Moto-GL-Kaleidoskop Beobachtungen und Notizen aus dem Fahrerlager und von der Strecke |
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„Heiße Luft“ in Metz (2017) | |||
Zum Rahmen: Die Überschrift steht für zwei Dinge: Zum einen bescherte das Wetter endlich einmal dieses Jahr während der beiden Wettbewerbstage keinen Regen. Zwar wehte mitunter ein etwas böiger Wind, und der Himmel war häufig voller dunkler Wolken, die sich in der Umgebung auch abregneten, aber am Circuit de Chambley blieb es trocken, abgesehen nur von einem kurzen Schauer, der zu Beginn des ersten Wertungslaufs von J+K+V die Strecke benetzte. Auch war es angenehm warm. Zum anderen und überaus spektakulär stiegen am Freitag Abend im Süd-Westen des Fahrerlagers mehr als hundert Heißluft-Ballons auf und zogen nach Osten, direkt über das Fahrerlager und die Köpfe der ergriffen staunenden Zuschauer hinweg. Dem Vernehmen nach war die Aktion Teil eines Rekord-Versuches, der einen Eintrag ins Guinness-Buch erbringen sollte. Es war ein farbenprächtiges, fantastisches Bild, die Stimmung erhaben, stilles Schweben, hin und wieder nur unterbrochen durch das Fauchen angeworfener Brenner, um die Höhe zu korrigieren. Waren schon im vergangenen Jahr die Flugkünste von Kampfjets eine atemberaubende Schau, so wurde diese nunmehr übertroffen durch das majestätische Gleiten („Fahren“) der Ballons. Diese landeten in einiger Entfernung vom Fahrerlager und mussten bei einbrechender Dunkelheit von ihren Helfern, der Natur der Sache entsprechend, wieder „eingesammelt“ werden – das führte auf den Straßen und Dörfern der Umgebung zu einem gewaltigen Verkehrsaufkommen. Das Fahrerlager hat in den vergangenen Jahren eine zunehmende Aufhübschung erlebt. Dazu gehört, dass die zentrale Innen-Fläche zunehmend ergrünt ist. Die sanitären Anlagen wurden um eine ganze Batterie von Dixie-Häuschen ergänzt – sehr erfreulich; gleichwohl sollten einmal die Eigner/Versorger überlegen, wie diese Klos deutlich aufgebessert werden könnten dadurch, dass über den Haufen der Exkremente eine Art Zwischenwand eingebaut werden könnte. Na ja, kommt vielleicht einmal. Überaus angenehm auch die mittige Wasser-Station mit vielen Anschlüssen, an denen man sich waschen oder das Geschirr spülen konnte. Die Einfahrt ins Fahrerlager war laut Nennungsbestätigung ab 16 Uhr möglich. Wer früher kam, musste 10 Euro entrichten. Auf Grund der sprachlichen Unterschiede zwischen dem „Controlleur“ an der Pforte und den Ankömmlingen war nicht immer zweifelsfrei festzustellen, wofür dieser Betrag fällig war, doch schließlich stellte sich heraus, dass dieser für die vorzeitige Nutzung der gesamten Infrastruktur zu entrichten war. Also: Wer durch frühzeitiges Ankommen einen besonderen oder besseren oder einfach „gewünschten“ Standplatz beziehen wollte, musste dafür zusätzlich einen Preis entrichten. Unter rein marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten lässt sich das vertreten – aber soll das ein Modell auch für andere Strecken sein? Die kulinarische Versorgung durch den Kiosk vor Ort war nach dem umfassenden Angebot im Festzelt von Schleiz natürlich ein Schock – und für Frankreich schlicht ungewohnt. Das Fleisch in den „American Burgers“ schmeckte richtig nach nichts; zudem war die Schlange der Anstehenden fast immer um die zwanzig Minuten lang. Generell: Der zeitliche Ablauf konnte *ohne jede Lautsprecher-Anlage* trotz einiger unfall-bedingter Verzögerungen störungsfrei über die Runden gebracht werden; die Mittagsruhen am Samstag und Sonntag wurden korrekt eingehalten und sie verliehen der Veranstaltung eine gewisse Unaufgeregtheit. Zeitnahme-Kuriositäten: In einer Klasse geschah es, dass ein Fahrer im Pflicht-Training mehrere Runden – sagen wir – um die 2:04 min gefahren war, aber die letzte dann um 1:38, was ihm die Pole eingebracht hatte. Ein derartiger Sprung ist natürlich gewaltig und kaum vorstellbar. Konkret erklärte er sich daraus, dass zur Vermeidung einer Kollision mit einem Konkurrenten die Piste kurzzeitig verlassen werden musste, woraus sich eine Abkürzung mit entsprechend schnellerer Zeit ergab. Ein Protest, so wissen wir, gegen die Zeitnahme ist unzulässig (und wäre im vorliegenden Fall schon deshalb abwegig gewesen, weil für die Pole vielleicht schon die 2:04-Zeiten gereicht hätten). Aber darum geht es nicht, sondern es geht darum, ob nicht ein gewisser Raum für Plausibilitäts-Prüfungen für Ausreißer-Werte eingeräumt werden sollte. Daran schließt sich ein anderer Fall an: In einer anderen Klasse wurde ein Fahrer am Vorstart als Erster rausgelassen, versehentlich, denn unmittelbar danach stellte sich heraus, dass noch der Lumpen-Sammler auf der Strecke war. Also Order an den Strecken-Posten: “Rote Flagge für diesen Fahrer, anhalten!“ Erst als später das *gesamte* Feld dann an ihm vorbei gebraust war, durfte er ebenfalls in das Geschehen eingreifen. Freilich kam es dann in der angesagten Eile zu einem Sturz; mit Hilfe der Strecken-Posten wurden Fahrer und Maschine ins Fahrerlager geleitet; dort Zurechtbiegen einiger verbogener Extremitäten unter den Augen von und im Disput mit der Technischen Abnahme und zurück auf die Strecke, es war die letzte Runde, deshalb *kein* DNF, zwar mit einem riesigen Packen von Differenzzeit-Punkten (denn die Uhr war ja weiter gelaufen) und Letzter, aber in der Wertung, und angesichts von etwa nur einem knappen Dutzend von Mitbewerbern mit Punkten für die Meisterschaft – eine kuriose Begebenheit deshalb, weil ja einige Runden „zwischendrin“ fehlten, die üblicherweise zur Ermittlung der Differenzzeit-Werte relativ zur Referenz-Runde erforderlich sind. Ein Held: In Klasse U ging ein Fahrer mit einer CZ 250SP aus 1983 an den Start, einer modifizierten Moto-Cross-Maschine. Joachim Rentsch aus Gera, dem Vernehmen nach durch eine Behinderung am Bein beeinträchtigt, bewegte das extrem hohe und dadurch kurios anmutende Gerät äußerst beherzt und hielt im Mittelfeld gut mit. Beim Abbremsen nickte die Maschine jeweils tief ein, und in den Kurven war bei gleichem Schräglagen-Winkel wie bei Fahrern niedriger Maschinen der Bogen-Weg, den der Oberkörper zurücklegen musste, natürlich viel größer – alle Achtung! Zu den National-Hymnen: Hier soll nicht erneut darüber räsoniert werden, ob unsere Veranstaltungen das Abspielen der Hymnen erlauben, nahelegen oder gar gebieten. In Metz wurden jeweils vorab für die Erstplatzierten aus der Schweiz und aus Deutschland die beiden National-Hymnen aufgelegt. Als dann aber schweizerische Fahrer in den Läufen des VFV erste Plätze belegten, wurde deren Hymne erneut abgespielt – das war für viele unverständlich, zumal streng genommen das dann auch für deutsche Erst-Platzierte hätten gelten müssen. Na ja, alles halb so schlimm, wie ja auch die Bekleidung von einigen der Geehrten diskussionswürdig gewesen sein mag.. |
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Text: Amelang; Fotos: Leger (Roland: wie immer Herzlichen Dank!), Amelang | |||
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