Zum Wetter und dessen Auswirkungen Vor dem Hintergrund des in unserem Land seit Ende Juni herrschenden unbeständigen Wetters war auch für Schotten kaum besseres zu erwarten. Was dann aber eintrat, übertraf die schlimmsten Befürchtungen: immer wieder Schauer und Starkregen. Die Verantwortlichen konnten sich nicht erinnern, schon einmal derartige Witterungsunbilden in der Geschichte des Schottenring-GPs erlebt zu haben. Selbstverständlich ist niemand „schuld“ an einer solch kritischen Situation, deren Folgen ziemlich schlimm waren: Auf der Fahrerlager-Wiese versanken einige Fahrzeuge im Schlamm; die Zu- und Ausfahrten zum Vorstart waren alsbald kaum noch passierbar, die Passage vor der „Tränke“ und zum Vorstart war eine einzige Schlamm-Wüste. Deshalb startete die erste Klasse am Samstag Morgen zu ihrem Trainingslauf aus der Seestraße heraus. Die Veranstalter taten, was in ihren Möglichkeiten stand, indem sie zum einen Hilfe anboten in dem Sinne, die Fahrzeuge vor dem Befahren der Strecke abzuspritzen, zum anderen durch das Auftragen von Holzspänen auf den aufgeweichten Untergrund; zudem wurden Bergungsfahrzeuge angefordert, um nach dem Ende der Veranstaltung festsitzende Wohnwagen von der Wiese wegzuziehen. Auch wenn für den Sonntag ein Ende der Niederschläge vorhergesagt wurde, blieb der Himmel doch ganz überwiegend dunkel. All dieses hielt viele Fans der Szene von der Veranstaltung fern; es kamen nur ungefähr 10.000 Zuschauer, was etwa der Hälfte der sonstigen Besucher entsprach, und davon waren diejenigen halbwegs „fein raus“, wenn sie in Gummi-Stiefeln oder ähnlichem Schuhwerk antraten.
Noch einmal: Für diese wetter-bedingten Widrigkeiten kann niemand etwas. Aber die Auswirkungen zeigen, wie fragil die gesamte Organisations-Struktur ist, wenn – anders als auf permanenten Rennstrecken – seit jeher hauptsächlich eine Wiese in Hanglage als Fahrerlager herangezogen wird, die nicht Eigentum des veranstaltenden Clubs oder der Stadt Schotten ist, sondern immer erneut nur für das dritte Wochenende im August benutzt werden darf (und deren sanitäre Anlagen im übrigen schon immer aus denselben Gründen hinter herkömmlichen Standards zurückblieben).
Zu den Besitzverhältnissen an den Flächen rund um den Kurs und dessen Auswirkungen Für die Anreisenden offenbarte sich alsbald im Innenfeld zwischen Fahrerlager- und Start-Ziel-Eingangskurve eine riesige Baugrube. Hier hatte die Firma, der das fragliche Gelände gehört, das bislang dort befindliche Gebäude abgerissen, weil Platz geschaffen werden soll für ein neues Lager-Haus. Damit entfallen in diesem Gebiet die Standflächen für Getränke- und Imbiss-Stände sowie Zuschauer-Plätze. Zudem haben sich die Eigentums-Verhältnisse für die Liegenschaften am Auslauf der Strecke in der Seestraße geändert; davon betroffen ist insbesondere das Bau- und Gerätelager, das traditionell einige Fahrer als „ihren“ Standplatz nutzen. Spätestens in drei Jahren wird dieses nicht mehr möglich sein. Damit nicht genug: Auch die Fahrerlager-Wiese soll dem Vernehmen nach ab dem nächsten Jahr nicht mehr zur Verfügung stehen, weil das Gelände benötigt wird für den Bau einer Rehabilitations-Einrichtung. Wie zu erfahren war, denkt man als Ersatz dafür an die benachbarte, also in südlicher Richtung angrenzende Wiese. Ein Korridor von etwa 5 Meter Breite oben entlang der Straße soll offen gelassen werden, damit die Fahrer darauf zum Vorstart gelangen können. Der letztere Komplex ist gewiss der schwerwiegendste, weil davon ein besonders großer Teil der Fahrer betroffen ist. Auch wenn möglicherweise in dieser Sache noch nicht das allerletzte Wort gesprochen ist, vielleicht auch noch etwas Zeit gewonnen werden kann, drohen hier doch ernste Probleme der praktischen Machbarkeit. Gewiss wäre es hilfreich, wenn bei der Lösung dieser Schwierigkeiten tatkräftige Unterstützung von seiten der lokalen Politik käme, wie es in der Vergangenheit regelmäßig der Fall war. Auf jeden Fall ist inständig zu hoffen, dass die Leitung des MSC Schotten die sich hier auftürmenden Schwierigkeiten in befriedigender Weise lösen kann.
Kawasaki als Hauptsponsor der Veranstaltung Selbstverständlich leuchtet es jedem ein, dass eine Veranstaltung vom Range des Schottenring-GPs ohne potente Sponsoren kaum zu schultern ist. Die Mittel aus den Tickets für Zuschauer und die Nenngelder der Starter dürften kaum ausreichen, um die enorme und effiziente Organisation, die zahlreichen Ehren-Gäste und vielen Sonderläufe zu finanzieren. Dieses Jahr war als Hauptsponsor Kawasaki gewonnen worden. Davon zeugten das Programm, nicht mehr im Gewand der Zeitungs-Papier-Beilage, sondern in wertiger Hochglanz-Aufmachung; etwa ein Drittel der Seiten galten Kawasaki. In der Postkurve waren die Strohballen nicht mehr weiß, sondern in der Hausfarbe des Sponsors gehalten, und natürlich mit dem Firmenlogo versehen. Mitunter sprach der Streckensprecher auch schon von der „Kawasaki“-Kurve. In der Verlängerung der Zielgeraden gab es Ausstellungs- und Verkaufs-Zelte von Kawasaki sowie ein großes Zelt, das zentral war für die „Kawasaki-Days“, die heuer in Schotten gefeiert wurden. Tom Sykes, der Superbike-Weltmeister von 2013, wurde ebenso präsentiert wie Toni Mang. Verantwortliche trugen sogar Mützen des Sponsors und forderten bei einer Schau-Einlage die Zuschauer über die Strecken-Lautsprecher zu La-Ola-Übungen auf. Auch hier noch einmal: Ohne Sponsoren geht heutzutage kaum noch etwas, gewiss, und man darf den Veranstaltern wohl gratulieren zu diesem Geschäft. Aber es war zu vernehmen, dass einige Fahrer sich die Frage stellten, ob die Verbindung von Kawa und Sport mit historischen Maschinen inhaltlich besonders gelungen sei und ob es nicht bestimmte Grenzen gebe für dasjenige, was man für den Sponsor zu tun bereit ist. Die Verantwortlichen äußerten mehrfach die Hoffnung, dass das Engagement von Kawa auch im nächsten Jahr andauern werde, gut so, aber vielleicht kann man überlegen, wie eine engere inhaltliche Rechtfertigung hergestellt und deutlich gemacht werden kann.
Zum Schluss stichprobenartig etwas zum Sport, der ja im Mittelpunkt stehen sollte: Überragend einmal mehr die fahrerische Leistung von Dieter Braun, dem aber Reinhard Hiller aus Gütersloh in Nichts nachstand. Beeindruckend auch, wie sich in Klasse J Richard Johnston aus Northumberland und Dominik Horvath aus Hohenpeißenberg balgten; ihre Schräglagen in der Fahrerlager-Kurve waren atemberaubend. Ralph Hansen zeigte, wie in Oschersleben, im ersten Wertungslauf erneut eine äußerst couragierte Fahrt, konnte dann aber im zweiten nicht mehr antreten. Nicht minder aufregend waren einige Kämpfe zwischen den Gespannfahrern, von denen u.a. Eckert/Eckert und Drüppel/Abt auffielen, um nur einige zu nennen. Einzigartiger Höhepunkt in der „VFV-Präsentation 1930 – 1960“ war der Auftritt der 500er-Vierzylinder-Gilera von 1956, stilistisch eindrucksvoll pilotiert von Peter Zweifel aus Baar in der Schweiz: Das Gekreische aus den vier Tüten, wenn die Maschine die Zielgerade hinunterfegte, ließ einen erschaudern und erinnerte an die glorreichen Erfolge dieser Maschine, bis sich das Werk Ende 1957 vom Rennsport zurückzog.
Resumé Trotz witterungsbedingter Unbilden herrschte auch dieses Mal in Schotten wieder ein besonderes und dichtes Flair. Auf der Strecke wurde anspruchsvoller Sport geboten, man sah tolle Maschinen und berühmte Fahrer in Aktion. Die wenigen Unfälle liefen allesamt glimpflich ab. Den Verantwortlichen sind die Daumen zu drücken, dass sie die dunklen Wolken am Horizont, die heraufziehendes Ungemach anzukündigen scheinen, verscheuchen werden.
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