Das Classic Racing Team um Manfred John hatte für das Oster-Wochenende und die Tage davor zu Trainings- und Renn-Läufen nach Franciacorta eingeladen, genauer gesagt: in das Autodrom mit dem Namen, der für ein Weinanbaugebiet westlich von Brescia steht. Auf Landkarten sucht man das „autodromo“ vergebens; das mag daran liegen, dass es erst vor wenigen Jahren erbaut wurde. Man muss von der A 4 zwischen Verona und Mailand die Ausfahrt „Ospidaletti“ nehmen und dann ca. 15 km nach Süden fahren. Erst wenn man unmittelbar davor angelangt ist, sieht man die Anlage, denn sie befindet sich in einer riesigen Kiesgrube; das Erdreich wurde für den Bau der umliegenden Straßen ausgebaggert. In der dadurch entstandenen Kuhle wurde eine 2,519 km lange Rennstrecke angelegt, die im Uhrzeigersinn befahren wird. Die tiefe Lage führt im Hochsommer zwar zu einer beträchtlichen Hitze auf dem „Daniel Bonara Franciacorta International Circuit“, hat andererseits aber den Vorzug, dass die umliegenden Ortschaften von dem Lärm des Rennbetriebes praktisch nichts mitbekommen. Die Infrastruktur ist modern, das Gesamt-Ambiente durchaus sympathisch und einladend (auch wenn die sanitären Anlagen sicher an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit operierten).
Insgesamt ist der Kurs eher eng, für die Gespannfahrer ausgesprochen anstrengend. Die schnelleren Fahrer benötigen für eine Runde ungefähr 1:30 Minuten, was einem Schnitt von ca. 98 km/h entspricht. Nur wenige Piloten übertreffen die 100km-Grenze.
Die Anlage ist nach ihrem Eigner Bonora benannt. (Dass es dabei eine verwandtschaftliche Beziehung zu der Familie des früheren Rennfahrers Franco Bonera gebe, ist aber nicht verbürgt.) Weil dessen Sohn Daniel bei einem Motorradunfall zu Tode kam, wurde die Strecke nicht nur nach ihm benannt, sondern zu seinem Andenken auf einem kleinen Hügel neben dem Fahrerlager auch eine Kapelle errichtet – gewiss eine absolute Rarität im Reigen der bekannten Veranstaltungsplätze.
|
Dem Vernehmen nach entstand die Idee, hier für die „Klassik Trophy“-Serie einen Lauf auszurichten, anlässlich eines Urlaubsaufenthaltes von Manfred John am Gardasee. Die Gespräche mit den Verantwortlichen verliefen positiv und professionell, der Temin zur Osterzeit war frei und ein absoluter Glücksgriff, weil viele der Fahrer die lange Anreise dazu nutzten, vor und oder nach der Veranstaltung ein paar Ferientage in der herrlichen Umgebung einzulegen. Das Fahrerlager war proppenvoll; insgesamt hatten etwa 250 Fahrer gemeldet. Diese kamen überwiegend aus Deutschland, aber auch aus der Schweiz, Österreich, sogar aus Skandinavien und natürlich Italien waren einige angereist. Mit dieser Zahl an Startern dürfte sich das Konzept der Veranstalter, den zahlreichen Klassen der „Klassik Trophy“ eine weitere Startmöglichkeit anzubieten, dieses mit ausgedehnten Trainingssitzungen zu kombinieren und auch den Regularity-Leuten Platz einzuräumen, als voller Erfolg erwiesen haben, und zwar auch in wirtschaftlicher Hinsicht, womit die Hoffnung besteht, dass es im nächsten Jahr zu einer Wiederholung kommt.
Die Wetterfrösche hatten nach Tagen mit herrlichem Sonnenschein ausgerechnet für die Ostertage ergiebigen Dauer-Regen vorhergesagt. Erfreulicherweise blieb es dann aber weitestgehend trocken, auch wenn zeitweilig ein ziemliches Lüftchen blies.
Aus der VFV-Szene waren nicht allzu viele nach Franciacorta gekommen. Die Solisten traten überwiegend bei den *Renn*-Läufen an, hier insbesondere in der Viertakt-Klasse Division 1; das betraf unter anderem Hans Poljack, Cord Warnecke, Klaus Jung, Werner Wolff und Manfred Walla (in der Reihenfolge ihrer Start-Nummern). Sie belegten gute mittlere Plätze. Poljack stürzte im ersten Lauf (ohne sich ernsthaft zu verletzen), Jung fiel im zweiten mit gerissenem Primär-Zahnriemen aus. Bei den Gespannfahrern waren unter anderem Jochim/Riebel, Umbach/Fett und Drüppel/Abt am Start, wobei die erstgenannten zweimal die Nase in den Rennläufen (Rergularity-Läufe gab es nur bei den Solisten) vorn hatten.
Einige der Ergebnisse finden sich in den nachfolgenden Tabellen.
|
Es war eine tolle Veranstaltung, die auch von dem verbindlichen Engagement der verantwortlichen Leiter lebte. Es ist wirklich zu hoffen, dass es in Zukunft eine Wiederholung gibt – was zwischenzeitlich sogar bereits festzustehen scheint!
Diese Perspektive ist besonders erfreulich für Leute (wie mich), die die 800 km lange Anreise hinter sich gebracht und dann die Maschine wegen eines elektronischen Schadens nicht einen einzigen Meter zum Laufen gebracht haben…
|