Verfasst von Manfred Amelang. Veröffentlicht in Moto-GL-Kaleidoskop
Moto-GL-Kaleidoskop Beobachtungen und Notizen aus dem Fahrerlager und von der Strecke |
DHM Jahres-Klassen-Doppelsieger 2015:
Jens Bach |
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Wie bereits im Vorjahr hat sich nun auch im Laufe der kürzlich zu Ende gegangenen Saison ein eigentlich ganz seltenes Ereignis erneut eingestellt: Jens Bach aus Homburg/Saar ist das – bisher kaum wahrgenommene - Kunststück gelungen, gleichzeitig in zwei Klassen der Jahres-Beste zu werden, nämlich in V sowie in A+R. Damit hat er die „Bestmarke“ von Thomas Wiedemann aus dem Vorjahr nicht nur eingestellt, sondern sogar noch übertroffen, denn über die beiden Jahres-Klassen-Siege hinaus hat er noch zusätzlich den zweiten Platz in der DHM-Wertung erzielt. Eine derartige Leistungs-Bilanz hat es m. W. bislang nie gegeben, weshalb ihm von hier aus für diesen überragenden Erfolg ganz herzlich gratuliert sei. Große Anerkennung, wunderbar gemacht!
Es kommt hinzu, dass Jens erst seit 2013 an den Läufen des VFV teilnimmt, er das besagte Bravour-Stück also bereits im dritten Jahr seiner „Zugehörigkeit“ zu unserer Szene vollbracht hat. Seinerzeit setzte er erstmals die 400er XS-Yamaha ein, ursprünglich ein Cup-Motorrad, das zusammen mit einer ganzen Reihe von Ersatzteilen für wenig Geld erstanden worden war und dann von Uwe Bach, dem umtriebigen und kenntnisreichen Vater von Jens, in monatelanger Arbeit zu der nunmehr recht ansehnlichen, zuverlässigen und sehr leistungsstarken Maschine aufgebaut worden war. Im letzten Lauf der Saison 2014 probierte Jens dann zum ersten Mal die 125er Zwei-Zylinder-Benelli. Dieses Motorrad war ursprünglich eine reine Straßen-Maschine; mit diesem Typ wurden früher in Italien ebenfalls Cup-Rennen bestritten. Auch an diesem Projekt hatte Vater Bach intensiv gearbeitet und aus der Straßen- eine leistungsfähige Renn-Maschine entwickelt. Gleichermaßen für die Power der beiden Motorräder wie auch die fahrerische Kompetenz von Jens spricht, dass die damit gefahrenen Runden-Zeiten im vorderen Mittelfeld der jeweiligen Klassen liegen.
Auch die Standfestigkeit der beiden Maschinen beeindruckt: Während die Yamaha immer ins Ziel (und mit einer Ausnahme auch stets in die Punkte-Ränge) kam, gab es mit der Benelli nur ein einziges Mal gleich zwei Nuller: Bei der Historic Trophy am Nürburgring stellten sich Probleme schon am Vorstart ein – doch dafür war ein „menschliches Versehen“ verantwortlich, das hier nicht näher thematisiert werden muss.
Jens ist zum Sport auf zwei Rädern bereits in jungen Jahren gekommen. Als Zehn-Jähriger errang er seine ersten Erfolge mit dem Renn-Rad bei regionalen Veranstaltungen. Die Mini-Bike-Serie des ADAC bot den Einstieg in den Motorrad-Sport; das „Herz-Stück“ der Maschinen dafür waren 50cc-Motoren von Simson. Daran schlossen sich Rennen mit einer 80cc-Maschine bei Moto-Aktiv an. In diesem Segment motorsportlicher Betätigung drohten aber alsbald die Kosten auszuufern, wollte man erfolgreich bleiben; zudem beanspruchte die Lehre als Schlosser mehr und mehr Zeit, sodass zunächst eine „schöpferische Pause“ eingelegt werden musste, an deren Ende der Erwerb der Cup-Yamaha stand.
Ungeachtet seiner handwerklichen Qualifikation beschränkt sich Jens, von jugendlicher Statur, mit einem ruhigen und zurückhaltenden Charakter, strikt auf das Fahren. Alle Konstruktions- und Wartungsarbeiten liegen in der Hand von Vater Bach, der dafür natürlich durch seine Ausbildung als Kraftfahrzeug-Mechaniker hervorragend prädestiniert ist. Für die kommende Saison hat er die Benelli bereits mit 250cc-Zylindern bestückt; das Gerät hat bei einem Probelauf im Saargebiet Anfang Oktober auch schon gehalten – man darf gespannt sein, wie sie sich gegenüber der Konkurrenz in R dann schlagen wird. Wie immer dem auch sei: Wenn das Gespann aus schraubendem Vater und fahrendem Sohn weiterhin so aktiv bleibt, wird auch in Zukunft der Erfolg gewiss nicht ausbleiben. Alles Gute!
Epilog: Hatten wir das nicht schon ganz ähnlich auch im Vorjahr? Wie sich die Strukturen für Erfolg doch ähnlich sind!
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Die Cup-Yamaha im Gegenlicht |
250er-Zylinder auf der Benelli - wird sich die Konkurrenz warm anziehen müssen? |
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Text: Manfred Amelang, Fotos: Bach (2), Amelang |
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