Der Motorradrennfahrer Martin Wimmer war vor 45 Jahren auf einer Yamaha XS 400 ccm 1978 der erste Yamaha-Cup-Sieger in Deutschland. Der 21-jährige Student siegte bei fünf von acht Rennen und wurde einmal Zweiter beim Bergrennen in Freiburg. Wimmer gewann schon das zweite Rennen in Wunstorf, dann zweimal auf dem Nürburgring, in Augsburg und beim Dahlemer Binz-Rennen. Sein erstes Motorradrennen ist der Münchner 1976 beim Rusel-Bergrennen bei Deggendorf gefahren.
«Ich bin dort mit einer Serienmaschine hingefahren und habe den 15. oder 16. Platz belegt», erinnert sich Wimmer. «Beim Bergrennen bin ich ganz früh die Strecke schon abgefahren, dort gab es ja noch keine Renntrainings und zum Hockenheimring war die Entfernung über 300 Kilometer weit gewesen. Mein erstes Rundstreckenrennen habe ich dann beim Fischereihafenrennen 1977 in Bremerhaven bestritten. Ich hatte gelesen, dass Rolf Witthöft mit einer Gelände-Zündapp dort gewonnen hat und habe mir auch eine Zündapp 125 ccm gekauft», ging er näher ins Detail. «Ich wusste allerdings nicht, dass er Werksfahrer von Zündapp war. Meine Maschine hatte 10 PS weniger, aber ich hatte Glück, dass es beim Training regnete und dort der Streckenbeleg mit dem Kopfsteinpflaster sehr glatt und rutschig ist. Ich stand dann sensationell trotz Leistungsmangel als Trainingsschnellster in der ersten Startreihe und hatte vorher im Reglement gelesen, dass es bei einem Frühstart von Fahrern dann einen Neustart gibt. Da einige Fahrer früher losgefahren sind, bin ich stehengeblieben, aber der Rennleiter machte keinen Neustart. Ich bin dann als Letzter dem Feld hinterher gefahren und stand am Ende als Dritter auf dem Podium.»
«Das Rundstreckenrennen hat mir gefallen, weil man Gegner überholen kann. Ich habe dann in der Zeitschrift Motorrad gelesen, dass Yamaha einen Markencup neu veranstaltet und dachte mir, das ist eine günstige und gute Gelegenheit. Das Geld für den Motorradkauf von 5400 DM habe ich mir durch einen zweiwöchigen Brezelverkauf mit 2500 DM Verdienst im Hacker-Zelt beim Oktoberfest verdient und im Dezember habe ich noch einen Monat bei einem Schrotthändler gearbeitet. Ich hatte schon damit gerechnet, dass ich vorne dabei bin. Für den Gesamtsieg gab es 3000 DM und pro Laufsieg 300 DM bei den acht Rennen. Da ich die Maschine am Jahresende wieder verkaufen konnte, bin ich bei meinem Einstieg in den Motorradrennsport eine Saison umsonst gefahren», rechnet der spätere dreifache GP-Sieger vor.
«Als bei der ersten Yamaha-Veranstaltung die Kombis und Helme verteilt wurden, wurde ich von Theo Hoffmann als Erster aufgerufen mit der Startnummer 1, weil ich mich als Erster angemeldet hatte. Die Maschine musste ich über den Yamaha-Händler Spaett bestellen. Dort war der Rennfahrer Helmut Lichtenberg Werkstattmeister und er hat mich technisch unterstützt. Ich habe die Yamaha auf dem Autobahnkreuz München-Ost eingefahren. Dort war ein Straßen-Kleeblatt bei dem Autobahnkreuz und ich bin zweieinhalb Stunden immer rechts herum gefahren, am Ende hatte ich auf der rechten Seite kein Profil mehr auf dem Reifen drauf. Das war aber ein gutes Training.»
«Der Höhepunkt in dieser Saison war das Yamaha-Cuprennen als Rahmenprogramm beim Deutschland-Grand Prix auf der legendären Nordschleife vom Nürburgring 1978. Ich bin dann in den Sommerferien zwei Wochen vor dem Rennen in die Eifel gefahren und habe jeden Tag zehn Runden dort trainiert. Beim ersten Zeittraining vom Yamaha-Cup fuhr ich eine Rundenzeit von 10 Minuten und 15 Sekunden und war 30 Sekunden schneller als der zweitplatzierte Cup-Fahrer. Die Verantwortlichen haben dann mein gesamtes Motorrad in alle Einzelteile auseinander gebaut und dachten, dass der Motor getunt war. Ich hatte aber nur ein paar Einstellungen am Fahrwerk vorgenommen, was erlaubt war», verriet Wimmer. «In Schräglage hat oft der Krümmer aufgesetzt. Ich habe dann den rechten mit dem linken Krümmer getauscht, dies hat ein paar Millimeter gebracht.»
«Am Ende der Saison gab es von Yamaha nur einen Scheck und einen Händedruck. Ich hatte mich dann bei Yamaha beschwert und auch Motorrad Spaett hat sich für mich eingesetzt und ich bekam dann über Herrn Manfred Weihe, der Yamaha-Deutschland-Chef war, einen Production Racer. 1979 bin ich dann damit Juniorenpokal gefahren und wurde Gesamtzweiter. 1980 habe ich auf dem Nürburgring meinen ersten WM-Lauf bestritten und habe in der 250 ccm Klasse mit dem neunten Platz gleich meine ersten WM-Punkte geholt. Im 350-ccm-Rennen ist meine Yamaha beim Bergwerk festgegangen und ich habe dann das legendäre Duell zwischen Jon Ekerold und Toni Mang vom Streckenrand aus verfolgt.
Den Jon Ekerold habe ich jetzt bei der Hockenheim Classic wieder getroffen. Auch den Yamaha-Cup-Sieger von 1987, Bernd Herrmann aus Walldorf in der Nähe vom Hockenheimring, habe ich bei der Classic gesehen. An den Hockenheimring habe ich gute und schlechte Erinnerungen», so Wimmer. «1985 habe ich das Regenrennen in der 250 ccm Klasse vor Weltmeister Freddie Spencer gewonnen. Ich wusste schon morgens, als es regnete, dass das mein Tag wird. Mit dem Sieg in Hockenheim hatte ich die WM-Führung übernommen und wurde am Ende WM-Vierter. Zwei Jahre später kam ich nach dem Grand Prix-Sieg in Jerez/Spanien als WM-Spitzenreiter nach Hockenheim und bin in der Sachs-Kurve im Training gestürzt. Durch eine Knöchelverletzung habe ich ein Rennen verpasst und belegte auf dem Salzburgring mit einem Spezialstiefel von der Firma Daytona-Frey den zehnten Platz, am Saisonende bin ich WM-Achter geworden. Leider ist der Helmut Frey kürzlich verstorben.»
Martin Wimmer, der am 11. Oktober 2023 seinen 66. Geburtstag feiert, ist immer noch ein Tüftler und entwickelt zurzeit einen abgasfreien Wasserstoff 2-Takt Motor. «Ich habe ja schon vor über zehn Jahren mit meinem Mustermotor von MZ ein Miniblockheizkraftwerk entwickelt», betonte der dreifache Grand Prix-Sieger und Gewinner vom 8-Stunden Rennen in Suzuka/Japan.
Herzlichen Glückwunsch und alles Gute zum Geburtstag!