Allgemeines; Organisatorisches: Der gewachsenen Tradition entsprechend wurde die Saison auch dieses Jahr mit den Läufen auf dem Nürburgring eröffnet. Schon im Vorfeld zeichnete sich ab, dass die Zahl der Nennungen niedriger liegen würde als in der Vergangenheit. Weil diese Tendenz bereits frühzeitig erkennbar war, konnte dafür die Vorhersage von schweren Regenfällen für den Sonntag (die sich angesichts des dann trockenen Wetters als falsch erweisen sollte) nicht verantwortlich gemacht werden. Manche vermuteten als möglichen Grund die quälend lange Warterei am Samstag-Nachmittag der Vorjahres-Veranstaltung, bis endlich gegen 20:30 Uhr ein etwas chaotisch verlaufender Einlass ins Fahrerlager gewährt wurde. Vielleicht wäre es in der Tat hilfreich gewesen, wenn die Verantwortlichen vorab klipp und klar festgestellt hätten, dass vor 20 Uhr definitiv nichts geht, eben weil eine andere Veranstaltung vorher so lange laufen würde – und dass es von dieser Regel keinerlei Ausnahmen gäbe (was andernorts und zu anderen Gelegenheiten eher die Regel ist). Denkbar ist aber auch, dass viele Fahrer einfach noch Urlaub machten, lag der aktuelle Termin doch am letzten Tag der 14-tägigen Osterferien.
Noch eine weitere Erklärungsmöglichkeit muss in Betracht gezogen werden: dass nämlich viele potentielle Teilnehmer für eine Ein-Tages-Veranstaltung nicht mehr die Beschwerlichkeiten einer langen Anreise auf sich nehmen wollen. Im Hinblick darauf sind die Absichten des VFV-Orga-Teams richtig und wichtig, in Zukunft den „Kölner Kurs“ möglichst zu einer Mehr-Tages-Veranstaltung auszubauen und für dieses Ziel in Gespräche mit dem MSC-Porz sowie der Nürburgring-Geschäftsführung einzutreten. Es stimmt, dass dem Nürburgring mit seiner langen Geschichte und dem unvergleichlichen Mythos eine herausragende Bedeutung innerhalb der Strecken der DHM zukommt; der „Ring“ setzt unserer Szene gewissermaßen eine Krone auf. Eine Ausweitung des Programms würde dem sportlichen Wert des Rings für die DHM in angemessener Weise entsprechen, oder anders herum: ohne den Ring oder nur mit einem Minimal-Angebot würden Rang und sportlicher Wert unserer Serie Schaden nehmen. Hoffen wir also auf einen positiven Verlauf der angestrebten Verhandlungen. (Und dass dabei gar ein etwas weniger „frostiger“ Termin später im Jahr gefunden werden könnte, muss wohl vorab als unerfüllbarer Traum abgetan werden…)
Konkret wies das Programm 220 Nennungen auf gegenüber 285 im letzten Jahr. Das entspricht grob einem Rückgang um ca. ein Viertel oder einem Fehlbetrag von um die 10.000 Euro an Nenngeld. Besonders betroffen waren die Klassen J+K, R und W, wo ungefähr nur die Hälfte der Fahrer aus dem Vorjahr antrat.
Die Ausdünnung des Teilnehmer-Feldes allein konnte nicht die Ursache dafür gewesen sein, dass das Fahrerlager angenehm leer war wie nie zuvor – Entspannung total, jeder konnte sich seinen Lieblingsplatz aussuchen. Die Stimmung entwickelte sich zusätzlich positiv dadurch, dass das von den Auguren vorausgesagte Schlecht-Wetter ausblieb, es gegen 9 Uhr abtrocknete und nachmittags teilweise gar die Sonne herauskam.
Zum Sport: Meistens vom Zaun oben über dem NGK-S aus betrachtet, bestanden einige sportliche Highlights (gewiss nur subjektiv..) unter anderem darin:
-
Ralph Hanssen (H 27) fuhr im ersten Lauf einsam einen Start-Ziel-Sieg heraus – und war damit auch der Gleichmäßigste seiner Klasse. Damit nicht genug: Er konnte auch in Lauf 2 eine sehr gleichmäßige Fahrt hinlegen (3. Platz), wenngleich ihm hier „on the road“ Werner Lux, dessen Maschine nun wie entfesselt lief, das Nachsehen gab.
-
In K pilotierte Hansruedi Rothenbühler (K 23), der erstmals überhaupt am Ring antrat, seine neue Molnar-Manx in unübertroffener Präzision um den Kurs und wurde in Lauf 1 mit sage-und-schreibe nur .25 Differenzpunkten Erster der Wertung. Im zweiten Lauf kam er nicht ins Ziel, weil ihm der Schalthebel abgebrochen war. Der sympathische Schweizer stellt eine willkommene Bereicherung dar. (Tilmann Runck war um ca. 5 Sekunden schneller unterwegs und wurde zweimal Zweiter.)
-
In E beeindruckte stark Paul Schumacher auf einer 600er Norton-International von 1937. In beherzter Manier bewegte er das Starr-Rahmen-Gerät durch die Kurven, wobei sich der Motor von der Drehzahl und der Klangfarbe her nicht wie ein klassischer Langhuber anhörte (Plätze 3 und 2 in den beiden Läufen).
-
Bei den Gespannen fielen durch ihre unerschrockene Fahrt u. a. Umbach/Umbach auf ihrer unverkleideten 600er BMW auf. Belohnt wurden sie dafür im zweiten Lauf mit dem ersten Wertungs-Platz und einem dritten aus der Addition beider Läufe.
Drüppel und Abt im Fahrerlager |
|
Etwas zur Technik: Seit Jahren gehören zum Programm des Kölner Kurses Läufe für historische Motor-Roller. Viele von uns interessieren sich – gelinde gesagt – nur wenig dafür und erachten es als befremdlich, dass Roller im Renntempo bewegt werden (obwohl in den frühen Fünfziger-Jahren schon einmal NSU hin und wieder eine Renn-Lambretta an den Start brachte, ganz überwiegend aus Marketing-Gründen, und es auch in England Roller-Rennen gab). Ein Spaziergang am Samstag Abend durch das Fahrerlager führte mehr zufällig (woanders waren schon die Lichter ausgegangen) in eine Boxe, die voller Vespen, Lambrettas, Bellas und anderer Geräte war. Man kommt aus dem Staunen nicht heraus, was an diesen Gefährten ein Aufwand getrieben wird, um die Motoren und Fahrwerke zu optimieren. Die beiden nachfolgenden Fotos zeigen exemplarisch die Führung der Vorderräder zweier Vespen; zusätzlich gab es andere Varianten. Der Motor der nebenstehend abgebildeten 150er Vespa von Julia Sperandio, die damit besonders zügig unterwegs war, leistet nach ihren eigenen Angaben nicht weniger als 30 PS – beachtlich.
Julia Sperandio vor ihrem Wettbewerbs-Gerät |
|
|
|
Vorderrad-Aufhängungen zweier Vespen |
Siegerehrungen: Eine wiederkehrende Erfahrung besteht darin, dass viele Fahrer am Ende eines langen Wochenendes schnell heim wollen, insbesondere dann, wenn dafür eine große Entfernung zurückgelegt werden muss. Als Folge davon können sie nicht an der Siegerehrung teilnehmen, selbst dann nicht, wenn sie auf Grund ihrer Platzierung aufs Treppchen gekommen wären. Alles verständlich. Deshalb bleiben aber immer wieder mal Stufen auf dem „Stockerl“ leer. Das war u.a. in K durch die Abwesenheit von Peter Melchert als dem Erstplatzierten der Fall; Spaßes halber wurde dessen Platz kurzfristig durch den vierbeinigen Begleiter von Tilmann besetzt.
Dahinter verbirgt sich natürlich ein ernstes und generelles Problem. Betroffen davon sind in besonderer Weise diejenigen Klassen, die im Zeitplan später dran sind und dementsprechend in der Reihung der Siegerehrungen eher am Schluss kommen; hier besteht das wiederkehrende Risiko, dass zu diesem späten Zeitpunkt einige der geehrten Teilnehmer aus früheren Klassen bereits abgereist sind – sicher mit einem etwas schlechten Gewissen, aber eben doch der Not der langen Abreise geschuldet. Um diese Schiefe etwas abzufedern, hier der
Vorschlag, dass zukünftig bei Siegerehrungen die Reihenfolge der einzelnen Klassen nach Zufall bestimmt wird. Da müssen viele der Teilnehmer anwesend sein und warten, bis sie dran sind, und diesen Zeitpunkt kennen sie nicht vorab. Das verhindert zwar nicht völlig, dass die später geehrten Klassen vor immer weniger Leuten an die Reihe kommen, aber verhindert wird, dass es immer dieselben Klassen sind, die das Ende der Warteschlange bilden.
Soziales: Horst Scherer hat angekündigt, dass er mit der Rennerei aufhört. Er war zwar anwesend, hatte aber nicht gemeldet und betreute seinen Sohn. Er mache Schluss, weil er keinen Spaß mehr habe. Diese Entscheidung ist schwerwiegend, denn Horst war nicht „Irgendwer“, sondern u.a. DHM-Meister 2012 und seit vielen Jahren dabei. In all den Jahren war er nicht nur ein exzellenter Schrauber und Fahrer, sondern auch ein sehr hilfsbereiter Kamerad und lustiger Kumpel. Horst: Wir werden Dich vermissen; hoffentlich kommst Du noch möglichst oft als launiger Zuschauer und Moderator des Geschehens.
|