konstrukteuren gebühren Denkmäler. Friedel Münch, Erbauer der
legendären „Mammut“, gehört dazu. Schließlich war seine 1100er
Vierzylindermaschine 1966 das erste Big-Bike. Im „Friedel Münch Museum“
steht inzwischen eine ganze Mammutherde.
Deutsche
sind tierlieb. Keine Frage. Katzen und Hunde gehören zum Familienleben.
Es gibt aber auch noch ganz andere „Haustiere“, zum Beispiel die
Mammuts. Bei Familie Groh in Walldorf ist das jedenfalls so. Wilhelm
Groh ist sogar leidenschaftlicher Mammut-Sammler. Mehr als zwei Dutzend
dieser seltenen Rasse besitzt er bereits. Doch mit den längst
ausgestorbenen Zottelviechern aus der Urzeit hat seine rollende Herde
ganz und gar nichts zu tun. Seine Mammuts sind Münch Motorräder.
Den Namen „Mammut“ hat das Geschoss dem ehemaligen
Motorrad-Tester Ernst „Klacks“ Leverkus zu verdanken. Als nämlich
Friedel Münch am 27.2.1966 sein neues Motorrad der Presse vorstellte,
war die Fachwelt geplättet. So etwas hatte man bis dahin noch nicht
gesehen. Eine Straßenmaschine mit 1100 ccm Vierzylinder-Automotor, 55
PS stark und über 180 Sachen schnell. Und weil dieser Donnerbolzen so
groß, schwer und mächtig war, gab es nur eine passende Bezeichnung, und
die lautete „Mammut“.
Beim Prototyp sollte es nicht bleiben. Im Herbst des gleichen Jahres
stand bei der IFMA in Köln die zweite Mammut. Doch diese Bezeichnung
durfte das riesige Bike nicht lange tragen. Dummerweise hatte sich ein
anderer Motorradhersteller dieses Firmenlogo schützen lassen. Um keinen
Ärger zu bekommen, taufte der hessische Konstrukteur sein Motorrad in
„Münch-4“ um. Offiziell jedenfalls. Münchfans und der Rest der Welt
sprachen weiterhin nur von „der Mammut“. Das war damals so, und daran
hat sich bis heute nichts geändert.
„Die Münch-4 wurde von 1966 bis 1980 gebaut. Genau 476 Maschinen
entstanden, keine mehr und keine weniger. Davon existieren weltweit
heute noch rund 250 Motorräder. Wem sie gehören und wo sie stehen, ist
in fast allen Fällen bekannt“, erzählt Wilhelm Groh. Der Walldorfer
muss es wissen. Er ist 1. Vorsitzender des „Münch-4 Clubs e.V.“ und
stolzer Besitzer des „Friedel Münch Museums“.
Wilhelm
Groh ist echter Münchfan, und das bereits, seit er als Sechzehnjähriger
am Hockenheimring zum ersten Mal eine Münch-4 TTS 1200 gesehen hatte.
Und wie es überall und immer mit solchen Leidenschaften ist, wurde
zunächst alles, was über dieses Super-Motorrad zu bekommen war,
gesammelt. Schon bald war ein dicker Ordner mit Prospekten,
Preislisten, Aufklebern, ausgeschnittenen Werbeanzeigen, allen
möglichen Zeitungsveröffentlichungen und Testberichten gefüllt. Diese
Begeisterung wurde fast
20 Jahre lang gepflegt, jedoch ohne dass der Mammutfan je eine Münch-4
selbst besaß. Dafür fuhr Groh große Motorräder von Honda, Kawasaki,
Benelli und BMW. Mitte der achtziger Jahre war es dann aber doch
soweit. Erst war es eine Münch-4, bald folgte die zweite und eine
dritte. Zu Friedel Münch entwickelte sich im Laufe der Zeit eine feste
Freundschaft, der, was man kaum für möglich hält, kein einziges
Motorrad selbst besitzt. Bei Wilhelm Groh wurden es dagegen immer mehr. Und
weil sich im Laufe der Jahre auch noch so viele Sachen drumherum
angehäuft hatten, beschloss der rührige Mammutfan, ein privates Museum
zu eröffnen. Das war im Herbst 1994.
Die Wände
des kleinen, aber feinen Museums sind mit Schätzen aus der Sammlung
dekoriert. Doch ganz gleich ob Konstruktionszeichnungen, Poster,
Pokale, Fotos, Münch-Bremse, Elektron-Schaufelrad, Fahrwerk, Wimpel
oder Typenschilder, alles hat nur mit einem zu tun: der Mammut.
Natürlich auch die über 30 Tanks im Regal, jeder ist ein echtes
Münch-Exponat. Denn genau wie es bei der Münch-4 im
herkömmlichen Sinne nie eine Fließbandfertigung gab, haben die
Spritfässer alle eine andere Form und Farbe. Nicht nur, dass der Kunde
individuell die Tankgröße wählen konnte, auch wurde der Knieschluss haargenau auf die Größe und Sitzhaltung des Fahrers angepasst.
Diese Abwechslung setzt sich bei der Zusammenstellung der Maschinen fort. Denn jede, für sich betrachtet, ist ein individuelles Einzelstück. Die älteste Mammut in der Grohschen Herde ist die mit der Rahmennummer
17. Sie wurde 1967 gebaut und hat nachweislich 267.000 km auf dem Buckel. Einen
besonderen Fang machte Wilhelm Groh Mitte 1998. In Frankreich entdeckte
er die Münch-4 mit Chassis-Nummer 31, es war Mitte 1967 die erste
Mammut mit 88 PS und 1200er Triebwerk. Davor hatte Friedel Münch den
NSU 1000 TT-Motor mit 1085 ccm und 55 PS verwendet. Als Kawasaki 1972
die bärenstarke Z 900 auf den Markt brachte, setzte der Hesse sofort
noch eins drauf. Er modifizierte sein Big-Bike mit Einspritzanlage, und
somit war die Münch-4 TTS-E 1200 mit 100 PS und 245 Sachen Spitze noch
vor der „Z1“ weltweit das schnellste Serienmotorrad. Vom „E“-Typ stehen
im Museum gleich vier Maschinen. Der
Großteil der Mammuts ist picobello restauriert und jederzeit
einsatzbereit. Andere wiederum zeigen deutlich ihre Gebrauchsspuren.
Sie sind durch die Bank weg fahrbereit und in gutem technischen
Zustand, aber eben noch genauso, wie sie von ihren Vorbesitzern gekauft
wurden. Inwieweit diese Maschinen allerdings noch so sind, wie sie
einst das Münch-Werk in Altenstadt verlassen haben, lässt sich kaum
noch sagen. Einige verfügen über Modifikationen, die aus späterer
Fertigungszeit stammen, bei anderen ist Zubehör montiert, und andere
wiederum wurden durch kosmetische Maßnahmen, wie zum Beispiel
vernickelter Rahmen, verchromte Ventildeckel, polierte Gehäusedeckel
oder spezielle Lackierung nachträglich veredelt.
Prachtstücke der Kollektion sind
zweifellos Daytona-Bombe, Münch-3, Turbo, Sport-Münch, Titan 1600 und
das Münch-Gespann. Mit der Daytona-Bombe wollte Friedel Münch 1970 im
Speed-Way von Daytona Beach einen Weltrekord aufstellen. Die
Voraussetzungen waren gut. Ferdinand Kaczor schaffte mit der 125 PS
starken Renn-Münch auf Anhieb 284 Stundenkilometer. Doch schon nach
einigen Runden flogen die Profil-Blöcke aus dem Hinterreifen. Damals
gab es eben noch keinen Pneu, der die immensen Strapazen aushielt. Aus
dem Rekord wurde nichts, dafür hat die Daytona-Bombe nun einen
Ehrenplatz im Museum gefunden. Die Münch-3 ist ein Prototyp mit 700er
Dreizylinder-Zweitakt-Motor, der allerdings nie endgültig
fertiggestellt wurde und somit
genauso wenig je in Serie ging. Von der Turbo wurden insgesamt nur sieben Exemplare gebaut, Groh hat eine. Bei
der Sport-Münch sucht man die Münch-typischen Elemente vergeblich.
Modernes Gussrad mit Doppelscheibenbremse vorne, Sportlenker und
Habermann-Verkleidung gehörten so ganz und gar nicht zum Bild der sonst
so gewaltigen Mammut, waren aber ausdrücklicher Wunsch eines Kunden.
An dieser Stelle sei eine Anmerkung erlaubt. Im Schaffensdrang von
Friedel Münch stand die Formel „geht nicht, gibt es nicht“ immer
ganz oben. Schließlich hat er 1966, als kein Mensch mehr ans Motorrad
glaubte, den Traum vom Big-Bike verwirklicht, und er war der erste, der
eine Gussfelge fürs Hinterrad und eine Einspritzanlage verwendete. Nach
der eigentlichen Münchfertigung baute Friedel Münch natürlich auch
weiterhin Motorräder. Eine davon ist die Titan 1600, im Prinzip ist es
aber auch eine Münch-4. Münch-Gespanne gab es ab Werk allerdings auch
nie. Es sind private Umbauten, nach Wissen von Wilhelm Groh laufen nur
fünf Münch-Dreiräder. Eine ganz wichtige Maschine verdient es, zum
Schluss noch erwähnt zu werden: die 50er Mammut von 1958. Und die ist
tatsächlich echt. Es ist ein Moped von haargenau dem Hersteller, der
1966 Friedel Münch untersagt hatte, den Namen Mammut zu verwenden.
Wilhelm Groh hat gut lachen und erklärt mit einem verschmitzten
Schmunzeln: „Nicht jeder, der behauptet, in seinem Leben eine Mammut
gefahren zu haben, hat auch gleichzeitig eine Münch-4 gehabt ....“
Mit
dem „Friedel Münch Museum“ schuf Wilhelm Groh ein Denkmal, das den
Namen eines Mannes trägt, für den Motorräder stets der Mittelpunkt
seines Lebens sind. Die Münch-4 ist ein Meilenstein in der
Motorradgeschichte und ein technisches Kulturgut in der deutschen
Zweiradhistorie.
Adressen:
Münch 4-Club e.V. und
Friedel Münch-Museum
Wilhelm Groh
Schwetzinger Straße 48
69190 Walldorf bei Hockenheim
Tel.: 06227 / 9178
Fax: 06227 / 63741
Mobil: 0160 625 4500
e-mail: MuenchMuseum@aol.com
www.muenchmuseum.de
Eintritt kostenlos, Besuche aber nur nach telefonischer Absprache.
Münch-Motorräder
DBH-Motorradtechnik
Am Güterbahnhof Ost
21337 Lüneburg
Tel.: 04131/ 850747
Autogrammadresse
Friedel Münch
Am Höhenblick 18
63674 Altenstadt-Rodenbach
Das Münch-Buch
„Die Legende Friedel Münch und seine Motorräder“
Preis:
49
.00 EURO zuzüglich 6.00 EURO für
Porto und Verpackung.
Winni
Scheibe
Burgstraße 16
34454 Bad Arolsen
Tel.: 05691/ 7814
Fax: O5691 2109
e-mail: Winni-Scheibe@t-online.de
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Text & Fotos: Winni Scheibe
www.classic-motorrad.de
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