Vor mittlerweile rund 70 Jahren setzte BMW erstmals die neu entwickelte Rennsport-Maschine in nationalen Rennen unter Georg Meier ein. 1951 war das Jahr, in dem Deutschland in die Gruppe der FIM-Mitglieder zurückkehren durfte. Damit einher ging das Verbot einerseits der Kompressor-geladenen Motoren und andererseits auch die Beschränkung auf 500 ccm Hubraum. Der „amputierte“ und auf 2-Vergaserbetrieb umgebaute Motor Typ 255 bzw 265 konnte der internationalen Konkurrenz zu wenig entgegensetzen. Eine Neuentwicklung musste also her. Ein wesentlicher Unterschied dieser neuen BMW Rennsport-Maschine, Typ 253, war die geteilte und zum Zylinderkopf hin geneigte Königswelle. Walter Zeller fuhr 1951 noch den amputierten; noch hatte BMW nicht genug Vertrauen in die Neuentwicklung (Zweibolzer); wollte aber die zumindest die deutsche Meisterschaft sichern. 1952 durfte auch Zeller die neue Maschine im Rennen fahren.
Das war auch das Jahr, in dem der erste WM-Lauf in Deutschland stattfinden durfte und sollte. Das war im Juli 1952 in Stuttgart auf der Solitude-Rennstrecke. Der Publikumsandrang würde gross sein, die internationale Presse und die Werksmannschaften aus England und Italien würden dort sein. Die Erwartungshaltung in Deutschland war also groß, dass sich BMW wieder international der Konkurrenz stellen und an die Erfolge der 1930er Jahre anknüpfen solle. Schliesslich schickte BMW nicht die erste Garde, sondern den dritten Mann der Werksmannschaft, Hans Baltisberger. Es war auch die Zeit, in der BMW auf dem Auto-Sektor wieder in der oberen Liga spielen wollte. Auch das mag ein Grund für den Einsatz in Stuttgart gewesen sein, wo doch der direkte Wettbewerber zuhause ist. Baltisberger, hier in der Nähe zuhause, machte seine Sache gut, fuhr gemäß Stallorder vorsichtig und kam auf den sechsten Rang. Das waren die ersten WM-Punkte nicht nur für das Haus BMW, sondern eben auch für den neuen Motor. Ein erster Achtungserfolg.
Es war auch absehbar, dass Georg Meier im Folgejahr seine Rennfahrerkarriere beenden wollte. Also suchte man Nachfolger. Neben Walter Zeller kamen auch Georg Bruder Hans, eben dieser Hans Baltisberger sowie Gerhard Mette in die Mannschaft. Im Gespannsport war es ähnlich. Lange würde Ludwig Kraus (mit Bernd Huser) nicht mehr fahren wollen. Es kamen Wilhelm Noll und Fritz Cron. Der neue Motor wurde 1953 erstmals im Gespann eingesetzt, schon bald mit Einspritzung und gleich auch international. Das zeugte von einem gewissen Mut und Vertrauen in die eigene Entwicklungsleistung. So wurde Walter Zeller 1953 als Neuling auch gleich zum schwersten und prestigeträchtigsten Rennen, der Tourist Trophy auf der Isle of Man geschickt. In beachtlich guter neunter Position liegend stürzte er in der vorletzten Runde und konnte die Fahrt nicht fortsetzen. Die Fachwelt war nicht nur von ihm als Fahrer, sondern auch von dem Motor und auch der Einspritzung sichtlich beeindruckt.
Dennoch machte diese Einspritzung insbesondere im Solobetrieb immer wieder Schwierigkeiten. So lief die Saison 1954 für Zeller international nicht wirklich gut, während Noll-Cron mit demselben Motor Weltmeister wurden. 1954 war das Jahr, in dem BMW auch begann, die der Werksmaschine sehr ähnliche BMW RS 54 an Großhändler bzw. Importeure und bekannte Rennfahrer zu verkaufen. Auch hier zeigte sich wieder die enge Verbindung von Sport und Marketing. Je eine Maschine ging in die USA und nach Australien. Dabei wurde die Weltmeisterschaft ihrem Namen noch gar nicht gerecht; die Rennen fanden noch viele weitere Jahre ausschliesslich in Europa statt; nur einige Fahrer kamen aus den ehemaligen britischen Kolonien, insbesondere Australien und südliches Afrika. In den USA fuhr man nach eigenen Regeln, die Maschinen wie die BMW RS ausschließen.
1956 krönte Zeller seine Karriere mit der Vizeweltmeisterschaft, was auch dem Hause BMW zu Gute kam. National brachte die BMW RS unter diversen Fahrern in diversen Ländern weitere Titel, zuletzt 1971 – vor 50 Jahren – Hans Otto Butenuth. Insgesamt sind gut 900 Rennen bekannt, in denen eine BMW RS in der Soloklasse eingesetzt wurde, zuletzt Anfang der 1980er im Juniorenpokal, bevor es dann in die Classicrennen ging.
Die Erfolge im Gespannsport waren überzeugender und so wurde viele Solo-RS zu Gespannen umgebaut. Die Zahl der Motoren wuchs. Bis 1974 gingen 19 der 21 Titel an Gespannteams mit BMW-RS-Motor. Die Fahrwerke der Gespanne kamen aus heimischen Werkstätten. Ende der 1960erund Anfang der 1970er waren viele Renngespanne fast ausschliesslich mit BMW-Motoren und insbesondere mit BMW-RS-Motoren ausgerüstet. Die Liste der Besitzer, Fahrer und Beifahrer ist lang, und im Detail ist kaum überschaubar, wann genau vom Stossstangen- auf den RS-Motor umgestiegen wurde. Trotz aller Unsicherheiten wage ich zu behaupten, dass es weit mehr als 5000 Rennen (Nennungen, Teilnahmen) gewesen sind. Am Ende der chronologische Liste steht der insbesondere mit dem Geld von Mike Krauser und Know How von Wilhelm Roth nach Vorarbeit von Dieter Busch weiterentwickelte BMW-RS-Motor mit Vierventilkopf und Riemen- statt Königswellenantrieb. Dieser Motor (Riemenhund) wurde noch 1978 in der Weltmeisterschaft von Heinz Luthringshauser (mit Herman Hahn) und Otto Haller (Mit Erich Haselbeck) gefahren.
Selbst in der Formel 3 (Monoposto mit 500 ccm Motoren, 1950er Jahre) wurde der BMW-RS Motor verwendet; da war Siegfried Seifert in der Saison 1958 und Friedrich Staschel 1959. Welch anderer Motor hat eine solche Karriere gemacht?
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