Rückblick
4. Auerberg Klassik 2024
von Jochen Bangert
 

266 olaf Schairer BMW R 47Bernbeuren. Klares Fazit: Auch die vierte Auflage vom Revival des früheren Auerbergrennen war ein voller Erfolg. Dort, wo in den Jahren 1967 bis 1987 Motorräder und Autos bei Läufen zur Deutschen und Europäischen Bergmeisterschaft den „Schwäbischen Rigi“ erstürmten, traten Anfang September im Gleichmäßigkeitsmodus – aber beileibe nicht langsam – historische Maschinen an. Schon im Vorfeld hatte das kleine Organisations-Team eine schwierige Aufgabe zu bewältigen. Da die Zahl der Starter auf 220 begrenzt war, aber fast die doppelte Anzahl an Anmeldungen einging, musste eine Vorauswahl getroffen werden. Man merkte „Chef“ Hermann Köpf deutlich an, dass das keine einfache Aufgabe darstellte und jede Absage schmerzte.

Zustande kam auf jeden Fall ein interessantes Starterfeld. Mit dabei so mancher Lokalmatador aus der Gemeinde selbst oder der näheren Umgebung. Auch ein Zeichen dafür, dass der „Auerberg“ in der Bevölkerung einen guten Ruf hat und viel Unterstützung erfährt. Beim Blick in die Starterlisten hatte man fast das Gefühl, dass keine der bekannten Marken aus Europa fehlte und auch Modelle von Indian oder Harley-Davidson waren gleich mehrmals vertreten, sei es in der Vorkriegs- oder der Nachkriegsklasse bis 1959. Die jüngeren Jahrgänge bis 1979 traten nach Hubraum gestaffelt an und da spiegelte sich dann der Erfolg der japanischen Marken wider. Gut wie immer kamen beim Publikum natürlich auch die Gespanne an. Hier ließ sich die Entwicklung vom Motorrad mit angehängtem Seitenwagen hin zu den Formel-Rennern von Herstellern wie LCR und Windle bestens nachvollziehen.

Am Samstag ging es auch von den Temperaturen richtig heiß zu und es kam zu keinen nennenswerten Unterbrechungen, sodass alle Teilnehmer mindestens einen Lauf mehr als geplant unter die Räder nehmen konnten. Da warf mancher einen skeptischen Blick in den Tank, weil er sich nicht sicher war, 088 Helmut Dähneob er am Morgen genügend Sprit gebunkert hatte. An beiden Tag standen zahlreiche Zuschauer im Startbereich oder säumten die 3,5 Kilometer lange Strecke bis hoch zum Gipfelparkplatz. Diese Kulisse war auch für die Fahrer eindrucksvoll. Beifall gab es aber nicht nur für Ali Kaba vom Bodensee Classic Racing Team, wenn dieser seiner 6 Zylinder Honda CBX die Sporen gab. Zügig ließ es Helmut Dähne, wie gewohnt im rot-weißen Lederkombi, auf der orangefarbenen BMW R 90 S angehen.

Auch am Sonntag war trotz Regenvorhersage Petrus auf der Seite dieser Klassikveranstaltung. Erst bei den letzten Starts zum 3. Lauf begann es zu tröpfeln und dann bei der Rückführung richtig zu regnen. Schade, da fiel der Abschluss auf dem Marktplatz etwas ins Wasser.

030 auf dem MarktplatzDoch zum Flair der Auerberg-Klassik gehört noch viel mehr. So konnte man frei durch das Fahrerlager beim Sportgelände schlendern. Am Freitagabend platzte das örtliche Heimatmuseum aus allen Nähten, wurden dort nicht nur Filme aus alten Rennzeiten vorgeführt, sondern vielmehr durch Erzählungen früher Teilnehmer ergänzt. Im aktuellen Starterfeld übrigens auch der eine oder andere, welcher schon früher aktiv mit dabei war.

Auf dem Marktplatz sorgten an beiden Abenden die örtlichen Vereine und heimische Gastronomie für Unterhaltung und Verpflegung mit lokalen Schmankerln. Hier und auch an den Ständen entlang der Strecke kam ein einheitliches Pfandsystem zum Einsatz und mit wiederverwendbarem Geschirr ein Beitrag zum Umweltschutz. Eine Motorradausstellung mit exquisiten Leihgaben, unter anderem vom Deutschen Zweiradmuseum Neckarsulm oder dem Timmelsjoch Museum rundeten das ganze ab. Überall gab es was zu entdecken und ein Blick in das mit alten Ölkanistern und Blechschildern dekorierte Schaufenster des Tante-Emma-Ladens machte deutlich, dass die Bevölkerung wirklich mitmacht. Wohl kaum jemand im Ort war da nicht eingespannt. Auch an den Nachwuchs war gedacht, ob mit Hüpfburg, Malwettbewerb oder auf einem Übungsparcours mit Minibikes des Sponsors Indian.

Und wen einem dann noch ganze Familien und Gruppen in modischer Bekleidung von einst begegneten, fühlte man sich wirklich in alte Zeiten zurückversetzt.

Es gäbe noch vieles zu erzählen, so vielfältig waren die Eindrücke. Erwähnt werden sollte aber auf jeden Fall, dass wie schon 2022 - damals ein Projekt mit weiter Ausstrahlung - nachhaltiger Kraftstoff zum Einsatz kam. Zum Aushängeschild und beliebten Fotomotiv hatten sich wieder die Sprünge des Starters beim Schwenken der Flagge entwickelt. Unermüdlich auch Streckensprecher Karl Meier, der ohne Pause – es sei denn die Lautsprecheranlage fiel mal aus – fundiert informierte und einen an seinem umfangreichen Wissen teilhaben ließ. Spontan hielt der auch einmal das Mikrofon Teilnehmern hin oder fragte beim Publikum nach, wie es ihnen denn gefalle. Da war das Fazit eindeutig: Spitze.

Wer nicht beim bayrischen Goodwood im Allgäu war, hat klar was versäumt. Dank an das Orga-Team: Ihr habt einen tollen Job gemacht.

Infos: www.auerberg-klassik.de


487 Orga Team und Streckensprecher 434 im Gespräch Karl Meier mit Hermann Köpf

 039 Überführung  095 Gespanne am Vorstart

 058 und höher  057 und hoch

 262 Reinhold Sprenger Scott  062 Sepp Neumeier Rudge Ulster

 261 Klaus Maier Norton  081 die Spanier kommen

 472 Meinl Windle Norto  459 G. Schachenbauer LCR Suzuki F1

 389 Born Borm BMW Sitzer R 50 484 Thomas Stippel

047 Kassenpersonal 075 voll konzentriert Erika Stadler Motobi

435 Rennunterbrechung 490 Outfit

370 Sonja da geht es lang

Text & Foto: Jochen Bangert

Video - Bernd Bouillon Racing

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