Ohlsdorf/Oberösterreich. Oldtimermuseen gibt es viele und darunter auch einige, die ausschließlich Zweiräder und Gespanne beherbergen. Aber dass sich eine Sammlung ausschließlich dem Trialsport widmet, dürfte einzigartig sein. Deshalb trägt es den Titel „1. Europäisches Motorrad Trial Museum“ wohl absolut zu recht. Schon alleine die Geschichte, wie es entstand, ist interessant. Hartwig Kamarad begann 1966 im Alter von 17 Jahren mit dem Trialsport. Nach ersten Erfolgen mit einer Sachs 50cc kam eine selbst aufgebaute Zündapp 100cc zum Einsatz, die später durch käufliche Modelle von Montesa und Bultaco ersetzt wurde. Nach 13 Jahren hatte Hartwig viele Starts national und international absolviert und Erfolge auch in der Europa- und Weltmeisterschaft feiern können. Sein neues Betätigungsfeld lag im Automobilsport, ob mit Porsche bei der Rallye-Cross Staatsmeisterschaft oder auf BMW im Tourenwagenrennsport. Zufällig entdeckte er dann 1999, dass es auch Oldtimertrials gibt. Flugs war die noch vorhandene Bultaco reaktiviert und ihr Pilot wieder unterwegs. Zu der einen Maschine kam schon bald eine zweite und auch noch eine dritte dazu. Die Frage eines Freundes „Machst du jetzt ein Museum auf?“ war dann die Initialzündung und wurde tatkräftig in Angriff genommen. Der frühere Partyraum der Söhne im Dachgeschoss der großzügigen Doppelgarage seines Anwesens wurde entsprechend hergerichtet und gestaltet. Nicht alle der zwischenzeitlich über 40 Maschinen gehören dem Museumsinhaber selbst, einige davon sind auch Leihgaben. Gerne führt er nach Absprache kleinere Gruppen aber auch Einzelpersonen durch die Sammlung und weiß zu jedem Ausstellungsstück auch dessen Geschichte oder Besonderheit. Und die Bikes stehen nicht einfach nur da, sondern sind garniert mit Postern und Bildern von Fahrern, die mit diesen Modellen große Erfolge bis hin zu Weltmeistertiteln errangen. Älteste Maschine derzeit ist eine englische DOT von 1955, gefolgt von einer Greeves aus dem Baujahr 1962. Dass dann die spanischen Marken Ossa, Bultaco und Montesa in dieser Sportart erfolgreich waren, belegen gleich mehrere Exemplare. Das zunehmende Engagement der großen japanischen Werke aber auch von kleinen Herstellern wie SWM, Fantic oder Garelli belegen entsprechende Stücke. Eine Puch Yeti und eine KTM T 325 sind Prototypen und teilen das Schicksal, dass sie nie in Serie gingen. Erwähnung finden muss auch eine Fantic FM 450, die im Alpin-Umrüstsatz Lift- und Hüttenbesitzer mit Ski statt Vorderrad und einem Gummikettenantrieb den winterlichen Alltag erleichtern sollte. Die von Hartwig lehnte im Sommer an einer Hüttenwand mit der Folge, dass die Sonne den Tank auf der einen Seite ausbleichte, während er auf der anderen Hälfte im kräftigem Rot strahlt. Und das bleibt so, denn sonst wäre diese Besonderheit ihrer persönlichen Geschichte beraubt. Und wer sich beim Rundgang fragt, warum da Stiefel rumstehen, der muss nur einen Blick auf die daneben liegende Werbung der ehemaligen österreichischen Firma Kastinger werfen. Dieser Hersteller wollte neben Ski- und Wanderschuhen auch vom Boom bei den Motorrädern profitieren und hatte sich Hartwig Kamarad nicht nur als Berater sondern auch als Fotomodell an Land gezogen. Gage war ein speziell angefertigtes Paar für den Trialeinsatz. Man sieht, bei einem Besuch im Trial-Museum erfährt man vieles und sollte dafür aber auch genügend Zeit mitbringen.
Infos: www.trialgarten.at |