Vorbemerkungen: Im Anschluss an den letztjährigen Endlauf in Hockenheim wurden in der vorliegenden Kolumne unter dem Titel „Am Ende der Saison (2.Teil)“ einmal mehr die unterschiedlichen Prinzipien der Auswertung unserer Läufe
- für die Tages- und Jahresklassenwertung sowie
- für die DHM-Wertung
dargelegt. Insbesondere wurde auf die Probleme hingewiesen, die sich ergeben, wenn beispielsweise die „antiken“ Klassen zum Teil nicht auf denselben Strecken fahren wie die „modernen“. Die grundlegenden Prinzipien der DHM-Wertung verlangen unabdingbar die GLEICHE ZAHL AN LÄUFEN FÜR ALLE KLASSEN. Wenn aber auf einer bestimmten Strecke, aus welchen Gründen auch immer, bestimmte Klassen nicht antreten können, muss dafür ein Ersatz auf anderen Strecken gesucht werden, um genau dieses Ziel der gleichen Zahl von Läufen für alle Klassen sicher zu stellen. Im Jahr 2015 wurden im Hinblick darauf für die DHM die modernen Klassen bei der „Historic Trophy“ am Nürburgring gewertet, für die antiken Klassen dagegen die Ergebnisse von Hockenheim. Logische Voraussetzung für ein solches Vorgehen und die damit verbundenen Konsequenzen ist aber, dass die einander kompensierenden Strecken (in 2015 also: Nürburgring und Hockenheim) zu denselben mittleren Differenz-Zeiten führen, und zwar in *jeder* Klasse.
Das ist keinesfalls selbstverständlich, denn die Strecken sind von unterschiedlicher Länge und Beschaffenheit, und es mag sehr wohl sein, dass eine der Strecken im Durchschnitt zu niedrigeren Differenz-Zeit-Werten führt. Eine Strecke mit durchschnittlich niedrigeren Werten würde somit jene Klassen in der DHM-Wertung begünstigen (und damit unfair gegenüber den anderen Klassen sein), die auf ihr antreten.
Für 2015 hatte sich im Vergleich von „Historic Trophy“ am Nürburgring und Hockenheim ergeben, dass die modernen Klassen am Nürburgring gegenüber den antiken in Hockenheim deutlich im Vorteil waren: Die mittleren Differenz-Zeiten der in der Wertung führenden Fahrer lagen deutlich niedriger als diejenigen der „Klassiker“, dementsprechend lagen sie in der Endauswertung auch vorn - eine unübersehbare „Schieflage“ der Auswertungsprinzipien. Diese Befunde und die daraus zu ziehenden Schlussfolgerungen waren bereits in dem eingangs erwähnten Beitrag ausführlich diskutiert worden.
Allerdings besteht die besagte Problematik fort, wie nachfolgend erläutert werden soll.
Zum aktuellen Geschehen: Für 2016 waren die Verhältnisse noch komplizierter als früher, weil in diesem Jahr auf *drei* Kursen nicht *alle* Klassen starten konnten, nämlich bei der „Historic Trophy“, auf dem Sachsenring und in Schotten; die Suche nach einer geeigneten Kompensation an anderen Stellen (= Strecken) wurde dadurch noch schwieriger. Das Auswertungsblatt zum DHM-Meisterschaftsstand auf der VFV-Seite lässt nun erkennen, dass als Kompensation für die antiken Klassen in Schotten der „Badische Historic Day“ in Hockenheim vorgesehen ist und umgekehrt. (Nur am Rande: Hätte es nicht anstatt des Wort-Zwitters auch heißen können „Badischer Historischer Tag“?) Die Ergebnisse der antiken Klassen vom Sachsenring fallen für die DHM-Wertung unter den Tisch, weil für den Sachsenring kein „Ersatz“ gefunden werden konnte; sie gehen aber immerhin in die Jahres-Klassen-Wertung ein.
Der nunmehr anstehende Vergleich (auf der Basis der ersten Seite „VFV-DHM 2016…“ im Internet) ergibt nun folgendes: In der (vorläufigen) Auswertung weisen die zehn (Aller-)Besten unter den 34 gleichmäßigsten Fahrern der modernen Klassen im „Badischen Tag“ eine mittlere Differenz-Zeit von 2,11 und 2,35 für die Läufe 1 und 2 auf, die zehn (Aller-)Besten von den 34 vorläufig Gleichmäßigsten der klassischen Klassen in Schotten hingegen 5,21 und 5,39. Darüber hinaus sind von den zehn Besten in Hockenheim sieben „modern“ und nur drei „klassisch“, von den 20 Besten 14 "modern" und nur 6 „klassisch“. In ähnlicher Weise unterscheiden sich die mittleren Differenz-Zeit-Werte der 20 gelisteten Fahrer aus den "modernen" Klassen von denjenigen der 14 gelisteten Werte „klassischer“ Fahrer: 3,40 und 4,31 („modern“) und 6,51 und 7,21(„klassisch“), jeweils für die Läufe 1 und 2.
Wie in den früheren Fällen ist auch dieses Mal der angestellte Vergleich zwar numerisch möglich, aber seine inhaltliche Interpretation (also die Frage: Was genau ist für den Unterschied als Hintergrund-Faktor verantwortlich?) schwierig, denn zu den Unterschieden zwischen den Strecken (Hockenheim gg. Schotten) und Maschinen (modern gg. antik) sind hier noch die Unterschiede im Wetter hinzu gekommen, denn in Schotten goss es teilweise wie aus Kübeln, während in Hockenheim eitler Sonnenschein herrschte. Das alles ändert nichts an dem Umstand, dass für die noch ausstehende DHM-Endabrechnung bereits jetzt klar fest steht, dass - völlig ungeachtet davon, wer schließlich Erster sein wird - die modernen Klassen *generell* klar bevorteilt werden.
Angestoßen durch eine Bemerkung von Klaus Wittigayer stellt sich jenseits dieses Problems die Frage, ob die dargelegte Bevorzugung der modernen Klassen auch bei anderen Vergleichen besteht. Dieses lässt sich am vorliegenden Material wenigstens in einer ersten Näherung überprüfen: In Metz und Schleiz sind in den jeweiligen Läufen 1 und 2 alle Klassen am Start gewesen. In Bezug darauf lauten die mittleren Differenz-Zeiten wie folgt (ermittelt aus Seite 1 der aktuellen VFV-DHM-Tabelle) :
Metz 1 modern 2,82, klassisch 2,2 Metz 2 „ 2,90, „ 2,2
Schleiz 1 modern 3,1, klassisch 2,4 Schleiz 2 „ 3,3, „ 3,3
Gewiss ist die Daten-Basis auch hier noch schmal, weil nur zwei Strecken miteinander verglichen werden konnten, und auch die vorläufig besten 34 Fahrer vermutlich nicht für alle anderen Solisten stehen können; das ist der Grund, weshalb nur von einer „ersten Näherung“ gesprochen werden kann. Immerhin sind zwei Effekte zu erkennen, einer zu Lasten der unterschiedlichen Strecken. Schleiz als die längere und schnellere Strecke führt zu etwas größeren Differenz-Zeit-Werten, und die klassischen Maschinen sind etwas gleichmäßiger zu bewegen als die modernen. Aber jeder dieser Effekte ist numerisch sehr viel kleiner als derjenige aus dem obigen Vergleich zwischen Badischer Tag/modern gg. Schotten/klassisch (wozu auch noch die unterschiedlichen Witterungsbedingungen kommen).
Die Frage, die sich im Hinblick auf die gravierenden Unterschiede zwischen Badischer Tag/modern und Schotten/klassisch stellt, geht dahin, ob das so bleiben muss oder eine gewisse Optimierung (oder je nach Sichtweise auch: Schadensbegrenzung) vorstellbar ist.
Um die Schiefe und Unfairness dieses Verfahrens aufzuheben, gäbe es im Wesentlichen zwei Möglichkeiten:
A.) Änderung der DHM-Wertungs-Modalitäten (ungeachtet ihrer immanenten und überzeugenden Logik) im Sinne der Jahres-Klassen-Wertung (das wäre allenfalls für die Zukunft eine Denkmöglichkeit, aber nicht rückwirkend zu empfehlen)
oder
B.) Streichung der Ergebnisse vom Badischen Tag und Schotten für die DHM-Wertung 2016.
Letzteres wäre gewiss bitter, weil dann mit Metz, Schleiz und Hockenheim nur noch drei Läufe in die Wertung eingingen (nachdem dieses Jahr witterungs- bzw. unfall-bedingt der Kölner Kurs und Colmar Berg bereits ausgefallen sind), aber die damit gewährleistete Fairness könnte diesen Preis rechtfertigen.
Und schließlich: Die klassischen Klassen vom Sachsenring sind ja auch für die DHM-Wertung gestrichen worden.
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