Moto-GL-Kaleidoskop |
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Dahlemer Binz 2011 |
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Zum Umfeld und dem Organisatorischen Am ersten Juli-Wochenende trug der VFV seinen dritten Lauf um die Deutsche Historische Motorradmeisterschaft auf der Dahlemer Binz aus. Es war nach 2010 das zweite Mal, dass der VFV Gast auf dieser traditionsreichen Veranstaltung war, die heuer bereits zum 34. Mal angesetzt wurde. Den Kern des Programms bildeten vier Rennen, und zwar zum einen GP-Maschinen bis 250, 350 und 500/750cc, zum anderen Supersport/Superbike-Maschinen sowie Motorräder des von Manfred John initiierten Viertakt-Classic-Cup, im weiteren Rennen um den 3 D-Cup („Dutch Ducati Dealers“) sowie ein solches (allerdings zahlenmäßig nur schwach besetztes und nicht streng reglementiertes) mit Einzylinder-Maschinen. Im Unterschied zum Vorjahr hatte Petrus ein Einsehen: Nach reichlich Nässe am Freitag blieb es am Samstag und Sonntag bei dunklen Wolken trocken, allerdings blies zunächst ein kräftiger Wind, der durch Mark und Bein ging, aber am Sonntag kam gegen Mittag in Folge eines von den Wetterfröschen schon angekündigten Hochs sogar die Sonne raus. Richtig warm wurde es aber auch dann nicht, denn der Flugplatz liegt auf 578 Meter über NN, auf einer Hochebene, die einen weiten Blick über die waldbewachsenen Hügel des Hohen Venn erlaubt. Die Gegend ist dünn besiedelt und hat ihren eigenen Charme; durch ihre Lage nahe den Grenzen unseres Landes kommt man meist nicht zufällig dahin oder durch; man muss hinfahren – und dazu möchte ich nach den zurückliegenden eigenen Erfahrungen und Erlebnissen ausdrücklich einladen. Etwa 90 Fahrer des VFV hatten gemeldet, zwar etwas mehr als im Vorjahr, aber gemessen am Stellenwert der Veranstaltung und angesichts der Chance, Punkte einzufahren, beklemmend wenig. Einfach unverständlich, dass viele Fahrer immer wieder den Wunsch äußern, fahren zu wollen, und dann diese Gelegenheit einfach auslassen. Möglicherweise spielt – wie bei Metz - die Entfernung eine maßgebliche Rolle, die für Fahrer aus den neuen Bundesländern natürlich nicht unbeträchtlich ist (mitunter wird schon davon gesprochen, die gesamte DHM sei eine „westdeutsche Meisterschaft“, nicht ganz abwegig, wo doch nur Oschersleben zum „Osten“ gehört); zudem fand am selben Wochenende das Classic-Meeting im nahen Francorchamps statt. Auf der Nennbestätigung war den Teilnehmern u.a. mitgeteilt worden, dass das Gelände keine Stromversorgung böte. Als die ersten gegen Mittag ankamen, wurde ihnen eröffnet, dass sie erst gegen 19 Uhr auf den Flugplatz dürften, um dort einen Standplatz einzunehmen, weil derFlugbetrieb nichts anderes erlauben würde, doch ging es dann grüppchenweise doch vorwärts. Letztlich teilte sich das Fahrerlager in vier Parzellen auf, nämlich einen Schotterplatz, zwei geteerte Flächen um Hangars und Funktionsgebäude sowie eine weiträumige Wiese – ein durchaus ansprechendes Ambiente, wozu auch ein Hotel-Restaurant mit einem hübschen Biergarten gehörte. Freilich wäre wohl wahrscheinlich die gesamte Infra-Struktur überfordert, wenn die Gesamtheit aller für die Meisterschaft eingeschriebenen Fahrer angereist wäre. Und: Entgegen der Ankündigung gab es für alle, die sich ernsthaft darum bemühten, dann doch Strom, nicht ganz durchgängig, weil manche Teilnehmer ob der niedrigen Temperaturen ihre Heizlüfter laufen ließen und morgens einen besonders heißen Kaffee benötigten, was zu vorübergehenden Unterbrechungen der Versorgung führte. Die Veranstalter hatten vorgesehen, dass vor dem Start zu jedem Lauf zwei „Besichtigungs-Runden“ gefahren wurden. Das ermöglichte ein Warm-Fahren von Motor und Reifen und eine Inaugenscheinnahme der momentanen Streckenbeschaffenheit – das dient der Sicherheit und ist absolut vorbildlich. Vor dem Hintergrund der engen Zeitpläne auf den sonstigen Strecken wird sich das nicht immer realisieren lassen, aber bedacht werden sollte es allemal. |
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Philipp Platte, nachgenannt, wie immer ein starker Kämpfer. Zum Teil ging er die Gangart der 500er mit |
Roland Nipp, Bobenheim, auf Laverda 500 |
Etwas zum Sport und sozialen Begebenheiten A propos: Die beiden letzteren schienen das Pech gepachtet zu haben: Nach einem famosen Training fielen sie in Lauf 1auf guter Position mit einem Motorschaden aus. In Lauf 2, nun mit einem Ersatz-Aggregat unterwegs, führte ein Defekt am Gas-Griff zum Aus. Zwei Nuller bedeuten erst mal ein Abrutschen in der Klassen- und DHM-Wertung, die so vielversprechend begonnen hatte. Noch härter erwischte es Stefan Tennstädt, einem früheren MZ-Fahrer aus dem Osten unseres Landes, nunmehr unterwegs auf einer Bakker-Rotax. Im Pflicht-Training kam er in der ersten Runde in der ersten Schikane zu Fall, was intensives Schrauben zur Folge hatte. Dann ging ihm im ersten Rennen der Motor fest, und im zweiten Rennen gab beim Ersatz-Motor, der rechtzeitig zum Einsatz eingebaut worden war, die Zündung ihren Geist auf – „that's racing“, wie die Kundigen aus ihrer Erfahrung wissen. |
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Hier lacht er noch, der Stefan Tennstädt... |
...und hier nimmt er am Tag drauf, geplagt von Prellungen, die "einzig schmerzfreie Haltung" ein. |
Stefan machte uns um eine Erfahrung reicher, und zwar eine überaus positive, weshalb die zugrunde liegende Begebenheit hier als beispielgebend geschildert werden soll: Kaum hatte er neben uns seinen Standplatz bezogen, machte er sich – wie das allgemein üblich ist - auf die Suche nach einem Stromanschluss. Nach wenigen Minuten kam er mit „geladener“ Kabel-Trommel zurück, verbarg diese aber nicht eigensüchtig unter seinem Wohnmobil, sondern bot ungebeten an, dass wir doch unsere Stecker bei ihm andocken sollten – ein ganz ungewöhnliches Verhalten, für das ihm auch an dieser Stelle gedankt sei. Mit Staunen und Hochachtung hörten wir seinen launigen Storys über die äußerst schwierige Beschaffung von Material in Zeiten der DDR zu; Beziehungen im weitesten Sinne, darüber hinaus mitunter auch der Zugang zu Wernisgrüner-Bier, waren dafür unabdingbare Voraussetzungen. Der Eindruck war fast zwingend, dass ein Staat mit den allseits bekannten Strukturen angesichts der Findigkeit seiner Bürger letztlich keine Chance zu überdauerndem Bestand haben konnte. Am Eingang zur zweiten Schikane befand sich auf der Ideal-Linie eine Öl-Spur. Die machte das Fahren an dieser Stelle etwas heikel. Ein sehr schneller Mann und GL-Sieger in seiner Klasse hatte diese überhaupt nicht gesehen und war einfach drüber-gebrettert - ein Teil des Erfolgs-Geheimnisses? Immerhin hat er, darauf hingewiesen, überlegt, ob er in Zukunft nicht doch seine Brille auch beim Fahren aufsetzt… |
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Schööön - Hans-Rainer und Andreas Huth aus Oberhausen, auf Moto Guzzi V 7 |
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Auf einen Schlag waren sechs Schrauben herausgebrochen... |
...aber nach einer Notoperation war wieder alles okay; die dünnen 6er-Schrauben hielten (Poljack`s V 1) |
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Dr. Jochen Trockel, leider nicht mehr regelmäßig beim VFV unterwegs, hier am Vorstart im Gespräch mit Klaus Wittigayer, der ebenfalls kein ständiger Starter mehr ist...
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und hier in Fahrt ausgangs der Fahrerlager-Kehre, |
Text: Manfred Amelang; Fotos: Amelang, Foto-Service Frank Küppers (Q31) |
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