Dieter Beer verstorben
von Manfred Woll

 

Als Anfang dieser Woche der Anruf von Dieter Beers Tochter Christine kam, wurde das Befürchtete zur Gewissheit: Dieter war am 29.1.2022 seinem lange erduldeten Krebsleiden erlegen. Damit ist der Mann nicht mehr unter uns, dessen Leben ganz im Dienste des MZ-Straßenrennsports stand, wie es ähnlich nur noch Walter Kaaden zugeschrieben werden kann.

Beer mit Degners Trainingsmaschine sachsenring 1961Dieter Beer wurde 1935 in Marbach im Kreis Flöha geboren, lernte im Lehrkombinat in Zschopau den Beruf des Maschinenschlossers und kam, Motorsport begeistert wie er war, 1954 in die MZ-Sportabteilung zu Walter Kaaden. Eingearbeitet von Rahmenbauer Georg Weber wurde er zu einem hervorragenden Schweißer und qualifizierte sich in der Folge zum Fahrwerksbauer der MZ-Rennmaschinen. Kaaden war von seinen handwerklichen Leistungen beeindruckt und bescheinigte ihm darüberhinaus großes persönliches Engagement und selbständiges Arbeiten. Da er auch motortechnisch versiert war und ein gutes Händchen für die Vergasereinstellung bewies, wurde er schnell zum Chefmechaniker des Teams. Da er mit der englischen Sprache einigermaßen zurecht kam, konnte er auch größere Aufgaben übernehmen wie etwa 1964 mit Rosner als Fahrer und einer 250er MZ nach England zu Lucas fahren, um deren Zündanlage an die MZ anzupassen. Alle Fahrwerksentwicklungen folgten seinen Ideen, bis hin zur Cantilevermaschine 1977. Gegen Ende des MZ-Straßenrennsports, als sich Kaaden immer weniger um diese Sparte kümmern konnte und Gruppenführer Salevsky eher wenig Sachkenntnis besaß, wurde er zum stellvertretenden Gruppenführer dieser Abteilung ernannt. Wie sehr und ausschließlich er dem Rennsport verbunden war, ging aus seiner Entscheidung hervor, nach Ende des MZ-Rennsports nicht in die Geländeabteilung zu wechseln wie es die Kollegen taten, sondern die Sportabteilung zu verlassen. In der Folge und bis zu seinem Renteneintritt arbeitete er als Meister in der Lehrlingsausbildung des Zschopauer Werks.

Beer Halle 1963Über all die Jahre im Rennsport war seine Arbeit geprägt von Ruhe und Bedacht, nie ließ er sich zu unüberlegtem Handeln verleiten. Dabei war er wenig gesprächig und ließ lieber Taten sprechen. Auch blieb er bei teaminternen Streits - von denen es viele gab - immer neutral und er hatte so das uneingeschränkte Vertrauen der Teammitglieder. Mit dieser zurückhaltend bedächtigen Art war es für den Historiker oft schwer, das bei ihm schier unbegrenzt vorhandene Wissen um die MZ-Renngeschichte abzufragen, doch hat er einen großen Teil zum Erhalt dieser Historie beigetragen.

Während seine Zeit im Rennteam anhand von vielen Fotos und Textbeiträgen gut dokumentiert ist, blieb der Privatmann Dieter Beer weitgehend unbekannt. So hatte er früh seine Frau Eva geheiratet, mit der er ein erfülltes Familienleben führte, mit drei Töchtern und einem Sohn, welche alle noch am Leben sind. Doch schon 1989 schlug das Schicksal zu, seine Frau starb und ließ ihn mit den Kindern zurück. Er hatte dann nochmal für viele Jahre eine neue Lebensgefährtin, doch auch die verstarb 2019. Schon vorher hatte er sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, doch danach hielt er nur noch mit den engsten Familienmitgliedern Kontakt. So war seine Krebserkrankung nur dem engsten Freundeskreis bekannt und für seine Fans kam sein Ableben eher überraschend.

Bei all der Trauer um einen der letzten Großen aus der MZ-Straßenrenngeschichte mag es tröstlich stimmen, dass er die Erfüllung eines Wunschs noch erleben durfte, die Dokumentation des zweiten Teils der MZ-Renngeschichte - seiner MZ-Renngeschichte. Er konnte zwar die Texte nicht mehr lesen, erkannte aber die Orte und Personen auf den Fotos und nahm dies erfreut zur Kenntnis.

Dieter, ruhe in Frieden, Du bleibst bei Deinen Fans unvergessen!


Beer mitte Kaaden links Fügner rechts. Testfahrten Bautzen 1955

Beer Norisring 1956Beer mit Taveri St.Wendel 1959

Dieter Beer links Hackebeil rechts Zschopau 1998

Fotos: Archiv Woll