Moto-GL-Kaleidoskop |
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Kölner Kurs
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Vorbemerkungen In den Nennbestätigungen, die bei Anmeldung über das Internet erstmals per e-mail verschickt wurden, stand klipp und klar, dass das Fahrerlager bis 12 Uhr am Sonntag gesperrt sei und deshalb die Anreise erst nach diesem Zeitpunkt erfolgen könne. Als wir gegen 11:30 Uhr eintrudelten, fanden wir vor dem Tor am Lindner-Hotel nicht die befürchtete lange Schlange von Wartenden, sondern – gar nichts, stattdessen freie Durchfahrt, keinerlei Kontroll-Personen, im Fahrerlager selbst hatten natürlich schon zahlreiche „early birds“ ihre Utensilien ausgebreitet, aber es war noch reichlich Platz und dieser blieb während der ganzen Zeit erhalten, obwohl die Zahl der Starter riesig war – wunderbar!
Was lag näher, als nach raschem Aufbau bei schönem Wetter zum Mittagessen in eines der Restaurants der „Grünen Hölle“ jenseits der B 258 zu pilgern. Dort wiesen Automaten und jede Menge Drehkreuze darauf hin, dass eine neue Zeit begonnen hätte. Um diese zu erschließen, bedarf es der sog. „Ring-Card“, eine den herkömmlichen Kredit-Karten formatgleiche Plastik-Karte, die an einem der Automaten gegen gutes Geld geladen werden muss und zur Benutzung aller Einrichtungen der „Erlebniswelt Nürburgring“ die Voraussetzung darstellt. Sie ist auch für die Begleichung der Rechnungen in allen gastronomischen Betrieben am Ring obligatorisch – Bar- oder Scheckkarten-Bezahlung geht nicht mehr. (Es scheint, als würde allein der kleine Imbiss in Boxe 1 des alten Fahrerlagers davon eine Ausnahme darstellen.) Freundliche Hostessen weisen darauf hin, dass die Differenz zwischen Rechnungs-Betrag und (Noch-)Guthaben auf der Karte auch an einer Kasse kostenfrei zurückerstattet werde (das bedeutet zusätzliche Mühe für den Nutzer), das nicht verbrauchte Guthaben aber auch bequem beim nächsten Besuch in Anspruch genommen werden könne. Der Eindruck ist zwingend, dass hier in großem Stil auf elegante Weise Abzocke versucht werden soll: Die Voraus-Bezahlung der Karte verleitet die Kunden zu höheren Ausgaben, Restbeträge mögen als Trinkgeld gegeben werden oder geraten im Laufe der Zeit in Vergessenheit – das kann nur wenigen Verbrauchern gefallen. Warum wohl haben die Verantwortlichen dieses Modell ersonnen, welchen Vorteil bringt es ihnen gegenüber den eingeführten Bank- oder Kredit-Karten? Aus der Szene war denn auch niemand in dem Areal zu sehen. Das gilt auch für die monströsen Beton-Bauten der „Erlebnis-Welt“. Schon im letzten Jahr bedrückte ihre düstere Kälte. Daran hat sich kaum etwas geändert; viele der exquisiten Läden stehen mittlerweile leer oder haben zwischenzeitlich bereits neue Pächter gefunden. Der „Abenteuer-Spiel-Platz“ für Kinder ist offenkundig schon wieder aufgegeben worden, die wahnwitzige Achterbahn funktioniert noch immer nicht, die zahlreichen Security-Wachpersonen sind abgezogen worden – makabrer Totentanz, ersichtlich ein Millionen-Grab, ebenfalls nicht unser Ding. Wie immer hatte der Veranstalter strikt darauf hingewiesen, dass im Fahrerlager nach 18 Uhr kein Motoren-Lärm geduldet würde. Das ist natürlich verständlich im Hinblick auf die Anwohner, besonders in der Gemeinde Nürburg. Nicht verständlich ist freilich, dass Touristen-Fahrten auf dem Kurs auch noch lange nach dieser Zeit stattfanden, bei denen die Aktiven ziemlich angasten und beträchtlichen Sound emittierten. Aber diese Fahrten spülen zusätzliches Geld in die Kassen. Was schade ist am Ring, das sind die sehr beschränkten Möglichkeiten für die Fahrer, von dem Geschehen auf der Strecke halbwegs gute Fotos zu machen. Als Standorte dafür kommen praktisch nur die Start- und Ziel-Gerade, die erste Links in der Mercedes-Arena sowie die Gegengerade mit dem Ausgang des Hatzenbach-Bogens in Frage; der erste Standplatz ist allenfalls beim Start interessant, die beiden letzteren zu weit entfernt vom Geschehen, sodass es sehr langbrennweitiger Objektive bedarf, um gelungene „Schüsse“ anzubringen. Generell lief die Veranstaltung so professionell und zeitpräzise ab wie seit jeher gewohnt. Auch gefällt die freundlich-flexible Art aller Funktionäre und Verwaltungspersonen – weiter so! |
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Auf Grund anderweitiger Termine während der nächsten beiden Wochen steht mir augenblicklich (es ist Montag Abend, und ich bin eben erst vom Nürburgring heimgekommen) nur noch der Rest des Tages zur Verfügung, um über den diesjährigen Kölner Kurs ein paar Eindrücke festzuhalten; es kann also dieses Mal nur ein sehr kurzer und gewiss nicht repräsentativer Bericht sein, wenn er relativ aktuell erscheinen soll. |
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Zum Organisatorischen und dem Drum und Dran Wegen des Todes von Hans Cramer musste die Veranstaltung, die ansonsten traditionell den Reigen der VFV-GL-Läufe eröffnete, von Anfang Mai auf das Pfingstwochenende verschoben werden – die Organisatoren hatten seinerzeit noch nicht alle Verträge unter Dach und Fach und mussten sich zum Teil in die komplexe Materie erst einarbeiten und wohl auch personell neu aufstellen. Wie sich im Zuge der Verhandlungen herausstellte, hatte die Nürburgring-GmbH („Automotive") vorgeblich vergessen, dass zwischenzeitlich der Müllenbach-Teil der Grand Prix-Strecke anderweitig vergeben worden war. Verschiedentlich wurde demgegenüber in Fahrerkreisen hinter vorgehaltener Hand der Verdacht geäußert, dass für die „gespaltene" Vermietung vielleicht auch kommerzielle Überlegungen verantwortlich gewesen sein könnten. Wie dem auch sei: Aus den genannten Gründen mussten wir mit der sog. „Sprint-Strecke" vorlieb nehmen, die ca. 1,5 km kürzer ist, weil nach dem Verlassen der Mercedes-Arena rechts abgebogen wird und nach einem schnellen Doppel-Rechts wieder Anschluss an den GP-Kurs erlangt wird, und zwar kurz nach dem Schumacher-S. Bei der abschließenden Sieger-Ehrung wurde diese Variante in launigen Worten als durchaus bekömmlich für die Veteranen-Fahrzeuge bezeichnet, weil diesen dadurch der etwas beschwerlichere Anstieg von unten aus der Dunlop-Kurve erspart geblieben sei. Im nächsten Jahr soll dessen ungeachtet wieder der lange Kurs befahren werden. |
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Aufschrift auf dem T-Shirt eines schottischen Besuchers |
Etwas zum Sport
Die Wertung unserer Läufe gilt einem Kriterium, das sich dem Zuschauer per Augenschein nicht präzise erschließt, nämlich der Gleichmäßigkeit. Erst Transponder und die von ihnen gesendeten Daten ermöglichen die Ermittlung jener Zeit-Differenz-Werte, die am Ende über die Platzierung der Teilnehmer entscheiden. Das ist ziemlich abstrakt und häufig genug verwunderlich in dem Sinne, dass die Resultate mitunter dem persönlichen Eindruck der Akteure widersprechen – packend oder gar dramatisch ist das so oder so nicht. Was hingegen unmittelbar augenfällig ist, das sind Ab- und Aufeinanderfolgen auf der Strecke. Es muss deshalb erlaubt sein, auf diese als wahrnehmbare Realitäten einzugehen, die für Spannung und Gespräche auf Seiten der Zuschauer maßgeblich sind – und natürlich auch für die Fahrer selbst, sozusagen als Bei- oder Abfall-Produkt des Strebens nach Gleichmäßigkeit. Das gilt umso mehr, als es auch dieses Mal wieder zahlreiche Fälle gegeben hat, wo sich das subjektiv wahrnehmbare Geschehen auf der Strecke mit den Ergebnissen der Computer-Analysen deckte. Beispielsweise lag Gerhard Fischer (abgesehen von der letzten Runde in Lauf 2) in Klasse E vor dem Rest des Feldes und gewann auch die GL-Wertung. Das bestätigte die weit verbreitete Auffassung, dass man nur richtig gleichmäßig ist, wenn man versucht, nahe am eigenen Limit zu fahren und freie Bahn hat. Freilich waren die Gegebenheiten in E eine Art Prozession, bei der sich hinter dem Führenden nicht allzu viel tat, was die Reihung der Fahrer zueinander betraf.
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Packender Kampf zwischen Poljack, Warnecke und Laus | |
Ganz anders hingegen in K, wo es in beiden Läufen zu einem hochkarätigen und atemberaubenden Kampf zwischen mehreren Fahrern um die Spitze kam (und damit um freie Fahrt mit der Aussicht auf Gleichmäßigkeit..) Das Foto mit den drei Fahrern vermittelt einen Eindruck von der packenden Szenerie aus dem Wertungslauf 1, bei der schließlich der Erste im Ziel auch der Zweite in der GL-Wertung werden konnte. Im zweiten Wertungslauf schied etwa nach Halbzeit Cord Warnecke mit einem technischen Defekt aus dem Führungstrio aus, fuhr aber den Lauf kluger Weise zu Ende, und weil von den nun langsamen Runden nur noch eine für die GL-Wertung herangezogen wurde, reichte es ihm noch für einen siebenten Platz. Erster auf der Strecke und der GL-Wertung (!) wurde der gerade von seinen Auftritten auf der TT wohlbehalten zurückgekehrte Tilmann Runck; er profitierte dabei von dem Umstand, dass seinem hartnäckigen Konkurrenten Flavio Laus zweimal der Motor ausgegangen war.
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Franz Koch (CH), Morini, im Bremsduell mit Martin Bärtsch, Seeley, vor dem NGK-S |
Bis zum Ring führten sie die DHM-Wertung an: Robert Nau und Anita Rüb |
Bei den Gespannen ereignete es sich, dass ein Passagier im NGK-S (früher hieß es Veedol-S, wie heißt es eigentlich jetzt?) den oben am Zaun stehenden Zuschauern zuwinkte und – schwupps – war er aus dem Boot gefallen. Muss ja eigentlich nicht wirklich sein. Die zwei nächsten Kurven gingen rechts herum, sodass der Fahrer ausreichend Zeit hatte, den Verlust seines Beifahrers zu bemerken, bevor sich ein ernsthaftes Problem einstellen würde. (Ein Freund merkte an, dass der Fahrer doch die Runde zu Ende bringen und seinen Kompagnon am Ort des Geschehens wieder einsteigen lassen könnte, doch ist es zu diesem naheliegenden Verhalten nicht gekommen...)
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Zur Siegerehrung am Montag spätnachmittags kam die Sonne heraus - ein stimmungsvoller Abschluss |
Text: Manfred Amelang; Fotos: Amelang, Photo-Service F. Küppers |
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