Moto-GL-Kaleidoskop

Beobachtungen und Notizen aus dem Fahrerlager und von der Strecke

 Dahlemer Binz 2013 Dahlemer Binz


Eine skurrile Geschichte vorab:
Einer der Teilnehmer (G.W., Klasse J) hatte in der Hektik der Einrichtung seines Stellplatzes im Fahrerlager versehentlich den Schlüssel seines Autos auf dem Vordersitz liegen lassen und die Tür zugeschlagen; dadurch war er nun „ausgeschlossen“ – was tun? Der Ersatzschlüssel befand sich gut 60 km entfernt in seiner heimischen Wohnung und war eher nicht erreichbar. Also den ADAC angerufen und um Hilfe gebeten. Er befände sich in Dahlem, ja ganz richtig:“Dahlemer Binz“. Man sagte ihm zu, einen Mitarbeiter zu schicken, der sich bei ihm in einer halben Stunde melden würde. Dann kam in der Tat der Rückruf. Sinngemäß entwickelte sich der folgende Dialog: „Hallo-hallo, hier ist der ADAC, ich bin beauftragt worden, Ihnen zu helfen und befinde mich jetzt in Dahlem.“ Unser Freund: „Ja, sehr schön, wie können wir uns treffen? Ich bin hier auf dem Flugplatz.“ – „Wie meinen Sie das? Hier ist kein Flugplatz…“ Nach mehreren Rückfragen stellte sich heraus, dass sich der Helfer auf den Weg nach Dahlem bei Lüneburg gemacht hatte. Dementsprechend musste der Vorgang völlig neu „eingetütet“ werden, und es dauerte noch eine weitere Stunde, bis ein „Gelber Engel“ kam, die Tür öffnete (auf welche Weise, wird hier nicht verraten!) und den Schlüssel vom Sitz angeln konnte. Die alten Hasen wissen natürlich längst, dass es in Deutschland drei Orte mit dem Namen Dahlem gibt und das für uns einschlägige Dahlem in der Eifel liegt, wo heuer auf dem dortigen Sport-Flugplatz zum 36. Mal Motorradrennen ausgetragen wurden.

Das Nenn-Ergebnis: Die Läufe um die DHM sind auf der Dahlemer Binz nur ein Teil des Programmes, das in diesem Jahr einen Classic GP 50, eine Post-Classic-Viertakt-Trophy sowie einen Herkules-Sachs-Cup-Revival vorsah, mithin Wettbewerbe, die zum Teil andere waren als im Vorjahr, d.h. der Veranstalter beobachtet sehr genau, was sich im technischen Bereich tut und wo genügend Maschinen/Fahrer vorhanden sind, um damit erfolgreich ein Rennen ausrichten zu können. Im Vorjahr hatten 111 Fahrer für die VFV-Klassen gemeldet, dieses Mal waren es mit 104 etwa gleich viele – aber natürlich sehr viel weniger, als bei Veranstaltungen, die geographisch mehr im Zentrum unseres Landes liegen. Anders als in Metz oder Colmar-Berg, wo der VFV alleiniger Ausrichter ist, stellt sich hier wegen der Misch-Finanzierung das aus den ausgedünnten Starterfeldern resultierende Problem in etwas geringerem Ausmaß. Allerdings ist es bei nur fünf oder sechs Konkurrenten in einer Klasse sehr viel leichter, Erfolg zu haben und für die Jahres-Klassenwertung oder gar die DHM ordentlich zu punkten, im Vergleich etwa zu Schotten oder Hockenheim. Würde man entsprechend der reduzierten Zahl von Mitbewerbern gegenüber dem herkömmlichen 25-20-16-13-usw.-Schema weniger Punkte für den „Sieg“ oder die Platzierungen vergeben (wie es der ADAC bei der Vergabe von Sportabzeichen sehr wohl tut), würde sich das Problem verschärfen, weil dann noch weniger Fahrer bereit wären, die lange Anreise auf sich zu nehmen. Eher das Gegenteil wäre wohl angemessener, nämlich gezielt Anreize für ein höheres Aufkommen an Teilnehmern zu setzen. Darüber müsste einmal ernsthaft nachgedacht werden. Wenn man an der Punktevergabe ansetzen würde, müssten der Logik entsprechend mehr Punkte vergeben werden, wenn die weit entfernten oder „peripheren“ Strecken richtig attraktiv werden und sich finanziell tragen sollen – gewiss eine höchst gewöhnungsbedürftige Denkmöglichkeit. Einfacher wäre natürlich eine Staffelung des Startgeldes etwa in dem Sinne, dass für die Teilnahme in Metz, Colmar-Berg und Dahlemer Binz (alles Strecken, die weit im Westen des Einzugsbereiches liegen) ein ermäßigtes Nenngeld gilt (wegen der im Durchschnitt weiten Entfernung aus der Mitte Deutschlands); natürlich würde das ein erhöhtes Nenngeld für Kölner Kurs, Oschersleben, Schotten und Hockenheim bedeuten, soll das Budget für den VFV nicht aus den Fugen geraten. Wie dem auch sei: Lösungen sind hier gefordert.

dbDas Wetter
war mal wieder ungemütlich. Nach einer sehr nassen Nacht, die die Wiesen ziemlich aufweichten, regnete es am Samstag zunächst fast ständig, weshalb zahlreiche Fahrer das freie Training erst mal ausließen, in der Hoffnung, dass die Wetterfrösche recht behalten möchten, denen zufolge es ab Mittag trocken und sogar sonnig werden sollte. Erst ab dem späteren Nachmittag war das dann der Fall, weshalb die meisten Klassen das Pflichttraining auf mehr oder weniger feuchter Strecke absolvieren mussten. Zudem war es stürmisch und lausig kalt, wie häufig in der Eifel. Immerhin versöhnte der Sonntag mit anfänglich strahlend blauem Himmel und bleibender Trockenheit mit der erfahrenen Unbill.

Die Abnahme fand wieder am Tower statt, was für alle Teilnehmer lange Wege bedeutete. Einer der Fahrer musste es hinnehmen, dass sein Sturzhelm, der selbstverständlich der aktuell geltenden Norm entsprach, „wegen eines Kratzers im Lack“, wie er es berichtete, nicht nur zurückgewiesen, sondern von den Kommissaren gleich eingezogen wurde. Über die rechtlichen Implikationen kann hier nicht räsoniert werden („Dürfen die Eigentum einfach wegnehmen?“); wohl aber mag es höchst unterschiedliche Auffassungen darüber geben, wann im Einzelfall ein Helm durch einen vorangegangenen Sturz oder nur eine Beschädigung der Oberfläche nicht mehr funktionsfähig sein mag. Der Betroffene kam jedenfalls nicht umhin, sich für die Veranstaltung bei Freunden einen anderen Helm zu leihen.

Notizen zu Akteuren: Einmal mehr beeindruckte alle Zuschauer, die Fahrer-Kollegen und auch den Streckensprecher Fredi Stein, der ungeachtet seiner körperlichen Beeinträchtigung in unglaublicher Manier seine Kawa um den Kurs trieb – alle Achtung!

Im nassen Training der Klasse V stach Uwe-Michael Reese durch seine äußerst beherzte Fahrt heraus, die ihm mit seiner 450er Ducati einen vorderen Startplatz eintrug. Ihn hinterher darauf angesprochen, teilte er mit, nach fünf Jahren Fahr-Pause hier erstmals wieder anzutreten - ersichtlich und auch in der Selbsteinschätzung ein ausgesprochener Regen-Spezialist.

Berthold Versteegen fegte mit einem Plattfuß im Hinterrad seiner 1000er Laverda über die Start- und Zielgerade. Wie würde es ihm in der anschließenden Schikane ergehen? Und danach? Da er schon einige Runden absolviert hatte, wäre es wohl zweckmäßig gewesen, wenn er vor der Ziel-Linie bis zum Abwinken des Rennens geparkt und dann seine Maschine über den Ziel-Strich geschoben hätte, denn dann wäre er nicht als DNF gewertet worden – oder?

In derselben Klasse kämpfte ein (anscheinend nachgemeldeter) BMW-Fahrer von Anbeginn des Laufes mit einem stark patschenden Motor; er drehte in äußerst „verhaltener“ Fahrt seine Runden, sichtlich bemüht, seine Maschine ins Ziel und damit in die Punkte zu bringen – aber doch wegen des enormen Geschwindigkeitsunterschiedes gegenüber seinen Konkurrenten ein nicht ungefährliches Hindernis. Man hätte es verstehen müssen, wenn ihm die Fahrtleitung die schwarze Flagge gezeigt hätte…

In Klasse K fehlte der aktuell in der Jahres-Klassenwertung Zweitplatzierte Klaus Jung. Er hatte zwar gemeldet, doch hatte er sich bei den IHRO-Rennen in Schleiz eine Woche zuvor bei einem Sturz an der Schulter verletzt. Hallo Klaus: Von hier aus gute Besserung, und dass Du bald wieder mit von der Partie bist!

Zum Schluss noch ein Foto, das „das Nennbüro“ in Fahrt zeigt, jedenfalls sozusagen die Hälfte davon, nämlich Roger Reising, der zusammen mit Martina die übernommenen Funktionen zu allseits sehr großer Zufriedenheit ausübt – Dankeschön!

 


Roger Reising auf seiner sehr schön zurechtgemachten Ducati. db

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Losung für die Fahrer,
die im Hintergrund zu sehen sind...
Strecken-Ansicht: Nord-West-Kehre:
Einbiegung auf die Gegengerade

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Dirk Rommelsheim - BMW R 90/6
Horst Schneider auf Ducati (Pantah);
Erster im ersten Wertungslauf von O

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Studieren der Resultate

 

 

Text: Manfred Amelang, Fotos: Amelang, Gemeindeverwaltung Dahlem