Moto-GL-Kaleidoskop Beobachtungen und Notizen aus dem Fahrerlager und von der Strecke |
Neuer Schottenring – was nun? |
Wolfgang Wagner, 1. Vors. des MSC Schotten begrüßt Fahrer und Zuschauer |
Anfang Dezember schickte Roger Reising als Erster die bittere Meldung aus dem „Lauterbacher Anzeiger“ herum: “Kein neuer Schottenring am Vogelpark“. Man will es kaum für möglich halten, dass nach mehreren Jahren intensiver Gespräche und Planungen sowie den notwendigen Beschlüssen in einschlägigen Gremien nunmehr auf der Ebene des Regierungspräsidiums ein STOP signalisiert worden ist. Bedenken im Hinblick auf Artenschutz, Wasserschutz und Immissionsschutz stünden einer Realisierung des neuen Schottenrings entgegen. Der Frust bei den Verantwortlichen des MSC Schotten und die tiefe Enttäuschung bei allen Fahrern ist umso größer, weil es schien, dass alles auf dem richtigen Wege sei und vielleicht schon im Frühjahr 2012 die Einstellfahrten auf der neuen Strecke durchgeführt werden könnten. Angesichts dieses Debakels müsste man es verstehen, wenn all diejenigen, die mit den Plänen befasst waren, zunächst einmal in eine Art Schockstarre verfallen würden.
Außenstehende können vermutlich nicht annäherungsweise ermessen, mit welcher Hingabe die Schottener ihrem Oldtimer Grand Prix verbunden sind und wie viel sie andauernd an Ideen und Arbeitskraft investieren. Deshalb mag es als Zumutung empfunden werden, wenn nachfolgend sozusagen aus dem „Aus“ einige Bemerkungen zu den Randbedingungen gemacht werden – in aller gebotenen Zurückhaltung, aber doch im Wissen und der Überzeugung, dass mitunter aus Rückschlägen die Betroffenen gestärkt hervorgehen, zumal dann, wenn sie sich völlig neu aufstellen.
Nach meinem Dafürhalten gibt es mindestens eine „kleine“ und mindestens eine „große“ Lösung angesichts der anstehenden Problematik. Diese wiederum ist bestimmt durch den Umstand, dass ein Schottener Unternehmen auf dem Gelände des bisherigen Fahrerlagers eine große Halle zu bauen beabsichtigt. Im Wortsinne „naheliegend“ wäre dann die Verlegung des Fahrerlagers auf das Wiesen-Areal unterhalb der Seestraße – vorausgesetzt natürlich, dass eine solche Lösung angesichts der bestehenden Eigentums-Verhältnisse und des Wasser-Schutzes machbar wäre. Inwieweit die Wiese dann auch noch als Camping-Platz für Besucher der Veranstaltung genutzt werden könnte, müsste geklärt werden. Ein derartiges Konzept hätte den Charme, dass jegliche Risiken, die mit einer Veränderung bewährter Veranstaltungsstrukturen verbunden sind, minimal wären – denn der alte Ring und seine Anbindung an die Stadt blieben ja erhalten, nur die Zufahrt der Fahrer zum Start würde etwas geändert. Von daher käme einer solchen oder ähnlichen Lösung wohl höchste Priorität zu.
Eine Frage aber muss gestellt werden dürfen, und sie richtet sich darauf, ob der seit mehr als 20 Jahren befahrene Schotten-Ring auf Dauer zukunftsfähig ist. Damit sind nicht etwa der Komfort und die sanitären Anlagen des Fahrerlagers gemeint und auch nicht Zufahrtswege für Rettungsfahrzeuge. Vielmehr muss das Augenmerk darauf gerichtet werden, ob auf absehbare Zeit mit den notwendigen Genehmigungen der Behörden gerechnet werden und darauf gebaut werden kann, dass zum Beispiel die betreffende Bundesstraße und angrenzende Landstraßen für den Motorsport auch in Zukunft einmal jährlich gesperrt werden dürfen. Auch stellt es einen permanenten Unsicherheitsfaktor dar, ob nicht doch irgendwann einzelne Bürger oder Gruppierungen (vielleicht neu hinzugezogene) gegen die Einschränkung ihrer Bewegungsmöglichkeiten durch die Streckensperrung und den Lärmpegel Protest einlegen. Die Erfahrungen andernorts lassen zumindest befürchten, dass diesbezüglich Planungssicherheit und damit dauerhafte Zukunftsfähigkeit nicht vollständig zu gewährleisten sind.
Nimmt man diese Erwägungen ernst, muss man folgerichtig den Blick auf die „große“ Lösung richten, also die Verlegung der Rennstrecke an einen Ort, der unter den Aspekten von Natur-, Wasser- und Immssionsschutz unbedenklich zu sein scheint und vollständige Planungssicherheit bietet. Dem Vernehmen nach sind diese Voraussetzungen in dem Gewerbegebiet von Rainrod erfüllt, denn dieses wurde ja offenbar von den „Oberen“ angeboten. Ist nicht damit, wie es die Verantwortlichen vom MSC Schotten fordern, schon die „Politik am Zuge“ gewesen? Kritische Stimmen wenden ein, dass dort der Platz nicht ausreicht, um eine ordentliche Rennstrecke unterzubringen. Fremde und Außenstehende können das natürlich kaum beurteilen. Aber: Zuletzt hat sich in Walldürn und in St. Wendel erwiesen, dass selbst um sehr kurze Pisten attraktive Veranstaltungen entstehen können. Interessant wäre natürlich zu erfahren, inwieweit der für das besagte Gebiet aufgestellte Bebauungsplan vollständige Planungsfreiheit für die Gestaltung einer Strecke erlaubt oder ob sich diese um andere Bauten herumschlängeln müsste. Wie dem auch sei: Daran sollte es nicht scheitern dürfen. Das sehr viel größere Manko würde wohl darin bestehen, dass Rainrod natürlich nicht Schotten ist, nicht dessen Mythos und Flair aufweist, und deshalb die Verlegung dahin die Gefahr heraufbeschwört, dass die Veranstaltung dann nicht mehr so intensiv vom Publikum angenommen würde. Das ist gewiss schwerwiegend. |
Renngeschehen in Schotten… |
…und in St.Wendel |
Letztlich kommt es wohl darauf an, die beiden Gesichtspunkte gegeneinander aufzurechnen: Hier die Garantie eines ungebrochenen Publikumszuspruchs, dort die Garantie von Zukunftsfähigkeit im Sinne einer Erfüllung allfälliger behördlicher Auflagen. Für alle Funktionsträger und Fahrer sowie die lokale Wirtschaft ist zu hoffen, dass sich ein gangbarer Weg findet. Für die Suche dahin ist den Freunden in Schotten Fantasie, Willensstärke und eine glückliche Hand zu wünschen. |
Text und Fotos: Manfred Amelang |