Zum Drum und Dran: Natürlich ist nicht der Preis als solcher „historisch“, sondern er ist ausgeschrieben für historische Fahrzeuge, aber diese Diskussion über irreführenden Sprachgebrauch hatten wir schon, und jedermann weiß eh, was gemeint ist, weshalb solche weithin geläufigen Unschärfen ersichtlich unausrottbar sind. Im konkreten Fall steht die Namensgebung für eine Veranstaltung von beachtlichem Format: Seit der Erstauflage im Jahr 2010 hat es kontinuierliche Verbesserungen in der Infrastruktur und der organisatorischen Abwicklung gegeben. Der „bewohnbare“ Teil des Fahrerlagers ist größer geworden und bietet für alle Teilnehmer geräumige Stellplätze, und zwar entweder auf Asphalt oder auf Gras über festem (!) Untergrund. Die sanitäre Anlage im Hangar-Gebäude wird ergänzt durch zahlreiche Dixi-Häuschen auf dem Gelände, von denen zumindest einige richtig gut (wirklich!) rochen. Die Stromversorgung funktioniert nahezu störungsfrei, auch wenn die Zahl der Verteiler-Kästen noch immer überschaubar ist.
Für die Präzision der Abläufe spricht unter anderem, dass die Organisation gänzlich ohne Lautsprecher auskommt; der Zeitplan konnte trotz einiger unfall-bedingter Unterbrechungen nahezu reibungslos eingehalten werden. Beispielhaft die Schnelligkeit, mit der die Ergebnisse von Training und Läufen ausgehängt wurden (ganz im Gegenteil zum Sachsenring, wo es Stunden über Stunden dauerte…). Sehr gut bewährt hat sich angesichts der engen Kurven gleich nach dem Start der fliegende Start nach einer einführenden Halb-Runde. Löblich auch, dass in den Mittags-Pausen kein Motoren-Lärm zu vernehmen war – jedenfalls nicht von den Maschinen am Boden: Aber bereits am Freitag begann auf dem benachbarten Flugplatz eine Flugschau, und was die Piloten mit Ein- und Doppeldeckern, Kunstflug-Maschinen und Eurofightern (oder waren es doch Mirage?) an Vorführungen boten, ließ manchem den Atem stocken -- und sich die Ohren zu halten, weil der Lärm frenetisch war, wenn die Düsenflugzeuge den Nachbrenner einschalteten. Gleichwohl handelte es sich dabei um einen unbestreitbaren Erlebnis-„Mehrwert“.
Ein gewisses Manko stellt freilich weiterhin die kulinarische Versorgung der Teilnehmer dar. Ein Freund, der als Besucher voller Erwartungen an die französische Küche angereist war und „standesgemäß“ essen gehen wollte, sah sich bitter enttäuscht: Das Angebot des Kiosks vor Ort ist seit jeher in Breite und Qualität recht bescheiden, und im erreichbaren Umkreis gibt es anscheinend keine geeigneten Restaurants - jedenfalls hatte eine intensive Erkundungs-Tour vor ein paar Jahren zu keinem irgendwie befriedigendem Resultat geführt.
Dieses Defizit wurde immerhin teilweise kompensiert durch eine Einladung von Uli Schmidt, der aus Anlass seines Geburtstages am Samstag Abend vor dem Fußball-Spiel gegen Italien zu 60 Liter Freibier eingeladen hatte – ähnlich dem „Come-together“ von Colmar Berg im vergangenen Jahr, einer geselligen Zusammenkunft von Fahrern und Funktionären mit der Gelegenheit zu Gesprächen jeder Art. Zur Weiterführung, auch durch Nicht-Funktionäre, wärmstens empfohlen!
Etwas zum Sport: Die Strecke ist als „Stop-and-Go-Parcours“ konzipiert: Kaum anderswo finden sich so viele extrem enge Kurven, die meist nur durch relativ kurze Geraden miteinander verbunden sind; es gibt nur eine längere Links mit großem Radius, die schnell gefahren etwas Mut erfordert und tiefe Schräglagen erlaubt. Insgesamt keine „Maschinen“-, sondern eine Fahrer-Strecke, die leichten Motorrädern mehr liegt als schweren, und den Gespann-Fahrern außerordentliche Anstrengungen abverlangt. Die Durchschnitts-Geschwindigkeit liegt pro Runde nur zwischen 70 und 80 km/h – nicht jedem liegt ein solcher Kurs. Deshalb wirbelt er die Abfolge der Fahrer in ihren Trainings-Zeiten gegenüber dem gewohnten Bild mitunter tüchtig durcheinander. Glücklich konnte sein, wer bei viel Verkehr auf der Strecke nicht in einem Pulk feststeckte.
Die Best-Zeit im Training von J+K+V hatte Hans Poljack mit 2:08 min markiert; mit dieser Zeit, die für die besagte Klasse die Pole bedeutete, wäre er bei den ganz großen Hubräumen (W+X) noch Vierter geworden. Entsprechend beendete er „on the road“ den Lauf 1 von J+K+V als Erster, wurde aber in Lauf 2 nach packendem Zweikampf und einem listigen Manöver von Tilmann Runck noch abgefangen.
Mitunter mag der Vorwärts-Drang aber ungestüm, wenn nicht gefährlich sein: In der Berg-Auf-Links-„Cork-screw“ direkt hinter dem Fahrerlager schubste ein Fahrer (sein Name braucht hier aus gegebenem Anlass nicht erwähnt zu werden) erst einen anderen Kollegen nach rechts fast von der Piste, weil er kompromisslos innen vorbei wollte, wo eigentlich kein Platz mehr war, fand dann aber sogleich noch einen anderen Fahrer vor sich – und diesem fuhr er doch prompt ein paar Meter weiter auf der Start-und-Ziel-Geraden in dessen Hinterrad; dabei stürzte er ziemlich heftig, was zu einer intensiven medizinischen Behandlung am Ort des Geschehens und zum Abbruch des Trainings führte. Der Fall ist nicht untypisch für Wettbewerber, die ersichtlich sorglos mit ihrer Gesundheit umgehen, ihre fahrerische Kompetenz – sagen wir mal - recht großzügig auslegen und im Zweifelsfall davon ausgehen, dass Andere schon dafür sorgen werden, dass im Grenzfall schon nichts passieren werde. Das kann eigentlich niemandem gefallen.
In E beeindruckte der Schweizer Guido Blöchlinger in zweierlei Hinsicht: Zum einen durch seine wunderbar hergerichtete Norton Inter-Manx von 1937, und zum anderen, wie er damit fuhr – phantastisch. Aber Lauf 1 gewann gemäß der GL-Wertung Hans Insel auf seiner ungleich schwächeren 125er DKW – herzlichen Glückwunsch!
Erfreulicher Weise richtete sich die Aufmerksamkeit der Orga-Leitung unter anderem auf die Neulinge in der Szene. Diese wurden zu einem eigens anberaumten Foto-Termin zusammen gerufen und werden demnächst in Motorrad-Classic vorgestellt. Hier soll nur eine Art „Dreigestirn“ aus dieser Gruppe erwähnt werden, nämlich Sascha Hartmann, Ronny Duhamel und Alina Jäck, alle miteinander befreundet und aus Konstanz, die zwei erstgenannten auf Suzuki RGV 250, die Amazone auf Honda NSR 125.Da sie eine Renngemeinschaft bilden, haben sie ihre Maschinen alle im selben Design blau-weiß lackiert. Nach Colmar Berg stellte Metz erst ihren zweiten Auftritt dar. Verständlicher Weise fehlt es noch etwas an Erfahrung, und Ronny hatte einen schmerzhaften Abflug in der schnellen Links jenseits von Start und Ziel. Wie auch den anderen „Rookies“ heißen wir sie auch von dieser Stelle aus willkommen in unserer Szene und wünschen für die Zukunft alles Gute.
Zwei Veranstaltungen mehr als die eben Genannten weist inzwischen Mike Nagel auf, und das Besondere dabei ist, dass er als Starter in A mit seiner 250er Suzuki auf seinen Vater trifft, der in M auf einer 600er Ducati-Pantah unterwegs ist und ihm die Maschine aufgebaut hat. Schon über das Geschehen während des „1. Historischen Badischen Tages“ in Hockenheim schrieb Willy in einer e-mail: „Sehenswert war das Duell der Nagel-Family in ARMS. Vater und Sohn beharkten sich so herzhaft und fuhren so gut, dass es einen wirklich vom Sitz riss.“ Ähnlich war es nunmehr auch in Metz, wo „on the road“ der Jüngere jeweils nach einer Verfolgungsfahrt in beiden Läufen vor dem Älteren ins Ziel kam, und dieses, obwohl er zum ersten Mal in Metz antrat und sich deshalb erst mit der Strecke vertraut machen musste.
Insgesamt bot die Veranstaltung bei überwiegend trockenem Wetter schönen Sport, weshalb wir uns schon auf die nächste Ausgabe freuen können. |