Moto-GL-Kaleidoskop
Beobachtungen und Notizen aus dem Fahrerlager und von der Strecke
Walldürn 2015:

Ein heißes Wochenende
im Madonnen-Land
 Wall2015Programm

Zum Ambiente: Der Piste der „Odenwaldring Klassik“ ist anderen Flugplatz-Kursen wie etwa der Dahlemer Binz oder auch Hildesheim naturgemäß ähnlich: Zwei Geraden, verbunden jeweils durch zwei 180-Grad-Kehren, und auf jeder der Geraden eine Schikane; nur wird auf der Dahlemer Binz und in Hildesheim rechts-herum gefahren, in Walldürn entgegen dem Uhrzeiger-Sinn. Von diesen Gegebenheiten abgesehen gibt es aber auch gravierende Unterschiede: Nirgendwo anders als nur in Walldürn gibt es die Möglichkeit für Besucher oder Wall2015CamperIdylleTeilnehmer, ihr Wohnmobil oder ihren Wohnwagen entlang der Strecke aufzustellen und von da aus das Geschehen hautnah zu verfolgen; dadurch entsteht ein Bild von heiterer, naturverbundener Gelassenheit, das bei sommerlichem Wetter an eine hübsche Ferienlandschaft erinnert. Und nur in Walldürn verfolgen beeindruckende Scharen von Zuschauern die Wettbewerbe auf der Strecke; im Laufe der Jahre sind es kontinuierlich immer mehr geworden, dieses Jahr mögen es etwas mehr als viertausend gewesen sein, die das Fahrerlager und die Wiesen um die Strecke bevölkerten.

Wall2015ReklameWagenFür diesen Zuspruch der Besucher gibt es viele Gründe: Zum einen findet auf dem Flugplatz in jedem Jahr nur *eine* Großveranstaltung statt, im Unterschied zu den permanenten Rennstrecken wie Hockenheim, Oschersleben oder Nürburgring, und dieses zu einem gleichbleibenden Termin, nämlich dem ersten Wochenende im Juni, darin prinzipiell ähnlich etwa zu Schotten. Zum anderen weisen die Veranstalter in professioneller Weise auf die bevorstehende Veranstaltung hin, mit Plakaten in allen umliegenden Ortschaften und mit redaktionellen Beiträgen in den lokalen Tageszeitungen.

Wall2015SonnenanbeterinTowerZusätzlich geholfen hat dieses Mal gewiss auch das prächtige Sommer-Wetter: Der Freitag war mit über 30 Grad der bislang wärmste Tag des Jahres, und eine aufziehende Gewitter-Front bescherte lediglich in der Nacht zu Samstag etwas Regen, danach war es wieder heiß und trocken – wunderbares Motorrad-Wetter.

 

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Gegenüber den frühen Anfängen konnte die Infrastruktur des Fahrerlagers immer weiter verbessert werden; das gilt für die sanitären Anlagen ebenso wie für die Versorgung mit Strom. Ab Freitag Mittag waren in ausreichender Zahl Strom- und Verteiler-Kästen installiert, die einen (fast) reibungslosen Betrieb gewährleisteten. Auch erwiesen sich die Betreiber des Fliegerhorst-Lokals in ihrem Leistungs-Angebot und dem Service dem Ansturm der Besucher sehr wohl gewachsen. Zudem fand die Abnahme nahezu „rund um die Uhr“ statt, sodass es kaum Wartezeiten gab.

Leider ist immer wieder zu beobachten, wie es anreisenden Motorrad-Fahrern gelingt, sich in das Fahrerlager und an die Strecke zu mogeln, ohne die dafür fälligen Eintritts-Gelder zu bezahlen – bedauerlich, denn sie verschaffen sich damit einen Vorteil auf Kosten anderer.

Etwas zu den Fahrern: Ohne im Einzelnen gezählt zu haben, werden es wohl um die 300 Fahrer gewesen sein, die in insgesamt 10 Wettbewerben und einer Parade gemeldet hatten. Die zahlreichen Klassen der „Klassik Trophy“ wurden dabei zu größeren Starterfeldern zusammen gelegt. Hatte es 2008 bei der ersten „Odenwaldring Klassik“ nur Gleichmäßigkeits-Läufe gegeben, spielen diese mittlerweile eher eine Nebenrolle; nur knapp 70 Teilnehmer starteten in den zwei „Regularity“-Wettbewerben (R1= bis 250cc, R2 = bis 500cc, R3= über 500cc; R2 und R3 bildeten eine gemeinsame Klasse). Davon mögen etwa 10 Fahrer aus der DHM dabei gewesen sein. In R1 waren dieses Gerhard Fischer, Karl Frohnmayer und der Autor. Daraus ist ersichtlich, dass sich die VFV/DHM und die „Klassik-Trophy“ weitgehend getrennt entwickeln. Unter anderem siegte Hans-Peter Loda überlegen auf seiner 250er Yamaha, und auch Hans Poljack befand sich unter den ersten Drei bei den 500ern-Klassik. Alle Ergebnisse werden sich unter www.klassik-motorsport.com finden.

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Sonstiges: Unser Sport birgt bekanntlich einige Risiken für die Gesundheit. So blieb denn auch die Veranstaltung in Walldürn nicht frei von Unfällen, die mehrfach den Einsatz von Krankenwagen erforderlich machten. In einem Fall musste ein verletzter Fahrer von einem Notarzt-Fahrzeug in ein anderes umgebettet werden. Die Fahrzeuge unterschieden sich praktisch nur darin, dass sie amtliche Kennzeichen aus unterschiedlichen Land-Kreisen aufwiesen. Ob die betreffenden Krankenhäuser unterschiedlich belegt waren, ob sie unterschiedlich qualifiziert waren für die Behandlung der spezifischen Verletzungen, kann offen bleiben – es wird wohl einen triftigen Grund dafür gegeben haben. Aber: Die Prozedur nahm bemerkenswert viel Zeit in Anspruch, jedenfalls hatten es die damit beschäftigten Sanitäter auf keinen Fall irgendwie eilig. Kritischer jedoch: Das alles fand unter den Augen zahlreicher Neugieriger statt (manch einer mochte sich freilich das ganze Elend wirklich nicht anschauen), und vor den Augen der vielen Fahrer, die am Vorstart auf ihren dadurch verzögerten Einsatz warten mussten. Etwas mehr Sichtschutz und vielleicht ein etwas weniger exponierter Standplatz für das Sanitäts-Zelt wären vielleicht in Zukunft in Erwägung zu ziehen.

Zum Schluss: Wall2015PokalDen Abschluss von Wettbewerben bilden gewöhnlich die Sieger-Ehrungen. Diese werden in Walldürn getrennt für den ersten Wertungslauf am Samstag und den zweiten am Sonntag vorgenommen. Am Samstag gibt es dafür eine feste Zeit für alle Klassen (19:30 Uhr), am Sonntag findet die Vergabe der Pokale und Medaillen jeweils eine halbe Stunde nach dem Ende des jeweiligen Laufes statt. Letzteres entzerrt den individuellen Aufbruch zur Heimreise – sehr gute Idee. Und noch etwas: In einigen Klassen gab es Trophäen oder Plaketten bis zum siebenten Platz. Auch das gefällt den allermeisten sehr, die deshalb auch im nächsten Jahr wohl gerne wieder kommen werden…

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Stimmungsvolle Aufnahme von Roland Leger: Karl Frohnmayer im freien Training am Samstag-Morgen. Am Ende von Lauf 1 wegen Zündungs-Schaden leider ausgefallen.

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Ende eines Sommer-Tages

Text: Manfred Amelang, Fotos: Roland Leger (1), Amelang

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