Nun weiß jeder, dass Goethe seine Berufung nicht im Schrauben sah, und ob er ein talentierter Fahrer gewesen wäre, lässt sich nicht beurteilen, aber er war gewiss ein kluger Mann, und das obige Zitat kommt einem in den Sinn, wenn man am Jahreswechsel, wie es in den Medien und auch beim Einzelnen üblich ist, das Zurückliegende noch einmal Revue passieren lässt und darüber hinaus auch die bevorstehenden Ereignisse gedanklich vorwegzunehmen versucht. Im Zuge dieser Besinnung denkt man nicht zuletzt auch an die leitenden Funktionäre und versucht, sie in ihrem stetigen Bestreben zu unterstützen, alles zur Zufriedenheit aller oder doch der meisten zu regeln. Diesem Ziel dienen auch die nachfolgenden Zeilen, einerseits in der gebotenen Zurückhaltung, andererseits aber doch auf dem hier beschrittenen „öffentlichen“ Weg, weil die Erfahrung gezeigt hat, dass im informellen, persönlichen Kontakt in der Regel keine erkennbaren Reaktionen zu erwirken waren. Es gehört zum Allgemeinwissen, auf jeden Fall zum innersten Kern allen pädagogischen Bemühens und der Führung von Menschen in Wirtschaft und Verwaltung, dass zur Ausformung erwünschten Verhaltens positive Bekräftigungen vermittelt werden sollen (im Gegensatz etwa zu Bestrafungen). Übertragen auf das Vereinsgeschehen bedeutet das schlicht, u. a. all jenen zu danken, ihnen auf die Schulter zu klopfen oder etwas ähnliches zu machen, wenn sie für den Verband etwas geleistet haben, ohne das der reibungslose Betrieb nicht funktioniert hätte – vom Anstand einmal völlig abgesehen, also dass es sich einfach so gehört (denn hier soll es nur um die Funktionalität gehen, auch in Zukunft in ausreichender Weise motivierte Unterstützer zu gewinnen). Leider sieht es im Hinblick darauf eher trostlos aus: Lässt man den Blick zurückschweifen, so fallen einem sofort zahlreiche Fälle ein, wo es die leitenden Funktionäre in den letzten Monaten und Jahren versäumt (oder gar vermieden?) haben, jenen Personen ein Dankeschön auszusprechen, die aus welchen Gründen auch immer eine übernommene Funktion nicht weiter ausführen wollten oder konnten. Zahlreiche verdiente und kundige Fahrersprecher stehen dafür als Beispiele, um nur eine Kategorie von Funktionen zu nennen; weitere sollen hier nicht zusätzlich erwähnt werden. Dabei hätte das im wahren Sinne des Wortes nichts „gekostet“, außer ein paar Worten vielleicht und natürlich die Zeit, die dafür notwendig gewesen war. Die besagten Unterlassungen haben bei den Betreffenden zu Befremden, Enttäuschung und Resignation geführt, auf jeden Fall das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Loyalität mit und zu den Führenden nicht eben gestärkt. Das ist natürlich kontraproduktiv und könnte leicht abgestellt, freilich nicht nachgeholt werden – aber für das zukünftige Miteinander wäre es doch eine Anregung, oder? ------
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Nun zu den Bestrafungen
Das Gegenteil von (positiven) Bekräftigungen sind (negative) Bestrafungen. In unseren Wettbewerbsregularien stellen Strafpunkte das zentrale Element dar, also letztlich „Bestrafungen“ in unterschiedlichem Ausmaß. Jeder Fahrer, der bei einem Lauf antritt, sieht diesen „Bestrafungen“ mit unausweichlicher Zwangsläufigkeit ins Auge, allerdings in der Hoffnung, im Erfolgsfall glimpflich davon zu kommen, also nur gelinde „bestraft“ zu werden. Für eine sportliche Disziplin mutet das ziemlich „schräg“ an, denn da wird üblicherweise exzellente Leistung mit vielen (Plus-)Punkten belohnt (und nicht mit wenigen Strafpunkten honoriert; der Geländesport ist darin allerdings unseren Gegebenheiten ähnlich). Gewiss liegt diese Besonderheit zwangsläufig an unserem System, das Gleichmäßigkeit belohnt und ungleichmäßiges Fahren „bestraft“. Wir könnten das „Schräge“ etwas mindern, wenn wir wenigstens sprachlich gegensteuern würden. Eine Möglichkeit bestünde darin, in Zukunft in den Ergebnisblättern ganz gezielt nur von „Differenzzeiten“ oder den darauf bezogenen „Wertungspunkten“ zu sprechen. Schon die ausschließliche Verwendung von „Maluspunkten“ wäre ein gewisser Fortschritt. Die nun anstehende (partielle) Überarbeitung des Wettbewerbsreglements böte dazu einen geeigneten Ansatzpunkt. Mir ist sehr wohl bewusst, wie unendlich schwierig und zeitaufwändig es ist, eingefahrene Gewohnheiten im sprachlichen Gebrauch zu verändern, aber der Versuch wäre es m. E. doch wert – oder?
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