Hintergründiges: Mehr als ein Jahrzehnt nach dem letzten Auftritt des VFV in Schleiz durften wir hier vom 22. bis 24.7. erneut gastieren: Maßgeblich dafür war der Wunsch der „Betreibergesellschaft Schleizer Dreieck mbH“, mal wieder Autos auf die älteste Naturrennstrecke Deutschlands zu bringen. Voraussetzung dafür war freilich, dass die Strecke von den Verbands-Spitzen auch dementsprechend homologiert würde. Im Zuge der eingeleiteten Gespräche stellte sich alsbald heraus, dass der DMSB dafür nicht zu gewinnen sei; erfreulicher Weise übernahm schließlich der ADMV diese Aufgabe. Die Verantwortlichen der „VFV-GLPpro“ wollten aber nicht ohne die Motorrad-Gruppe antreten, wofür gewiss auch wirtschaftliche Gründe sprachen, weil sich so mit fast 300 zusätzlichen Nennungen das gesamte Unternehmen viel besser rechnen würde. Ungeachtet dessen mussten viele administrative Hürden aus dem Weg geräumt werden, für die – was kein Geheimnis ist – neben anderen Faktoren die unproduktive Rivalität der zwei Motor-Sport-Clubs vor Ort ursächlich waren. Dieses geleistet zu haben, ist vor allem dem ehrenamtlichen Vorsitzenden der Betreibergesellschaft Roland Wetzel zu verdanken – und dieser wunderbare Mann, der in umsichtiger Souveränität für alles und jedes ein offenes Ohr hatte, zieht sich nun aus seinem Aufgabenbereich zurück, und zwar „auf Grund von sehr unterschiedlichen Auffassungen zur weiteren Gestaltung des Renngeschehens am Schleizer Dreieck“. Hoffen wir, dass ein Nachfolger von ähnlichem Format gefunden wird und wir auch in Zukunft in Schleiz an den Start gehen können.
Die Strecke: Viele von uns kennen bereits aus der Vergangenheit die Strecke, also den längeren Kurs einschließlich der Passage Heinrichsruh, der Waldkurve und der Ortseinfahrt von Oberböhmsdorf, die bis 2003 befahren wurde, und dann die ab 2004 gekürzte Piste, die immer noch als Dreieck gelten kann. Mit nunmehr 3,80 km ist sie weiterhin die schnellste Strecke in unserem Kalender, und sie weist mit dem Kurven-Geschlängel hinunter an den Ortsrand von Schleiz und danach in die Seng im Wald zwei Abschnitte auf, die dem Fahrer wirklich „ein großes Herz“ abverlangen, will er da halbwegs das Gas stehen lassen (im Stierkampf und beim Elf-Meter-Schießen sind für derart belastende Situationen inzwischen andere Vokabeln üblich, die hier nicht zitiert zu werden brauchen). Mit dieser Charakteristik und dem in einigen Kurven etwas welligen Fahrbahn-Belag stellt die Strecke nicht nur eine besondere Herausforderung an das Können und die „Traute“ der Akteure, sondern auch an die Güte der Fahrwerke der Maschinen, und sie ist zudem mit ihrem Auf und Ab landschaftlich ausgesprochen anmutig. Wegen der schnellen Kurven, in denen ein möglicher „Abflug“ verheerende Konsequenzen haben müsste, war es ein Segen, dass das Wetter mitspielte: Immer, wenn die Motorräder auf der Strecke unterwegs waren, und das war jeweils an den Vormittagen von Freitag, Samstag und Sonntag der Fall, herrschte überwiegend freundliches und trockenes Wetter – ein großes Dankeschön auch von hier aus an Petrus…
Das Umfeld: Im Vorfeld war angekündigt worden, es werde eng, aber gemütlich. Im alten Fahrerlager, wo die Solisten und Gespanne untergebracht waren, hatte jedoch jeder reichlich Platz und Stromanschluss in kurzer Entfernung. Mehr noch gab es ein Festzelt mit angegliedertem Bratwurst-Stand, in dem ein beispiellos breites Angebot an Getränken und Mahlzeiten zur Verfügung stand; in Verbindung mit den Verkaufsständen am Weg hinauf zum Buchhübel bildete das eine gastronomische Versorgung, die ungleich besser ist als an den genuinen Rennarenen wie Hockenheim oder Nürburgring. Hinzu kam die Herzlichkeit der Thüringer und Sachsen – eine wunderbare Atmosphäre. Und wo findet sich noch andernorts (außer in Walldürn) die Gelegenheit für Camper und Wohnmobilisten, auf einer großen Wiese parallel zur Piste das Quartier fürs Wochenende aufzuschlagen? Leider verhinderte das schlechte Wetter am Donnerstag eine noch größere Besucher-Zahl.
Zum Sport: Aus naheliegenden Gründen gilt ein besonders Interesse allen Neu-Einsteigern. Im Hinblick darauf ist zu vermerken, dass keiner der jungen Leute aus der „Konstanzer Renngemeinschaft“, die in Metz angetreten waren, im Programm stand. Waren sie vielleicht für diese Vier-Tages-Veranstaltung etwa durch schulische Zwänge verhindert? Wie dem auch sei: Wir müssen auch auf Nachhaltigkeit schauen oder dafür Sorge tragen. Diese ist bei dem „shooting Star“ Mike Nagel fraglos gegeben, der sich erneut mit seinem Vater auf der Strecke balgte und zusammen mit diesem wieder vordere Podestplätze erzielte. Auch in anderen Klassen scheint sich die Rangordnung mehr oder weniger deutlich heraus zu kristallisieren: So belegten im Training und den Wertungsläufen von E+H Uli Schmidt, Cord Warneke, Gerhard Fischer und Paul Schumacher die ersten Plätze „on the road“; ihre Positions-Kämpfe auf der Strecke gehörten mit zum spannendsten, was das Wochenende geboten hat; leider musste Schumacher noch vor dem Ziel im zweiten Wertungslauf aufgeben, weil seine beeindruckend laufende Norton-Inter den Geist aufgegeben hatte. Nicht minder sehenswert war die Fahrt von Cordula Claußen, die sich einen packenden Zweikampf mit dem wieder erstarkenden Ralph Hanssen lieferte und ihn nach einem vergeblichen Angriff in der Stadt-Schikane auf der Ziel-Linie um Reifen-Breite noch abfing.
Ein Epi-Log in eigener Sache: Es ist etwas frustrierend, wenn man nach eigenem Dafürhalten sozusagen alles gibt, und einem die Zeitnahme dann bescheinigt, dass andere schneller waren (das hatte man natürlich auch schon auf der Strecke merken können) und vor allem auch gleichmäßiger zur Sache gegangen sind. Im Hinblick darauf von Selbstzweifeln genagt und zu einer Art Ursachen-Analyse getrieben, wurden zu Hause die Daten von 2005 hervor gekramt, als es zum Sieg gereicht hatte, und siehe da: Die Referenz-Zeit war damals bei gleichem Wetter und gleicher Maschine identisch mit der jetzigen, nämlich 2:09 min. Also: In den 11 Jahren seitdem naturgemäß älter, aber nicht wirklich schlechter geworden, sondern es sind die anderen, häufig jüngeren Konkurrenten, zum Teil auch auf neueren Geräten unterwegs, etwas besser geworden – immerhin ein kleiner Trost… |