Das Unwetter: Durch die Nachrichten in all den verschiedenen Foren und Medien ist bereits bekannt, dass die Veranstaltung in Walldürn wegen eines Starkregens am Samstag Nachmittag abgebrochen werden musste. Bereits zu Wochenbeginn hatte das gesamte Unternehmen auf der Kippe gestanden, weil das Tiefdruck-Gebiet, das bereits in anderen Teilen des Landes zu schweren Überflutungen geführt hatte, sich nicht aufzulösen oder fortzubewegen drohte. Am Ende hoffte man, die absehbaren Unwetter würden auf Grund ihrer meist lokalen Begrenzung vielleicht das Madonnen-Land verschonen. Aber dann stellte sich doch der „worst case“ ein: Nach Regenfällen in den vorangegangenen Tagen, die den Boden um den Flugplatz bereits schwer gemacht hatten, prasselte gegen 13:30 Uhr am Samstag ein Starkregen herunter, der die Rasenflächen rund um das Fluggelände alsbald in eine morastige Sumpflandschaft verwandelte. Am schlimmsten aber war, dass die leicht abfallende Landebahn (die als Start-und Zielgerade dient) wie ein Flussbett wirkte und die Wassermassen als einen reißenden Strom in einen Großteil des tiefer liegenden Fahrerlagers spülte. Dort versanken mehr und mehr Autos, Motorräder und Wohnwagen bis an die Achsen im Wasser. Auf Grund einer neuerlichen Unwetter-Warnung sahen sich die Organisatoren dann noch genötigt, das Fahrerlager zu evakuieren: Es würden Busse kommen, um Fahrer und Besucher vorübergehend in lokale Notunterkünfte zu bringen, niemand solle wegen der drohenden Blitze mehr im Wasser waten oder zu seinem Standplatz gehen, Gesundheit und Leben seien wichtiger als die Gerätschaften. (Es war für viele eine bedrückende Erfahrung, das Eigentum – was würde jetzt damit geschehen, wie würde man es wieder antreffen? - sozusagen ungeschützt zurück lassen zu müssen, “Flüchtlings-Gefühle“.)
Allerdings blieb das angekündigte neue Unwetter letztlich aus, weshalb die Aufforderung erging, einzupacken und heim zu fahren. Für viele Teilnehmer ging das freilich nur mit der Hilfe von schwerem Bergegerät – und spätestens an dieser Stelle ein großes Lob an die Veranstalter und ihre Helfer: Es wurden zahlreiche Traktoren und Allrad-Fahrzeuge aufgeboten, die in unermüdlichem Einsatz dafür Sorge trugen, dass es schließlich zu einer weitgehend reibungslosen Abfahrt aller Teilnehmer aus der entstandenen Schlammwüste kam.
Die Folgen: Ersichtlich haben die Organisatoren der „Odenwaldring Klassik“ nunmehr mindestens zwei Probleme: Zum einen musste schon vor Jahren eine Veranstaltung abgebrochen werden, weil nach einem Regen-Guss das Wasser aus der Fahrerlager-Kurve nicht beseitigt werden konnte. Dieses Mal war wegen des veritablen Unwetters der Schaden an derselben Stelle viel größer, weil sich hier ein Riesen-See gebildet hatte – das Wasser findet keinen Abfluss, weil dieser Streckenteil und die angrenzende Fahrerlager-Wiese in einer Mulde liegen – es bildet sich eine Art Stausee. Abhilfe scheint nur durch gravierende Bau-Maßnahmen möglich zu sein.
Zum anderen dient die besagte Fahrerlager-Wiese als „Notausgang“ für den Flugbetrieb; wenn dabei ein Flieger über das Ende der Landebahn hinaus getragen wird, muss der Boden halbwegs eben sein, soll ein schwerer Unfall vermieden werden. Im Hinblick darauf hatte das Orga-Team in einem Handout an die Teilnehmer dringend darum gebeten, „zur Vermeidung von Flurschäden beizutragen, da die Wiederherstellung der Rasenfläche für den Flugbetrieb mit erheblichen Kosten zu unseren Lasten verbunden ist“. Zumindest per Augenschein aber hatte der laufende Betrieb während des Trainings und dann die Bergung der Fahrzeuge aus Wasser und Schlamm nicht ohne Folgen für den Zustand des Geländes von statten gehen können – es bleibt nur zu hoffen, dass die ideellen und monetären Kosten nicht den Fortbestand der Veranstaltung in Frage stellen.
Zum Sport: Die brutale Wucht der Witterungs-Unbilden ließ leider völlig in den Hintergrund treten, dass es davor auch etwas Sport gegeben hatte. Immerhin konnten am Samstag Vormittag alle Klassen zumindest einen Trainings-Lauf absolvieren. Wie den Aushängen entnommen werden konnte, war für die Start-Aufstellung die beste Runden-Zeit (aus ggf.: zwei Trainings-Sitzungen) maßgeblich. Denkbar wäre immerhin gewesen, diese Zeiten heranzuziehen, um Trophäen zu vergeben, was in der Vergangenheit bei anderen Veranstaltungen schon so praktiziert wurde – aber in der Hektik der angeordneten Evakuierung des Fahrerlagers war für derlei Überlegungen vermutlich keine Zeit, und es gab andere Prioritäten.
Insgesamt war die Zahl der Starter beträchtlich; eindrucksmäßig und augenscheinlich waren es noch einmal mehr Teilnehmer als in den Vorjahren. Dabei handelte es sich allerdings allenfalls um ein gutes Dutzend Fahrer aus den VFV-Läufen, und davon vielleicht nur um eine Handvoll mit klassischen Maschinen - auch hier setzt sich der unaufhaltsame, weil natürliche Trend zum Aussterben der „Dinosaurier“ fort.
Die Gesamtwertung der „RegularityTrophy 2015“ von KLASSIK MOTORSPORT listet in der „Renn Revue“ nur insgesamt 14 Fahrer überhaupt auf (verteilt auf drei Klassen mit drei bzw. vier bzw. sieben Startern), von denen die meisten gar nur an einzelnen Veranstaltungen teilgenommen haben, soll heißen: Die GL-Szene erliegt dort zu Gunsten der Rennen einer gewissen Marginalisierung. Was die neu geschaffene „BMW-Boxer Trophy“ angeht (die ja eine gewisse Ähnlichkeit zur neuen Klasse T des VFV aufweist), so standen im Programm nur zwei bzw. vier Starter (für bis 800cc bzw. über 800cc) – „für eine Anreicherung braucht es einen langen Atem“, wie Manfred John mutmaßte.
Und dieser „lange Atem“ ist ihm auch ganz allgemein zu wünschen, damit die Veranstaltung ungeachtet einiger Schwierigkeiten auch die nächsten Jahre wieder realisiert werden kann. |