Zu Beginn des Neuen Jahres hat das „Classic Racing“-Team um Manfred John die Einschreibungs-Formulare für die „Klassik Trophy 2015“ verschickt, primär wohl an alle Fahrer(innen), die schon in der Vergangenheit an einer der Veranstaltungen teilgenommen hatten, die von diesem Team organisiert werden. Im Vordergrund des Interesses stehen dabei traditionell die Rennen in verschiedenen Klassen. Quasi im Windschatten der Ausweitung des Angebotes für diesen Bereich ist nunmehr auch eine „Regularity-Trophy“ als Abfolge von sechs Events vorgesehen. Außer den Läufen in Franciacorta und Walldürn, die bereits im letzten Jahr angesetzt waren bzw. seit längerer Zeit stattfinden, sind zusätzlich Wettbewerbe in Oschersleben, Colmar Berg, Most und auf dem Lausitzring angesetzt. Dadurch erfahren nicht nur Franciacorta und Walldürn eine Aufwertung, weil sie damit in eine Jahres-Wertung einbezogen werden, sondern es wird mit Most eine Strecke angeboten, auf der während vieler Jahre auch zahlreiche Fahrer des VFV gern unterwegs gewesen sind und dort einen ihrer DHM-Läufe bestritten haben. Auch der Lausitzring stellt seit langem ein wirklich attraktives Ziel dar, das bislang aber wegen seiner peripheren Lage nur von eher wenig VFV- Fahrern angesteuert wurde.
Für den außenstehenden Beobachter stellen sich die Gegebenheiten so dar, dass „Classic-Racing“ mit den zusätzlichen Gleichmäßigkeits-Läufen ein Paket anbietet, das zu demjenigen des VFV eine Ergänzung und eine Alternative darstellt, wenn nicht teilweise wohl auch in Konkurrenz dazu steht. Es mag deshalb naheliegen, jene Merkmale beider Seiten detaillierter in Augenschein zu nehmen, in denen sich die beiden „Produkte“ voneinander unterscheiden, da sich diese ja zumindest teilweise an ein- und dieselben „Konsumenten“ oder „Nutzer“ (sprich: Fahrer) richten.
Ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit dazu vielleicht das Folgende:
1.) Die Träger des Geschehens sind hier wie dort Vereine, nämlich der „Veteranen-Fahrzeug-Verband“ (VFV) bzw. „Klassik-Motorsport e.V.“(KM). Ohne aus naheliegenden Gründen die persönlichen Verantwortlichkeiten, die Ziele und Bücher im Einzelnen zu kennen, liegt beim VFV der Akzent auf dem ehrenamtlichen Wirken der Verantwortlichen, wobei selbstverständlich im Budget zumindest auf mittlere Sicht eine „Schwarze Null“ erreicht werden muss, soll das Ganze weitergeführt werden dürfen. Hingegen steht bei KM, bei dem es sich primär um eine eher kleine Gruppe von engagierten Enthusiasten handelt, unbeschadet seines Vereins-Status` der kommerzielle Aspekt etwas mehr im Focus – das ist verstehbar, und dagegen ist natürlich überhaupt nichts einzuwenden.
2.) Ob eine Folge von (1) oder nicht, kann offen bleiben, aber beim VFV sind die Antritts-Gebühren niedriger als bei KM. So betragen die Einschreibgebühren 30.-€ bzw. 185.-€ für VFV und KM, das Nenngeld liegt beim VFV zwischen 135 und 170 € für Classic-Solo-Maschinen, bei KM je nach Event zwischen 190 und 230 Euro. Allerdings kommen die Nenngelder für einige der jüngeren Klassen beim VFV denen bei KM recht nahe. (Sehr viel größer sind die Unterschiede bei den Gespannen, weil diesbezüglich der KM einheitlich 280 € berechnet, doch handelt es sich hier um Rennen, die gegenüber GL-Veranstaltungen sehr viel höhere Versicherungsprämien bedingen.)
3.) Schon im Namen des VFV ist verankert, dass sich dieser dem Sport mit *historischen* Geräten besonders verpflichtet fühlt. Entsprechend gibt es mehrere darauf bezogene und durch das Baujahr der Maschinen sowie den Hubraum definierte mehr oder weniger „antike“ Klassen. Die historische Authentizität, namentlich bei den „klassischen“ Klassen, ist ein wichtiges Kriterium bei der Zulassung der Maschinen zum Start. Anders dagegen bei KM; hier gibt es keine Einteilung nach Produktionsjahren und auch keinerlei Baujahresgrenze; historische Originalität wird nicht gefordert, nur technisch sicher müssen die Maschinen sein. Eine Einteilung in Klassen geschieht nach der Leistungsgleichheit der Maschinen, nicht zuletzt geschätzt von den Veranstaltern *im Nachhinein*, also nach Eingang der Meldungen. Explizites Ziel ist „Erschwinglicher Motorsport für Erfahrene und Einsteiger, ein wenig den Geist der früheren Zuverlässigkeitsfahrten weiterzutragen, im Sinne von `You run what you brung`“(Mitteilung der Veranst. v. 3.1.15).
Aus dem Kaufmännischen – und deshalb gewiss gut begründet! – stammt die Formel, wonach „Konkurrenz das Geschäft belebt“. Das bedeutet angesichts der neuen Gegebenheiten: Die Zahl der Start-Möglichkeiten, das Konzept der Veranstaltungen und deren Termine sowie die angebotenen Strecken bieten nunmehr gegenüber früher zusätzliche Optionen; generell ist das Angebot für die Fahrer ausgeweitet – das ist in höchstem Maße erfreulich. Allerdings: Die „Kaufkraft“, d.h. die Ressourcen der Fahrer, also deren Geld und Zeit, sind natürlich nicht unbegrenzt, der „Kuchen kann nur einmal gegessen“ werden, nicht ganz auszuschließen wäre also, dass sich die beiden Serien wechselseitig etwas wegnehmen – weniger erfreulich und im Interesse eines lebendigen historischen Motorsports letztlich von niemandem wünschbar. Im Hinblick darauf werden wohl auch in Zukunft die Verantwortlichen in VFV und KM auf mögliche Synergie-Effekte hinarbeiten.
Es bleibt nachzutragen, dass aus Gründen, für die niemand etwas kann, KM dieses Jahr mit seinen Trophy-Läufen nicht auf der Dahlemer Binz vertreten sein wird, wo die letzten Jahre (und vielleicht auch in Zukunft wieder) mit dem VFV ein gedeihliches Miteinander in der Organisation praktiziert worden war. Im Laufe der Saison kooperiert (ausdrücklich *nicht*:“Stattdessen“) KM mit dem ADMV auf dem Lausitzring.
Und: Wie gern wäre ich selbst einmal auf dem Lausitzring gestartet. Aber es wird wohl wieder nichts damit: Eine nicht vermeidbare Termin-Doppelung ist dafür verantwortlich, denn am selben Wochenende ist Hockenheim Classics angesetzt, – und das liegt sozusagen direkt vor der eigenen Haustür… |