In diesen Tagen machte die traurige Nachricht die Runde, dass Hans Cramer gestorben ist. Den meisten aus der GL-Szene war er bekannt als der souveräne Fahrtleiter unserer jährlichen Auftaktveranstaltung auf dem Nürburgring, also dem „Kölner Kurs“. Erstmals fand dieser Lauf Ende September 1991 statt, und es war Hans Cramer zu verdanken, der als Vorsitzender des MSC Porz, darin tatkräftig unterstützt von einer großen Zahl von freiwilligen Helfern, diese Veranstaltung zum „Ring“ geholt hatte. Damals leitete er bereits 20 Jahre seinen Club, und die Bezeichnung „Kölner Kurs“ entstand, wie er in seinem mehr als 600 Seiten umfassenden Almanach „50 Jahre MSC Porz“ – Die Geschichte 1954-2004“ (S. 402) festhält, weil „wir a) ein Kölner Club sind seit der Eingemeindung der Stadt Porz nach Köln und b) weil der `Kölner Kurs` in 1948 und 1949 auf dem Autobahnkreuz beim Kreuz Köln-Süd Richtung Bonn als damaliger Lauf zur Deutschen Meisterschaft für Furore gesorgt hatte.“ Auch wenn, wie er weiter schreibt, „uns die Zusammenarbeit mit dem VFV und dessen Leuten etwas fremdartig vorkam“ und die besagte Veranstaltung ein kleines Minus in die Clubkasse brachte, waren sich alle darin einig, dass sich alles im nächsten Jahr wiederholen sollte.
Und so war es denn auch: Später in das Frühjahr verlegt, hat der „Kölner Kurs“ regelmäßig um die 300 Starter an sich gezogen, darunter insbesonders auch wiederkehrend viele aus den Niederlanden und Groß-Britannien. Dadurch war auch ein moderater wirtschaftlicher Erfolg gewährleistet, begünstigt durch eine zweckmäßige Mischung zwischen Haupt- und Nebenprogramm, letzteres in Gestalt von Präsentationsläufen durch klassische Rennmaschinen oder – wie es zuletzt die Regel war – Roller aus den Fünfziger Jahren. Hans Cramer hat dabei in allen Bereichen stets umsichtig Regie geführt, sei es – um nur einige Funktionen zu erwähnen - bei der Einweisung der Fahrer ins Fahrerlager, im Büro bei der Dokumenten-Abnahme, bei der Vorstellung von Fahrern und Maschinen für das Publikum oder bei der „Ansprache“ der Fahrer vor dem Vorstart. Stets war seine Autorität selbstverständlich, begründet auf dem Respekt vor hoher Kompetenz in der Sache einerseits und freundlichem Verständnis für die Belange der Fahrer andererseits.
Freilich wäre es unzulässig, die außerordentlichen Verdienste von Hans Cramer für den Sport mit zwei Rädern auf den „Kölner Kurs“ zu verkürzen, bei dem der VFV seit mehr als zwei Jahrzehnten nur Gast ist. Angefangen hat Hans Cramer, damals ein „junger Spund“, 1959 als Fahrer eines Victoria-Avanti-Mopeds bei einer Trial-Veranstaltung. Diesem Metier und später auch dem Geländesport blieb er lange Zeit verbunden, zunächst als Fahrer (unter anderem allein zahlreiche Vizemeisterschaften im Trial und 1974 auch Vize in der Deutschen Geländemeisterschaft), dann als einer der verantwortlichen Organisatoren von Veranstaltungen wie dem „Trial Porz“, der „Rheinischen Geländefahrt“ , des „Internationalen Hallen-Cross-Köln“ und unzähliger Prüf-und Einstellungsfahrten auf dem Nürburgring. Im Jahr 1969 hat ihm der ADAC das „Sportabzeichen in Gold mir Brillanten“ verliehen. Ab !983 nahm er dann auch auf einer 350er Königswellen-NSU aus dem Jahre 1934 an Veteranenläufen teil, wo er bis zuletzt ein gern gesehener Fahrerkollege war.
Kaum jemand in der Gegenwart hat sich neben seinen beruflichen Verpflichtungen so erfolgreich in den Motorrad-Sport in all seinen Facetten eingebracht wie Hans Cramer. Er war in all seinen Funktionen stilprägend und ein absolutes Vorbild, von eigenständiger Meinung, die er aber meist überzeugend zu vertreten vermochte, mitunter etwas knorrig. Alles in allem:“Es war eine tolle Zeit“ (Cramer, 2004). Aber ein Teil dieser Zeit ist mit dem Ableben von ihm vorbei.
Auch deshalb werden wir Hans Cramer nicht vergessen. Er starb nach schwerer Krankheit im Alter von 7o Jahren.
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