Eigentlich braucht man über Schotten nichts zu schreiben, weil die meisten Fahrer aus der Szene dort sowieso immer antreten, im Unterschied etwa zu Metz oder Dahlem. Aber es verhält sich in Bezug darauf ähnlich wie mit Reiseführern, die nicht nur vor Antritt einer Reise und vor Ort gelesen werden, sondern oftmals auch im Nachhinein – und dabei kommt Freude auf, wenn der Text den eigenen Beobachtungen und Eindrücken entspricht.
Wie jedes Jahr so stellte auch dieses Mal die Veranstaltung in Schotten einen der Höhepunkte der Saison dar. Am Samstag strahlte - wie vorhergesagt - die Sonne von einem herrlich blauen Himmel; hingegen waren die Vorhersagen für den Sonntag weniger verheißungsvoll, und so regnete es denn auch um die Mittagszeit, weshalb einige Klassen im Nassen fahren mussten. Ob es an der Wetterprognose gelegen hat oder nicht, ist kaum zu beurteilen, aber die Besucher-Zahlen aus den letzten Jahren wurden nicht ganz erreicht, doch kamen immerhin ca. 15.000 Zuschauer – was von keinem anderen Schauplatz auch nur annähernd erreicht wird. Bei der traditionellen Begrüßung von Teilnehmern und Gästen am Freitag spätnachmittags auf dem Marktplatz verwies der Vorsitzende des MSC Schotten auf den beträchtlichen Aufwand, den die Organisation im Vorfeld erforderte: So mussten unter anderem 4.200 Strohsäcke gefüllt und dann an den dafür in Frage kommenden Strecken-Teilen platziert werden. Nach den Läufen müssen die Säcke entleert und für das kommende Jahr gelagert werden; ihr Inhalt wird an landwirtschaftliche Betriebe im Umfeld verteilt. Die Arbeiten insgesamt verschlingen 2.500 Arbeitsstunden, von denen viele ehrenamtlich erbracht werden; zahlreiche Helfer nahmen dafür eigens Urlaub. Die Länge der Absperrgitter, vom ADAC und der Polizei geliehen, übersteigt diejenige der Strecke etwa um den Faktor zwei. Zudem müssen jedes Jahr für Aufbauten wie die Brücke über die Strecke eigens Baugenehmigungen eingeholt werden - an was alles gedacht und geregelt werden muss, ist für Außenstehende kaum vorstellbar. Schließlich wurden auch vor kurzem einige Passagen der Strecke neu geteert; dies betraf vor allem die Fahrerlager-Kurve unten an der Seestraße, wo nicht nur einige Kanaldeckel „gekennzeichnet“ wurden, sondern auch der Buckel am inneren Scheitelpunkt abgetragen wurde. Auch sah es so aus, als wäre am Anstieg entlang des Fahrerlagers der Belag verbessert worden.
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So sehr solche (und noch ausstehende) Verbesserungen zu begrüßen sind (die im vorliegenden Fall dem Vernehmen nach durch die anstehenden Bürgermeister-Wahlen befördert wurden), darf andererseits nicht vergessen werden, dass neue Oberflächen zunächst mal ziemlich glatt sind und erst nach einigem Verkehr ordentlichen Grip bieten. So gab es denn in der Fahrerlager-Kurve und am Anstieg spektakuläre Rutscher zu sehen. Ob es am Fahrbahnbelag, dem bekannt kapriziösen Fahrwerk der BMW RS 54 oder einem Fahrfehler lag des Piloten lag, dass Arnold Fischer im Lauf für „Besondere Rennmaschinen des VFV“ nach der schnellen Links am Ende der Gegengeraden spektakulär zu Fall kam, lässt sich wie meist in solchen Fällen, im Nachhinein kaum schlüssig beurteilen. Fischer erlitt ernsthafte Verletzungen – von hier aus deshalb alle guten Wünsche für eine baldige und vollständige Genesung! Auffällig auch war die Zahl von Stürzen am Ende des Anstiegs und der anschließenden Start-Ziel-Eingangs-Kurve – dazu vielleicht gelegentlich mehr.
Auch das Gute kann meist noch verbessert werden: Das betrifft die zeitliche Platzierung der Fahrerbesprechung. Auf 19:30 Uhr terminiert fand sie zu einem Zeitpunkt statt, zu dem viele Fahrer gern in den Ort zum Abendessen gegangen wären. Und auch deren Inhalt hätte – pardon! – vielleicht etwas gehaltvoller gestaltet werden können, zumal die Teilnehmer zum Schluss mit ihrer Unterschrift ihre Anwesenheit beurkunden mussten. (Ist jemals der Versuch unternommen worden, diese Listen, wo und wann sie denn ausgefüllt wurden, auch auszuwerten? Und was wären die Sanktionen gewesen, wenn jemand beim „Schwänzen“ erwischt worden wäre?) In Erinnerung bleibt, dass nicht noch einmal die Fahnen erklärt wurden (Danke!) und dass bei ROT die Fahrer am rechten (und nicht linken) Pistenrand zu Start und Ziel zurückfahren sollten, um den Rettungswagen Platz zu machen. Und auch die scharfen Worte, die Wolfgang Wagner wählte, um Missfallen darüber zu bekunden, dass sich ein Fahrer, der sich von den maßgeblichen Funktionsträgern des VFV ungerecht behandelt fühlte, an den DMSB gewandt hatte, um dort seine Beschwerde vorzutragen. Wiewohl der vom MSC-Vorsitzenden geäußerte Unmut durchaus zu verstehen ist, muss andererseits – ohne in der Sache selbst irgendeine Stellung zu beziehen - doch zugestanden werden, dass es in unserem System kaum einen geregelten Weg gibt, um in einem Verfahren, in dem man abschlägig beschieden wird, in eine nächsthöhere Instanz zu gehen - was außerhalb des Vereins-Sports selbstverständlich möglich ist.
Zu weniger problematischen Ereignissen: So war zu erfahren, dass im zurückliegenden Lauf in Oschersleben ein Fahrer, ein allseits beliebter Kerl und durch und durch ein „alter Fuchs“ mit viel Erfahrung aus zahlreichen Jahren, in der zweiten Runde ausgefallen war; die Ursache dafür, wie sich später herausstellte, war ein nicht geöffneter Benzin-Hahn. Ist auch anderen schon passiert. Ganz anders gelagert ein Fall, in dem es um ein geeignetes Schlafquartier ging. Das Angebot, in einem Wohnwagen das Quartier mit dessen Eigner zu teilen, wurde zunächst ausgeschlagen, und zwar zugunsten der Option, in einem Hänger zu nächtigen, in dem ansonsten ein Gespann transportiert wird. Darin ließe sich sozusagen geräusch- und licht-isoliert gut schlafen, und wenn die Klappe, die wie ein Deckel von oben drauf gelegt wird, einen Spalt geöffnet bleibt, wäre auch die Gefahr des Erstickens gebannt. Nur stellte sich beim Bezug des Wagens heraus, dass der Hänger bereits anderweitig vergeben worden war... Unter diesen Umständen musste dann nolens-volens die Wohnwagen-Lösung hingenommen werden.
Schaut man sich die Ergebnis-Listen an, so fallen die enorm hohen Ausfall-Quoten in H und K auf. Dort kamen jeweils neun Fahrer in mindestens einem der Läufe nicht ins Ziel, weshalb sie für die Tageswertung gestrichen werden mussten, gegenüber 13 bzw. 12 Fahrern, die in beiden Läufen die schwarz-weiß-karierte Flagge sahen. In F+L lauteten die Zahlen 9 und 13 für Ausfall bzw. Zielankunft. Inwieweit technische Defekte oder Stürze dafür verantwortlich waren, ist den Ergebnis-Listen nicht zu entnehmen; ein „Did Not Finish“-Fall in K war die Folge eines Frühstarts, weshalb die Rennleitung dem Betreffenden die Schwarze Flagge zeigte. Unser Wettbewerbsreglement sieht unter Punkt „3.6.2 Frühstart“ das Folgende vor:“Bei Frühstart eines Fahrers erhält dieser eine Verwarnung, bei grober Missachtung des Startzeichens kann ein Ausschluss aus der Wertung erfolgen (….).“ Gewiss bleibt in dieser Formulierung offen, in welcher Form und wann die Verwarnung ausgesprochen wird. (Das ist eine neue Erkenntnis, die entweder zur Konkretisierung des Reglements führen müsste oder unbedingt zu entsprechenden Verlautbarungen in der Fahrerbesprechung!) Den verfügbaren Informationen zufolge hatte die Rennleitung beabsichtigt, den Fahrer sozusagen in die Box einzubestellen und ihm dort „die Leviten“ zu lesen, ohne dass jedoch dem Fahrer eben dieses Ansinnen vermittelt oder ihm klar geworden sei, denn er drehte schließlich frustriert ins Fahrerlager ab – ein sehr unbefriedigender Ausgang, zumal er bis dahin ein Aspirant für den Jahres-Klassen-Sieg gewesen war. Offenkundig handelte es sich hier um eine Verkettung von Fehlverhalten (= der Frühstart), Missverständnis (= der Fahrer wusste nicht genau, was man von ihm erwartete) und strenger Regelauslegung (= die Verwarnung als solche ist zwar obligat, aber der bei grober Missachtung des Startsignals vorgesehene Ausschluss aus der Wertung ist nur eine Kann-Bestimmung). Zum Vergleich: Vor einiger Zeit war eine ganze Gruppe von Fahrern in Oschersleben zu früh gestartet, was aber völlig folgenlos geblieben war.
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