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Siegfried Lohmann

Der Bremer Motorrad-Rennfahrer feierte 2007 seinen 80. Geburtstag /
 Karriere erst mit Anfang 70 beendet
Text: Frank Büter, Weser Kurier

BREMEN. Fünf Jahrzehnte lang reiste er als Motorsportler quer durch Europa. Für seine Passion war ihm kein Weg zu weit, kein Aufwand zu groß. Gestern noch im ehemaligen Jugoslawien, heute in Spanien, morgen auf Sizilien (Italien): Ein halbes Jahrhundert befuhr der Bremer Siegfried Lohmann alle bekannten Rennstrecken, startete bei etlichen Weltmeister- und Europameisterschaftsläufen und hat „als ältester Motorradfahrer der Welt" bereits Geschichte geschrieben. Am Montag, 10. Dezember 2007, feierte Siegfried Lohmann seinen 80. Geburtstag.
Seine bemerkenswerte Laufbahn begann „Sigi" Lohmann 1949 auf einer 250er Doppelkolbentriumph mit Walzendrehscheibe.
Mit dieser ehemaligen Maschine der deutschen Wehrmacht, die unter Rommel bereits in der Wüste eingesetzt worden war, gab er sein Debüt beim Flugplatzrennen in Bremen. 1950, inzwischen auf einer Helios mit Kühne-Motor unterwegs, die vom Bremer Konstrukteur Günter Warneke gebaut worden war, machte Lohmann erstmals überregional auf sich aufmerksam.


Eine lohnende Investition

Drei Jahre später fuhr der Hansestädter bereits regelmäßig in die Preisgeldränge. So belegte er seinerzeit in Dieburg vor rund 100000 Zuschauern den sechsten Platz – und kaufte sich von der Prämie in Höhe von 400 Mark nach eigener Schilderung erstmal ein Pfund Bananen. Ansonsten dienten die Einnahmen indes dazu, die Kosten für die Bahnfahrt und die Unterkunft zu decken.
1954 hatte Lohmann dann das Glück, für 5000 Mark eine der nur in limitierter Stückzahl gebauten 250er-Adler-Rennmaschinen mit 4-Gang erwerben zu können – und diese Investition sollte sich lohnen. 1957 wurde Siegfried Lohmann mit der Adler Deutscher Vizemeister in der 250er-Klasse. Darüber hinaus startete der inzwischen mit einer internationalen Lizenz ausgestattete Motorsportfreak, der überregional erstmals beim Großen Preis von Jugoslawien dabei war, noch in zwei weiteren Klassen. In der 50er-Klasse setzte er eine Kreidler ein, in der 125er-Klasse eine spanische Bultaco, mit der er von 1962 bis ’64 dreimal in Folge DM-Vize wurde.
Das nötige Kleingeld verdiente sich der gelernte Werkzeugmacher an der Drehbank des Bremer Borgward-Werkes. In einer Zeit, als die Tabakindustrie den Motorsport noch nicht werbewirksam für sich vereinnahmt hatte und die Rennkombis noch keine Firmenlogos trugen, war Lohmann indes nicht nur sein eigener Sponsor. Er war auch sein eigener Konstrukteur, Monteur, Koch und Fahrer.

Vorbild für viele jüngere Fahrer

Und „Sigi“ Lohmann war noch viel mehr – nämlich ein Vorbild für viele jüngere Fahrer, denen er beim früheren Speedwayclub MSC Hansa Bremen gerne mit Rat und Tat zur Seite stand. Fahrer wie das Huchtinger Brüderpaar Reinhard und Artur-Horst Böttcher oder Rolf Thiele. „Er hat dem Nachwuchs gerne geholfen – nicht nur als begnadeter Bastler“, erinnert sich Reinhard Böttcher gerne an gemeinsame Erlebnisse zurück.
Bis 1999 konnte Lohmann, zuletzt mit einer tschechischen Lizenz ausgestattet, nicht vom Motorsport lassen. Der Benzingeruch war sein Lebenselixier, das Schrauben an Maschinen seine große Leidenschaft. Lohmann setzte einen MZ-Motor in sein Bultaco- Fahrwerk ein und nannte zwischenzeitlich eine 125er Zweizylinder-Werks-Honda (CR93) sowie eine 250er Zweizylinder-Zweitakt- Suzuki (T20) sein eigen. Und er fuhr bis ins hohe Alter hinein um WM-Punkte, ehe er mit Anfang 70 seine beeindruckende Laufbahn beendete.

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Schotten 2002

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Glückwünsche alter Weggefährten

Vielen Weggefährten ist Siegfried Lohmann indes bis heute unvergessen. Und initiiert von Reinhard Böttcher erhielt der Jubilar als Präsent eine Collage mit diversen Fotos und Unterschriften namhafter Fahrer, die ehemals mit dem Bremer auf und an der Piste standen und Siegfried Lohmann zum Teil heute noch freundschaftlich verbunden sind. Darunter der zweifache Weltmeister Dieter Braun, Heiner Butz, Lothar John, Ernst Hiller, Gerold Meißner (DDR), der Finne Pentti Korhonen, der dreifache holländische Meister Jan Kostwinder und Aalt Toersen (ebenfalls aus den Niederlanden), Jim Redman, Phil Read, Charles Mortimer und natürlich Walter Scheimann, der ebenfalls aus Bremen kommende siebenfache Deutsche Meister.


Text: Frank Büter
Fotos: Büter, Archiv Lohmann, Peter Frohnmeyer
Redaktion Stadtteilsport
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