Moto-GL-Kaleidoskop Beobachtungen und Notizen aus dem Fahrerlager und von der Strecke |
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Saison-Ausklang 2014 in Hockenheim |
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Zur Stellplatz-Suche: Der Umfang des Programms hatte es notwendig gemacht, bereits am Freitag früh mit den ersten Läufen zu beginnen. Das wiederum erforderte für die allermeisten Teilnehmer eine Anreise bereits am Donnerstag. Ab 17 Uhr, so stand es in der Nennbestätigung, würde die Einfahrt ins Fahrerlager möglich sein (vorher fand darin eine automobile Geschicklichkeitsprüfung statt). Gleichwohl hatte sich bereits um die Mittagszeit ein langer Stau von wartenden Fahrzeugen vor den Toren aufgebaut, der alsbald bis in den Ort zurück reichte. Ersichtlich wollten viele Fahrer möglichst bei den Ersten sein, denen Einlass gewährt wurde, um sich einen passenden Platz für das lange Wochenende zu sichern, tunlichst ihren „eigenen“, nämlich genau jenen, den sie gewöhnlich einnehmen und sich diesen immer wieder zu sichern versuchen. Bei Störungen dieses territorialen Verhaltens durch „unberechtigte Andere“ kommt es gewöhnlich zu unfreundlichen Szenen. Beispielsweise war zu vernehmen, wie jemand einer Französin lautstark bedeutete, wie sie dazu komme, sich in einem Areal breit zu machen, das er schon seit 15 Jahren belege, und sie solle sich gefälligst einen anderen Platz suchen, was sie dann auch tat, freilich nicht ohne sich über die unhöfliche „Belehrung“ zu beschweren. Generell ist das Einnehmen der Stellplätze und die Markierung mit Absperr-Bändern ein wiederkehrendes Problem, für dessen Abhilfe schon manches Vorgehen versucht wurde. Am besten bewährt hat sich wohl doch das gängige Verfahren, es der Vernunft und dem Augenmaß aller Beteiligten zu überlassen, sodass sich schließlich immer alles irgendwie „zurecht-rüttelt“. Als überdauernd störend wird freilich erlebt, wenn frühzeitig ein größeres Areal frei gehalten wird für Freunde, die erst sehr viel später ankommen. Natürlich gibt es immer wieder zwingende Gründe für eine späte Anreise, aber als Grundprinzip sollte doch gelten, dass solche Gruppen nach Möglichkeit gleichzeitig ihren Stellplatz einnehmen. Unfälle: Immer wieder wird beteuert, dass es sich bei unserem Tun um Motorsport unter Freunden handele und es doch letztlich um nichts gehe außer um den Spaß an der Freud`. Richtig! Dazu passt aber nicht eben gut, wie manche Leute bereits in der Start-Runde zu Werke gehen – als ginge es um Kopf und Kragen. Nicht von ungefähr passierten einige der Stürze in der Anfangsphase der jeweiligen Läufe, wo naturgemäß das Feld noch dicht zusammen ist, aber gerade deshalb jeder Fahrer höchste Achtsamkeit walten lassen müsste. Zweimal mussten gestürzte Fahrer mit dem Helikopter zur Behandlung ausgeflogen werden; Ihnen in erster Linie, darunter Günter Michel, gelten von hier aus die besten Genesungswünsche. Zumindest in V gab es beim Start einen ordentlichen Kuddelmuddel. Das lag daran, dass am Aushang zunächst nur jeweils drei Starter pro Reihe ausgewiesen waren, und es so auch der Streckensprecher durchsagte. Ein paar Minuten später korrigierte er sich zwar in dem Sinne, dass es de facto vier Fahrer pro Reihe sein müssten, aber das haben vermutlich nicht alle (akustisch) mitgekriegt. Nachteilig für die Prozedur hat sich wohl auch ausgewirkt, dass der Aufruf von Achim bei der Fahrerbesprechung, es würden noch Helfer benötigt, nicht den erwünschten Widerhall gefunden hatte. Und dass jemand aus der zweiten Kohorte einfach bei roter Flagge durchprescht, „geht ja schon gar nicht“ (Zitat einer höchstpolitischen Feststellung). Ebenso wenig, dass einem Fahrer während etwa fünf Runden zusammen mit seiner Start-Nummer die schwarze Flagge gezeigt wurde, ohne dass er zügig darauf reagierte – gab es dafür eine Strafe? Technisches: Bekanntlich bereichern in diesem Jahre mehrere Molnar-500er-Nortons das Geschehen in Klasse K. Diese Ultra-Kurz-Hub-Maschinen marschieren verständlicher Weise wunderbar, doch offenbarte sich an dem Gerät von Hansueli Wyssen auch eine unerwartete Tücke: Nach dem Training auf nasser Piste gab es Zündungsprobleme. Als eine mögliche Ursache dafür wurde die zweite Kerze der Doppelzündung ausgemacht, die zentral-senkrecht im Kopf steht. Aber wie diese herausschrauben? Ohne ein offenbar notwendiges Spezialwerkzeug schien es notwendig, die gesamte Cam-Box runter zu nehmen, um an die Kerze ranzukommen. Erfreulicherweise war dieser Kraftakt dann doch nicht notwendig: Um die besagte Kerze hatte sich ein Ring von Wasser gelegt, von dem aus Feuchtigkeit in den Stecker geraten war. Nach dem Wegpusten mit Druckluft lief der Motor wieder rund. Aber Hansrueli hat doch vor, bei Molnar mal anzurufen, um zu erkunden, wie es mit dem Zugang zu der zentralen Kerze denn bestellt sei… Eine technische Skurrilität fand sich bei den gelb-rot lackierten Maschinen von Günter Michel. Eines der Geräte hatte einen Motor mit stehendem Zylinder, ersichtlich ein Teil von einer Vier-Ventil-Boxer, dessen gegenläufiges Pendant gekappt worden und das Ganze um 90 Grad gedreht, also aufgerichtet worden war. Ob die Maschine bereits gefahren oder nur präsentiert wurde, konnte nicht mehr festgestellt werden. Auf jeden Fall handelt es sich um eine sehr unorthodoxe Neukonstruktion, die für einen hoch-originellen Bastler-Geist spricht, der hinter dem Projekt steht. Etwas zum Sport: Herausragend war der Kampf um die Führung „on the road“ im zweiten Lauf von B-C-E-F-H. Hier balgte sich Cord Warneke auf seiner Velocette KTT mit Josep Ferrer auf einer Bultaco Metralla MKII. Viertakt gegen Zweitakt, 1938 gegen 1966, 350cc gegen 250cc. Beide Fahrer fuhren grandios, mitunter nebeneinander durch die Sachs-Kurve, bis am Ende der Gast aus Spanien die Oberhand behielt. Freilich war dieses Scharmützel der Gleichmäßigkeit nicht besonders förderlich, denn diesbezüglich lauteten die Platzierungen 7 bzw. 6. Sehr knapp fiel die Entscheidung in K aus. Hier verpasste es Klaus Jung mit einem Leichtsinns-Fehler, den denkbar geringen Punkte-Abstand zu dem Führenden Günther Weickert zu egalisieren und seinem Jahres-Klassen-Sieg in W einen weiteren hinzuzufügen. Gratulation – natürlich unter dem Vorbehalt der offiziellen Bestätigung - an Günther! Martin Bertsch erzählte die kuriose Geschichte seiner Reise zum Manx Grand Prix auf der Isle of Man: Weil er nicht rechtzeitig eine Fähre gebucht hatte, schien es zunächst aussichtslos, dorthin zu gelangen, um an der Lap of Honour teilzunehmen. Es bedurfte spezieller Kontakte und Maßnahmen, um es dennoch zu schaffen. Vom Erfolg kündete ein Selfie, das ihn zusammen mit Ken McIntosh in dessen Zelt zeigt. Die Rückreise gestaltete sich noch schwieriger, weil aus geschäftlichen Gründen eine frühere Passage gebucht werden musste, als die, die ihm und seinem Freund Rolf Schendel zunächst angeboten worden war. Nach mehreren komplizierten Vorverlegungen schien dann endlich alles perfekt zu sein, zumal durch vielmaliges Umrunden des Mountain-Course mit dem Straßenmotorrad ungefähr 75 % der Strecke im Kopf präsent waren – allerdings lediglich im „erhöhten“ Straßentempo und nur mit den Nutzungsrechten für die linke Spur. Aber: Am Tag des herbeigesehnten Starts musste die Lap of Honour wegen Nebels auf den nächsten Tag verschoben werden – und das war genau der Tag, an dem nach vielen Verhandlungen die Abreise stattfinden musste… Aus und Vorbei. Die beiden nehmen es mit Humor. Soziales: In Schotten hatte sich bei meiner Manx als weiteres Element der diesjährigen Seuche ein gravierender Motorschaden angekündigt; ein Start in Hockenheim schien damit aussichtslos zu sein. Im Hinblick darauf bot mir Klaus Wittigayer an, seine 350er Ducati Mk III fahren zu dürfen. Das war eine sehr großmütige Geste, für die ich mich auch an dieser Stelle herzlich bedanke. Die Erfahrungen mit einer ungewohnten Maschine in einer ungewohnten Klasse, in der sich zudem Maschinen mit höchst unterschiedlicher Leistung tummeln, waren lehrreich, wenngleich letztlich überwiegend schmerzhaft. Dessen ungeachtet noch einmal: Großen Dank! Joachim Grabietz tat das, was er in Schotten bereits angekündigt hatte, indem er auf der Fahrerbesprechung seinen Rücktritt aus dem Orga-Team bekannt gab. Nach 12 Jahren Tätigkeit in seiner Funktion sei es nun Zeit, damit aufzuhören. Jedermann sah, dass dieser Abschied ihm keineswegs leicht fiel. Lieber Achim: Vielen Dank für Dein verdienstvolles Wirken, das Dir reihum große Sympathien eingebracht hat, und alles Gute für die nun anstehende Zeit! |
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Text: Manfred Amelang Fotos: Roland Leger (die bestechenden Fahr-Aufnahmen, vielen Dank dafür!), Amelang |
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