Wie den Listen und dem Kommentar von Renate Häpe auf den VFV-Seiten zu entnehmen ist, hat dieses Jahr Gerhard Fischer den ersten Platz in der Deutschen Historischen Motorradmeisterschaft errungen. Zweiter wurde Edgar Rothenspieler, Dritter Bernd Albert – allen drei, aber insbesondere dem Ersten, von hier aus herzlichen Glückwunsch! Es gehört schon etwas Besonderes dazu, „Meister aller Meister“ zu werden, also der nach unseren Regularien ermittelte Sieger über alle Klassen hinweg, und das bedeutet: Unter allen Startern, die zu den Läufen antreten, der Beste zu sein.
Gerhard Fischer wurde zudem mit seiner 500er Triumph in der Jahres-Klassen-Wertung von E Zweiter. Dass es hier nicht auch zum ersten Platz reichte, hängt damit zusammen, dass die DHM nach anderen Modalitäten ausgewertet wird als die Jahres-Wertung in den einzelnen Klassen: In der DHM werden strikt die Differenz-Zeiten über die einzelne Läufe gemittelt, in der Jahres-Klassen-Wertung hingegen werden die Differenz-Zeiten eines jeden Laufes nach der Regel 25-20-16-13 usw. in Wertungs-Punkte transformiert; dieses führt zu gewissen Abweichungen.
Gerhard Fischer hat mit der Rennerei Anfang der 70er-Jahre begonnen, damals auf einer der Zweitakt-Yamahas im Junioren-Pokal, also der Ausweis-Klasse. Später erwarb er von Ulli Kreck dessen 500er-Zwei-Zylinder Honda, mit der er in der seinerzeitigen VFV-Klasse 10 Vize-Meister wurde. Diese Maschine befindet sich momentan im Besitz von Thomas Reutlinger, der sie aber seit einem Defekt beim letzten Noris-Rennen leider nicht mehr an den Start bringt. Später wechselte er mit einer 650er Triumph in die Gespann-Klasse M. Dort gewann er mit seinem Schmiermax Gerhard Markmann so alles, was zu gewinnen war. Es mindert die Leistung der Beiden (fast) nicht, wenn man dezent darauf hinweist, dass die Zahl der Starter in dieser Klasse bis zur Zusammenlegung mit N überschaubar war – allein die ewigen Duelle mit den Marken-Kameraden Raabe und Braun sowie in Schotten mit den Engländern Dedman/Langford sowie die publikumswirksamen Einlagen von dem Mann mit dem Alm-Öhi-Hut waren absolut sehenswert und werden lange in Erinnerung bleiben.
Neben dem Gespann baute sich Gerhard im Laufe der letzten Jahre auch eine 500er Solo-Triumph auf, die nach den unvermeidlichen Anfangsschwierigkeiten immer zuverlässiger wurde – und last not least: auch immer schneller. Gerhard war damit nicht nur sehr gleichmäßig unterwegs, sondern vor allem auch zügig; meist führte er das Feld von Anfang an, ohne sich dabei auf dem Gerät richtig zusammenfalten zu müssen. Beim diesjährigen Jan Wellem-Lauf auf dem Nürburgring war der Abstand so beträchtlich, dass er bereits in die NGK-Schikane einbog, als die Verfolger erst durch den Hatzenbach-Bogen kamen.
In gewisser Weise stellte sich der diesjährige Erfolg sozusagen „aus Not heraus“ ein, denn Ende 2010 verabschiedete sich – nicht ohne Groll gegenüber den Verbands-Oberen – sein langjähriger Passagier im Gespann vom Sport, weshalb in diesem Jahr Gerhard Fischer ohne ständigen Beifahrer dastand (und nur in Oschersleben, wie berichtet, Heiko Klink einsprang) . Er gehört damit meines Wissens zu den ganz wenigen ( möglicherweise ist er gar der Einzige), der sowohl bei den Solo- als auch den Gespann-Fahrern an den Start gegangen ist - Hut ab vor dieser fahrerischen Vielseitigkeit!
Es kommt eine besondere Kompetenz im Schrauben hinzu. Als Ingenieur fertigt er das allermeiste, was er an Ersatz- oder Spezial-Teilen benötigt, selbst in seiner exzellent ausgestatteten Werkstatt an – und hat mir mit seiner technischen Kompetenz auch auf vielen Rennplätzen selbstlos geholfen. Das obige Foto zeigt ihn denn bei Arbeiten am Zylinder-Kopf meiner Maschine – eine willkommene Gelegenheit, ihm auch auf diesem Wege ein herzliches Dankeschön zu sagen und die Hoffnung auszudrücken, dass wir auch in Zukunft noch Vieles gemeinsam erleben mögen.
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