Moto-GL-Kaleidoskop
Beobachtungen und Notizen aus dem Fahrerlager und von der Strecke
Jahres-Klassen-Doppelsieger 2014:

Thomas Wiedemann
Thomas Wiedemnann als Motiv auf dem Dezember-Blatt des Schotten-Kalenders für 2015
Vielen Teilnehmern und Beobachtern unserer Szene ist ein Ereignis aus der zurückliegenden Saison womöglich unbemerkt geblieben; jedenfalls findet sich dazu in den offiziellen Würdigungen des Meisterschaftsjahres 2014 bislang kein Hinweis: In zwei Klassen, nämlich F/H und U, ist der Jahres-Klassen-Sieger ein- und dieselbe Person. Thomas Wiedemann ist dieses Kunststück gelungen, und ihm sei an dieser Stelle für diese herausragende Leistung, die nur ganz selten (wenn überhaupt jemals) zu registrieren ist, ganz herzlich gratuliert! Die Macher des Schotten-Kalenders für das kommende Jahr bewiesen ein glückliches Händchen, als sie Thomas für das Dezember-Blatt als Motiv auswählten – siehe oben das Foto.
Thomas unterwegs auf der "kleinen" Duc in F/H Thomas vor einer der beiden Sieger-Maschinen

Thomas, inzwischen 46 Jahre alt und gelernter Maschinen-Schlosser, kommt aus dem Trial-Sport. Beginnend mit dem 12. Lebensjahr hat er auf einer Montesa begonnen und 15 Jahre lang an Wettbewerben teilgenommen, die wie kaum andere die virtuose Beherrschung der Maschine unter schwierigen Bedingungen verlangen. Auf der Straße bestritt er dann gelegentlich Berg-Rennen und saß erstmals 2002 in Gaschney auf der 175er-Ducati, die er auch heute noch bewegt. Beginnend mit 2008 trat er auch bei Läufen des VFV an, zunächst nur sporadisch, weil berufliche Verpflichtungen (u.a. Ausbildung zum Industrie-Meister) einer regelmäßigeren Teilnahme im Wege standen; erstmals stand er 2010 beim Kölner Kurs auf dem Podest. Erst ab der Saison 2013 war er Dauer-Starter in unserer Szene, alsbald auch mit der neu hinzu gekommenen 350er Duc, und nun, also bereits im zweiten Jahr eines durchgängigen Engagements, gelang ihm der große Wurf. Dabei hing der Ausgang in U am seidenen Faden, war jedenfalls denkbar knapp mit einem einzigen Punkt Vorsprung vor seinem Freund und Verfolger Uwe Schneider. Dieser war zum Endlauf nach Hockenheim mit einem Polster von 11 Punkten gekommen, doch konnte Thomas den Rückstand dort nicht nur wettmachen, sondern sogar noch „umbiegen“ in ein kleines Plus.

Schwer denkbar wären diese Erfolg
WiedemannVaterSohne ohne die Unterstützung durch seinen Vater Walter, der vielen im Fahrerlager als ebenso kenntnisreicher Mechaniker wie origineller „Schrat“ bekannt ist – und „gefürchtet“ wegen seines nicht immer leicht verständlichen süddeutsch- badischen Dialekts. Ebenfalls gelernter Maschinen-Schlosser und früher beruflich als Schrauber an Hondas und Ducatis tätig begleitet er seinen Sohn zu den Veranstaltungen und bereitet die Maschinen penibel auf die Wettbewerbe vor. Seine Werkstatt erstreckt sich von einer großen Garage bis in mehrere Keller-Räume des Haupt-Hauses; gefüllt sind diese nicht nur mit den obligaten Drehbänken, Bohr- und Fräsmaschinen, sondern vor allem auch mit einer Vielzahl mehr oder weniger vollständiger Motorräder und deren Bestandteilen, also Motoren, Rahmen, Rädern, Auspuffen usw. usf. Die Zahl der erkennbaren Projekte würde ersichtlich für mehrere Leben reichen; so wird momentan u.a. eine kleine MV Agusta Monoalbero aufgebaut, auf einer Werkbank steht ein Viertakt-Motor mit einem Platten-Drehschieber am Einlass und einer Zwangssteuerung des Ventils am Auslass. Nahezu fertig ist eine Alba von 1923 mit ihrem kleinen Einzylinder-Viertakter, und natürlich stehen und liegen und hängen überall Derivate und Teile von Ducati – eine wahrhaftige „Schmiede“ des Motorrad-Sports.


Ducati-Motoren in der Werkstatt Walter Wiedemann hinter dem Rahmen für die kleine MV
 WiedemannWalterMotor  WiedemannWalterAlba
WWvorDuc WWmitThomas
WWvorAlbaMotor WWWerksattSicht
WWMVRaederwerk

Auch für die kommende Saison von hier aus dem „Vater mit dem Sohne“ alles Gute und viel Erfolg!

Text: Manfred Amelang
Fotos: Wiedemann(1), Studio Hinz (1), Klaus Wittigayer (5),  Amelang

Drucken