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Großer Preis von Bayern – Kampenwand Historic 2022

von Jochen Bangert

 

Aschau. Lange Zeit fiel kaum ein Tropfen Regen im bayrischen Priental, doch ausgerechnet am Wochenende der Kampenwand Historic öffnete der Himmel in der Nacht vom Freitag und fast den gesamten Samstag seine Schleusen. Den Wassermassen hielt da im Fahrerlager manches Vorzelt 001 Motto für den Samstagnicht stand und froh war, wer Gummistiefel eingepackt hatte. Doch wer dachte, dass das der Stimmung bei den Fahrer und Fahrerinnen und auch den hartgesottenen Zuschauern einen großen Abbruch tat, der hatte sich da mächtig getäuscht. Vielleicht hatte man einfach zu lange darauf warten müssen, dass auf dem Gelände bei der Festhalle und direkt unter dem Schloss, wieder die Motoren dröhnten.
Bemerkenswert was das kleine Team rund um Manfred Stein wieder auf die Räder gestellt hatte und anscheinend muss solche Begeisterung ansteckend sein. So gab es nicht nur Lippenbekenntnisse sondern vielmehr tatkräftige Unterstützung durch die Gemeinde und das Landratsamt. Auch eine Vielzahl von Motorrad- und Autohändlern gaben sich nicht mit einem kleinen Inserat im Programmheft zufrieden, sondern war mit aktuellen Modellen der von ihnen vertretenen Marken vor Ort. Und die standen nicht nur unterm Pavillon, sondern wurden in unkomplizierter Absprache abwechselnd eingesetzt, um die Maschinen der einzelnen Klassen an den Zufahrten aus den verschiedenen Fahrerlagern zu sammeln und in die erste Runde zu führen.
In neun Soloklassen und deren drei für die Gespanne gab es eine Bandbreite an Exponaten zu bestaunen, die mehr als beeindruckend war. Wer beklagt, dass bei den großen Oldtimer-Events kaum noch 144 Rudroff PreinVorkriegsmaterial zum Einsatz kommt, wurde hier eines besseren belehrt. Im Sattel von Maschinen, die vor nunmehr fast schon 100 Jahren entstanden, saßen nicht nur mehrere Damen, sondern auch die ehemaligen Rennfahrer Stefan Prein und Michael Rudroff. Die beiden lieferten sich mit breitem Grinsen unterm Helm auch im strömenden Regen ihre „Duelle“. Ausfälle gab es trotz der widrigen Bedingungen kaum, was für die sorgfältige Vorbereitung des alten Materials sprach.
Sicher nicht einfach zu bewältigen war der gerade mal knapp 800 m lange Kurs mit 7 Kurven für die 50cc Grand Prix Klasse. Und auch Fahrer der hubraumstärkeren Rennmaschinen mussten nicht nur auf dem Kopfsteinpflaster bei Start und Ziel der Gashand etwas Zurückhaltung auferlegen. Erinnerungen an frühere Motorradrennen wie am nahen Salzburgring kamen zum einen wegen den eingesetzten Yamaha TZs auf, zum andern aber auch bei einigen Fahrern. Namen wie Ingo Emmerich, Sepp Bader oder Markus Ober standen damals nicht nur im Programmheft sondern ganz oben auf den Ergebnislisten. Nach zwei Einstellfahrten und dem ersten Wertungslauf fand am Samstag noch das Rennfahrerdinner in der Festhalle statt und gerüchteweise soll auch danach in manchem Vorzelt nach gemütlicher Runde das Licht erst spät gelöscht worden sein.

Am Sonntagmorgen strahlte dann wieder die Sonne, passend zu der eindrucksvollen Kulisse bei der Andacht und Fahrzeugsegnung. Und jetzt strömten auch die Zuschauer. Zu ihren Lieblingen gehörten da die Gespanne mit den akrobatischen Einlagen im Seitenwagen oder Drifts bei den modernen Formel-196 Meier Interiew mit Markus ReiterbergerGeschossen mit ihren potenten Vierzylinder-Motoren. Durchs Feld der GP-Klasse pflügte der frisch gekürte IDM-Superbike Meister Markus Reiterberger auf seiner BMW. Nach absolvierten Runden wurden er und seine Mitkämpfer nicht einfach ins Fahrerlager zurück geschickt, sondern zum Gruppenfoto und Interview im Infield gebeten.
Da musste Streckensprecher Karl Meier, der gekonnt und informativ durchs Wochenende geführt hatte, schon immer mal die Uhr im Auge behalten. Schließlich stand zum krönenden Abschluss noch die „Schnapsglasklasse“ am Start. Meist auf Kreidler, aber auch mit Marken wie Itom, Uhl-Stein, Minimot und Monark war da aufgefahren worden, was einst in der Hochzeit der 50er zum Renneinsatz kam. Natürlich hatten auch deren Fahrer wie Rainer Pommer oder der Schweizer GP Pilot Rolf Blatter noch einiges ins Mikrofon zu erzählen. Da blieben die Zuschauer gerne und auch bei der abschließenden Pokalvergabe waren die Tribünen noch immer gut gefüllt.

Typisch bayrisch hatte Veranstalter „Stonie“ Stein auf die Frage nach dem Termin für den nächsten Großen Preis von Bayern mit „schau mehr mal“ geantwortet, aber alle wünschen sich spätestens in zwei Jahren eine 7. Auflage der Kampenwand Historic.


211 Start 50ccm GP Klasse

062 GP 50 Klasse 082 wir fahren trotzdem

208 Schönramer Sidecar Team Senior und Junior 125 Boliden

164 Markus Reiterberger 157 GP Klasse

 016 Youngtimer über 350cc  008 Vintage Klasse vor 1949

 072 die ältesten Gespanne im Feld  072 Helmut Müller

181 Rudroff Ober Bader 071 Rudroff Ober Bader

107 unterm Schloß 028 durchgeschüttel auf Kopfsteinpflaster

199 Stoni bedankt sich 106 Gottesdienst

Text & Foto: Jochen Bangert

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