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In einem anderem Land:
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Hintergründiges: Zum dritten Mal war dieses Jahr die Veranstaltung in Weixdorf ausgeschrieben worden, und wie in den vergangenen Jahren wurden Assoziationen an die historischen Wurzeln gestiftet. Dieses geschah zum einen, indem an die früheren Rennen auf der sog. „Autobahnspinne“ erinnert wurde. Deren Verlauf war reichlich verschlungen (s. das Foto auf dem T-Shirt einer Zuschauerin). Natürlich ist es heute schlicht undenkbar, Autobahnkreuze an Wochenenden für Sportveranstaltungen zu sperren, aber mitunter gelingt es immerhin, öffentliche Straßen dafür heranzuziehen – wie das bei den engagierten „Freunden des historischen Motorradrennsports ‚Ewald Kluge‘ Weixdorf, Heimatverein Weixdorf e.V., Marsdorfer e.V. und die Oldtimerfreunde Ottendorf-Okrilla e.V.“ um den Organisations- und Rennleiter Peter Nitsche wiederkehrend der Fall ist, indem sie unweit der früheren Strecke in kreativer Weise mehrere Straßen verschiedener Beschaffenheit zu einem neuen Kurs kombinieren. Zum anderen stellten die Verantwortlichen die diesjährige Veranstaltung unter das Motto „75 Jahre 1. Deutscher T.T. Sieg“ von Ewald Kluge. In der Tat hatte Kluge am 15. Juni 1938 als erster Deutscher ein TT-Rennen gewonnen, auf einer 250er Ladepumpen-DKW, nach unfassbaren 3:21 Stunden Fahrzeit, mit mehr als 11 Minuten Vorsprung vor dem Zweiten. Der Verlauf dieses Rennens und die Runden-Zeiten sind noch heute dem Leader Board zu entnehmen, das dem englischen Original in liebevoller Kleinarbeit nachempfunden wurde und sinniger Weise an Start und Ziel am Ortseingang von Weixdorf aufgebaut war (s. Foto). Kluge, der zweimal Europameister und viermal Deutscher Meister werden sollte, ist der berühmteste Sportler, den die Gemeinde Weixdorf, die früher Lausa hieß, hervorgebracht hat. Man mochte seinen Augen kaum trauen, als im Programm für die Jubiläumsklasse (Renn- und Sportmotorräder bis Baujahr 1939) unter der Start-Nummer 1 dann noch zu lesen war: “Kluge, Ewald, Ingolstadt, auf DKW 250ccm, Baujahr 1939.“ Dabei handelte es sich um den gleichnamigen Enkel des berühmten Großvaters, der zusammen mit seinem Vater angereist war und dem die Auto Union die originale Sieger-Maschine von damals zur Verfügung gestellt hatte. |
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Original-Siegermaschine von Kluge, daneben Enkel von Ewald Kluge |
Ewald Kluge | ||
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Passage in Richtung der ersten Autobahnunterführung |
Brustbild einer Zuschauerin: Verlauf der früheren Autobahnspinne |
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Bikerin auf der Start- und Ziel-Geraden | Szene von der Spitzkehre nach Start und Ziel | ||
Im Programm stand explizit, dass zwei Wertungsläufe gefahren würden; auf der Nennbestätigung und auch auf den Aushängen war nur einer vorgesehen. In der Fahrerbesprechung empfahl der Rennleiter, die Fahrer möchten doch bitte den Beleg über die ggf. vor Ort abgeschlossene Krankenversicherung in ihrer Kombi mitführen, damit nach Eintritt eines Schadenfalls bei der Einlieferung in ein Hospital nicht der Einsatz medizinischer Hilfe durch zeitaufwendiges Nachfragen verzögert werde… Außerdem wies er darauf hin, dass vor der Spitzkehre nicht mit Höchstgeschwindigkeit angebraust kommen sollte. Mir ist das nicht aus dem Kopf gegangen, weil an dieser Stelle ja auch das Ortseingangsschild stand - durfte man da nun noch ordentlich das Gas stehen lassen oder war Zurückhaltung geboten? |
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Leaderboard, nachempfunden dem Original auf der Isle of Man |
Am Vorstart, rechts die Uhr | ||
In einem anderen Land: Die Einteilung der Klassen ist eine andere als die vom VFV und anderswo gewohnte. Keine Buchstaben, sondern Ziffern von 1 bis 4, zum Teil mit nachgestellten Untergliederungen zwischen 1 und 2. Beispielsweise sind für die großen Hubräume nur die Klassen 4.1 („über 250ccm bis Baujahr 1946-1969“) und 4.2 (bis Baujahr 1970-1985) vorgesehen. Die Bandbreite der an den Start gebrachten Maschinen ist sehr groß: Sie reicht von Motorrädern mit roter oder schwarzer Straßenzulassung (jedenfalls war das bei den älteren Bikes der Fall) bis zu Maschinen im besten Renntrimm. Gefahren wird gern mit völlig „offenem Rohr“, eigentlich nicht ganz verständlich, wo doch am Lärm vielfach die Genehmigungen für unsere Läufe zu scheitern drohen. Und: Die Veranstaltungen, die nach diesen Regularien vom ADMV durchgeführt werden, sind zahlreich (s. den Terminkalender). Zumindest in Weixdorf waren zudem beachtlich viele Zuschauer auf den Tribünen und an der Strecke zu sehen (und augenscheinlich auch relativ viel Jugend). Ein äußerst sachkundiger Streckensprecher informierte und unterhielt ständig das Publikum. Das Schönste zum Schluss: Nach der Auslaufrunde wurde wie gewöhnlich ins Fahrerlager rausgewinkt. Dort hielten drei Helferinnen die in der Wertung Erstplazierten an, stülpten ihnen je nachdem einen goldenen, silbernen oder grünen Siegerkranz über und schickten sie auf die Ehrenrunde – große Emotionen, ein wunderbarer Augenblick, vor den applaudierenden Zuschauern noch einmal auf der Strecke zu sein. Warum geht das nicht auch bei den Läufen des VFV, wo doch genau dieses bei den Rennen bis in die Sechziger-Jahre eine nachgerade „heilige“ Übung war? |
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Einer der glücklichen Sieger | Drei Hostessen stülpen den Erstplatzierten die Kränze über |
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Ein unvollständiges Resumé: Unverständlich ist generell, dass die Funktionäre in den alten und diejenigen in den neuen Bundesländern bisher keine Schnittmenge in den Bestimmungen und dem Ablauf ihrer Veranstaltungen gefunden haben (ich befürchte: sie haben danach gar nicht ernsthaft gesucht!), um aus dem Besten hier und dort wenigstens ansatzweise mehr an Gemeinsamkeiten zu gestalten. Sicher spielen die großen Entfernungen eine Rolle dabei, dass nicht eben viele Fahrer aus dem Osten im Westen starten und umgekehrt; schließlich liegen der Nürburgring, Colmar Berg und die Dahlemer Binz von Berlin ca. 700 km entfernt, von Metz ganz zu schweigen, und mit Hockenheim verhält es sich nicht sehr viel anders. Dieser Umstand und viele weitere Faktoren erzeugen aber letztlich den Eindruck, dass die Wiedervereinigung in unserer Szene bedauerlicher Weise besonders wenig Spuren hinterlassen hat. |
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Termine ADMV Classic Cup 2013 | Motor einer wassergekühlten Triumph | ||
Text und Fotos: Manfred Amelang
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