Mit den nachfolgenden Zeilen setze ich einen Schluss-Strich unter meine Kolumne „Moto-GL-Kaleidoskop“. Diese hatte ich vor fast 20 Jahren mit der vorbehaltlosen Unterstützung von Jürgen Nöll zunächst als „DHM-Kaleidoskop“ in der VFV-Info begonnen und sie ab 2010 auf der „Classic-Motorrad“-Seite von Peter Frohnmeyer als „Moto-GL-Kaleidoskop“ weitergeführt.
Der Grund für den seinerzeitigen Wechsel war, dass für die damalige Leitung des Verbandes, jedenfalls dessen Mehrheit, nur buckelnde „Hofberichterstattung“ willkommen war und sie die kritische Aufarbeitung eines schweren Trainingsunfalls in Schotten allenfalls hinter verschlossenen Türen, also unter Ausschluss jeder Öffentlichkeit, tolerieren wollte. Das war für mich nicht akzeptabel, weshalb ich zu Peter Frohnmeyer wechselte, für den sich eine derartige Situation schon aus strukturellen Gründen (und sicher auch aus der persönlichen Haltung heraus) niemals stellte.
Allein unter dem Moto-GL-Label sind während der letzten 12 Jahre immerhin etwa 150 Beiträge entstanden. Inhaltlich firmierten die Artikel unter der allgemeinen Überschrift „Beobachtungen und Notizen aus dem Fahrerlager und von der Strecke“. Damit sollte das Wesentliche benannt werden, also nicht etwa eine systematische Auflistung von Resultaten vermitteln zu wollen, sondern solche Ereignisse und Erlebnisse auf und neben der Piste zu schildern, die aus den routinemäßigen Abläufen herausragen, oder mit anderen Worten: Ziel war es, aus der Vielfalt an sportlichem, technischem, sozialem und touristischem Geschehen innerhalb der DHM das Besondere herauszugreifen und ihm eine Stimme zu geben, auch das Bunte, Kontroverse und mitunter Skurrile.
Eine spezifische Authentizität mochte sich daraus ergeben, dass ich als Autor zugleich auch Fahrer und somit ein Mitglied der „schnellen Szene“ innerhalb des VFV war. Vielleicht sahen das viele Leser ähnlich, denn im Laufe all der Jahre waren es nicht weniger als durchschnittlich etwa 7.000 Interessenten, die die Seite anklickten. (Kurios und nur am Rande: Mit Abstand die meisten, nämlich mehr als 14.000 Leser, interessierten sich 2010 für meine kurze persönliche Vorstellung gegenüber den potentiellen Adressaten (großen Dank, zuviel der Ehre…)
Aber: Mit der besagten Zugehörigkeit zur Szene war es Ende 2017 vorbei, einem Zeitpunkt, zu dem ich unseren Sport aufgab, geleitet von der Erfahrung, wonach „der Krug so lange zum Wasser geht, bis er bricht“; ich wollte vermeiden, etwa durch einen schweren Sturz noch stärker behindert zu sein, als es das höhere Lebensalter schon für sich an Einschränkungen mit sich bringt. Der Rückzug war schmerzlich, weil dadurch so viele mit dem Fahren verbundene Aktivitäten wie Planen, Schrauben, Reisen und Schreiben ebenfalls entfielen, im weiteren auch deshalb, weil das Gefühl, nicht mehr „dazu zu gehören“, zu einer gewissen Entfremdung führte: Es fehlte im sozialen Kontakt mit den Fahrer-Kolleg:innen plötzlich die innere Verbundenheit, die aus der nervösen Spannung resultierte, dass man wusste, diesen auf der Strecke im sportlichen Wettstreit als Konkurrenten zu begegnen. Mit dem Wegfall der Zugehörigkeit entfiel auch ein Teil der spezifischen Authentizität, ganz abgehen davon, dass die notwendige Breite der Beobachtungsgrundlage nicht mehr gegeben war, weil allenfalls noch der eine oder andere Lauf einer Saison besucht wurde.
Vor geraumer Zeit rief jemand aus der Dresdner Gegend an (leider konnte ich seinen Namen nicht verstehen) und fragte mich nach dem Verbleib einer historisch bedeutsamen Maschine (worüber ich nichts wusste). Im Übrigen sei ihm aufgefallen, dass ich in letzter Zeit weniger regelmäßig aus dem Geschehen der Szene berichtet hätte. Ja, natürlich, weil ich den Sturzhelm zur Seite gelegt und die Maschine verkauft hätte. Seine Feststellung war schließlich der Grund für die vorliegenden Bemerkungen.
Ich danke an dieser Stelle:
Allen voran Jürgen Nöll und Peter Frohnmeyer dafür, dass sie mir in ihren Publikations-Organen den Raum gegeben haben für die Berichte und Kommentare zu den Ereignissen innerhalb der VFV- und anderer Veranstaltungen; vor allem Peter hat nicht nur zahlreiche Anregungen gegeben, sondern auch sehr viel Arbeit mit der Formatierung der Texte und der optimalen Platzierung zugehöriger Fotos gehabt (von denen er auch hin und wieder selbst die eine oder andere Aufnahme beisteuerte),
darüber hinaus allen Kollegen aus dem Fahrerlager für die mir entgegen gebrachte Freundlichkeit und gar langjährige Freundschaft, für ihre technische, soziale und administrative Unterstützung, sowie
– nicht zuletzt -
den Lesern für ihr Interesse und die meist freundlichen Kommentare zu den Inhalten des Kaleidoskops.
Der DHM wünsche ich auch in den Zeiten zahlreicher Veränderungen und bevorstehender Unwägbarkeiten alles Gute.
Es war mir eine große und bleibende Freude.
M. A.
|