Italemmezeta 125 „Sport Junior“

von Manfred Woll

 

Der älteren Generation ist der Begriff des „Konfektionsmotorrads“ noch gut in Erinnerung, als solche Motorräder diverser Hersteller in den fünfziger Jahren mit kleinvolumigen Ilo- und Sachs-Einbaumotoren den Motorradmarkt prägten. Dabei haftete diesem Begriff damals durchaus etwas Negatives an, denn im Gegensatz zu den von namhaften Firmen als Einheit gebauten Motorrädern, bei denen Motor und Fahrwerk eigene Entwicklungen darstellten, wurden diese Konfektionsmotorräder mit Teilen verschiedener Zulieferer erstellt, wobei das Ergebnis nicht immer überzeugte.

Ganz anders verhielt es sich in der Vorkriegszeit, wo Motorräder mit Einbaumotoren von Herstellern wie Jap, Motosacoche, Sturmey Archer oder Rudge durchaus Spitzenmodelle verkörperten, man denke da nur an die Jap-motorisierten Brough-Typen. Und auch in späteren Jahren wurde der Ruf solcher Konfektionsmotorräder wieder aufpoliert, von Firmen wie Münch, Italjet, Rickman, Magni, aber vor allem von Bimota, deren Motorräder eine absolute Spitzenstellung einnahmen und die bis heute einen exklusiven Ruf genießen.

An diesen Ruf kamen die Motorräder von Italjet nie heran, die glänzten mehr mit ausgefallenem Design, auch wenn das eine oder andere interessante Modell im Angebot war. Wer kennt nicht die mit dem 650er Triumph-Twin befeuerten Modelle oder die auch bei uns verkauften 50er „Mustang“ mit Sachs-Motoren? Aber der Beginn dieser Firmengeschichte ist bis heute weitgehend unbekannt geblieben, was Leopoldo Tartarini Motogiro 1957auch an dem ursprünglich anders lautenden Firmennamen liegt: „Italemmezeta“. Ja, unter diesem Namen startete Firmengründer Leopoldo Tartarini mit von MZ gekauften Motoren 1960 durch, mit großem medialen Auftritt und durchaus ansprechenden Motorradmodellen, machte dann aber erstmal eine Bruchlandung.

Das war den damaligen Umständen geschuldet und brachte zum Glück nicht das Aus der jungen Firma, zwang Tartarini aber zum Umorientieren und zu einem Neustart im Segment der 50er Mopeds und Kleinkrafträder. Dies bedeutete aber das Ende der Verbindung zu MZ, was letztendlich auch mit der Änderung des Firmennamens von „Italemmezeta“ zu „Italjet“ dokumentiert wurde.

Die interessanteste Maschine aus dieser frühen Periode ist zweifelsohne die 125er „Sport Junior “ von 1961 und solch eine Maschine wird im „Klassik Motorrad“ Heft 1/2024 2024 Klassik Motorrad Titel vorgestellt, gefahren und technisch seziert. Diese Maschine kam in einem hervorragenden und weitgehend originalen Zustand aus Italien und gelangte über einen verstorbenen Sammler italienischer Motorräder schließlich in den Besitz des Autors. Nur beim Motor sollte auf Nummer sicher gegangen werden, wobei es sich bei der vorgestellten Maschine um den jetzt neu aufgebauten Zweitmotor handelt, welcher bei dem Kauf mit erworben wurde.

Im Rahmen dieser Vorstellung wird nicht nur die komplette Firmengeschichte in diesen Anfangsjahren dargestellt, es wird auch der Person des schillernden Firmengründers Leopoldo Tartarini breiter Raum gewidmet, denn nur seinen speziellen Fähigkeiten ist das Ent- und Fortbestehen dieser Firma zu verdanken. Die vielen Hochs und Tiefs der erstmals in allen Facetten erzählten Geschichte werden den Leser erstaunen und in seinen Bann schlagen, denn was dieser smarte aber knallharte Geschäftsmann Tartarini geleistet hat, lässt lange nach Vergleichbarem suchen und ist ein unvergessliches Stück italienisch-ostdeutscher Technikgeschichte.

Und ja, auch nach Deutschland gelangten damals einige dieser „Sport Junior“, importiert von zwei italophilen Motorradhändlern. Dies aufgrund einer total überzogenen Leistungsangabe des Herstellers, die mit diesen Motorrädern einen erfolgreichen Einsatz im nationalen Straßenrenneinsatz erhoffen ließ. Willi Metzger rechts 1962So startete der Karlsruher Rennfahrer Willi Metzger mit solch einer Maschine im Juniorenpokal 1962 und danach versuchte es der Pforzheimer Fahrer Kurt Dauth nochmals, der die Ital-MZ sporadisch bis 1965 einsetzte. Aber die Ergebnisse waren unter beiden Fahrern enttäuschend und die Maschine verschwand danach für immer aus den Starterlisten. Auch wenn es dieser „Sport Junior“ damals an Leistung mangelte, überzeugt sie heute noch mit ihrem rennmäßigen Erscheinungsbild und ist ein gesuchtes Sammlerstück.


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DSC 0515DSC 0600 Primärtrieb ist kräftig dimensioniert

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Italemmezeta 125 „Sport Junior“


Text + Fotos: Manfred Woll