Moto-GL-Kaleidoskop Beobachtungen und Notizen aus dem Fahrerlager und von der Strecke |
Gigantisches Hockenheim |
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Die guten Nachrichten zuerst:
Traditionell markierte die Veranstaltung auf dem Hockenheim-Ring den Schlusspunkt der VFV-Läufe. Eingebettet waren diese einmal mehr in ein riesiges Programm motorsportlicher Wettbewerbe und „Events“ der verschiedensten Art, also Rennen und Gleichmäßigkeits- sowie Präsentations-Läufe, das Ganze nicht nur für Motoräder, sondern auch Autos, darüber hinaus trugen die Freunde aus der Schweiz und die aus den Niederlanden ihre eigenen Scharmützel auf der Strecke aus. In den Boxen und auf den Freiflächen davor war ein unvergleichlicher und von den Interessierten gut besuchter Jumble aufgebaut – und, ja!, auf den Tribünen außerhalb der Sachs-Kurve saßen doch tatsächlich auch mehrere Zuschauer. Damit stellten die drei Tage der „Hockenheim Classics“ zweifellos auch den Höhepunkt der gesamten Saison dar – große Gratulation an die Verantwortlichen! Der Einlass ins Fahrerlager war in den Nennungsbestätigungen für Donnerstag ab 17:30 Uhr vorgesehen, aber schon Stunden vorher konnten die Anreisenden problemlos einziehen und ihr Lager aufschlagen – sehr schön, so etwas geht freilich nur, wenn nicht erst das Ende einer anderen Veranstaltung abgewartet werden muss. |
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Lothar Schmid auf seiner 350er MV-Corsa in toller Schräglage
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Jetzt ein paar kritische Anmerkungen:
Zum Einfluss seltener Starter: Die hohe Attraktivität von Hockenheim führt unter anderem dazu, dass sehr viele Fahrer hier (und *nur hier*, jedenfalls nicht bei anderen VFV-Läufen) an den Start gehen. Dagegen gibt es natürlich nichts einzuwenden, füllt dieser Trend doch die Starter-Felder und erleichtert damit die Finanzierung der Strecke. Auf der anderen Seite nimmt diese Gruppe von Teilnehmern – gewiss: nicht gezielt - fraglos Einfluss auf die Wertung in den Jahres-Klassen und der DHM, weil jeder Starter je nach seiner Platzierung in den Wertungsläufen Punkte mit- und damit den Anderen weg-nimmt. Diese Regelung ist einfach und für alle Teilnehmer transparent, aber es hatte durchaus auch gute Gründe für die frühere Regelung gegeben, der zufolge man sich für die Meisterschaft vorab einschreiben musste, um derartige Verzerrungs-Effekte zu vermeiden. Ein Zurück zu einem derartigen System würde vermutlich eine abschreckende und damit kontraproduktive Wirkung entfalten, aber vielleicht könnte mal nachgedacht werden dahingehend, ob die Ein- oder Zweimal-Starter bei der Einschreibung für den letzten (vielleicht auch noch den vorletzten) Lauf nur für die jeweilige Tages-Wertung (nicht aber Jahres-Klassen- und DHM-Wertung) berücksichtigt werden. Das würde einen gewissen administrativen Mehraufwand erfordern (Martina und Roger: Bitte verzeiht mir diese Anregung!), was sich aber bei der Heranziehung elektronischer Hilfen bewerkstelligen lassen könnte.
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Dominik Horvath (K46) und Tom Schulze (K39) in Action. Gemeinsamkeiten: u.a. Maschinen, Fahrstil, Nachnennungen, Schals . |
Zum Auslassen des Pflichttrainings: In der Nacht zum Samstag setzte Regen ein; als die ersten Klassen zu ihrem Pflichttraining antraten, goss es ordentlich, sodass es richtig ungemütlich wurde. Die Strecke war beängstigend glatt, die Sicht mäßig. In J+K standen 30 Starter im Programm, aber nur etwas mehr als die Hälfte davon unterzogen sich dem Pflichttraining – die Liste mit den Ergebnissen des am Nachmittag bei trockener Piste ausgetragenen Wertungslaufes enthielt freilich wieder an die 30 Namen! Es hatten also zahlreiche Fahrer am Wertungslauf teilgenommen, die das Pflichttraining gemieden hatten und die deshalb für die Start-Aufstellung gar keine Zeit mitgebracht haben konnten. (In wieweit das auch bei anderen Klassen der Fall war, kann offen bleiben.) „Technische Schwierigkeiten“, so eine geläufige Begründung für ein derartiges Meide-Verhalten, können in dieser Massierung nicht als Ausreden herhalten. Deshalb hat dieses Problem dem Vernehmen nach auch die sportliche Leitung beschäftigt, ohne dass jedoch offenkundig eine befriedigende, für alle gleiche und vor allem reglement-konforme Lösung gefunden worden wäre. Erstaunlicher Weise fehlen in den DMSB-Gesetzen differenziertere Ausführungen zum Begriff des Pflichttrainings und dahingehend, was passiert, wenn man sich davor drückt. Allenfalls wäre dafür Artikel 55 des DMSG relevant, der für unentschuldigtes Fernbleiben vom Start verschiedene Sanktionen vorsieht. Aber jenseits solcher Paragraphen sagt doch der gesunde Menschen-Verstand, was „Pflicht“ bedeutet, und wenn man sich dieser Pflicht entzieht, muss das Konsequenzen haben. Den zahlreichen Drückebergern ist jedoch aus ihrem Verhalten erkennbar kein Nachteil erwachsen, während diejenigen, die im Regen ihrer Pflicht nachgegangen sind, immerhin die Gefahr des Sturzes drohte. Das ist nicht in Ordnung.
Zur Wiederholung und Doppelung von Läufen: Im ersten Wertungslauf von E+H+L fing es wieder an zu regnen. Wegen eines Sturzes wurden zunächst gelbe, kurze Zeit danach rote Flaggen geschwenkt. Also alle Fahrer in die Boxen-Gasse. Nach einigem Hin und Her Aufstellung zum Neu-Start, ein paar weitere Runden, dann Ziel-Flagge raus, Ende des Laufes. Freilich stellte man alsbald fest, dass das Geschehen für die Zeitnahme keine ausreichende Zahl von aufeinander folgenden Runden geliefert hatte, um die Wertung ordnungsgemäß vornehmen zu können. (Alles wäre gut gewesen, wenn nach dem Neu-Start die Fahrer noch zwei oder drei zusätzliche Runden draußen gelassen wären, nass waren sie ja eh schon…) Also Annullierung all` dessen, was bereits geschehen war (bitter für viele, wie schon in Schotten passiert!), Anberaumung einer Besprechung für Sonntag Mittag, dort Verkündung, dass der Lauf 1 vom Vortag „nachgeholt“ werden müsse, und zum Zwecke der Vereinfachung Lauf 2 nahtlos an Lauf 1 angehängt werde, mit Einführungs-, Referenz- und den Wertungsrunden – ohne dass den Fahrern die jeweiligen Abschnitte signalisiert würden.
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Fischer und Schmidt, die Schnellsten in E, und auch die Gleichmäßigsten, Zweiter bzw. Erster in der Tageswertung |
Die Dinge nahmen dann ihren Lauf, doch musste wegen eines erneuten Sturzes irgendwann wieder mit roter Flagge abgebrochen werden, zu einem Zeitpunkt vielleicht, der etwa der „zweiten Hälfte von Lauf 2“ entsprach. Uff, welch unselige Serie von immer neuen Zwischenfällen! Hatte denn nunmehr eine ausreichende Zahl von Runden vorgelegen? Entsprechende Ergebnis-Listen wurden m. W. nicht ausgehängt, gleichwohl auf der Siegerehrung auch für E+H+L Pokale ausgereicht und auch schon die DHM-Sieger genannt. Man darf weiter gespannt sein auf die Veröffentlichung der einschlägigen Listen. Natürlich wird niemand die Schwierigkeiten verkennen, in die die Leitung durch die Kapriolen des Wetters und die aufgetretenen Unfälle gerieten, zumal praktikable Lösungen schnell innerhalb des dichten Zeit-Rahmens gefunden werden mussten. Aber im Artikel 11 des DMSG heißt es: „Die Wiederaufnahme eines Wertungslaufes ist dann notwendig, wenn die gestarteten Teilnehmer…ihre vorgesehenen Wertungsläufe nicht komplett absolviert haben. Dabei gilt die erste, aus der Boxengasse gestartete Runde als Einführungsrunde…“ Diesen Start hat es jedenfalls so nicht gegeben, na ja, wie gesagt, es musste alles rasch entschieden werden…
Die Komplikationen und Zwischenfälle in der besagten Klasse setzten eine Art Ausrufezeichen hinter das dramatische Geschehen, mit dem die Abfolge der Programm-Punkte allmählich zu einem friedlichen Abschluss gelangte. Trotz der größeren Zahl von witterungsbedingten Stürzen soll es dem Vernehmen nach keine ernsthaften Verletzungen gegeben haben.
Das nun ist wieder eine gute Nachricht für den Ausklang einer ereignisreichen Saison, die für die Zukunft zu freudigen Erwartungen Anlass gibt.
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„It is over now…“ Öl-Ablassen an der Maschine von Martin Bertsch |
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Text: Manfred Amelang Fotos: Roland Leger (einmal mehr: Lieber Roland, herzlichen Dank!), Amelang (4)
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