Hintergrund: Seit geraumer Zeit richten lokale Motorsport-Clubs von Valencia im Vor-Vor-Frühling wiederkehrend eine Veranstaltung unter dem obigen Motto aus. Dieses Mal war dafür das Wochenende vom 28.Februar bis 1. März vorgesehen. Ort des Geschehens war der Grand-Prix-Kurs von Valencia, der etwa 20 km nord-westlich der Millionen-Stadt nahe der Gemeinde Cheste liegt, gut erreichbar über die Autobahn und mehrspurige Verbindungsstraßen. Das Programm sah ein buntes Konglomerat von Events für Autos und Motorräder vor. Was die Autos angeht, waren Wett- und Sternfahrten für mehr oder weniger betagte sowie mehr oder weniger für Sportzwecke geeignete Vehikel zu sehen, darunter auch „Pegaso“-Lastwagen aus den letzten Jahrzehnten bis zur Gegenwart. Für die Motorräder waren unter anderem Ausstellungen und Präsentationsfahrten von individuell modifizierten Sport- und früheren Grand-Prix-Maschinen vorgesehen sowie freie Trainings-Läufe für historische Rennmaschinen. Die letztere Kategorie war es, die den hauptsächlichen Grund dafür lieferte, die Reise in den Süden in Angriff zu nehmen. Weitere Anreize stellte die erfreuliche Aussicht dar, nach dem langen Winter und insbesondere den trüb-dunklen Wochen des Februars wieder einmal die Sonne erleben zu können, denn die Wetter-Prognosen verhießen Trockenheit und Wärme bis zu 20 Grad. Ein drittes Motiv bestand darin, die Fahrer-Kollegen um Josep Ferrer wieder zu sehen, mit denen letztes Jahr in Hockenheim die Freundschaft weiter vertieft worden war.
Erlebnisse: Es bedurfte sozusagen der Bündelung der geschilderten Beweggründe, um die Fahrt auf sich zu nehmen, denn die Entfernung von hier nach Valencia beträgt mehr als 1.600 km. Auch wenn zu deren Bewältigung fast ausschließlich Autobahnen benutzt werden können, müssen dafür doch ca. 18 Stunden reine Fahrzeit veranschlagt werden, wenn – wie im vorliegenden Fall – als Gefährt ein Gespann aus Reisemobil und Wohnwagen gewählt wurde.
Als Zwischen-Stopp bot sich Barcelona bzw. das etwas südlich davon gelegene Vilanova an, weil dort die spanischen Freunde wohnen, die freundliches „Asyl“ gewährten. Einer davon, nämlich Friedrich-Wilhelm Thölen, der vor nicht langer Zeit auf einer 500er-Manx und einer BMW R 51 RS bei den VFV-Läufen in Schotten, auf dem Nürburgring und in Hockenheim mitfuhr, zeigte uns als kundiger „Guide“ an der Peripherie von Sitges (einem Badeort 20 km südlich von Barcelona) eine im Dornröschen-Schlaf dahin-dämmernde Rennstrecke, das „AUTODROM DE TERRAMAR“, ein ca. 3 km langes Oval, das 1923 für Bahnrennen der verschiedensten Art erbaut wurde, später aber zunehmend in Vergessenheit geriet, bis 2012 einmal mehr der Versuch unternommen wurde, die Erdmassen und das Unkraut von der Piste zu räumen, um so die Voraussetzungen für eine hinreichend sichere Befahrbarkeit zu schaffen. Hin und wieder drehen denn Oldtimer heute hier ihre Runden, je nach Leistung mehr oder weniger hoch in den Steilkurven.
Die Grand-Prix-Strecke von Valencia ist nach Ricardo Tormo benannt, jenem berühmten Spanier, der in den Jahren 1978 und 1981 auf Bultaco (die Firma ging später in Derbi auf) Weltmeister wurde und bei einem tragischen Verkehrs-Unfall in der Nähe des Werkes zu Tode kam. Vor dem Zugang zu der Arena, dem „Circuit de la Communitat Valencia“, befindet sich in einem Kreisverkehr ein Monument, das der Leidenschaft für das Motorrad-Fahren gewidmet ist, für die stellvertretend Statuen bekannter spanischer Fahrer geschaffen wurden, darunter Campos, Aspar und Tormo. Warum Mick Doohan zu diesem Kreis gehört, erschließt sich nur dem richtig Kundigen. Es waren wohl Schelme, die auf die Brust der heldisch dreinblickenden Zentral-Figur und an den Tank des seitlich am Denkmal modellierten Stuck-Motorrades einen Aufkleber angebracht haben, der an das dreibeinige Signet der Isle of Man erinnert…
Die knapp 4 km lange Piste ist eingebettet in einen Kessel, dessen Ränder die Boxen-Gasse und hoch aufragende Tribünen markieren. Da sich im Innenbereich keinerlei Gebäude oder Bäume befinden, kann man von den oberen Reihen tatsächlich alle Punkte der Strecke einsehen, die sich in mehreren Schleifen an den Zuschauern vorbei windet.
Wie bei einer modernen Renn-Arena nicht anders zu erwarten, fehlt es an nichts: Das Fahrerlager großzügig angelegt, Strom- und Wasser-Anschlüsse sind zahlreich vorhanden, die sanitären Anlagen sauber, ein ansprechendes Restaurant befindet sich direkt neben der Piste mit einem Panorama-Ausblick auf das Szenario. Am Samstag und Sonntag bevölkerten viele Besucher den „Jahrmarkt“ Fahrerlager, um sich an den technischen, sozialen und gastronomischen Angeboten zu erfreuen. Der Veranstalter sprach von ca. 50 Teilnehmern für das Freie Fahren („Fuerza Libre“); davon mögen maximal 30 Solisten gewesen sein. Alle Hubraum-Klassen fuhren in den insgesamt sieben angebotenen Sitzungen stets gemeinsam, was nicht weiter störte. Hostessen prüften vor jedem Start bei jedem Fahrer, ob auch das obligate Bändchen am Handgelenk vorhanden war, das als Beweis für die Startgenehmigung diente. Nur bei ganz wenigen der anwesenden Maschinen handelte es sich um Gefährte, die historisch wenigstens halbwegs authentisch waren. Da es wirklich „um nichts“ ging, fuhren die Piloten eher umsichtig; es gab nur einen oder zwei eher harmlose Stürze.
Resume: Das gute Wetter trug das seinige zu dem angenehm-entspannten Miteinander bei, das auf der Piste und im Fahrerlager herrschte. Die zeitlichen und monetären Kosten, um daran teilhaben zu können, sind allerdings beträchtlich: Jeweils zwei Tage für Hin- und Rückreise müssen schon vorgesehen werden, wenn man sich nicht schinden will. Dazu ca. 650 Euro für Kraftstoff und 350 für Straßen-Maut sowie 125 Euro Nenngeld – außerdem natürlich die üblichen Kosten für den „Lebensunterhalt“. Man macht das ja nicht sehr oft… |