|
|||
Eröffnung der Saison: 23. Kölner Kurs
|
|
|
|
|
|||
Zum Organisatorischen: Weil das Fahrerlager wegen einer anderen (Groß-) Veranstaltung für uns erst Samstag abends zugänglich sein würde, war als Parkzone die Gegend in der Nähe des Fahrsicherheitszentrums vorgesehen. Nicht nur das: Die ersten Ankömmlinge wurden unterhalb des Schumacher-S auf die Strecke geleitet und stellten sich in Zweier-Reihen entgegen der Rennrichtung bis hinauf zur Fordkurve in Warteposition auf. Das war eine sehr gelungene organisatorische Maßnahme, weil es dadurch den Allermeisten erspart wurde, auf losem Untergrund zu stehen, was angesichts der Regenfälle nicht besonders spaßig gewesen wäre. Zudem bot die neue Aufstellung ungewohnte Perspektiven, denn wann sieht man schon mal vom Schumacher-S zur Dunlop-Kehre *hinunter*, von dort zur Ford-Kurve *hinauf*? Und während die Dunlop-Kehre auf dem Motorrad als sehr eng erscheint, mutet sie aus der Fußgänger- oder Wohnmobil-Perspektive als ziemlich weiter Bogen an. Und vor allem: Hat jeder auch schon vorher bemerkt, wie stark die Überhöhung der Piste an eben dieser Stelle ist? Zudem ermöglichten die langen Wartezeiten eine entspannte Abnahme im Inneren der Schleife – so weit, so schön.
Damit sind wir aber zugleich auch bei einem neuralgischen Punkt angelangt: In der Kurzausschreibung war in Fettdruck dargelegt worden, dass das Fahrerlager für uns erst am Samstag ab 20 Uhr geöffnet sei; in den Hinweisen zur Anreise war immerhin die Rede davon, dass „wir geschlossen zwischen 18 und 20 Uhr ins Fahrerlager fahren“ würden. Für den allergrößten Teil der angereisten Fahrer bedeutete das stundenlanges Warten. Sich darüber aufzuregen, wäre gleichwohl abwegig, eben weil doch eine klare Ansage für 20 Uhr vorlag, mit einer Andeutung im Sinne „es kann auch früher werden“; zudem hatte sich in den vergangenen Jahren die Erfahrung herausgebildet, dass sich eine frühe Anreise doch immer lohnen werde. Vor dem Hintergrund des wahrhaft unwirtlichen Wetters kam freilich Unmut auf, und dieser verstärkte sich, als nach 20 Uhr noch immer nichts passierte, obwohl ein wandelnder Lautsprecher diesen Zeitpunkt noch einmal bekräftigt hatte. Erst mit einer mehr als halbstündigen Verspätung durfte sich der Tross schließlich in Bewegung setzen und sich bei einsetzender Dunkelheit im Fahrerlager ausbreiten.
Ein Teil der Fahrer hatte sich indessen zu früh über ihren schönen Standplatz gefreut, denn eine Durchsage am Sonntag-Morgen bedeutete ihnen, dass die Fläche „am Zaun“ zwischen Abnahme-Haus und WC-Block für anderweitige Zwecke bis 10 Uhr geräumt werden müsse. Für davon Nicht-Betroffene schien das unverständlich und schwer hinnehmbar. Aber: Die fraglichen Flächen waren vom Veranstalter durch Gitter abgesperrt gewesen, die von einigen Fahrern beiseite geräumt wurden. Vielleicht hätten Missverständnisse vermieden werden können, wenn zusätzlich zu den Gittern Schilder angebracht worden wären mit Hinweisen darauf, dass das Areal am 28.4. ganztägig für andere Zwecke benötigt werde und deshalb gesperrt sei.
Das „Kesselchen“-Restaurant im alten Fahrerlager war am Samstag-Abend zwar beleuchtet, aber geschlossen. Das war eine Enttäuschung für einige der durchgefrorenen und hungrigen Ankömmlinge. Anscheinend hatten die Betreiber durch die vorangegangene Veranstaltung genügend Umsatz gemacht – oder?
Sonstiges: Die bittere Kälte – in der Früh waren es wohl nur knapp über 1 Grad Celsius – machte vielen Maschinen das Leben schwer; sie patschten und knallten und waren mitunter nur nach einigen Kilometern auf der Strecke zum Rundlauf zu bewegen. Die Öltemperaturen im Tank waren auch dadurch nicht mal auf „handwarm“ zu bringen.
Im ersten Lauf von Klasse 0 kam es infolge einer ziemlich langen Ölspur zwischen Ausgang Arena und Ford-Kurve zu einer Serie von Stürzen, die in einem Fall auch zu schwereren Verletzungen führte. Wie fast regelmäßig in solchen Fällen wurden auch hier Stimmen mit dem Tenor laut, man hätte zügiger reagieren müssen und die gelb-rote Fahne schon in der Arena zeigen müssen; das ist von Außenstehenden kaum zu beurteilen, zumal es sich hier um die zweite Runde handelte, in der das Feld noch sehr dicht beieinander war. Andere Stimmen merkten an, dass – wohl eher zufällig – das verursachende Motorrad vom Baujahr her zu jung und deshalb für die DHM nicht zulassungsfähig war; nur mit dem expliziten Einverständnis des Veranstalters durfte die Maschine außerhalb der Wertung mitfahren. Unter den strikten Regularien des VFV wäre der Start verweigert und damit dieser Unfall vermieden worden – was sich im Nachhinein leicht sagen lässt, schließlich hätte sich auch an anderen Maschinen der Schlauch vom Kühler lösen können. Der Abbruch dieses Laufes und die Reinigung der Strecke hatten eine Verzögerung von ca. 45 Minuten zur Folge, die im Laufe des Tages durch Verkürzung der Runden-Zahl und Zusammenlegung von Klassen aber wieder eingeholt werden konnten.
Ein „alter“ Neuzugang: In Klasse 0 hatte Dieter Nagel eine von ihm in aufwendiger Detailarbeit neu aufgebaute Ducati Pantah 600 an den Start gebracht. Dieter ist für Eingeweihte kein Unbekannter: Jahrgang 1946, hatte er 1970 mit Rundstrecken-Rennen begonnen, Zuverlässigkeitsfahrten und Langstrecken-Rennen bestritten, darunter den Bol d`Or in Le Mans, 8 Stunden auf der Nordschleife des Nürburgrings und die 1.000 km in Hockenheim, auf verschiedenen Maschinen, darunter insbesondere verschiedenen BMWs, in verschiedenen Teams, darunter auch mit Helmuth Dähne. Die Krönung der Erfolgsserie waren unter anderem drei Deutsche Meister-Titel. 1991 beendete er seine Laufbahn, weil die zwischenzeitlich aufgenommene Tätigkeit als selbständiger Suzuki-Händler mit dem Rennsport nicht mehr vereinbar war. (Deshalb „passt“ seine Kombi noch nicht richtig zur Maschine…) Nach 22 Jahren Abstinenz ging er am Kölner Kurs erstmals wieder an den Start und war mit Zeiten um 2:51 Minuten auf seiner schönen und pfiffig zurechtgemachten Italienerin recht zügig unterwegs. Das Ganze hat ihm sichtlich Spaß gemacht, weshalb die Hoffnung berechtigt ist, dass er in Zukunft ein wiederkehrender Gast in unserer Szene sein wird.
Zum Schluss: Alle guten Wünsche von hier aus für eine vollständige und rasche Genesung an Hans Peter Lohda und Karl Frohnmayer, die bei unterschiedlichen Unfällen auf der Piste bzw. im Fahrerlager Verletzungen unterschiedlicher Art und Schweregrades erlitten haben. Gute Besserung!
Post Scriptum: Ach so, haben Sie es auch gesehen? Im gerade erschienenen VORSTART (3-4/2013) findet sich auf Seite 6 eine ca. halbseitige Würdigung unserer DHM-Titelträger von 2012, ordentlicher Text, zwei Fotos – schöön, bitte weiter so...
|
|||
Text und Fotos: Manfred Amelang
|
|||